Regierungskritische Demonstranten in Tiflis, 11.12.2024 / picture alliance

Der Machtkampf in Georgien - Das georgische Kaleidoskop und die Patrone

Wer den Machtkampf in Tiflis verstehen will, muss sich wenig mit politischen Ideen befassen. Sondern wissen, dass georgische Politik ein Freistilringen ist, und seine Gesellschaft auf Netzwerken und Patronage beruht.

Autoreninfo

Philipp Ammon ist Historiker und Kaukasiologe. 2020 erschien sein Buch „Georgien zwischen Eigenstaatlichkeit und russischer Okkupation: Die Wurzeln des Konflikts vom 18. Jahrhundert bis 1924“ im Verlag Vittorio Klostermann. Im Gans Verlag erscheinen nun der Reiseessay „Tuschetiens Wolken und Karthlis Untergang“ und die europäische Elegie „Die schöne Zeit“.

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In den Nachrichten deutscher Medien erscheint der Konflikt in Georgien zwischen der Regierung und der auf den Straßen protestierenden Opposition in erster Linie als einer zwischen autoritär-russlandfreundlichen und demokratisch-westlichen Pro-EU-Positionen. Aber in der georgischen Politik sind politische Ideen in Wirklichkeit nichts, Hausmacht dagegen ist alles. Und der Widerruf vormaliger Bekenntnisse und Seitenwechsel ist Mittel zur Mehrung der Hausmacht. 

Zur Veranschazlichung eine Episode von 2002: Der damalige Präsident Eduard Schewardnadse konnte den Bodenplan, das Konzept des deutschen UNO-Diplomaten Dieter Boden zur Reintegration Abchasiens in eine georgische Konföderation, nicht umsetzen. Denn er hatte Georgien zwar wiedervereinigt, aber gleichzeitig die georgischen Vertriebenen durch Zugeständnisse an Abchasien gegen sich aufgebracht und dadurch seine Hausmacht gefährdet. Im Folgejahr 2003 trat Schewardnadse wiederum zurück, nachdem ihm von den Rosenrevolutionären die Sicherheit und der Besitz seiner Familie zugesagt wurde. 

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Enka Hein | Sa., 14. Dezember 2024 - 15:13

....und dieser tritt auch im vergrünten D immer häufiger zu Tage.
Die ganzen linksgrünen NGOs haben dann auch ihren Patroni.
Ich wusste es schon immer, seit Merkel sind wir zu einer Band Republik verkommen und linksgrün hat es zielstrebig weitergeführt.
Und Merzel vollendet es vollends mit den Grünen.
Es gibt immer wieder Berichte aus oder über das Ausland, die einem zeigen das wir hier genauso "gut" sind.

Sven G. | Sa., 14. Dezember 2024 - 15:59

34.000 westfinanzierte NGOs.
Davon ca. 23.000 aktiv 2024.
Im Schnitt umfasst eine Orts-NGO ca. 10 Personen.

Bei 3,7 Millionen Einwohner!
Der Alterspyramide entsprechend - herausgerechnet - wäre gefühlt jeder 3. Junge Georgier alimentiert und kuratiert durch eine Organisation aus dem Westen.

Was sagt das über den Charakter der sogenannten demokratischen Unruhen aus? Was sagt das über die Souveränität Georgiens aus?

Die Präsidentin ist auch französische Staatsbürgerin und wurde in transatlantischen Denkfabriken geschult. Usw.

Warum muss ich gerade an die Ukraine, Moldau und Rumänien denken?

Die Gut und Böse Projektionen des Autors folgen einer geframten Linie, die sich aus seiner Vita erklären lässt. Die hier aber nicht kundgetan wird? Warum?

PS. Der Autor verschweigt in der Kurzvita, dass er Fellower Researcher einer transatlantischen Denkfabrik - mit Militär- und Geheimdienstschwerpunkt - in Kanada ist. Da ist die Haltung mit implementiert - oder täuscht mich hier die „Logik“?

Thomas Hechinger | Sa., 14. Dezember 2024 - 16:58

Vielen Dank für diesen Einblick in die georgischen Verhältnisse. Das habe ich so noch nie wo gelesen. Es ist eben ein Fehler, die Mechanismen, die unsere westlichen Demokratien bestimmen, auf andere Gesellschaften zu übertragen. Nur weil eine Vertretung Parlament heißt oder eine Vereinigung Partei, ob nun sozialistisch, liberal, konservativ oder sonst was, müssen diese politischen Organe noch lange nicht unseren gleichlautenden Organen entsprechen.
Ich glaube, ich muß diesen Artikel noch ein paarmal lesen, denn so ganz bin ich noch nicht durchgestiegen. Ich frage mich allerdings schon jetzt, wie in einem solchen System ein geordneter Wechsel von einem Machthaber zu einem andern gelingen kann. Geht das überhaupt? Oder haben Machtwechsel in Georgien immer die Gestalt von Volksaufständen oder Revolutionen?

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