Der neue Chef der Hamas Ismail Haniyya bei einer Rede
Neues Papier, neuer Chef Ismail Haniyya: Aber wie glaubwürdig sind die Friedensbemühungen der Hamas? / picture alliance

Hamas-Papier - Neue Fassade, altes Haus

Die Palästinenser-Organisation Hamas hat ein Papier veröffentlicht, in dem viele einen wichtigen Schritt zur Befriedung des Nahost-Konflikts sehen. Der Historiker Michael Wolffssohn hat sich den Text genau angeschaut und kommt zu einem anderen Schluss

Autoreninfo

Michael Wolffsohn ist Historiker, Hochschullehrer des Jahres 2017 und Autor der Bücher „Wem gehört das Heilige Land?“, „Israel“, „Zum Weltfrieden“ und „Deutschjüdische Glückskinder, Eine Weltgeschichte meiner Familie“. 

So erreichen Sie Michael Wolffsohn:

Frieden in Nahost, Frieden für Palästina und Israel? Sogar zwischen der islamistischen Hamas und dem jüdisch-zionistischen Staat? Ist das Ende des bald 140-jährigen Krieges zwischen beiden Seiten in Sicht? Der großsprecherische US-Präsident ist überzeugt, auf diesem Gebiet bald „liefern“ zu können, ohne auch nur ein Stichwort dazu mitgeteilt zu haben. Das bleibt abzuwarten.

Manche, sogar einige westeuropäische Diplomaten, setzen eher auf die am 1. Mai offiziell verkündete neue Charta der bisher nur als Terrororganisation bezeichneten Hamas. Sie sehen so etwas wie Licht am Terror-Tunnel, also das Ende des Hamas-Terrors und meinen, der neuen Charta einen Strategiewechsel entnehmen zu können. Ist hier der Wunsch Vater des Gedankens? Das amtliche Israel sieht in der Charta eine taktische Variante, eine Pinselsanierung des Hamas-Hauses. Neue Fassade, altes Haus. Also Terror und Israels Auslöschung als „Endlösung“. Was stimmt?

Offizielle Programme politischer Akteure sind selbst in Demokratien wahrlich nicht wortwörtlich zu verstehen. Schon gar nicht im operativen Sinne. Doch bezüglich der Substanz, des Grundsätzlichen sind sie durchaus aussagekräftig. Gleiches gilt für die alte und neue Hamas-Charta. Verzichten wir auf den Alt-neu-Vergleich. Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche.

Historische Grundlagen stimmen nicht

Die Präambel besagt, Palästina sei das Land des arabisch-palästinensischen Volkes. Hier sei dessen Ursprung.

Tatsächlich ist das falsch. Die Vorfahren der Palästinenser waren, so die bisherige Lesart der Palästinenser-Historiografie, die aus dem Alten Testament bekannten Philister. Daher der Name „Palästina“. Die Philister sind weitgehend identisch mit den sogenannten Seevölkern. Diese kamen um 1200 v. Chr. vom Balkan in den Vorderen Orient. Allerdings war und ist der Balkan kein Teil der Arabischen Welt. Ergo: entweder Philister oder Araber oder im Laufe der Zeit Vermischungen. Das Historische der Hamas-Charta wackelt.

Palästina sei ein vom „rassistischen, unmenschlichen und kolonialistischen zionistischen Projekt“ geraubtes Land. Rassistisch ist vieles, und der Konflikt zwischen Arabern und Zionisten ist brutal. Nur rassistisch war und ist er nicht. Rasse war nie ein Thema. Nation sehr wohl. Aber der Begriff ist wortwörtlich ein Schlagwort: Der Gegner soll zumindest und zuerst verbal geschlagen werden.

Palästina sei „die Seele der Humanität“. Ja, das wäre schön. Man schaue auf und in den Gazastreifen, wo die Hamas seit 2007 herrscht.

Jordanien muss einbezogen werden

Artikel 1 nennt den Bezugspunkt der Hamas: den Islam. Das ist legitim, entspricht jedoch nicht genau demokratischen Prinzipien und schon gar nicht der Trennung von Religion und Politik. Nicht-Muslime sind a priori Bürger zweiter Klasse.

Artikel 2 definiert die Landesgrenzen. Sie reichen vom Jordan zum Mittelmeer auf der Ost-West-Achse und von Rosch Hanikra im Norden bis Umm Al-Rashrash, also Eilat am Roten Meer im Süden des heutigen Israel. Im Klartext: Westjordanland plus Israel plus Gazastreifen.

Das ist historisch sowie demografisch bemerkenswert, denn ursprünglich gehörte auch das Ostjordanland, das jetzige Königreich Jordanien, zu Palästina, zumindest seit 1920 zum Mandatsgebiet, das dann der Völkerbund Großbritannien zur Treuhandschaft überließ. Rund drei Viertel der heutigen Staatsbürger Jordaniens sind Palästinenser.

Das bedeutet: Historisch und demografisch gehört Jordanien zu Palästina. 1970 war die PLO drauf und dran, die Macht in Jordanien militärisch zu ergreifen und in Palästina 1 umzuwandeln. Davon ist heute nicht die Rede. Und morgen? Angesichts der Demografie kommt dieses Thema sicher wieder auf die Tagesordnung. Es bleibt in der Charta aber aus taktischen Gründen unerwähnt.

Daraus folgt wiederum: Wer den Konflikt Israel-Palästina lösen will, muss Jordanien so oder anders mit einbeziehen.

Einmal Flüchtling, immer Flüchtling

Artikel 3 bestimmt, dass Palästina ein arabisch-islamisches Land sei. Unwillkürlich fragt man sich, was dort das Los von Nicht-Arabern und Nicht-Muslimen sei.

Artikel 4 ist besonders für „Volksdeutsche“ und deutsche Territorial-Revisionisten ebenso aufschlussreich wie ermutigend: Palästinenser seien Araber, die bis 1947 in Palästina lebten, unabhängig davon, ob sie von dort vertrieben wurden oder blieben. Hinzukommt – unabhängig davon, ob innerhalb oder außerhalb Palästinas nach 1947 geboren – jede Person mit einem arabisch-palästinensischen Vater. Auf Deutsche bezogen würde das bedeuten, dass die zwölf Millionen am Ende des Zweiten Weltkrieges Vertriebenen – ausgehend von Hamasvorstellungen – das Rückkehrrecht nach Polen, Tschechien und so weiter hätten. Europas Fundament würde krachen. Und in Nahost?

Artikel 5 bestimmt, dass die palästinensische Identität zeitlich unbegrenzt sei und von Generation zu Generation reiche. Eine zweite Staatsbürgerschaft ändere nichts an der palästinensischen Nationalität. Auf deutsche Flüchtlinge übertragen: Einmal Flüchtling, immer Flüchtling. Sollte Erika Steinbach Ururenkel haben, so gelten diese als Flüchtlinge.

Juden bleiben unerwähnt

Palästina sei das Herz der arabischen und islamischen Gemeinschaft, verkündet Artikel 7. Das ist sowohl theologisch als auch historisch innerislamisch und innerarabisch revolutionär. Bislang galt die arabische Halbinsel mit Mekka und Medina als Herz jener Doppel-Gemeinschaft.

Von einer religiösen oder historischen (Ver-)Bindung der Juden zu diesem Land kein Wort. Freundlicheres verkündet Artikel 7 für Christen: Palästina sei auch der Geburtsort von Jesus Christus. Von Jesus als Christus, also Messias, ist die Rede. Hier wird entweder islamisch-theologische Unkenntnis sichtbar – Jesus gilt im Islam als Prophet und nicht als Messias – oder Taktik, nämlich: Sympathiewerbung im christlichen Teil der Welt. Freilich auf Kosten der Juden, die, wie gesagt, unerwähnt bleiben. 

Dass Palästina immer ein Modell der Koexistenz, Toleranz und zivilisatorischen Erneuerung war, erfahren wir in Artikel 8. Die historische Erfahrung sieht anders aus. Leider. Noch eine Phrase mehr also.

Jerusalem, Hauptstadt Palästinas

In Artikel 9 wird behauptet, „der Islam“ widersetze sich allen Formen religiöser, ethnischer oder sektiererischer Extremismen und Fanatismen. Dagegen ließe sich intensiv widersprechen oder darüber diskutieren. Aus der Hamas-Feder aber erinnert das an George Orwells „1984“: Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke. Hier setzt Hamas eindeutig auf die Unwissenheit der Außenwelt und will die Leser für dumm verkaufen.

Artikel 10 ist Jerusalem gewidmet, der „Hauptstadt Palästinas“. Ganz offensichtlich ist ganz Jerusalem gemeint, denn von einem israelischen West-Jerusalem ist nichts zu finden. Die heiligen Stätten des Islam und Christentums „gehören ausschließlich dem palästinensischen Volk und der arabisch-islamischen Gemeinschaft“. Auf keinen Stein Jerusalems kann verzichtet, keiner aufgegeben werden. Das schwächt das Werben um Christen ab. Gibt es in Jerusalem auch heilige Stätten der Juden? Das erfahren Leser der Charta nicht. 

In Artikel 11 wird einmal mehr das Märchen von den „Versuchen der Besatzer“ erzählt, diese wollten die Al-Aqsa-Moschee „judaisieren“. Das Judentum aber ist eine nicht-missionierende Religion.

Der Versuch, über Judenhass hinwegzutäuschen?

Vertriebene „Volksdeutsche“ sowie ihre geschichtsrevisionistischen Nachfahren lesen sicher auch Artikel 12 und 13 noch lieber als Artikel 5. Das Rückkehrrecht der 1948 und 1967 vertriebenen Palästinenser sei, so Artikel 12, unverzichtbar. Folglich widersetzt sich die Hamas in Artikel 13 der dauerhaften Niederlassung von Palästinensern außerhalb Palästinas. Das bedeutet: Heute und morgen sollen die meisten Palästinenser weiter im Elend leben, damit ihre Nachfahren über- oder überübermorgen nach Israel zurückkehren. Was das bedeuten würde, muss man nicht erklären.

Die Artikel 14 bis 17 sind dem „zionistischen Projekt“ gewidmet. Die bekannten Schlagworte werden wiederholt. Bemerkenswert ist Artikel 16: „die Hamas versichert, es trage mit dem zionistischen Projekt einen Konflikt aus, nicht mit den Juden wegen ihrer Religion. Diese Feststellung gleicht einer theologischen Selbstenttarnung der Hamas. Im Klartext: Die Hamas ist islamisch-judentheologisch entweder ahnungslos oder will Unkundige einmal mehr täuschen. Der Koran sowie andere heilige Schriften des Islam sind voller Hass gegenüber Juden und erzählen ebenso freimütig wie offen sogar von Massakern. Der Prophet Mohammed hat diese Tradition begründet, und das berichten uns jene islamischen Schriften. 

Israel wird das Existenzrecht aberkannt

Über Israels Besatzung und „politische Lösungen“ informieren die Artikel 18 bis 23. „Null und nichtig“ sei, so Artikel 18, völkerrechtlich längst Gültiges wie das Völkerbundsmandat nach dem Ersten Weltkrieg, die von der UNO-Vollversammlung am 29. November 1947 beschlossene Teilung Palästinas in einen jüdisch-zionistischen sowie einen palästinensisch-arabischen Staat. Die Gründung „Israels“ (man beachte die Anführungszeichen) sei „total illegal“. Folglich verlangt Artikel 19, dass die Legitimität der „zionistischen Einheit“ nicht anerkannt werde. Israel wird auch im siebzigsten Jahr der Staatsgründung das Existenzrecht aberkannt. 

Artikel 20 halten viele – auch in Deutschland – für ein Zeichen der Hoffnung. Zwar beharrt auch hier Hamas auf der „Befreiung von ganz Palästina“, aber akzeptiert Folgendes als „nationalen Konsens“ der Palästinenser: ein souveränes, unabhängiges Palästina in den Grenzen vom 4. Juni 1967 (also vor Israels Sieg im und der Besetzung seit dem 6-Tage-Krieg) mit Jerusalem als Hauptstadt, der Rückkehr der Flüchtlinge und Heimatlosen in ihre einstigen Heime. 

Unter Jerusalem ist ganz Jerusalem zu verstehen. Ergo: keine Rechte für Juden, denn es gäbe ja keine heiligen Stätten der Juden. Und weiter: keine Israelis, schon gar keine Hauptstadt Israels, denn Jerusalem ist Palästina. Oder ist das doch nicht so klar? Immerhin gehörte das jüdisch-israelische West-Jerusalem schon vor dem 6-Tage-Krieg zu Israel. Dieses Faktum ermöglicht tatsächlich Manövrierraum. Doch was hätte mit den ungefähr 300.000 Juden in Ost-Jerusalem und Umgebung, den „Siedlungen“, zu geschehen? Würde Israel sie zurückziehen müssen, gäbe es einen innerjüdischen Bürgerkrieg. 

Pinselsanierung des Terror-Hauses

Die Artikel 24 bis 42 beschäftigen sich mit Allgemeinheiten, die schön klingen, aber substantiell politisch nichts Neues und nur Gutes über und aus der palästinensisch-arabisch-islamischen Welt beschreiben. Höhepunkt und Abschluss zugleich ist Artikel 42: „Die Hamas verurteilt auch alle Formen des Kolonialismus, der Besatzung, Diskriminierung, Unterdrückung und Aggression in der Welt.“

Fazit: Das Terror-Haus der Hamas wurde lediglich pinselsaniert. Friedfertigkeit sieht anders aus. Wenn die Palästinenser-Führung ihrem Volk wirklich Frieden und Wohlstand verschaffen möchte, gibt es nur einen Weg: durch demonstrative, echte Friedensbereitschaft die Wählerbasis der israelischen Hardliner schwächen und damit einen Kurs-, also Koalitionswechsel zu erreichen. Dabei wäre das allgemein vorgeschlagene Modell der Zwei-Staaten-Lösung auch nicht zielführend. Nur föderative Strukturen, genauer: eine Mischung aus Staatenbund und Bundesstaat Israel-Westjordanlad-Gaza-Jordanien, kann Frieden schaffen ohne Waffen.

Glückskinder von Michael Wolffsohn

Das jüngste Buch von Michael Wolffsohn „Deutschjüdische Glückskinder, Eine Weltgeschichte meiner Familie ist kürzlich im dtv-Verlag erschienen. 440 Seiten, 26,80 Euro

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Christopher Lotz | Mo., 8. Mai 2017 - 17:06

Die genaue Lösung dieses Konfliktes kenne ich natürlich nicht. Aber ich vertraue den Juden, hier für eine Schlichtung zu sorgen.
Dieser Konflikt muss endlich beendet werden, selbst wenn Israel hier harte Hand zeigt. Die Juden sind ein kultureller und wissenschaftlicher Segen für den Nahen Osten und wenn die gesamte arabische Welt so entsetzt über den Umgang der Israelis mit den Palästinensern ist, dann sollen sie diese eben in ihre Länder aufnehmen.

Peter Euler | Di., 16. Mai 2017 - 14:06

Antwort auf von Richard Grünert

Sie sagen Punktlandung. Ich sage Mondlandung, und warum? Uns Deutschen wird seit Jahrzehnten erzählt, dass ein Deutscher politische jetzige Ereignisse niemals mit den Ereignissen, die von 1933 bis 1945 stattfanden, vergleichen darf (Einzigartigkeit). Herr Wolffsohn darf es, er nutzt es, wissend, dass man auf seine absurden Vergleiche zwischen der Vertreibung der Deutschen aus Ostdeutschland und der Vertreibung der Palästinenser aus Palästina im Zeitalter der Politischen Korrektheit als Deutscher nicht eingehen darf (Kollektivschuld).

esther scheiner | Mo., 8. Mai 2017 - 20:42

für diesen hervorragend recherchierten und formulierten Artikel. Es gelingt der Hamas tatsächlich, Israel völlig aus dem Blickwinkel des moslemischen Lesers zu streichen. Der kann nichts anderes mehr, als den verzerrenden und verfälschenden Eindruck, der beim Lesen dieses "neuen Papiers" entsteht, zu glauben. Und selbst das Rechenexempel, wie aus 1948 noch mit ungefähr gezählten 750.000 Flüchtlingen mittlerweile mehr als 5 Millionen wurden. Das ist einmalig! Doch solange selbst die UN mit ihren Untergruppen auf diesen Zahlen und Informationen beharrt, sehe ich schwarz.

Zsolt Hüter | Mo., 8. Mai 2017 - 22:11

des als Israel"kritik" getarnten Antisemitismus ist beängstigend. Wenn, wie ich im Bayerischen Radio höre, Bundespräsident Steinmeier öffentlich sagte, es komme für Deutsche Politiker "nicht in Frage, sich von der Israelischen Regierung vorschreiben zu lassen, wen man treffen dürfe" ist das ein völlig neuer, beunruhigender Tonfall. Man sollte im Detail darüber berichten, was die zwei NGOs sind und sagen, die Gabriel statt Netanjahu besucht hat. Ich bin gespannt, welche Tibetischen Organisationen oder chinakritischen Tibetische Schriftsteller Steinmeier bei seinem nächsten Besuch in Peking besuchen wird ;-)

Ingbert Jüdt | Mo., 8. Mai 2017 - 23:06

... bis auf eines: "Würde Israel [die Siedlungen] zurückziehen müssen, gäbe es einen innerjüdischen Bürgerkrieg." Das mag so sein - aber diese eine Falle hat Israel sich selbst gestellt. Der religiöse Schwanz wackelt dort schon sehr lange mit dem säkularen Hund, Aluf Benn (der Chefredakteur von Ha'aretz) hat erst kürzlich in "Foreign Affairs" "Das Ende des alten Israel" konstatiert - und war nicht bereits die Ermordung Jitzchak Rabins durch einen Juden eine religiöse Bürgerkriegserklärung? Spätestens seit damals, seitdem dieser Mord für das Milieu des Täters ohne politische Folgen geblieben ist, befindet sich die israelische Nation in der Geiselhaft ihrer eigenen religiösen Fundamentalisten. Mit welcher Lösung unterhalb ihrer Maximalforderungen wären diese Leute denn zufriedenzustellen?

Ich würde es begrüßen, auch zu diesen Fragen einen Artikel von Herrn Wolfssohn zu lesen.

Ronald Hörstmann | Di., 9. Mai 2017 - 07:23

Eine Schlange häutet sich mehrmals im Leben und am Ende bleibt sie doch immer eine Schlange. Das sagte einmal Adenauer, der Meister einfacher Worte. Stimme hiemit Christopher Lotz ausdrücklich zu.

Dieter Erkelenz | Di., 9. Mai 2017 - 07:59

Die Hamas bleibt nach wie vor eine extremistische und islamistische Terrortruppe. Das hat sie seit Jahrzehnten durch ihre brutalen Anschläge - besonders auf Zivilisten, Kidnapping und Highjacking bewiesen. Vorwand war und ist immer die "Freiheit der Palästinenser". Was darunter zu verstehen ist, demonstrieren sie mit ihrer permanenter Fehde untereinander und einer konfusen -für sie machtpolitischen - Auslegung des Islam (Koran) unter der Divise "und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich dir den Schädel ein". Diese Verbrecher repräsentieren für mich nicht die Palästinenser!!

Georg Thieme | Di., 9. Mai 2017 - 09:15

Das Problem Europas besteht doch aktuell darin, dass sich die Politik unter Druck durch die Gewalttaten muslimischer Zuwanderer auf der einen Seite und dem Druck der Bürger wegen der Migrationspolitik von muslimischen Zuwanderungen derzeit von israelischen Existenzsorgen nicht beeindruckt zeigen kann. Immerhin gibt es hier bereits Zahlen über die Bevölkerungsmehrheit von muslimischen Zuwanderungen in hiesigen Gesellschaftsschichten ohne das man dabei in allzuferne Zukunft blicken muss. Die europäische Politik wird auch den Nahost wie jedes Problem mit dem moralischen Imperativ zulasten derjenigen lösen wollen, die am wenigsten Gewaltbereitschaft erkennen lassen. Und das sind hier eben die Juden. Was erwartet man auch von Regierungsparteien, die den Forderungen von Trennung zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Schwimmbadbesuchern zunächst zugestimmt hat. Es geht Europa nicht um eine friedliche Lösung, es geht um Frieden vor islamistischem Terror, weil man keine Kraft mehr hat.

Heidemarie Heim | Di., 9. Mai 2017 - 09:20

Und wieder einmal muß ein Experte der Materie die
Menschen stoppen,die ein hoffnungsvolles Licht am Ende des Tunnels ausmachen "wollen",aber negieren,daß es genauso gut der herannahende Zug sein könnte.Ich frage mich oft,wieso Politiker so wenig Gebrauch machen von solchen Expertisen.Natürlich ist der Chor, auch der selbsternannten Spezialisten groß,aber eine professionelle Filterung sollte schon stattfinden können.Da bricht keinem eine Zacke aus der politischen Krone.Zum oben beschriebenen Konflikt und den Ausführungen von Wolffsohn,sehe
ich sehr schwarz was dessen Bewältigung betrifft.Mit jeder neuen Generation tritt eine Verschärfung ein und die Möglichkeit einer Versöhnung und damit einer Lösung in immer weitere Ferne.Ich befürchte darüber hinaus,das es
unter anderem nicht in die arabische Tradition passt,solche Ereignisse wie die Schmach des 6Tage-Krieges und Ähnliches aus ihrem Gedächtnis
zu tilgen.Das wird schon damit zur never ending story über Generationen,leider! MfG

helmut armbruster | Di., 9. Mai 2017 - 10:20

Herr Wolfsohn greift auf 3000 Jahre Geschichte zurück um die aktuelle Situation des Staates Israel zu erklären und zu rechtfertigen.
Das ist nicht hilfreich, denn 3000 Jahre sind ein bisschen mehr als 3000 Tage. Da hat sich doch einiges verändert.
Es wäre besser sich ehrlich einzugestehen, dass der israelische Staat notwendig ist um den Juden nach jahrhundertelanger Verfolgung eine Heimstatt zu geben. Und es wäre auch ehrlich einzugestehen, dass die Entstehung des Staates Israel ohne Vertreibung eben nicht möglich war. Eine großzügige Entschädigung an die Vertriebenen wäre eine Geste der Versöhnung und allemal besser als Rechtfertigungsversuche mit 3000 Jahre Geschichte. Mit der Annahme der Entschädigung würden die Vertriebenen automatisch das Existenzrecht Israels anerkennen.
Ich weiß nicht, ob diese Vorschläge wirklich zu einer Lösung führen würden, aber sie sind allemal besser als Versuche die Dinge durch längst abgestandene Geschichte zu rechtfertigen.

Ja, es ist etwas weit hergeholt die 3000 jährige Geschichte zu bemühen- aber leider unumgänglich, wenn die Gegenseite immer von historischen Rechten von einem
nichtexistierenden Volk spricht. Wenn sich die Bewohner des jordanischen Territoriums nicht mehr auf ihre nichtvorhandene Geschichte beziehen, dann werden , ganz automatisch, auch die 3000 Jahre nicht mehr erwähnt. Der Aggressor sitzt nicht in Israel, auch wenn das in Deutschland aufgrund des unbewußten Antisemitismus immer behauptet werden wird. Wir können den Juden nicht in die Augen gucken, ohne unsere bösen Taten zu sehen. Siehe Steinmeiers peinlichstes Verhalten !

und diese haben die anderen Völker, Nationen, Stämme etc. m.E. anzuerkennen, als Grundvoraussetzung für Gespräche. Aber ich würde nicht soweit gehen, die Israelis als Segen für den Nahen Osten zu bezeichnen, Israel ist gegeben. Jedoch, Vertrauen ist gut, "Kontrolle ist besser". bzw. entweder Gleichgewicht des Schreckens und also die iranische Atombombe oder Abrüstung auf beiden Seiten.
Wir Europäer neigen dazu, die jüdischen Traditionen durch die christliche Brille zu sehen, die muslimischen durch die der Aufklärung. Ich bin mittlerweile m.E. realistischer geworden, verorteter.
Seither kann ich m.E. die Deutschen besser sehen.
Die Deutschen haben eine andere Legitimation, aber ich denke, sie haben auch eine.

Paul Alexy | Di., 9. Mai 2017 - 10:27

So lange ein Volk religiöse Normen über die demokratischen setzt, ist ein Konsens nicht möglich. Israel ist ein demokratischer Staat nach westlichem Modus. Wie soll da ein Konsens mit einer totalitär bis terroristisch geprägten Bewegung zustande kommen?

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 14. Mai 2017 - 13:38

Antwort auf von Paul Alexy

Der Anspruch Israels auf die jetzt bewohnten Gebiete schien mir auch eher religiöser Art, denn demokratisch oder ist die Grundlage der Demokratie der bewaffnete Kampf und Vertreibung?
Die Grundlage der Demokratie in der Ukraine kann m.E. ebensowenig der Putsch gegen eine gesamtgewählte Regierung sein.
Sogesehen scheint mir die EU eher auf dem Weg zu islamischen, hebräischen, asiatischen oder US-amerikanischen Gepflogenheiten zu sein.
Natürlich muss es eine Zwei-Staaten-Lösung in Palästina geben.
Und es wäre schön für mich, wenn sich Europa als kultureller und ethischer Zusammenhang erhalten könnte.
Ich sehe da noch immer evtl. gravierende Unterschiede zu anderen Kulturen, auch wenn sie wie die jüdische europäisiert wurde.
Oder anders, ich halte es nicht für ausgemacht, dass die religiösen Fundamentalisten in Israel nicht siegen können.
Der Mord an Rabin war evtl. ein Auftakt.

Markus Michaelis | Di., 9. Mai 2017 - 12:02

Früher neigte ich der "links-liberalen" Mehrheitsmeinung in Deutschland zu, dass Palästinenser auf jeden Fall ein historisch gewachsenes Anrecht auf dieses Land haben, auch wenn es nicht bis auf die Seevölker zurückgeht. Dieses Anrecht schließt ja einen Staat Israel nicht aus, auch nicht das Anrecht anderer (was es kompliziert macht) - aber es ist eben ein klares Anrecht.

Die Diskussionen in D der letzten zwei Jahre lassen für mich sehr verschwimmen, welche Maßstäbe eigentlich gelten sollen. Es soll keine geburtsabhängigen Gruppenzugehörigkeiten geben. Macht es dann überhaupt Sinn von Palästinensern oder Israelis und deren Kindern zu reden? Wenn Palästinenser nach D kommen, ist es klar, dass es hier gleichberechtigte Mitbürger sein sollen - wo man geboren wurde, wer die Eltern waren, was man glaubt, ist 100% egal. Warum hat dann irgendwer Anrechte auf Palästina - mehr als irgendwer anderes auf der Welt?

Dr. Florian Bode | Di., 9. Mai 2017 - 13:03

1.: Hier wird den Ungläubigen Sand in die Augen gestreut.

2.: In Berlin wird man´s gerne lesen, gehören die Palästinenser doch zum Lieblingsklientel des linksgrünen Spektrums.

Christiane Bohm | Di., 9. Mai 2017 - 18:12

Ich weiß nur von zwei kriegen seit 48, die gingen von den arabischen Ländern aus, Israel ging beide male als Sieger daraus hervor. Welches Land gab je erobertes Gebiet zurück?

Rudolf Bosse | Do., 11. Mai 2017 - 10:22

hätte auch seine Meinung zur "Nakba" sagen können, aber dieses Wort in den Mund zu nehmen, ist im "demokratischsten Staat von Nahost" verboten.
Einige Verfasser der m. E. einseitigen Beiträge sollten mal das Buch "Von Basel nach Jerusalem" von Viktoria Waltz oder Beiträge der Evelyn Hecht-Galinski lesen.