Emmanuel Macron und Angela Merkel
Macron, Merkel: Können seine Vorschläge realisiert werden / picture alliance

Internationale Presseschau zu Emmanuel Macron - „Er verliert sich im merkelschen Treibsand“

Der Appell für einen Neubeginn der EU des französischen Präsidenten Emmanuel Macron stößt vor allem in der heimischen Presse auf Ablehnung. Die Zeitungen aus den anderen europäischen Ländern gehen freundlicher mit ihm um. Die internationalen Stimmen

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Libération (Frankreich)

„Präsident Macron hat sich direkt an die ‚Bürger Europas‘ gewandt, weil er in der EU politisch isoliert ist. Eineinhalb Jahre nach seiner programmatischen Rede in der Sorbonne kommt man nicht mehr umhin, festzustellen, dass keine einzige Regierung seine ehrgeizigen Reformprojekte unterstützt. Europa sei erlahmt und befinde sich in Gefahr, warnt der französische Staatschef. Doch der europafreundlichste Präsident seit Mitterrand muss mit ansehen, wie sich sein Elan im merkelschen Treibsand verliert.“

Le Figaro (Frankreich)

„Einige seiner Vorschläge sind bereits wiederholt gescheitert (Neugestaltung des Schengen-Raums), andere erscheinen angesichts der immensen Divergenzen zwischen den Regierungen utopisch (Verteidigungspakt oder Schutz sozialer Rechte). Wieder andere wirken fern der Alltagsrealität der Menschen (Behörde für den Schutz der Demokratie). Sein Bestreben, europäische Firmen gegenüber der Konkurrenz aus China und den USA bevorzugt zu behandeln, ist hingegen sehr wichtig. In seinem Brief lehnt Macron Beschwörungsformeln ab. Gelingt es ihm aber wirklich, sich ihnen zu entziehen? Mangels konkreter und einfach umsetzbarer Ideen bringt er eher den Wahlkampf als Europa in Schwung.“

La Repubblica (Italien)

„Macron schlägt eine ‚europäische Renaissance' vor, die sich um drei Punkte dreht: Freiheit, Schutz und Fortschritt. Gerade bei der Entwicklung der Freiheiten, auf denen die EU beruht, legt der französische Staatschef einige der innovativsten Vorschläge auf den Tisch: die Schaffung einer Agentur zum Schutz der Demokratie, das Verbot ausländischer Mittel für politische Parteien und neue Regeln zum Verbot von Hassreden und Gewalt im Netz. Es ist klar, dass Macron damit die Galaxie der Nationalisten anprangert: Marine Le Pen wurde seinerzeit beschuldigt, Mittel aus Russland erhalten zu haben. Der jüngste Skandal betrifft Matteo Salvini und seine letzte Reise nach Moskau.“

The Guardian (Großbritannien)

„Es gibt eine gewisse Art und Weise, wie manche Konservative über den Brexit reden: als ob Brüssel Großbritannien im Stich gelassen hätte. Was komisch ist, denn die Briten wollen die EU freiwillig verlassen. Dieser Ärger würde eher Sinn machen, wenn 27 EU-Staaten Großbritannien aus ihrem Klub geworfen hätten. Es braucht keine romantische Zuneigung zur EU, um solche Gefühle lächerlich zu finden. Es genügt die Fähigkeit, sich in die europäische Sichtweise hineinzuversetzen. Es ist sehr einfach, sich über Macrons grandiosen Appell für Europa lustig zu machen, aber man kann nicht bestreiten, dass der französische Präsident eine Lücke füllt.“

Nesawissimaja Gaseta (Russland)

„Macrons Initiative soll eine Antwort sein auf die Sorgen der einfachen Europäer. Alle Vorschläge sind grundsätzlich richtig. Fragt sich nur, wie sie realisiert werden.“

Sydsvenskan (Schweden)

„Es ist zu begrüßen, dass Macron die Debatte beschleunigen will. Manche seiner Vorschläge könnten die Probleme allerdings eher verschärfen statt sie zu lösen. Wie stellt er sich beispielsweise nach all dem Streit um die Migrationsfrage eine gemeinsame Asylpolitik mit identischen Regeln in allen EU-Staaten vor? Aber es ist auch zu einfach, immer nur Anklagen gen Brüssel zu richten, wenn es an Lösungen für akute Fragen fehlt. Auch wissen die Bürger oft zu wenig darüber, welche Linie eine Regierung auf EU-Ebene verfolgen will. Das Schweigen der Parteien zu europäischen Sachfragen hat seinen Preis – und auch davor hat Macron gewarnt.“

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Tomas Poth | Mi., 6. März 2019 - 15:23

versucht etwas schön zu reden was illusorisch ist. Die EU wird weiter zerbröseln bis sich die Kräfte durchsetzen die das real machbare im Blick haben und nicht das maximal wünschbare.
Das können nur die Konservativen.

Robert Müller | Mi., 6. März 2019 - 18:52

Antwort auf von Tomas Poth

Das nächste was zerbröseln wird, ist die Zusammenarbeit von DE und FR bei der Waffenproduktion. Jetzt wurde der deutsche Waffenexport nach Saudi-Arabien verlängert und das wird den Franzosen klar machen, dass sich mit DE zusammen zu tun Folgen hat. Nach Merkel wird es entweder wieder zu Schwarz-Rot oder gar zu Schwarz-Grün kommen und das heißt, es wird so weitergehen, dass Moral die deutsche Politik bestimmt. Neben der Einwanderungspolitik ist das ein weiteres Feld in dem Deutschland einen Sonderweg geht. Offensichtlich ist das Maximum der Zusammenarbeit in der EU längst erreicht und es geht eher Rückwärts als Vorwärts. Der Brexit und die Eurokrisen waren Folgen von zu viel Zusammenarbeit. Die Europäer sind zu unterschiedlich als das man sie gleich machen könnte. Wenn das nicht die Politik berücksichtigt, wird der Zerfall der EU weiter gehen.

Gerhard Lenz | Fr., 8. März 2019 - 10:19

Antwort auf von Tomas Poth

Etwa diejenigen der EVP, die durchaus auch eine politische Union wollen, die Europa durchaus vertiefen und weiterentwickeln wollen, wenn auch gemächlicher als Sozialdemokraten, Liberale oder Grüne? Die Europäische Union hatte einen großen konservativen Fürsprecher: Helmut Kohl.

Oder meinen Sie die Kräfte, die "konservativ" eher im Sinne von "Rückbau" interpretieren, also gar nicht "bewahren" sondern "zerstören" und im Grunde gar keine EU wollen, sondern höchstens eine relative lose wirtschaftliche Zusammenarbeit, begleitet von einem halbjährlichen Kaffeklatsch der europäischen Staatenlenker?
Die diese politische Ruine dann den Bürgern als "Europa der Nationen" unterjubeln wollen? Die gleichen angeblich "konservativen" Kräfte, die für den Fall, dass sie nicht die Trümmer-EG nach eigenem Gusto bekommen, mit dem DEXIT drohen?

Das sind keine Konservativen.

Bernd Eifländer | Mi., 6. März 2019 - 16:29

Hört sich irgendwie an, wie Europa first. Von Trump lernen heißt siegen lernen. Gegen China hat er sich jetzt auch durchgesetzt.....macht alles richtig der Donald. ( oder wie man ihn in Deutschland nennt, die Kanalratte )

Gerhard Lenz | Do., 7. März 2019 - 09:51

Antwort auf von Bernd Eifländer

...auch in Deutschland. Und auch da stand - in der Propaganda - das eigene Land ganz vorne.

Solche Phrasendrescherei geht natürlich im 21. Jahrhundert an der Realität vorbei. Nostaligisch-nationalistische Kleinstaaterei hat keine Zukunft.

Gegen Grossmächte wie die USA, Russland oder China eignen sich Länder wie Deutschland, Frankreich oder auch Grossbritannien höchstens noch als folgsame Spielbälle anderswo formulierter Interessen, gleich wie - mehr oder weniger - "erfolgreich" die Vergangenheit auch gewesen sein mag.

Es ist immer wichtig, was intern dabei herauskommt.
Besser ein Kleinstaat, der zumindest innerhalb seiner Grenzen noch Schwerpunkte setzen kann, als ein nicht steuerbarer Mega-Staat (oder als was immer die EU sich da betrachtet) ....