Film der Woche: „Planet der Affen: New Kingdom“ : Affen sind auch nur Menschen Wes Ball enttäuscht mit seinem Sci-Fi-Spektakel „Planet der Affen: New Kingdom“. Trotz technischer Virtuosität kann die mittlerweile zehnte Verfilmung von Pierre Boulles Roman aus dem Jahr 1963 nicht überzeugen: ein flacher Plot, banale Botschaften und eindimensionale Charaktere. VON URSULA KÄHLER
David Leitchs Film „The Fall Guy“ : So geht neue Männlichkeit Mit „The Fall Guy“ gelingt David Leitch eine zeitgemäße Adaption der populären TV-Serie „Ein Colt für alle Fälle“. Gekonnt verbindet Leitch Actionkomödie und Liebesgeschichte – und zeigt nebenbei: Es gibt eine moderne Männlichkeit jenseits von Retro-Mief und wokem Genderdiskurs. VON URSULA KÄHLER
Alex Garlands Film „Civil War“ : Meditation über das Grauen Der Actionfilm „Civil War“ zeigt ein Amerika, in dem sich die Armee und extremistische Gruppierungen blutig bekämpfen. Er ist jedoch kein politisches Manifest – vielmehr eine Art filmische Meditation über die Macht und Authentizität der Bilder, über ihre Wahrhaftigkeit und Verführungskraft. VON URSULA KÄHLER
Vor 100 Jahren wurde Marlon Brando geboren : Superstar, Egomane, Avantgardist der Popkultur Mit seinem Schauspiel hat Marlon Brando nicht nur ganze Generationen von Kollegen geprägt, sondern auch die westliche Alltagskultur. Denn die Zerrissenheit und Zwiespältigkeit, die er symbolisierte und lebte, spiegelte die Zerrissenheit und Zwiespältigkeit unserer Zivilisation. VON ALEXANDER GRAU
Oscar-Preisträger „The Zone of Interest“ : Das Grauen im Schleier Der Film „The Zone of Interest“ hat den Oscar für den besten internationalen Film gewonnen. Hochverdient, weil er sehr intelligent, aber ohne Kitsch die Schrecken des Holocaust erzählt. VON ALEXANDRE KINTZINGER
Sandra Hüller : Das Chamäleon Endlich hat Deutschland mit Sandra Hüller einen internationalen Filmstar. In den Kinos ist sie seit dieser Woche im bedrückenden Drama „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer zu sehen. Dort spielt Hüller die Gattin des KZ-Kommandanten Rudolf Höß. VON DIETER OSSWALD
Ridley Scotts „Napoleon“ : Dieser Film ist ein Desaster Ridley Scotts „Napoleon“ häuft nicht nur zahllose historische Fehler an. Scott hat auch kein Gespür für seine Hauptperson. Von dem Charisma, der Intelligenz und Brillanz Napoleons keine Spur. Und auch filmisch funktioniert dieses Epos nicht, da es das Leben Napoleons in lose Fragmente zerhackt. VON ALEXANDER GRAU
Gespräch über Film und Gesellschaft : „Die Ambitionslosigkeit kennt in Deutschland keine Grenzen“ Der Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt spricht über Blockbusterkino, den Einsatz von KI, die Probleme deutscher Filme, Ideologie, Identitätspolitik und Empörungskultur, die Macht der sozialen Medien und warum es schlecht um die Hochkultur steht. INTERVIEW MIT WOLFGANG M. SCHMITT
60 Jahre „Die Vögel“ : Der Film zu unserer Gegenwart Im Herbst 1963 kam Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ in die Kinos. Ein Film von bedrückender Aktualität. Denn er ist eine geniale Studie über unseren Umgang mit Katastrophen. Angesichts der schweigenden Bedrohung versagt unsere kommunikative Vernunft. KOLUMNE: GRAUZONE
Oppenheimer und die Bombe : Die Arbeiter des Teufels Mit seinem Film „Oppenheimer“ hat Christopher Nolan die Debatte um die Atombombe in die Gesellschaft zurückgebracht. Begriffen haben wir sie bis heute nicht. Das „Manhattan-Projekt“ ist die Quintessenz der modernen Naturwissenschaften. VON JOCHEN KIRCHHOFF
Premiere von Christopher Nolans „Oppenheimer“ : Mahnung an Silicon Valley Das heute in den deutschen Kinos anlaufende Drei-Stunden-Epos „Oppenheimer“ von Christopher Nolan über den Leiter des für den Bau der ersten Atombombe verantwortlichen Wissenschaftlerteams ist auch ein Menetekel für die Gegenwart. Wie umgehen mit Künstlicher Intelligenz? VON RONALD D. GERSTE
Rückkehr der Berlinale : „Neues startet mit frischem Blut“ Nach einer Corona-Pause findet ab 16. Februar wieder die Berlinale statt. Im Interview sprechen Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek und der künstlerische Leiter Carlo Chatrian über die diesjährige Film-Auswahl, politisches Kino und erklären, warum sie nichts von Quoten halten. INTERVIEW MIT MARIËTTE RISSENBEEK UND CARLO CHATRIAN
Weinstein-Film „She Said“ : „Er nahm mir die Stimme“ Er missbrauchte, vergewaltigte und verleumdete. Und Hollywood schwieg zu den Taten des einst so mächtigen Produzenten Harvey Weinstein. Nun hat die deutsche Regisseurin Maria Schrader mit „She Said“ einen bewegenden Film über die Enthüllungen zweier Journalistinnen gemacht, die den Weinstein-Skandal aufdeckten – und kann dafür auf einen Oscar hoffen. VON ULRIKE MOSER
Zum Tod Jean-Luc Godards : Was wird das Kino ohne ihn sein? Zu schreiben, Jean-Luc Godard sei eine „Ikone der Nouvelle Vague“ gewesen, wird ihm nicht gerecht. Der nun Verstorbene war ein Suchender, der mit allen Sinnen sah und mit den Händen dachte. Ein Nachruf auf einen der prägendsten Regisseure der Filmgeschichte. VON JENS HINRICHSEN
70 Jahre „High Noon“ : Hymne an das freie Individuum „High Noon“ und sein Protagonist Marshal Kane sind zu einem Symbol der Standhaftigkeit im Kampf gegen das Böse geworden. Von der US-Politik wurde diese Idee des biblischen Kampfes gegen das Böse immer wieder missbraucht – wie aktuell im Taiwan-Konflikt. Doch Kane tötet nicht für eine höhere Moral, das Recht oder gar eine Staatsform, sondern schlicht für sein eigenes Leben. KOLUMNE: GRAUZONE