- Mal Nuttenstiefel, mal Sozialistenzeug
Barbara Sukowa sieht sich gerne Modemagazine an. Wegen der Fotografie und wegen der Kleider. Doch alles was sie schön findet, steht ihr nicht, behauptet die Schauspielerin
Was ich mag, das steht mir nicht: Heitere Kleider mit großen Blumen in leuchtenden Farben, die machen mich fröhlich. Dafür müsste ich aber eine schwarzhaarige, rassige Frau sein, wie die Zirkusprinzessin namens Elvira, von der ich als Kind träumte. Glücklicherweise habe ich nur Söhne, ein Mädchen wäre in Rüschen erstickt.
Früher habe ich oft am Drehort eingekauft, aber die Sachen sind dann unweigerlich von meiner Rolle beeinflusst: Bei Lola waren es Nuttenstiefel, bei Rosa Luxemburg graues Sozialistenzeug. Bei Hannah Arendt wären es Kleider gewesen, wie sie meine Mutter in den sechziger Jahren getragen hat, schlicht, mit ein wenig Schmuck. Hannah war kein Fashion Victim, aber es war ihr sehr wichtig, die Form zu wahren. Sie nahm Lippenstift und besaß einen Pelzmantel, den sie im Sommer sorgfältig einmotten ließ. Seit Jahren hängt ein Pelz von meiner Mutter in meinem Schrank, ich habe mir immer wieder mal überlegt, ihn als Futter in einen Mantel nähen zu lassen – das Tier ist ja nun schon so lange tot, aber man will ja nicht damit herumlaufen und dafür werben.
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