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Warum ich trage, was ich trage - Mal Nuttenstiefel, mal Sozialistenzeug

Barbara Sukowa sieht sich gerne Modemagazine an. Wegen der Fotografie und wegen der Kleider. Doch alles was sie schön findet, steht ihr nicht, behauptet die Schauspielerin

Autoreninfo

Sukowa, Barbara

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Was ich mag, das steht mir nicht: Heitere Kleider mit großen Blumen in leuchtenden Farben, die machen mich fröhlich. Dafür müsste ich aber eine schwarzhaarige, rassige Frau sein, wie die Zirkusprinzessin namens Elvira, von der ich als Kind träumte. Glücklicherweise habe ich nur Söhne, ein Mädchen wäre in Rüschen erstickt.

Früher habe ich oft am Drehort eingekauft, aber die Sachen sind dann unweigerlich von meiner Rolle beeinflusst: Bei Lola waren es Nuttenstiefel, bei Rosa Luxemburg graues Sozialistenzeug. Bei Hannah Arendt wären es Kleider gewesen, wie sie meine Mutter in den sechziger Jahren getragen hat, schlicht, mit ein wenig Schmuck. Hannah war kein Fashion Victim, aber es war ihr sehr wichtig, die Form zu wahren. Sie nahm Lippenstift und besaß einen Pelzmantel, den sie im Sommer sorgfältig einmotten ließ. Seit Jahren hängt ein Pelz von meiner Mutter in meinem Schrank, ich habe mir immer wieder mal überlegt, ihn als Futter in einen Mantel nähen zu lassen – das Tier ist ja nun schon so lange tot, aber man will ja nicht damit herumlaufen und dafür werben. 

In den achtziger Jahren hatte ich das Angebot, mich von Horst P. Horst fotografieren zu lassen, ich habe es damals abgelehnt, weil ich Pelze hätte tragen müssen. Am besten sehe ich in schmal geschnittenen Kleidern mit guter Schulter aus, aber die finde ich unbequem. In diesem Kleid von Burberry will ich dagegen am liebsten von morgens bis abends leben. Man kann sogar darin schlafen, denn es hat den Knitter schon in sich. Mit einem schönen Schal und einer großen Kette ist es sogar abendlich. Nur kann ich nicht immer Schwarz tragen, das macht mich depressiv. Dann brauche ich zumindest ein rotes Tuch oder helle Unterwäsche.
 
Ich schaue mir gerne Modemagazine an, vor allem wegen der Fotografie, aber natürlich auch wegen der Kleider. Die schönsten Sachen haben allerdings meist keine Ärmel, das finde ich für mich nicht mehr schmeichelhaft, und dann sage ich mir: Das hättest du getragen, als du 20 warst. Zugleich bin ich mir meines Aussehens bewusster als früher und trage ab und zu auch Make-up. Aber irgendwann hat man ein Gesicht bekommen, zu dem man stehen muss, und die Ehrlichkeit im Gesicht muss mit Ehrlichkeit in der Kleidung korrespondieren.
 
Aufgeschrieben von Lena Bergmann

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