Kurz und Bündig - Kenneth Anger: Hollywood Babylon. Erster und Zweiter Akt

Tom Cruise kommt nicht vor, man erfährt also nichts Neues über seinen Ehevertrag und die darin angedrohten Strafen bei Untreue. Auch Nicole Kidmans neuer Gatte wird nicht erörtert in diesem bösesten aller Klatsch-Bücher aus Hollywood. Denn der seit Jahrzehnten angekündigte dritte Akt der kenntnisreichen Skandal-Chronik des Underground-Regisseurs Kenneth Anger ist immer noch nicht geschrieben.

Tom Cruise kommt nicht vor, man erfährt also nichts Neues über seinen Ehevertrag und die darin angedrohten Strafen bei Untreue. Auch Nicole Kidmans neuer Gatte wird nicht erörtert in diesem bösesten aller Klatsch-Bücher aus Hollywood. Denn der seit Jahrzehnten angekündigte dritte Akt der kenntnisreichen Skandal-Chronik des Underground-Regisseurs Kenneth Anger ist immer noch nicht geschrieben. Dafür gibt es jetzt aber eine deutsche Neuausgabe der lange vergriffenen Akte I und II von «Hollywood Babylon» in einem fulminanten Band. Da findet man so viele Ehe-, Trennungs-, Sex- und Drogen-Geschichten der Leinwandstars vom Kinoanfang bis zu Elizabeth Taylors Hochzeit in den siebziger Jahren, dass jedes voyeuristische Bedürfnis gestillt wird. Charlie Chaplins Lust auf allzu junge Mädchen und sein spektakulärer Scheidungsprozess, Mary Astors Sex-Tagebuch, die angeblich phänomenale Gliedgröße von Humphrey Bogart, der letzte Lustknabe von F. W. Murnau, die Affäre zwischen Marlene Dietrich und Claudette Colbert: Anger trägt zusammen, was in den Studios unter die Besetzungscouch gekehrt wurde. Mitleid hat der Chronist nicht, wenn er von vertuschten Verbrechen und düsteren Machenschaften berichtet, von Strafen und Enthüllungen. Allein in der Geschichte der schönen Frances Farmer, die sich weigerte, den «Hollywood-Stil» mitzumachen und in der Psychiatrie landete, sieht der Autor ein wirkliches Drama. Ansonsten gehören die Schattenseiten zur Glitzerwelt eben dazu. Jeder, der davon träumt, ein Star zu werden, sollte das Buch zur Abschreckung lesen. Ein Kapitel ist den Selbstmorden
gewidmet: Alan Ladd, Charles Boyer, Marilyn Monroe, Jean Seberg. Statistikfreunde können einen besonderen Lektürefund verbuchen: Otto Preminger war «der Regisseur mit den meisten Selbstmorden unter seinen Hauptdarstellerinnen».

 

Kenneth Anger
Hollywood Babylon. Erster und Zweiter Akt
Aus dem Amerikanischen von Sebastian Wolf u. Benjamin Schwarz.
Rogner & Bernhard, Berlin 2006. 638 S., 22 €

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