Hugh Grant als Mr. Reed / Plaion Pictures; Kimberley French

Film der Woche: „Heretic“ - Der Film der Stunde

Der Anschlag von Magdeburg verschafft dem Horrorfilm „Heretic“ eine unvorhersehbare Brisanz. Hugh Grant spielt darin einen religionskritischen Psychopathen, dessen perverse Selbstjustiz die Kehrseite des Glaubens offenbart.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

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Religion ist bekanntermaßen dazu in der Lage, im Menschen sowohl das Beste als auch das Schlechteste freizusetzen. Taten aus Nächstenliebe stehen dabei Gewaltexzessen gegenüber. Es wird geholfen, gespendet und geheilt, aber auch verfolgt, gefoltert und gemordet. Alles natürlich stets im Namen Gottes. Die Kehrseite des Glaubens, die bösartige Auswüchse wie Kriege oder Terroranschläge hervorzubringen vermag, entspringt einem zutiefst menschlichen und doch fatalen Phänomen: der Besessenheit von einer Idee. Auch die Anhänger säkularer Ideologien sind vor dieser Gefahr nicht gefeit.

Welche fanatische Idee den Amokfahrer des Terroranschlags in Magdeburg in eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt fahren ließ, wurde bislang noch nicht hinreichend geklärt. Angeblich hatte sich der mutmaßliche Täter, ein früherer Muslim, vom Glauben abgewandt. In sozialen Netzwerken kritisierte der saudische Arzt vehement den Islam, die Regierung seines Heimatlandes sowie den seiner Meinung nach zu schwachen Einsatz deutscher Behörden im Kampf gegen den Islamismus. Dass Taleb A. nicht grundlos fünf Menschen tötete und Hunderte Menschen verletzte, versteht sich von selbst. Vieles deutet darauf hin, dass sich der zuvor bereits psychisch auffällige Mann über seine eigene, extreme Religionskritik radikalisiert hat.

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Sabine Lehmann | Mi., 25. Dezember 2024 - 22:21

Den Attentäter und Mörder vom Magdeburger Weihnachtsmarkt mit dieser Filmfigur zu vergleichen, um sodann Ähnlichkeiten festzustellen, ist meines Erachtens ein geradezu haarsträubendes Unterfangen und könnte nicht deplatzierter sein. Das vermag ich zu konstatieren ohne den Film gesehen zu haben, denn ich kenne Drehbuch, Script und einige Rezensionen. Allerdings weiß ich auch nicht, mit wieviel Phantasie die Autorin sich der Tat und dem Täter von Magdeburg "genähert" hat. Es bleibt ihr Geheimnis.

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