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Donald Trump - Der Wahnsinn könnte Methode haben

Die wütenden und sexistischen Entgleisungen von Donald Trump sind selbst für republikanische Parteifreunde zunehmend unerträglich. Was weniger bekannt ist: Trump war einst Demokrat, spendete Geld an die Clinton Foundation und ist auch privat eng verwoben mit den Clintons. Ist er Hillarys heimlicher Wahlhelfer?

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Eva C. Schweitzer arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen in New York und Berlin. Ihr neuestes Buch ist „Links blinken, Rechts abbiegen“.

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Da ist die Sache mit Megyn Kelly. Als Donald Trump von der platinblonden Moderatorin bei der Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten ein bisschen zu scharf befragt wurde, spottete er hinterher, „Blut kam aus ihrer . . . was auch immer.“ Klar, wenn Frauen bissig werden, haben sie ihre Periode.

Es war nicht Trumps erste Beleidigung und schon gar nicht die erste gegen Frauen. Er nannte die lesbische Schauspielerin Rosie O’Donnell ein „fettes Schwein“, die „New York Times“-Kolumnistin Gail Collins ein „Hundegesicht“ und lieferte sich öffentliche Schlammschlachten mit seiner Ex-Frau Ivana.

Aber Kelly ist aus dem eigenen Lager. Sie arbeitet für Rupert Murdochs Nachrichtensender Fox News, das Sprachrohr der Republikaner. Multimilliardär Murdoch, heimlicher Königsmacher der „Grand Old Party“, twitterte, „Freund Donald“ müsse lernen, was es bedeute, im öffentlichen Leben zu stehen.

Donald Trump feuerte den eigenen Berater


Republikanischer Mitbewerber Mike Huckabee forderte eine Entschuldigung, ebenso Jeb Bush. Erik Erickson, der das Rechtsaußen-Blog RedState.com betreibt, lud den New Yorker Baulöwen von einer Debatte wieder aus.

Konsequenzen zog sogar Trumps Berater für schmutzige Tricks, Roger Stone, der eine Richard-Nixon-Tätowierung auf seinem Rücken hat und danach strebt, einen „dritten Präsidenten Bush“ zu verhindern: Er verließ Trump – oder wurde, wie Trump sagte, gefeuert.

Trump führt in allen Umfragen. Er ist laut, obszön, vulgär und politisch unkorrekt. Maureen Down nannte ihn in der „New York Times“ den „Hochkönig des Großen Amerikanischen Kampfes um Futter“ und verglich ihn mit dem Schausteller P. T. Barnum und dem Mafioso John Gotti „minus die Organisierte Kriminalität“. Er sei der „einzige weiße New Yorker, der so lebt wie der ordinärste Rapper“.

Ein U-Boot der Clintons?


Trump beleidigt Mitbewerber. So nannte er John McCain, der in Vietnam gefangen genommen wurde, einen „Feigling“. Mexikanische Immigranten hält er für „Vergewaltiger“. Und er findet, dass Schwarze in Amerika bevorzugt werden. Manche halten Trump für einen gefährlichen Populisten, andere für einen Politclown. Die „New York Times“ verglich ihn mit Berlusconi.

Die spannendste Frage aber heißt: Ist Trump überhaupt Republikaner? Oder ist er ein U-Boot der Clintons, der die Republikaner öffentlich desavouieren soll, damit die Demokratin Hillary bessere Chancen hat, vor allen Dingen gegen Jeb Bush?

Denn da ist auch die Sache mit Bill Clinton. Trump hält Clinton für den großartigsten Präsidenten, den Amerika je hatte. Im Mai 2015, kurz bevor Trump sich entschloss, anzutreten, hatte er ein langes Gespräch mit dem früheren Präsidenten, schreibt die „Washington Post“ unter Berufung auf Mitarbeiter von Trump und Clinton. Clinton habe den Baulöwen angerufen und ihn beraten, wie er bei der Basis der Republikaner Eindruck schinden könnte. Clinton soll zu Trump gesagt haben, dass er bei frustrierten Konservativen auf Gehör stoße. Der Ex-Präsident sei bei dem Gespräch gut gelaunt gewesen. Clinton und Trump telefonieren öfter miteinander, über Golf, aber auch über die weltweit agierende Clinton Foundation, an die Trump Geld gegeben hat.

Die Clintons waren zu Gast bei Trumps Hochzeit


Trump hat auch Hillary Clinton finanziell unterstützt, als sie als Senatorin für New York kandidierte. Und er hat George W. Bush als „Idioten“ bezeichnet und den Einmarsch in den Irak als „Fehler“. Er ist auch für eine staatliche Gesundheitsvorsorge, wie es sie in Kanada gibt. Die Clintons waren Gäste auf Trumps dritter Hochzeit mit seiner Frau Melania.

Dazu sagte Trump nun, die Clintons hätten zur der Feier kommen müssen, weil er der Foundation Geld gegeben habe. Allerdings habe er es nicht gut gefunden, dass Hillary das Geld für die Anreise quasi verflogen habe. Die Stimmung ist nun etwas frostiger. Aber andererseits: vielleicht gehört das zur Taktik?

Da ist die Sache mit dem US-Wahlsystem. Wer in Amerika wählen will, muss sich (in den meisten Staaten) für eine Partei registrieren lassen. Diese Registrierung ist öffentlich einsehbar. Das tat der New Yorker Fernsehsender NY1 auch, als Trump das letzte Mal öffentlich mit der Kandidatur flirtete, und siehe da, Trump war langjähriger Demokrat.

Inzwischen ist er registrierter Republikaner, aber eine auch nur entfernte Anbindung an die Partei hat er damit noch lange nicht. Und dass Bauunternehmer in New York den Demokraten nahestehen, ist nicht ungewöhnlich. Von William Zeckendorf über Scott Rudin bis Douglas Durst gilt das praktisch für alle Immobilientycoons in einer Stadt, deren politisches Leben mehr als ein Jahrhundert lang von dem demokratischen Klüngelclub Tammany Hall geprägt wurde. Donalds Vater Fred Trump, von dem der Sohn sein Startvermögen geerbt hatte, unterstützte seinerzeit den Brooklyner Demokraten Abraham Beame gegen den Republikaner John Lindsay als Bürgermeister.

Familiäre Verflechtungen mit reichen Demokraten


Und da ist die Sache mit Jared Kushner. Kushner ist ebenfalls Immobilienentwickler. Er ist, wie Trump, in New Jersey tätig, allerdings deutlich erfolgreicher. Anders als Trump, hat er noch nicht mehrere Pleiten hingelegt, schon gar nicht welche mit Casinos in Atlantic City. Kushner besitzt auch den „New York Observer“, der nur ungern über Trump schreibt. Denn Jared Kushner ist verheiratet mit Ivanka Trump, Trumps ältester Tochter.

Auch Kushner ist Demokrat. Der Jurist, der unter dem Generalstaatsanwalt von Manhattan, Robert Morgenthau, begann (ebenfalls eine Säule der Demokraten), hat große Summen an mehrere demokratische Organisationen gegeben. Vor Kurzem hat Kushner das frühere Gebäude der „New York Times“ für eine halbe Milliarde Dollar erworben; man darf davon ausgehen, dass er seinen Schwiegervater Donald Trump geschäftlich in den Schatten stellt.

Ihre Urlaube verbringen Jared und Ivanka auf Rupert Murdochs Jacht. Die Kushners sind, anders als ihr Schwiegervater, gesellschaftlich eher zurückhaltend. Sie haben aber – laut Vogue – zwei gute Freunde: Bill und Hillarys Tochter Chelsea und deren Mann Marc Mezvinsky, ein New Yorker Hedgefonds-Manager.

Wüten gegen Mexikaner, klüngeln mit Chinesen


Und da ist die Sache mit den Chinesen. Trump warnt zwar vor einwandernden Mexikanern, aber gegen Chinesen, die ebenfalls einwandern, hat er nichts. Nicht verwunderlich, denn mit ihnen verdient Trump heute sein Geld. 1994, bei seinem letzten großen Immobilienprojekt am West Side Highway, kauften chinesische Investoren die Baugrundstücke für rund 100 Millionen Dollar, weil Trump damals zu klamm war, das Geld selber aufzubringen. (Heute will Trump angeblich zehn Milliarden Dollar besitzen). Die Chinesen finanzierten auch die Konstruktion. Mittlerweile ist das selbst für Trump-Verhältnisse hässliche Hochhausensemble namens Riverside South fertig. Viele der leeren Wohnungen warten darauf, dass die studierenden Söhne reicher Chinesen dort einziehen.

Auch hier trifft sich Trump mit den Clintons: Eine chinesische Baufirma gab erst vor zwei Jahren zwei Millionen Dollar an die Clinton-Foundation. Und Bill Clinton und Al Gore wurde vorgeworfen, Wahlkampfgelder aus China zu bekommen.

Die rechtspopulistische Tea Party, deren Ziel es ist, die Republikaner zu unterwandern, steht hinter Trump. Aber für seine Parteifreunde gilt das nicht wirklich. Rand Paul – der dank Trump komplett aus den Schlagzeilen verschwunden ist – sagte schon früh, er würde gerne Beweise sehen, dass Trump Republikaner sei. Das war, nachdem Trump angeblich Detektive nach Hawaii geschickt hatte, um Präsident Barack Obamas Geburtsurkunde zu suchen. Die Aktion kostete die Republikaner die letzten afroamerikanischen Stimmen.

Das historische Vorbild: Ross Perot


Nun, bei der Fernsehdebatte in der vergangenen Woche, wurde Trump gefragt, ob er den siegreichen Kandidaten der Republikaner unterstützen werde, und ob er versprechen könne, nicht gegen diesen als Unabhängiger anzutreten. Trump antwortete, wie nur Trump es kann. Er werde den siegreichen Kandidaten der Republikaner unterstützen, falls er das selber sei. Was eine Kandidatur als Unabhängiger betreffe, das hänge davon ab, ob die Partei ihn fair behandele.

Das aber wäre für die Republikaner die Neuauflage eines Albtraums —insbesondere für Jeb Bush. 1992 kandidierte der texanische Milliardär Ross Perot als Unabhängiger. Der Rechtspopulist war gegen George H.W. Bushs Golfkrieg, gegen Waffenkontrolle und gegen Staatsschulden. Er gab Millionen von Dollar aus, um auf alle Wahllisten zu gelangen. Auf dem Höhepunkt hatte er fast 40 Prozent der Amerikaner hinter sich.

Letztlich bekam Ross Perot zwar 19 Prozent der Stimmen, aber keinen einzigen Wahlmann. Das war dennoch genug, um George H.W. Bush die Wiederwahl zu verhageln. Präsident wurde – Bill Clinton. Perot beschuldigte damals die Bush-Kampagne, ihn mit „schmutzigen Tricks“ sabotiert zu haben. So hätten Bush-Mitarbeiter die CIA angestiftet, sein Büro zu verwanzen, seine Aktiengeschäfte zu sabotieren und Nacktfotos seiner Tochter als angebliche Lesbe zu verbreiten. Bush Senior war zuvor CIA-Direktor gewesen. Nun stritt er alles ab.

Aber wenn Donald Trump eines Tages auf dem Grund des Golfes von Mexico gefunden wird, mit einem Zementklotz an den Füßen, dann sollte man schon ein paar Fragen stellen.

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