Wald
Im brandenburgischen Treuenbrietzen verbrannten Mitte Juni 200 Hektar Wald / Anja Lehmann

Deutscher Forst - Und ewig singen die Wälder?

Der Wald ist für die Deutschen Sehnsuchtsort, Sinnbild romantischer Schwärmerei und patriotischer Selbstvergewisserung. Vor allem aber ist der Wald krank wie nie. Der Klimawandel, Hitze und Trockenheit setzen ihm zu. In immer kürzeren Abständen kommt es zu verheerenden Waldbränden, wie derzeit in der Sächsischen Schweiz.

Autoreninfo

Ulrike Moser ist Historikerin und leitet das Ressort Salon bei Cicero.

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Schwarz und grau der rußige Boden. Der Fuß der dürren Stämme mit ihrer groben, schuppigen Borke verkohlt, die Kronen von der Hitze braun verdorrt. Ein Geisterwald, wie einem apokalyptischen Albtraum entsprungen. Noch immer hängt der Brandgeruch schwer in der Luft. Mehr als 200 Hektar Wald standen Mitte Juni hier im brandenburgischen Treuenbrietzen in Flammen. Zurückgeblieben ist eine breite Schneise versengter Jungbäume. Geschwärzte Kiefern. Und dahinter, vom Feuer verschont, stramm in Reih und Glied, Kiefer an Kiefer. In ermüdender, scheinbar endloser Reihe. Jeder Baum gleich hoch, kerzengerade nach oben gewachsen, gleich alt. Und zwischen den hoch gewachsenen Stämmen nur Leere. Allenfalls vertrocknete Kiefernnadeln, Moos und dürre Gräser wachsen zwischen ihnen. Gepflanzte Trostlosigkeit.

Man kann es Elias Canetti nicht verdenken, wenn er im Wald das Vorbild für das deutsche Heer sah. „Das Massensymbol der Deutschen war das Heer. Aber das Heer war mehr als das Heer: Es war der marschierende Wald.“ Für den französischen Schriftsteller Michel Tournier ist der deutsche Wald eine Massenansammlung von Bäumen, eine „Zwangsgemeinschaft“, er symbolisiere die „aufgezwungene Promiskuität eines Konzentrationslagers“. Die Bäume darin „leiden und hassen sich“. Tourniers Text ist ganz und gar ironiefrei.

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Gabriele Bondzio | Mi., 27. Juli 2022 - 15:24

nun Frau Moser, ...vor allem ist es doch wohl der Mensch, der ihnen zusetzt.

Was ich auch beim Waldpapst (Peter Wohlleben) gelesen.
"Wohlleben: Ja, diese Hitzewelle ist nicht normal; und ja, sie hat auch mit dem Zustand unserer Wälder zu tun. Die Hitzewelle entsteht unter anderem durch die Art, wie wir mit unseren Wäldern umgehen. Zerstörte Wälder führen dazu, dass es lokal um bis zu 10 Grad wärmer werden kann. Wenn wir Bäume nicht so massiv abholzen würden, hätten wir jetzt nicht ganz so hohe Temperaturen."

https://www.focus.de/perspektiven/peter-wohlleben-ueber-hitzewellen-und…

Da denke ich akut an die Zerstörung durch Windspargel...vielleicht spaziert der Mensch bald in ihren Schatten.

Tomas Poth | Mi., 27. Juli 2022 - 15:59

Ein Forstwissenschaftler erklärte das Problem so:
Die mit Borkenkäfer befallenen Bäume dürfen nicht aus dem Baumbestand entfernt werden, es soll der Natur überlassen bleiben, Eingriffe sind nicht erlaubt.
Was macht der Borkenkäfer, er sucht sich den nächsten gesunden Nadelbaum und frißt sich durch die Wälder.
Die von uns gesetzten Monokulturen Fichten und Kiefern sowie das Waldmanagement sind also eine gute Voraussetzung für den Borkenkäfer. Trockenperioden tragen das ihrige dazu.

ines Schulte | Mi., 27. Juli 2022 - 22:55

Einleuchtend und lebensnah! Ich persönlich habe aber Schwierigkeiten mit der Zuordnung von Waldbränden nur aufgrund zunehmender Trockenheit durch Klimawandel. Wenn da mal nicht ein paar "Feuerteufel " nachhelfen!?! Ich kenne es persönlich nach einem Einbruch in meinem Geschäft, als nach Zeitungsartikeln diverse Unbekannte zusätzlich Schurken spielen und Angst und Schrecken verbreiten wollten. Deshalb sollte man m.E. aufhören mit der reißerischen Berichterstattung v.A. im Fernsehen!!! So Mancher möchte mal Held sein und sein Mütchen kühlen, so vermute ich.

Jens Böhme | Mi., 27. Juli 2022 - 23:51

Die Fichte wurde im ausgehenden Mittelalter und danach zunehmend im waldabgeholzten Deutschland angepflanzt, weil einfacher zu pflegen. Zudem wurde die Fichte zum preussischen Baum verklärt. Thema Borkenkäfer ist simpel: wird ein Baum von Borkenkäfer befallen, muss dieser aus dem Wald entfernt werden, sonst verbreiten sich die Borkenkäfer. Seit die Naturschützer das angeblich unmotivierte Schlagen von Bäumen verboten haben, können sich Borkenkäfer ungehindert über den gesunden Baumbestand hermachen, da der Traum von Urwald mit umgefallenen Totholz zusätzlich die Verbreitung der Borkenkäfer begünstigt. Richtig wurde im Artikel erwähnt, dass es in Deutschland so gut wie keinen Wald gibt, sondern nur Forst, also wirtschaftlich gezüchtete Baumbestände. Aus Forst einen natürlichen Wald rüchzubauen, grenzt an intelligenter Dummheit.

Monique Brodka | Do., 28. Juli 2022 - 07:51

Es wird viel geschrieben über den Wald und besonders die Deutschen sind da sehr empfindlich. Ich versuche mir ein Bild zu machen und lese diverse Artikel mit diversen Aussagen.
„Die meisten Waldbrände sind
menschengemacht.“
„Es gab eine Zeit da wurden Wälder bewusst abgefackelt. Der abgebrannte Holz fungierte als Dünger und der Wald konnte neu entstehen.“
„Aus Profitgründen wurden Bäume angesiedelt die für die Umgebung nicht geeignet waren. Z.B. die Eucalyptusbäumen in Portugal wo es auch verheerende Waldbrände gab.“
Usw.
Was mich völlig ratlos zurücklässt ist die Tatsache, dass es in Irland, die grüne Insel, kaum Bäume gibt!? Bäume wurden da mehr als Bedrohung gesehen. Um 1900 1% Wald.
Hitzewellen hat es immer wieder gegeben, das ist belegt. Auch trifft eine Hitzewelle nicht pausenlos den ganzen Kontinent. Ich schätze, dass Deutschland, Niederlande, Belgien usw. noch ganz gut abschneiden.
Klimaänderungen gab es immer. 17. und 18. Jhd. Wir müssen uns anpassen.