- Echtes Blut, echte Tränen
Seit 1965 drehte der legendäre Regisseur Klaus Lemke mehr als 50 Filme - meist mit kleinem Budget und Laiendarstellern. Am Donnerstag ist er im Alter von 81 Jahren in München gestorben. Unsere Autorin erinnert sich an ihre Zusammenarbeit mit ihm.
St. Pauli hört auf zu glitzern, wenn die Sonne aufgeht und der Dreck der Nacht in kleinen Pisse-Rinnsalen vom Bordstein tropft. Menschen, die sich gerade noch in ihre Jugend zurückgesoffen haben, lauern plötzlich mit zerfurchten Gesichtern auf einen neuen Tag voller Katastrophen, der sich gerne mehr Zeit lassen dürfte. Es war Lemkes liebste Stunde. Drehbeginn um fünf. Auch an meinem ersten Tag. 2006. Fußball-WM. „Finale“. So stolpern wir, ohne zu wissen, was wir tun, aus der Bar vor die Kamera. Folgen der Straße und versuchen, uns am Leben festzuhalten. Lemke immer hinterher, geradewegs zu auf das nächste Unglück.
Wir alle standen auf unsere eigene Art am Abgrund, sonst hätten wir nicht bei Lemke gespielt. Einer kämpfte mit dem Heroin, die andere mit der unbezahlten Miete, fast alle mit ihren Dämonen. Am Abgrund sind Scherze über den Tod erlaubt. Wenn Lemke und ich in nihilistischer Höchstform waren, sagten wir oft: „Wäre gut, wenn jetzt einer beim Dreh stirbt. Richtig feine PR wäre das.“
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es noch Spaß machte, die ÖRlichen einzuschalten. Möge er in Frieden ruhen! Seine Filme waren meist ein Genuß und gutes Mittel zum Abschalten für mich.