- Ist der Ruf erst ruiniert ...
Verwaltungsratschef Eric Schmidt will das angekratze Google-Image aufpolieren und weist von sich, dass das Unternehmen gemeinsame Sache mit der NSA mache. Die würden ihr Treiben fortsetzen - aber nicht mit Googles Hilfe.
Googlen kostet nichts. Das sagt sich leicht und scheint auf den ersten Blick ja auch wirklich so zu sein: Die erfolgreichste und somit wohl beliebteste Suchmaschine berechnet keinen Cent für ihre Milliarden Links, die sie in Sekundenschnelle als Antwort gibt. Google droht trotz dieses enormen Umsonst-Service ein Image-Problem. Datenkrake wird der Konzern in Deutschland genannt – und verdächtigt, die Daten seiner Nutzer stiekum als Bezahlung für die Dienste zu nutzen.
Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt sagt, sein Konzern tue genau das nicht. Er verdiene sein Geld mit Werbung, die passgenau zu den Suchanfragen auftauche. Wer die Nöte anderer Medien kennt, im Netz mit Werbung satt Geld verdienen zu wollen, wird Schmidts Antwort allein für nicht sehr glaubwürdig halten. Schließlich verbucht sein Konzern Jahr für Jahr Milliardengewinne und bunkert zudem über 30 Milliarden Dollar für weitere Einkaufstouren bei anderen Unternehmen.
Doch die schiere Masse der Googler mag Schmidt als Beweis dienen. In der kurzen Zeit, die das Lesen dieser ersten Zeilen gedauert hat, gab es auf Google weltweit Abermillionen Suchanfragen. Pro Minute werden etwa eine Millionen Begriffe zum Thema Auto eingegeben. Da outen sich also täglich zig Millionen Auto-Interessierte sehr gezielt. Die können Automobilunternehmen mit ebenso gezielt gesetzter Werbung erreichen. Deswegen ist für Google die Vermarktung von Anzeigen enorm erfolgreich. Deswegen hat aber auch der Prism-Skandal und die Debatte über Missbrauch von Daten Auswirkungen auf dieses Geschäftsmodell. Insofern muss sich auch eine Firma wie Google, die vermeintlich ganz vorne steht, immer wieder neu aufstellen. Genau das versucht Google nun wieder.
Schmidt ist ein kluger wie freundlich wirkender Manager. Er weiß, dass es derzeit ungeschickt wäre, irgendeiner Frage auszuweichen. Dennoch haben Journalisten den Eindruck, dass der Mann, der Google groß gemacht hat, mächtig unter Druck steht. Schmidt war dieser Tage in Berlin, um Freunde und Gegner zu treffen. Die Freunde sind Deutschlands Startups. Eine Szene, die es schwer hat in einem Land, das einst eine ganze Epoche prägte wegen seines Industrieideen-Reichtums: die Gründerzeit. Doch die neuen Gründer tun sich schwer hierzulande, vor allem, weil es zu wenig Vermögende gibt, die in ihre Ideen investieren. Trotz dieses Mangels zählt ausgerechnet der Bundeswirtschaftsminister zu den Kritikern des Google-Konzerns. Sigmar Gabriel hat davor gewarnt, dass die Marktmacht Googles im Zeitalter der Digitalisierung immer umfassender werde. Man müsse über die Zerschlagung es Konzerns nachdenken.
Schmidt traf nun beide Seiten. Der Gründerszene gab er Geld, genauer gesagt: Google investierte in Berlin. Gabriel dagegen traf er, um zu widersprechen. Er empfand den Vizekanzler als „sehr schnell, klug und informiert“, er wolle mit ihm in Kontakt bleiben. Das klingt nach Verständnis. Aber natürlich findet Schmidt, dass sein Unternehmen nicht zerteilt gehört und eigentlich niemand Angst vor Googles Griff nach der Wirtschaftswelt haben müsse.
Beide Termine gehörten zusammen. Denn wenn Schmidt für die Startup-Szene mehr Unterstützung der Politik fordert, kann Gabriel das als Mahnung verstehen: Anstatt uns anzubellen solltet ihr in Deutschland lieber selbst auf mehr Wachstum in der digitalen Welt setzen!
Schmidt fürchtet um das Google-Image
Viel mehr als Gabriels Drohung fürchtet Schmidt um das Image seines Konzerns. Google hat sich immer zu den Guten und Fairen gezählt. Nun ärgert es das Unternehmen enorm, dass ihm manche alles Böse zutrauen. Allein die Frage, warum es Google seinen Nutzern schwer mache, peinliche oder beleidigende Links zu löschen, passt Schmidt nicht. Man tue doch alles, um das Urteil des Europäischen Gerichtshofs umzusetzen.
Ramponierend war der Eindruck, den Edward Snowden gab: dass Google mit der NSA gemeinsame Sache mache. „Wir haben nicht mit der NSA zusammengearbeitet“, weist Schmidt das weit von sich. Und obwohl er Berater und Freund des amerikanischen Präsidenten Obama sei, habe er von der Daten-Abschöpfung der NSA nichts mitbekommen. Schmidt, der nicht nur als Manager Google groß gemacht hat, sondern der als Informatiker weiß, was technisch an Datenraub möglich ist, geht sogar noch weiter: „Ich glaube, dass Sie davon ausgehen können, dass die NSA ihre Arbeit fortsetzt“, sagte Schmidt dem ZDF.
Doch Google habe die Daten seiner Kunden vor staatlichem Zugriff felsenfest verschlossen – sie seien bei Google sicherer als sonst wo in Deutschland, gibt sich Schmidt als der Weltdatenschützer. Er rät seinen Nutzern, dass man zudem seine Daten bei Google anonymisieren lassen könne, um Missbrauch auszuschließen.
Andere empfehlen die Nutzung von Suchmaschinen, die darauf verzichten, Daten überhaupt zu speichern.
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