- Mit dem ADAC die Demokratie retten
Die Schelmenkolumne: Unser Autor Alberich lehrt Wagner und die deutsche Seele das Fürchten. Immer montags und immer böse. Heute: Die letzten deutschen Säulenheilgen
Lieber Wagner,
Ich hab ja gedacht, Wunder sind ausgestorben. Nur noch Wissenschaft, überall. Kein Wanderprediger, der Wasser in Wein verwandeln könnte, weit und breit. Nie mehr unbefleckte Empfängnis. Und auch kein Gröfaz in Sicht, der die Welt rettet. Retten könnte. Nur beim Gelben Engel, da geht noch was. Wundersame Stimmenvermehrung, aus 3.409 mach 34.299 und dazu ein Festakt, so schön wie die Hochzeit zu Kana.
Die Deutschen lieben halt ihren Volkswagen. Wer hat daran Zweifel. Das war schon so, als Wolfsburg und Champions League noch Fremdworte waren und im Niemandsland am Mittelkanal statt des Golf 7 noch der KdF-Wagen vom Band lief. Hätte es 1944 schon den Gelben Engel gegeben, das Modell Kübelwagen (Typ 82) wäre ein würdiger Preisträger gewesen.
Jetzt ist das Geschrei groß. Die Kleingeister, die Rechenschieber und die Zwangskorrekten sind beleidigt. Die Fahrradfahrer wollen unseren Säulenheiligen gar vom Thron stoßen. Dabei hat das Prinzip ADAC Zukunft.
Vielleicht kann der ADAC ja die nächste Bundestagswahl durchführen, ganz nach dem Motte: Freie Wahl für freie Autobürger. Immerhin: Es würde uns das Auszählen, viel Geld und Bettina Schausten ersparen. Das Wahlergebnis ließe sich im Stern von Sendling schnell ermitteln.
Die Deutschen lieben Merkel, sie lieben ja auch den Golf, macht 15.365.382 Stimmen für die CDU. Die SPD tut keinem weh, macht 11.063.152 Stimmen. FDP? Igittigitt. 2.083.533 Stimmen. Die Kommunisten? Gott bewahre. 1.028.645 Stimmen. Ein bischen Ökolack kann beim Sechszylinder nicht schaden. 4.573.926 Stimmen. Ja, lieber Wagner, so funktioniert Demokratie. Der autogerechte Wunderglaube bekäme Verfassungsrang.
Nur der Artikel 20 Grundgesetz müsste in Nuancen modifiziert werden: Alle Staatsgewalt geht vom organisierten Volkswagenfahrer aus.
Aber das schafft die Autolobby auch noch. Ganz sicher.
Schmerzlichst,
Ihr
Alberich
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