- Denn ein Übermensch kennt keine Trauer
Friedrich Nietzsche ist in China der Philosoph der Stunde, für liberale Freibeuter wie für orthodoxe Sachstandswahrer. Das Riesenreich sucht mit ihm Orientierung. Eindrücke einer Reise nach Schanghai
China ist ein Baukran. Sind Häuser, 30 Stockwerke und höher, die es vor einem Jahr nicht gab, sind Autobahnen, die Viertel zerteilen, die es vor fünf Jahren nicht gab, sind Menschen, Menschen, Menschen. China, das ist auch das brummende, feixende, kollernde Lachen des Herrn Sun und das fragende Lächeln von Frau Zhou. Und Konfuzius, Laotse und Nietzsche, Apple und Benetton und C&A, auch sie sind China, auch über ihnen schwebt Klebreis in süßen Lüften. Zukunft wird gedacht, gemacht, gemocht. Vor den Taten kommen die Gedanken, vielleicht nirgends ist dieser Zusammenhang fester gefügt. Was also denkt China? Ich machte mich auf nach Schanghai – auf den Spuren jenes Einzelgängers, in dessen Denken das kleine, schwierige Wörtchen „ich“ so oft wie bei keinem Philosophen sonst erscheint. Mit Nietzsche lässt sich nichts kollektivieren.
Die 30-Millionen-Metropole erwirtschaftet mit 414 Milliarden Dollar jährlich mehr, als es ganz China im Jahr 1990 tat. China ist, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, die zweitstärkste Wirtschaftsmacht der Welt. Die Frage, woraus Morgen gemacht sein wird, lässt sich ohne die Frage, woraus China heute schon gemacht ist, nicht beantworten. Da ringen, wie seit 2500 Jahren, die Zeitgenossen Meister Kong und Lao Zi und also Konfuzianismus und Daoismus miteinander.
Cicero Plus weiterlesen
-
Monatsabo0,00 €Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQsAlle Artikel und das E-Paper lesen
- 4 Wochen gratis
- danach 9,80 €
- E-Paper, App
- alle Plus-Inhalte
- mtl. kündbar
-
Ohne Abo lesenMit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.
Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.