- Nichts für aufrechte Malocher
Parteien werden in ihrer Entwicklung immer zu Machtapparaten. Dabei geben sie ihre Inhalte auf. Wo der Inhalt zur Ware verkommt, wird der Berufspolitiker zum Großmogul
Die andauernde Führungskrise der SPD, die wohl vor allem eine Identitätskrise ist, habe ich erst so richtig verstanden, als ich kürzlich ein Neumitgliederpaket in den Händen hielt. Es besteht überwiegend aus Luft und erinnert an die edle Verpackung für ein MacBook oder ein Seidentuch von Hermès. Im Inneren der komplex gefalteten Pappschachtel mit angenehmer Haptik finden sich passgenaue Laschen für das rote Parteibuch, den Kugelschreiber und das Moosgummikissen mit der Mitgliedsnadel.
Ein Genosse mit schwieligen Bergarbeiterhänden wird das alles nicht rausgefummelt kriegen. Die aufrechten Malocher, die sich für Schwächere einsetzen und für Gerechtigkeit kämpfen, sind, das ist die tatsächliche Botschaft der Schachtel, als Neumitglieder nicht gemeint. An ihre Stelle tritt der stilbewusste Konsument, der sich den Verführungen des Kapitals – und jetzt auch der Politik – entspannt hingibt. Wo der Inhalt zur Ware verkommt, wird der Berufspolitiker zum Großmogul, die Basis zur Verfügungsmasse.
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