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Syrien - Ein Militärschlag verlängert den Krieg

Der Angriff mit Marschflugkörpern und Bomben wird das Assad-Regime in Syrien nicht langfristig stoppen. Der Bürgerkrieg ginge auch danach weiter. Es fehlt an politischen Optionen

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Hauke Friederichs arbeitet als freier Journalist. Seit dem Studium der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politik und Journalistik interessiert er sich für die Themen innere Sicherheit, internationale Sicherheitspolitik, Verteidigungspolitik, Entwicklungshilfe und Rüstungsexporte

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Die Drohungen aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien werden immer deutlicher: Alles scheint auf einen raschen Militärschlag gegen das Assad-Regime hinauszulaufen. Die Regierungen in Washington und London, sowie die Generäle, die sie beraten, setzen anscheinend auf einen harten und begrenzten Militärangriff. Statt Soldaten am Boden wollen sie Marschflugkörper schicken, die aus sicherer Entfernung abgefeuert werden. Mit den Raketen vom Typ Tomahawk und Storm Shadow können Militärflughäfen, Radaranlagen, Chemielabore, Kasernen und Regierungsgebäude zerstört werden. Der Krieg in Syrien wird damit aber nicht beendet werden.

Selbst wenn der ersten Angriffswelle mit Marschflugkörpern noch Langstreckenbomber folgen, die weitere Ziele „ausschalten“, um in der Sprache der Militärs zu bleiben, würden die Assad-Truppen nur zeitweise und bedingt geschwächt. In Bunkeranlagen wird Kriegsgerät die Angriffe der Amerikaner und Briten überstehen. Neue Waffen werden aus Iran, China und Russland kommen. Der Krieg wird dadurch verlängert, nicht beendet.

Ein Signal der Stärke

Das wissen auch die Verantwortlichen in den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Ein Angriff mit Marschflugkörpern von Kriegsschiffen aus ist eine Verlegenheitslösung. Präsident Obama und Premier Cameron bleiben kaum andere Optionen offen, nachdem sie das Regime in Damaskus stets vor dem Einsatz von Chemiewaffen gewarnt und eine Reaktion im Fall der Fälle angekündigt hatten.

Auf den mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen gar nicht zu reagieren, könnte weltweit als Signal der Schwäche begriffen werden. Wie würden Nordkorea und Iran ein Nichtreagieren der letzten Supermacht auffassen? Beide Staaten rüsten atomar auf, Nordkorea drohte unlängst mit einem atomaren Angriff auf US-Stützpunkte.

Ein scharfer diplomatischer Protest reicht aus amerikanischer Sicht nicht aus, wenn Massenvernichtungswaffen gegen Zivilisten eingesetzt werden. Namhafte Republikaner drängen Obama, der auch Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte ist, seit Wochen zu einem Eingreifen in den Konflikt.

Obama hat bisher den Krieg in Irak beendet, in Afghanistan den Abzug auf den Weg gebracht, in Libyen einer begrenzten Operation zugestimmt, an der nur Spezialkräfte am Boden eingesetzt wurden. Dass er nun amerikanische Soldaten nach Syrien schickt, ist mehr als unwahrscheinlich.

Ein Einmarsch mit Bodentruppen von der Türkei aus birgt ein unkalkulierbares Risiko. Nicht nur die Assad-Milizen, auch die Hisbollah und die islamischen Terrorgruppen, die bereits den Dschihad in Syrien führen, werden den Invasoren mit Sprengfallen, Attentaten und wohl auch Selbstmordattentätern die Mission zur Hölle zu machen. Ähnlich wie in Irak und Afghanistan wäre der Blutzoll hoch. Weder die Amerikaner noch die Briten sind bereit, einen dritten verlustreichen Krieg binnen weniger Jahre zu führen. Zumal sich in Afghanistan gezeigt hat, dass selbst hochgerüstete Armeen gegen asymmetrische Gegner nicht siegen können.

Das Abfeuern von Marschflugkörpern gefährdet keine amerikanische Soldaten, es ist ein Zeichen an die Diktatoren dieser Welt, dass es eine rote Linie gibt und es zeigt den Willen der Vereinigten Staaten, weiterhin den Weltpolizisten zu geben.

Flugverbotszone könnte helfen

Größeren Nutzen werden die Rebellen nicht aus dem erwarteten Militärschlag ziehen können. Die zerstrittenen Assad-Gegner – seit Wochen kämpfen die Rebellen untereinander – stehen immer noch einem besser gerüsteten Gegner gegenüber. Die Truppen des Regimes sind auf dem Vormarsch. Einst von den Rebellen eroberte Gebiete fielen wieder an die Assad-Armee.

Helfen würde den Rebellen – vor allem aber den Zivilisten – eine Flugverbotszone in einer Region an der türkischen Grenze. Assads Kampfjets dürften dort nicht eindringen und sollten sie das dennoch tun, würden sie abgeschossen. Die überlegenen Luftstreitkräfte Amerikas, Großbritanniens und Frankreichs wären dazu in der Lage. Doch auch für das Einrichten einer Flugverbotszone braucht es – so sehen es das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen vor – eine Resolution des Weltsicherheitsrats. In dem einflussreichsten Gremium der Welt sind aber auch China und Russland als ständige Mitglieder vertreten, die bisher alle Maßnahmen gegen Syrien abblockten.

Doch um einen Militärschlag gegen ihren Schützling zu verhindern, wären beide vielleicht bereit, eine Flugverbotszone zu tolerieren. Ob viel Zeit für eine Alternative bleibt, scheint fraglich. Amerikaner und Briten bringen Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in Stellung. Die Liste mit den Zielen ist fertig. Der Krieg wird weitergehen – nach einem Militärschlag und auch nach dem Einrichten einer Flugverbotszone. Mit Waffen allein lässt sich der Konflikt nicht lösen.

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