Premierministerin Theresa May schaut niedergeschlagen
Die große Frage: Wird Theresa May nun ihren Rücktritt erklären? / picture alliance

Presseschau zur Wahl in Großbritannien - „Gezockt – und verloren“

Premierministerin Theresa May hat nach den Neuwahlen in Großbritannien die absolute Mehrheit im Unterhaus verloren. Ihr Kalkül, sich Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen zu holen, ist damit nicht aufgegangen. Im Gegenteil: Sie steht schwächer da als je zuvor, schreiben britische Medien

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The Times:

„Theresa May hatte gehofft, vergangene Nacht die politische Landkarte Großbritanniens zu verändern. (...) Stattdessen wurde sie nach ersten Anzeichen gedemütigt und ihre Partei steht ohne Mehrheit da. Sie hat gezockt und verloren. Politische Konfusion wird folgen.“

Daily Mirror:

„Theresa May stand vergangene Nacht vor dem sensationellsten politischen Desaster seit Generationen, als die Wahlprognose vorhersagte, dass sie ihre konservative Mehrheit verlieren würde. (...) Sollte sich dieses Ergebnis bestätigen, wenn alle Stimmen ausgezählt sind, wäre dies ein katastrophales Risiko, das eine schwache und wackelige Premierministerin eingegangen ist, die nach dieser kolossalen Fehleinschätzung nicht mehr lange in der Downing Street ihren Regierungssitz haben könnte.“

The Sun:

„Chaos: Theresa May hat gezockt – und es sieht aus, als ob sie verloren hat. Großbritannien wird bald den Preis für dieses Versagen kennen. (...) Sollte die Prognose von letzter Nacht richtig sein, stehen wir vor einer verheerenden Phase von Ungewissheit und Unsicherheit.“

Daily Telegraph:

„Dieses Ergebnis – wenn es sich bewahrheiten sollte – zieht sowohl Frau May als Premierministerin als auch den Brexit in Zweifel.“

The Economist:

„Die Komplexität des Brexits ist von einem Ausmaß, das Großbritanniens politische Klasse vorsätzlich ignoriert hat. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht verstanden hat, wie man die geschichtlich schwierigste Scheidung der Geschichte verhandeln kann. Kein Politiker hat ernsthaft die Frage beantwortet, wie der ökonomische Schmerz des Brexits verteilt werden kann. Weniger Handel, geringeres Wachstum und weniger Migranten bedeuten höhere Steuern und niedrigere öffentliche Ausgaben (…) Niemand hat die Wähler auf das Ausmaß der Härte vorbereitet, die sie im Namen der Politiker ertragen müssen.“

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Horst Johnson | Fr., 9. Juni 2017 - 10:55

Fakt: Der Brexit wurde bestätigt, Fr.May ist die stärkste Kraft. Dies verheimlicht konsequent die etablierte Presse. Ob sie nun nicht mehr alleine regiert oder Sitze verloren hat, eine Randnotiz.

Eher nicht: den größten Zugewinn hat Labour, aber auch die Tories konnten etwas zulegen. Die UKIP hat über 10% verloren (= 0 Sitze), was sich fast mit den Zugewinnen von Tories und Labour deckt. So, wer wird wohl verantwortlich gemacht für das Brexit-Desaster? Eben, die UKIP mit ihrer absurden und verlogenen Propaganda. Das haben nun die Wähler erkannt und die Windbeutel hart abgestraft. Zu spät, aber immerhin...

Ralf Marienfeld | Fr., 9. Juni 2017 - 16:06

Antwort auf von Jens Richter

Der Zusammnhang ist dann doch nicht so einfach. Beide, Tories wie auch Labour, wollen ja die Brexit-Verhandlungen fortführen. Es scheint ja eher so zu sein, dass nach erfolgter Brexit-Entscheidung kein Bedarf an UKIP mehr besteht: Also Mission accomplished und deswegen nun überflüssig.

Horst Johnson | Fr., 9. Juni 2017 - 17:18

Antwort auf von Jens Richter

Ob Ukip 5 oder 7 % gewonnen oder verloren spielt doch nur eine untergeordnete Rolle. Der Brexit wird kommen, May als die stärkste Kraft steht dazu, Corbyn ebenso. Wie sie auf eine Nichtbestätigung kommen bleibt ganz ihr Geheimnis.

Mathias Trostdorf | Fr., 9. Juni 2017 - 17:31

Antwort auf von Jens Richter

Da Sie es offenbar nicht wissen, teile ich Ihnen mit, daß UKIP seine Wählerlnnen im Vorfeld der Wahlen aufgefordert, statt UKIP die Konservativen zu wählen,um deren Position zu stärken, da diese ja am dichtesten am Ziel dem UKIP, den Brexit umzusetzen, dran sind.

Christop Kuhlmann | Fr., 9. Juni 2017 - 11:38

Mit den nordirischen Nationalkonservativen werden die Tories das Land schon an die Wand fahren. Ob May oder Johnson ist dabei nur eine Frage des Unterhaltungswertes.

Giuseppe Nesuno | Fr., 9. Juni 2017 - 11:54

@ Horst Johnson,
zutreffend? Augen schließen - umdrehen und weiterschlafen!

Dieter Weise | Fr., 9. Juni 2017 - 12:26

Was denn für eine Wahlpleite? Ihre Partei ist doch als stärkste aus den Wahlen hervorgegangen! Wer soll denn sonst eine Regierung bilden? Die mit 10%? May wird natürlich einen Kolatitionspartner brauchen, aber so what? Das ist doch Realität in den meisten Europäischen Ländern, inklusive Deutschland. Oder ist GB wegen des Brexit jetzt auch schon zu den Ländern heruntergestuft worden, über deren Regierenden ja nichts Neutrales mehr berichtet werden darf? Kriegen wir jetzt eine tägliche GB-Politiker Dauerkritikschleife, so wie bei Trump und Erdogan? Mann, Mann, Mann!

Ja, May ist der Presse ein Dorn im Auge.
Es wäre total spannend, zu sehen, wie positiv über sie berichtet würde, wenn Sie stattdessen für den Verbleib GBs im ideologischen Kunstgebilde namens EU wäre. Dann wäre sie die HoffnungsträgerIn für unsere Brüsseler Helden und alles wäre gaaaaanz toll.

Hermann Neumann | Fr., 9. Juni 2017 - 12:27

May und Merkel beide fangen mit M an, beides Frauen, beide Einzelkinder, beide Pfarrerskinder und beide stehen für Klientelpolitik. Der kleine Bürger bleibt auf der Strecke.
Auch wenn sich linke Politiker wie Schulz und Genossen die Hände reiben und frohlocken, der Brexxit bleibt. Tauglich für die breite Masse der Bürger ist keine von beiden.

Mathias Trostdorf | Fr., 9. Juni 2017 - 17:37

Antwort auf von Hermann Neumann

Kennen Sie denn eine Partei, die keine Klientelpolitik betreibt?
Mir würde keine einfallen.

Rudi Ehm | Fr., 9. Juni 2017 - 14:05

Typisch Deutsch, immer Panikmodus. May hat die Wahl gewonnen. Nordirland und Schottland sind in ihrer Hand. Die Nordiren wollen die EU nicht und die Schotten wollen keine dauernden Austrittsgespräche. Ist doch gut. Der Brexit läuft jetzt noch besser. Die Fronten sind viel klarer.

Walter Wust | Fr., 9. Juni 2017 - 14:49

Erstmal war diese vorgezogene Neuwahl völlig unnötig. Dann kamen mit Hilfe der Medien plötzlich Themen auf die Tagesordnung, die mit dem Brexit nicht das Mindeste zu tun haben und von denen die Mediengestalter genau wussten, dass man May damit schaden würde und Corbyn, diese linke Luftblase, hat dankbar Alles zu seinen Gunsten umgedeutet. Nun hat eine Generation über die britische Zukunft entschieden, die bisher weder vorher noch jetzt etwas für die Gesellschaft beigetragen hat, außer vielleicht Kosten. Auffällig waren die deutschen Kommentare schon vor der Wahl und am Wahltag, die vor Häme nur so trieften. Ich hoffe, daß England sich trotzdem nicht unterbuttern lässt und nicht auch noch in diesen linken Drall verfällt.

Bernhard Kopp | Fr., 9. Juni 2017 - 17:20

Sie als PM, mit allen professionellen Analysemethoden die der Regierung und der Partei zur Verfügung stehen, und einem offensichtlich mangelhaften politischen Instinkt, eine Fehleinschätzung Erster-Klasse hingelegt, die ihre Fähigkeit, mit Analyse, Beratung und eigenem Urteil zu richtigen Entscheidungen zu kommen, ernsthaft in Frage stellt. Dies würde auch für die Zukunft gelten.

Dr. Lothar Sukstorf | Sa., 10. Juni 2017 - 13:25

Ach Gottchen, jetzt kopieren sich die Medien schon die "Aufmacher" MayDay...untereinander. Siehe Süddeutsche heute. Verfolgt man die deutschen Medien - ohne zu wissen, was los ist, dann gewinnt man den Eindruck, daß irgendwer in GB den Stöpsel gezogen hat und GB langsam absäuft...die Briten sehen das wesentlich gelassener als wir. Es ist nur ein Wahlergebnis, May hat die Mehrheit, zwar nicht mehr absolut, dennoch. Und, überhaupt, ihr wird von allen deutschen Medien desaströser Wahlkampf attestiert, nur wenige sagen, was denn das Desaster war. Fake-News. Oder nur abgekupfert? Typisch Medien. Musterbeispiel für Stimmungsmache! Wie bei so Vielem!

Margrit Sterer | Sa., 10. Juni 2017 - 13:36

Ich denke, es müßte sich endlich mal Brüssl bewegen. Es bräuchte gar keinen Bexit geben, wnn Brüssel edlich demokratisch würde und wir wieder eine wirklich Europ. Union wären, aber so wie es derzeit ist, dass Brüssel den Ländern die Selbständigkeit nimmt, kann es nicht gehen.
Das Nest Brüssel muß neu eingerichtet werden

Jacqueline Gafner | Sa., 10. Juni 2017 - 15:54

Okay, das Kalkül von Theresa May ist nicht aufgegangen, das mag an den Fehlern liegen, die sie im Wahlkampf gemacht hat, oder auch an der Terroranschlägen in den letzten Wochen, oder an der Wut der Schlafmützen unter den jungen Briten, die das Brexit-Plebiszit verbummelt haben, oder, oder, oder. Entscheidend ist letzten Endes nur eines: die Konservativen haben erneut die meisten Sitze erobert und können mit einem kleinen Partner eine Regierung bilden, die über eine Mehrheit im Unterhaus verfügt. So ist das in der kleinen wie der grossen Politik, ob's gefällt oder nicht.

Gottfried Meier | Mo., 12. Juni 2017 - 08:20

England hat das gleiche Problem wie alle anderen westlichen Staaten auch: Eine politische Verzwergung. Ich wüsste keinen führenden Politiker, der eine nachvollziehbare Richtung vorgibt. Die Krise, in der sich die Welt augenscheinlich befindet, ist maßgeblich auf das Versagen der Politik, also der Politiker und da den Regierungschefs, zurückzuführen.