Zeh
Juli Zeh / Maurice Weiss / Ostkreuz

Juli Zeh im Interview - „Pädagogische Politik ist gefährlich“

Die Bürger sind wütend, wenn der Staat zu viele Vorschriften macht, sagt Juli Zeh. Die Schriftstellerin schaut vom Dorf aus auf die Politik. Ein Gespräch über AfD-Wähler, den SPD-Kanzler und fehlende Debatten.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

So erreichen Sie Volker Resing:

Juli Zeh ist Schriftstellerin und Juristin. Zuletzt erschien ihr Roman „Zwischen Welten“ (gemeinsam mit Simon Urban).

Frau Zeh, in Ihren Romanen können sogar Nazis zu schrägen Helden des Alltags werden. Und über den Gartenzaun hinweg wird die Weltpolitik verhandelt. Was treibt Ihre Nachbarn im dörflichen Brandenburgischen, dort wo Sie wohnen, gerade besonders um?

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Karl-Heinz Weiß | So., 8. September 2024 - 09:42

Ein guter Beitrag zu den Folgen der "politischen Übergriffigkeit". "Besser erklären" und "Respekt" sind deren Leit-und Leerformeln. In der Rückschau ist unbegreiflich, wie das GRÜNE Milieu, repräsentiert durch Politiker wie Trittin, Kretschmann, Baerbock und Habeck, das gesellschaftliche Klima so lange prägen konnten. Aber die Wähler in den neuen Bundesländern sind offenbar in der Urteilsfähigkeit weiter als
Leute wie die Trittin-Huldigerin und Alternativlos-Predigerin Merkel.

Enka Hein | So., 8. September 2024 - 13:25

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

..beschreibt sich selbst gerne als gebildet.
Stimmt aber nicht.
Ich halte dieses Milieu für strunzdumm.
Deshalb spült es solchen Bodensatz wie Trittin, Baerbock oder KGE noch oben.
Der Kernsatz von Kant, den eigenen Verstand zu nutzen, wird Konsequent von diesem Milieu ignoriert.
Dazu gibt es nur 2 Gründe.
Der Verstand des Grünen Milieus ist gerade aushäusig oder schlichtweg nicht vorhanden.
Vermutlich eine Kombination von beidem.

Christa Wallau | So., 8. September 2024 - 15:57

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

will u. braucht nicht mehr erzogen zu werden.

Er ist in einer Demokratie souverän u. voll verantwortlich, was seine Meinung, seine Entscheidungen u. sein Handeln anbetrifft - so lange er sich an die Gesetze hält. Zusammen mit der Gesamtheit aller erwachsenen Mitbürger bildet er die Gruppe derer, welche alle 4 oder 5 Jahre in freier und geheimer Wahl die Partei wählen, von denen sich sich am meisten vertreten fühlen.
Parteien wirken an der Willensbildung nur m i t (laut GG), sie sind aber keineswegs befugt, diese in irgendeiner Weise zu bestimmen! Es steht ihnen daher m. E. auch nicht zu, Menschen mit einer unliebsamen Meinung aus den demokratischen Prozessen herauszuhalten, wie dies seit 2013 mit der AfD geschieht.

Eine ganz andere Sache ist es, wenn Menschen im Laufe ihres Lebens d a z u lernen u. aus sich heraus ihre Ansichten ändern. Dies ist ein ganz normaler
Vorgang, der sich in den meisten Fällen - mehr oder minder erkennbar und wirkmächtig - bei jedem Individuum vollzieht.

Norbert Heyer | So., 8. September 2024 - 10:10

Es ist vollbracht: Eine Brandmauer wird bald zur Unregierbarkeit in D beitragen. Genial, einfach genial, wie die Grünen und Linken es hinbekommen, grottenschlechte Politik abzuliefern und gleichzeitig sachliche, konservative Politik mit Weitsicht mit einer Brandmauer zu verhindern. Und noch schlimmer: Die Union befürwortet noch ihren unvermeidlichen Abgang mit der Bestätigung des politischen Selbstmord. Wir bekommen unter diesem Gesichtspunkt weiterhin nur vernichtende, zerstörende, ideologische Politik ohne hoffnungsvolle Aussichten für die Zukunft. Was hat die Merkel aus der Partei gemacht, nach Adenauer, nach Kohl? Eine Partei ganz im Sinne der untergegangenen DDR. Auch da gab es neben der SED noch andere Blockparteien und dieses System hat die Kommunistin erfolgreich übertragen. Wofür noch wählen. „Zettel falten“ - wie die Bürger der DDR Wahlen bezeichneten? Wir sind stramm links-rot und aus dieser genialen Falle kommt die Union nicht raus. Doofheit wird meistens hart bestraft.

Ingofrank | So., 8. September 2024 - 20:43

Antwort auf von Norbert Heyer

Das Sommer- Interview von Scholz heute im ZDF ….
Bemerkenswert der Satz, dass der Herr Woidke wieder „aus der Mitte“ PM in Brandenburg wird. Platz 1 scheint auch da bereits der AFD gesichert.sie wollen es nicht begreifen die neuen Blockparteien der nationalen Front ….
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Günter Johannsen | So., 8. September 2024 - 10:12

und entschiedene Durchsetzung unserer Gesetze sind absolut notwendig für den Erhalt unserer Freiheitlichen Demokratie.
Aber ideologische Erziehung gegenüber dem Souverän - dem Volk - sind letztendlich tödlich für den Staat. Wer dem Souverän seine Entscheidungsmacht und abnehmen will, hat schon verloren. Zwei Diktaturen in Deutschland haben das gezeigt. Jeglicher Versuch ist strafbar. DAS sollte seit 1989 für alle (auch für die selbstherrlichen Grünlinge) ein klares Signal sein! sein

Cornelia Karopka | So., 8. September 2024 - 10:13

Vielen Dank für dieses wirklich gute Interview. Viele Ansichten kann ich voll umfänglich unterschreiben! Gute Fragen, gute Gedanken, gute Antworten.
Dieses Interview sollte nicht hinter der Bezahlschranke stehen- es ist zu wichtig.

Robert Hans Stein | Mo., 9. September 2024 - 11:55

Antwort auf von Cornelia Karopka

Möglichst viele sollten das lesen können. Überhaupt ist es zu bedauern, dass CICERO keine größere Reichweite hat. Wie der Widerspruch zwischen Ökonomie und breiter Verfügbarkeit aufzulösen sei, weiß ich allerdings auch nicht.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 8. September 2024 - 11:12

Jetzt verstehe ich das Unbehagen an Frau Baerbocks Bildungshintergrund.
Dennoch hätte ich gerne gewußt, wer die Last der Welt auf seinen Schultern spürt und wenn es nicht "von Amts wegen" ist, so halte ich das in vielen Fällen vlt. für ein Missverständnis oder eine "Ermächtigung"?
Danke für die Informationen zu Herrn Ulrich.
Nicht, dass Frau Zeh "gepetzt" hätte, ich sehe die entsprechenden Artikel in der ZEIT ja auch und denke mir manchmal, dass Helmut Schmidt sich mittlerweile im Grabe dreht, wie ein Windrad im Orkan.
Wie schön, dass wir noch wählen gehen dürfen.
Kümmert sich eigentlich das Verfassungsgericht um solche Überlegungen/Satire?
Die wollen nur das Beste für ... ?
Steinmeier war für mich immer ein verfassungsrechtlicher Fels in der Brandung.
Mein stiller Wunsch war, dass es an ihm vorbei keine, wie auch immer geartete "Ermächtigung" geben würde.
Andererseits kann so ein Bundespräsident auch nicht selbst Politik setzen?
Deshalb hoffe ich auf eine repräsentative Figur.
Obacht

Frau Sehrt-Irrek, nicht die Schnulzen singende Helene Fischer macht mich atemlos, sondern Ihre eloge auf Steinmeier. Dieser Mann ist ein Apparatschik des braungrünen Sozialismus, der grün daher kommt. Seine Äußerungen sind noch nicht einmal diskutabel, geschweige denn akzeptabel. Blauäugigkeit der Bürger spült solche Gestalten nach oben.

Wilfried Düring | So., 8. September 2024 - 11:49

Anfang 2019 bezeichnete Frau Zeh die brandenburgische | ostdeutsche Landbevölkerung pauschal als 'rückständig'.
O-Ton: ' ... Da gibt es noch ein PAAR JAHRZEHNTE RÜCKSTAND in der ENTWICKLUNG bestimmter Werte. ...' . Ein Frau mit DIESEM Gedankengut - natürlich aus dem Westen stammend - ist seit Dezember 2018 auf dem Ticket der SPD Brandenburg 'ehrenamtliche Richterin' am Landesverfassungsgericht Brandenburg. Fassen wir also zusammen: Frau Zeh diffamiert(e) und stigmatisiert(e) Menschen, in deren Namen sie angeblich 'Recht' sprach und IMMER NOCH spricht.
Gerne möchte ich Frau Zeh zugestehen, daß sie seitdem hinzugelernt hat. Offenbar ist sie 'im Osten angekommen'. Inzwischen höre ich ihr wieder zu. Zeh's maßvolle und nachdenkliche Beiträge sind in manchen Talks inzwischen das Salz in der schalen Suppe des ewig-gleichen. Das gilt (für mich persönlich) insbesondere für ihre Äußerungen zum Ukrainekrieg.
Es ist an der Zeit Frieden zu machen.
Ich würde mich freuen, über ein: 'Tut mir leid.'

Herr Düring, wenn der Wind sich langsam dreht, wenden auch manche ihre Hälse. Das hat wenig mit Einsicht, aber sehr viel mit Opportunismus zu tun. Ein 'Tut mir leid' wäre da nur eine hohle Phrase, denn beim nächsten Mal geht es wieder in die andere Richtung.

Peter Saulus | So., 8. September 2024 - 12:01

Kann mich den Zeilen von Frau Zeh nur anschließen und bin dankbar, dass Cicero das derart aufś Tablet bringt. Beim Thema Debatt e bin ich allerdings aus Lebenserfahrung der Meinung, dass diese auch Ziel- und Endpunkte braucht. Was mich als handlungsaktiven Menschen an Grenzen bringt ist, wenn jemand aus dem debattieren nicht mehr herauskommt, um ja nicht entscheiden zu müssen. Wenn jemand nicht begreift, dass Entscheiden verzichten heißt, die Konsquenzen zu tragen und zu erkennen, dass wenn du nicht entscheidest, jemand anderes für dich entscheidet, dann verliert er sich, meist angstgetrieben, in der endlosen Debatte.

Wilfried Düring | So., 8. September 2024 - 12:09

Frieden muß man mit seinen FEINDEN schließen!
Das sagt sich leicht (Richtung Russen, Ukrainer, Polen und Amerikaner usw.), kann aber unendlich schwer sein/werden, wenn einem dies selber 'zugemutet' wird. Besonders, 'wenn widerstreitende Positionen verhärtet, Weltbilder verfestigt und trennende Lebenserfahrungen prägend sind' (Bundestagspräsidentin Bärbel Bas).
Verständnis, Wertschätzung und vielleicht Versöhnung können meiner Meinung nach nur dann wachsen - z.B. zwischen Ost und West, Alt und Jung, Rechts und Grün, Russen und Polen usw. - wenn man damit aufhört, andere Menschen ständig zu belehren und zu erziehen. Wir könnten uns einfach unsere Lebensgeschichten (z.B. vom anderen Leben im anderen Teil Deutschlands) erzählen.
Wir sollten wieder lernen einander zuzuhören, anstatt einander Zensuren zu erteilen oder uns voneinander 'zu distanzieren'.
Juli Zeh hat das begriffen und offenbar im 'wilden Osten' Brrrandenborgs inzwischen selber 'ein Stück weit' gelebt.
Danke dafür.

das wäre ein erster Schritt, Vorurteile abzubauen. Wer keine direkten Kontakte nach "drüben hat" ist leider auf's Hörensagen, Medienberichte und Quellen aus 2. Hand angewiesen. M.E. bieten die Bücher von Frau Zeh gute Seelen-Einblicke und wecken Verständnis. Mir persönlich gefiel am besten "Unterleuten" und "Über Menschen" , aber v.A. "Corpus Delicti", ein Sience-fiction Zukunftsroman über verordnete Gesundheitszwänge. Es gibt aber auch Filme, die ein Eintauchen in andere Welten erleichtern, wie z.B. der neue erschienene "Zwei zu eins", der wahre Begebenheiten nacherzählt, die Währungsunion 1989 in den Blick nimmt, u. amüsant und lebensnah die Wendezeit beleuchtet. Mit bekannten u. beliebten Schauspielern taucht man ein in originale Lebensweisen, - besonders auch empfohlen für "Wessies", die Vieles bisher nicht für möglich hielten. (mal googlen)....

Klaus Funke | So., 8. September 2024 - 12:31

Sie ist eine Vertreterin des intellektuellen Mainstreams. Ihre gelegentlichen realistischen Einsprengsel kommen von Ihrem Aufenthalt im Osten her. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Schriftstellerisch ist sie nichts Besonderes. Nicht schlecht, gewiss, aber nur etwas mehr als der Durchschnitt. Im Grunde wunderbar geeignet für unsere geistig anspruchslosen Westbürger. Unterhaltungsliteratur im Grunde. Ihre gelegentlichen politischen Einlassungen dienen ihr wohl nur zur Selbstberuhigung... von wirklichem Wert sind sie nicht. Natürlich für unsere Presse immer eine Meldung wert. Da kann man hinter fast alle Bonuspunkte ein Häkchen machen.

Jens Böhme | So., 8. September 2024 - 12:43

Der Zweite Weltkrieg hätte nicht stattgefunden, hätten die Alliierten mit Hitler im September 1939 und hernach bis 1941/42 verhandelt und all die überfallenden Staaten Gebiete abgetreten oder Ähnliches? - Überfälle und Kriege sind immer die äußersten Ausnahmezustände und somit eine große Belastung für die Überfallenen. Aber im März 2022 mit Putin über dessen Kriegskurs zu verhandeln, ist reichlich naiv und völlig an den Realitäten vorbei. Putin ist an keinen Verhandlungen interessiert da es ein russisches Zeichen von Schwäche wäre. Die besetzten Gebiete bleiben russisch. Das ist eine Verhandlungsbasis Putins.

Die einen der späteren Alliierten erklärten D. nach dem 1.9.39 den Krieg, und führten ihn wie (hoffend, dass die dtsch. Angriffe immer gen Ost gehen?)?
Der andere spätere Alliierte schloß mit D. im Aug. 39 einen Pakt mit Zusatzprotokoll (zudem Wahrung vitaler Sicherheitsinteressen durch Krieg gegen Finnland und Besetzung der balt. Republiken), den Braten wohl riechend, wahrscheinlich auch wegen der brit. Verzögerungstaktik bei den gleichzeitig lfd. Moskauer Verhandlungen. Damit verschoben sich die dtsch. Ausgangsstellungen für den Vernichtungskrieg gegen den "jüdischen Bolschewismus" um x km gen Westen, was vllt. dazu führte, dass Moskau im Dez. 41 nicht fiel.
"Putins Kriegskurs" hat eine lange Vorgeschichte, die vllt. noch im 2. Wk beginnt (z.B. Einsatz der A-Bomben, angloamer. Bombardierung DD, C und MD, ...) und sich belegbar nach dem "Sieg über den Kommunismus" intensivierte. Sie können dies alles ignorieren, wie viele mit US-Konfiguration. Andere tun es nicht.

Jens Böhme | Mo., 9. September 2024 - 00:09

Antwort auf von Detlef Beck

"Die einen der späteren Alliierten..." - Schon der Beginn Ihres Kommentars fängt mit Unfug an. Schlagen Sie nach bei "Britisch-französische Garantieerklärung" (Alliierte gegen den Kriegskurs Deutschlands in Europa). Der sowjetische Überfall auf Polen 1939 wäre Grund genug für die Allierten gewesen, auch gegen die Sowjetunion eine Kriegserklärung abzugeben. Da die Sowjets damals und auch heutige Russen ohne ein Wort in fremde Länder einfallen (siehe Georgien, Ukraine), sollte jedem anständigen Menschen sogenannte Friedenskonferenzen mit solchen Verbrechern nie in den Sinn kommen (siehe Bundeskanzler Scholz).

Detlef Beck | Mo., 9. September 2024 - 15:08

Antwort auf von Jens Böhme

beim angeblichen RF-Einfall in Georgien anfangen. Dies sah selbst die EU offiziel anders. Im Übrigen scheinen Ihr pro-westliches "Geschichtskenntnisse" nicht viel herzugeben. Allerdings bin ich nicht gewillt, Nachhilfe zu leisten, zumal die einseitige Prägung bei Ihnen sehr solide zu sein scheint.

Osvaldo | So., 8. September 2024 - 12:45

Falsch:
- den politischen Gegner ausgrenzen (Talkshows)
- diffamieren (Nazikeule)
- Narrative erfinden (es gibt keine Pullfaktoren)
- Begriffe erweitern (rechts = konservativ = rechtsextrem)
- Begriffe einschränken (Demokratie ist, was is für richtig halte)
- ideologisch vorgehen

Richtig:
- mit Argumenten und klaren Menschen- und Gesellschaftsbildern debattierten
- Gegenpositionen verstehen und kritisieren
- mit Fakten argumentieren und zeigen was der Fall ist
- Begriffe nicht missbrauchen und Aussagen nicht willentlich missverstehen
- das demokratische Diskursverfahren immer mitdenken, nicht nur dafür oder dagegen sein
- realitätsnah argumentieren

Bisher sehen ich nur ängstliche Politiker, die die politische Konfrontation scheuen. Das ist ein Verlust an demokratischem Bewusstsein.

Brigitte Miller | So., 8. September 2024 - 14:37

in diesem an sich guten Interview ist die Ausdrucksweise einer zu den Intellektuellen Eliten zu zählenden Person, quasi aus der Vogelschau:
"Sie haben das Gefühl, dass sich alles auflöst, dass das Land irgendwie zerfällt. Ökonomisch, aber auch kulturell. Sie sehen das Problem einerseits in der Migration und glauben andererseits, dass die Regierung Unmengen von Geld an falschen Stellen ausgibt, statt sich um grundlegende Baustellen zu kümmern wie Schulen, Renten, Gesundheitssystem und Mobilität." Das insinuiert, nicht nur in diesen paar Sätzen, dass dem gar nicht wirklich so ist, sondern dass die Leute das zu Unrecht glauben und dann wütend werden.
Gut, dass sie Emcke nicht zustimmt, aber zu sagen, "nicht jede Talkshow ist interessant" ist ein Euphemismus, denn die meisten Talkshows sind geframt in jeder Beziehung, eine bessere ist meiner Meinung nach "Talk im Hangar7".

Volker Naumann | So., 8. September 2024 - 19:53

Antwort auf von Brigitte Miller

Das ist mir auch aufgefallen, werte Frau Miller.

Die Antwort liegt vielleicht in der Frage nach einem Vorhaben
im Jahre 2027. Man übt schon eine gewisse "neutrale"
Abgehobenheit ein und eine demonstrative Überparteilichkeit.

Eine Frau als BP wäre ja "mal dran", aber schon wieder SPD wohl
eher nicht. Persönlich tippe ich eher auf: Grün gewinnt.

Dann haben wir den Salat.

MfG

Maria Fischer | So., 8. September 2024 - 14:43

„Die höchstmögliche Freiheit gibt es nur innerhalb klar definierter Grenzen.“
In jeder Hinsicht. Darauf basiert ein demokratisches Miteinander in Familien, in Gemeinden, in einem Land. Diese Grenzen zu schützen ist eine der vornehmsten Aufgaben des Staates.
Wir haben bis 2015 diese Regeln mehr oder weniger in einem demokratischen Miteinander austarieren können. Wenn nötig in heftige Diskussionen, ohne dabei den anderen sein demokratisches Verständnis abzusprechen.
Aus Machtpolitischen Bestrebungen wurde dieses demokratische Miteinander unterbunden.
Seitdem greift der Staat in jeden sozialen Raum ein. Der Bürger steht unter Verdacht.
Das ist die Wunde, die permanent zu spüren ist.
Dieser Staat bietet mir kein Schutz, im Gegenteil, er setzt mich immer neue Gefahren aus, die meine Existenz und meine Freiheit einschränken und gefährden. Ökonomisch und Sozial.

Markus Michaelis | So., 8. September 2024 - 15:01

"Das ist ein pädagogischer Ansatz für Politik und damit eben auch eine Top-down-Methode. Das kommt bei vielen Leuten nicht gut an."

Das sehe ich genauso. Auch diese Politik der Alternativlosigkeit - was eigentlich keine Politik mehr ist. "Menschsein" (wenn ich mal das große Wort nehme) besteht für mich aus Entscheidungen, Kontingenzen, Gewohnheiten, Entwicklungen, Gegensätzen - aus allem Möglichen, aber nicht aus alternativlosen Wahrheiten. Deswegen glaube ich auch nicht an die offene Weltgesellschaft. Ich halte das für schlecht und ich denke, es rennt gegen die Wand. Es geht immer um Entwicklung, Gegensätze ausgleichen etc., was aber nie synchron geschehen wird und auch nicht soll. Es geht daher auch immer um Abgrenzung.

Markus Michaelis | So., 8. September 2024 - 15:16

"Meistens kommen die Menschen meiner Erfahrung nach in konkreten Situationen recht gut miteinander klar."

Ich glaube, dass das einer der Trugschlüsse ist: (fast) jeder hat die persönliche Erfahrung bei vielen Gelegenheiten, dass man mit fast allen Menschen gut auskommt. Daraus wird geschlossen, dass "gut miteinander auskommen" das Normale wäre, dass durch "Rechte" gestört wird.

Gut miteinander aus kommt man aber in Umgebungen, in denen der große Rahmen fest vorgegeben und nicht in Frage gestellt wird. Oder es geht nur auf Zeit um begrenzte Dinge.

In dem Moment, wo man gemeinsam das ganze Leben und die Werte und Regeln verhandelt, ist Zusammenleben nie trivial. Das scheint komplett ignoriert zu werden.

Markus Michaelis | So., 8. September 2024 - 15:23

"Der Journalist Bernd Ulrich von der Zeit sagt in dem mit Richter verfassten Buch „Demokratie und Revolution“, dass eine Mehrheit, möglicherweise von lauter Egoisten, nicht über die Zukunft des Landes entscheiden dürfe. "

Ja, ein Beispiel dafür, dass sich auch in der Mitte viele Menschen weg von der Demokratie entwickelt haben - man ist werteorientiert, wissenschaftsorientiert, faktenorientiert, menschheitsorientiert - bzw. jeweils das, was man dafür hält.

Diskussion und Demokratie ist für mich übrigens nicht nur dadurch begründet, dass am Ende das "bessere Ergebnis" bei herauskommt. Das ist komplexer und widersprüchlicher. Ja, irgendwo muss Demokratie eine funktionstüchtige Gesellschaft abliefern, sonst wird keiner mitmachen. Es ist aber auch ein Bekenntnis dazu, dass es kein letztes "besser" gibt - und zu vielen anderen, auch in sich widersprüchlichen Dingen. Das ist heute oft alles durch "Wissenschaft und Menschheit" ersetzt und die Gefahr von Rechts. Alles ganz klar.

Markus Michaelis | So., 8. September 2024 - 15:43

Ich würde Steinmeier etwas anders einschätzen: er bietet ein hohes Maß an Orientierung, versucht alle einzuschließen, hält Ambivalenzen aus. Das versucht er, das scheint mir nicht das Problem.

Das Problem scheint mir, dass seine Orientierung darauf beruht, dass seine Gesellschaft absolut alle Menschen einschließt und zusammen DIE Menschheitsaufgaben angeht. Es fehlt das Gespür dafür, wie vielfältig und widersprüchlich die Menschen sind. Seine Orientierung fährt mit den realen Menschen gegen die Wand, die Aufgaben, die er angehen will, sind unrealistisch. Wie in vielen westlichen Gesellschaften, wird die Gesellschaft unregierbar (in der Tendenz - klar, bis jetzt ist noch alles gut, aber so ganz, ganz wohl fühlt sich auch kaum noch einer - wenigstens darin scheint es eine gewisse Übereinstimmung zu geben)

Es gab eine Zeit, da tourte der Bundes-Walter jedes Jahr im Frühjahr von Gedenkstätte zu Gedenkstätte. Kein Weg war zu weit, kein 'Außenlager' zu klein. Man feierte: 'die Befreiuung'. Aktuell soll an russische Opfer und 'Befreier' aus opportunistischen tagespolitischen Gründen besser nicht mehr erinnert werden. So hat Walter für seine fragwürdigen Haltungs-Predigten eine neue Zielgruppe ausgemacht. Kürzlich besuchte er ERSTMALS eine Gedenkstätte im ehemaligen DDR-Frauen-KZ Hoheneck. 33 Jahre nach der Wiedereinigung. Wir erkennen, welchen Stellenwert für die bunte Republik das Zehntausendfache Leid von Frauen hat, die in Hoheneck gequält, geschändet und/oder ermordet wurden - GAR KEINEN!
Und wenn es in Deutschland DAS Symbol für die Verbrechen des Bolschewismus gibt, dann ist es - selbstverständlich neben der Mauer - dieses ehemalige (stalinistische) DDR-Frauen-KZ !
Kann ein solcher erinnerungspolitischer Windbeutel 'Orientierung' geben?
Die Frage zu stellen, heißt sie zu beantworten.

Das Thema Hoheneck gibt Anlass, weitere Fragen zu stellen, und über diese nachzudenken!
Vor wenigen Tagen bestätigte der BGH ein Urteil wegen 'Beihilfe zum Mord' in mehreren Tausend Fällen gegen die heute 99-jährige Deliquentin. Diese Frau hatte vor 80 Jahren als damals 18 jähriges Mädchen für insgesamt 22 Monate im KZ Stutthof ihren 'Dienst' als Sekretärin | Schreibkraft getan.
Ob es solche Sekretärinnen und Schreibkräfte wohl auch in Hoheneck gegeben hat? - Aber diese Frauen - vglw. 'kleine Fische' - sind NICHT MEIN Thema!
Denn in Hoheneck hat es - wie in JEDEM deutschen KZ - auch einen Lager-Kommandanten gegeben! Es gab Schläger und Henker. Es hat 'Ärzte' gegeben, die unter Bruch ihres Eides mit der Geheimpolizei zusammenarbeiteten, rechtswidrig Informationen über ihre Patienten weitergaben, Frauen zu deren Schaden mit Psycho-Pharmaka behandelten.
Ich kann mich leider nicht mehr erinnern:
Wann fand eigentlich der 'Hoheneck-Prozeß' statt?
Eben(d)! - 'Rechtsstaat', den ich fürchte!

Günter Johannsen | So., 8. September 2024 - 15:47

dass sie keine oder nur sehr eingeschränkte Erfahrungen mit der SED und der Stasi (MfS) haben.
Wer mit den "Göttern" der SED (dafür hielten die sich wohl) ehrlich diskutieren wollte, musste erfahren: dazu waren die Genossen nicht fähig und auch nicht willens! Wer eine andere abweichende Meinung hatte, war Klassenfeind und minderwertig. Letztlich war der Klassenfeind lebensunwertes Leben ... ähnlich wie in Hitlers III. Reich. Unter Diskutieren verstand man in der DDR und im III. Reich: ich nicke unterwürfig alles ab, was der "Vater Staat" sagt und tut ohne Widerspruch, sonst ist mein leben zu Ende. Wer das unter Demokratie versteht oder verstehen will, dem fehlt offensichtlich eine Windung ... sorry!

Volker Naumann | So., 8. September 2024 - 16:23

Nach der Prognose kommt die SPD mit CDU und den Günen zusammen auf etwa 40 %. Das wird nicht reichen, also wieder das BSW als Rettungsanker? Da ist der Ausgang noch völlig offen. Der Weg auf die andere Seite (mit der AfD etwa 50 %) ist wohl kaum denkbar. CDU und AfD zusammen hätten etwa 45 %, das könnte knapp reichen, aber versperrt durch die Brandmauer.

Damit haben wir ein drittes Bundesland, dass durch Ausschließeritis blockiert ist.

Dann sollen doch die beiden (SPD und CDU)
mal mit ihrer pädagogischen Politik aufhören und dem Wähler immer erklären, warum etwas nicht geht. Versucht es doch einmal mit einem neuen Ansatz, der Wähler wird es gut finden, wenn nicht noch eine ewige Hängepartie losgeht.

MfG

Maria Fischer | So., 8. September 2024 - 18:02

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Was uns die derzeitige Politiker Riege bietet, ist tiefste intellektuell Provinz.
Das, was Thomas Mann mit provinziellem Denken meinte, ist diese deutsche Innerlichkeit, die auf die politische Ebene übergreift. Die sind dann nicht mehr aufzuhalten.
Politiker wie H.Schmidt hatten ein Bildungsniveau, der vor solchen Fehlern schützte. Hannah Arendt bezog Stellung und zitiert Kant: „Das heißt dieses Unvermögen, wie Kant sagt, „an der Stelle jedes andern denken“.
Es ist wirklich grausam, von dummen Menschen regiert zu werden.

Tomas Poth | So., 8. September 2024 - 20:47

Das kann man so ausdrücken wollen.
Es ist eine Politik der "Westbindung" des Altparteien-Kartells, eine freiwillige Unterwerfungspolitik/Kapitulation, die nicht hinterfragt werden darf und deren ausbeuterische Methoden und Folgen dieser Politik klaglos akzeptiert werden sollen.
Wenn uns die Gasversorgung weggesprengt wird, zahlen wir auch noch anstandslos und weiterhin unsere Tribute an die Länder aus dem Kreis unser "ziemlich besten Freunde".

Es ist doch eher eine Politik der Selbstknechtung, die das Volk mißbraucht, deren Aufseher es selbst wählen und fürstlich bezahlen darf. Alternative Angebote zu dieser Politik werden letztendlich einer politischen Diskreditierung bis hin zur Verfolgung ausgesetzt.
Es ist eine Art Gulag mit Freigang und Hedonismus, solange man dieses System nicht hinterfragt.
Eine harte Analyse, und nicht zur Freude der Gulag-Apparatschiks gedacht.

Martin | Mo., 9. September 2024 - 09:56

Auf diese kann ich verzichten. Ich bin erwachsen und volljährig, da brauche ich keine Leute, die mir erklären, wie ich "bitteschön " zu leben habe. Vor allem wollen solche Leute nur ihre Meinung durchsetzen, koste es was es wolle.
Am schlimmsten tun sich zur Zeit Fr. Herrmann von der taz und der ehemalige büroleiter der grünen Ulrich nebst Fr. Richter hervor. Die wollen ihre mindermeinung um jeden Preis der Gesellschaft aufzwingen. Mit Demokratie und Freiheit hat das alles natürlich gar nichts mehr zu tun. Diese Leute machen mir Angst.
Unterstützt werden sie dabei von der grünen Partei. Am Ende ist es die lauch-Bourgeoisie, die meint , Demokratie und Freiheit zu Lasten ihrer nicht mehrheitsfähigen Ideologie abschaffen zu müssen. Das sind mittlerweile die wahren antidemokraten.