Friedrich von Hayek erhält 1974 den Wirtschaftsnobelpreis aus der Hand von König Carl XVI. Gustaf von Schweden / dpa

Wiedergelesen: „Der Weg zur Knechtschaft“ von Friedrich August von Hayek - Politik als Farce

Alle großen Ereignisse kommen in der Geschichte zweimal vor: einmal als Tragödie, das andere Mal als Farce, meinte Karl Marx. Wer heute Hayek liest, dem drängt sich der Gedanke auf, dass die deutsche Politik der Gegenwart die Farce zur Tragödie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liefert.

Thomas Mayer

Autoreninfo

Thomas Mayer ist Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute mit Sitz in Köln. Zuvor war er Chefvolkswirt der Deutsche Bank Gruppe und Leiter von Deutsche Bank Research. Davor bekleidete er verschiedene Funktionen bei Goldman Sachs, Salomon Brothers und – bevor er in die Privatwirtschaft wechselte – beim Internationalen Währungsfonds in Washington und Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Thomas Mayer promovierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und hält (seit 2003) die CFA Charter des CFA Institute. Seit 2015 ist er Honorarprofessor an der Universität Witten-Herdecke. Seine jüngsten Buchveröffentlichungen sind „Die Vermessung des Unbekannten“ (2021) und „Das Inflationsgespenst“ (2022).

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Der in Großbritannien lebende Emigrant Friedrich August von Hayek schrieb sein Buch „Der Weg zur Knechtschaft“ („The Road to Serfdom“) in den Jahren 1940 bis 1943 „in seiner Freizeit“. Im Vorwort zur 1944 veröffentlichten Erstausgabe beklagt er, dass es ihn von seiner eigentlichen Aufgabe der ökonomischen Forschung abgehalten habe. Das Buch würde ihm bestimmt auch keine Freunde machen, da es hochpolitisch sei. Aber er habe es als Pflicht empfunden, es zu schreiben. Mit einiger Mühe fand er schließlich einen Verlag für die Veröffentlichung. Aber als das Buch herauskam, wurde es sowohl in Großbritannien als auch in den USA zu einem Bestseller. Und es war politisches Dynamit.

Die Brisanz rührte vor allem daher, dass Hayek im Kriegsjahr 1944 die Entstehung des italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus keineswegs als besondere Entwicklung in diesen Ländern, sondern als ein unvermeidliches Ergebnis des Aufstiegs der sozialistischen Ideologie in ganz Europa sah. Auch Großbritannien sei davon betroffen, weil die Menschen dort das ihnen von den liberalen Philosophen des 18. und 19. Jahrhunderts hinterlassene geistige Erbe vergessen hätten. Wie war das möglich? 

Vermutlich wurde der ökonomische Erfolg des Liberalismus die Ursache seines Niedergangs, so Hayek. Denn als die Leute wohlhabend wurden, nahmen sie den Wohlstand für gegeben und wurden empfänglich für sozialistische Utopien, die ihnen völlige Freiheit von allen ökonomischen Zwängen versprachen. Der Sozialismus wäre dann die Vollendung des Liberalismus. Tatsächlich führe der Sozialismus aber in den Totalitarismus, wie er im Stalinismus, Faschismus und Nationalsozialismus zu sehen sei.

Die kollektivistisch organisierte Gesellschaft verfolgt ein Ziel, auf das jeder Einzelne verpflichtet werden muss

Der Grund für die Unvereinbarkeit der beiden Gesellschaftsordnungen ist, dass im Sozialismus das Kollektiv und im Liberalismus das Individuum im Zentrum steht. Die liberale Ordnung trägt der Verschiedenheit der Menschen Rechnung. Sie erlaubt ihnen, ihre eigenen Ziele zu verfolgen, indem sie mit von der Gesellschaft selbst entwickelten Regeln die Freiheit des einen nur dort begrenzt, wo sie die Freiheit des anderen beschneidet. Wirtschaftliche Handlungen erfolgen unter den Bedingungen des Wettbewerbs, des einzigen Systems, das durch Dezentralisierung die Herrschaft der Menschen übereinander minimiert. Die Handlungen werden am Markt über die Bildung von Preisen koordiniert, bei denen Tausch zustande kommt. Individuelle Freiheit und Wettbewerb haben Völkern mit liberalen Gesellschaftsordnungen vorher nie dagewesenen Wohlstand beschert.

Dagegen verfolgt die kollektivistisch organisierte Gesellschaft im Sozialismus ein gemeinsames gesellschaftliches Ziel, das von der Mehrheit oder einer mächtigen Minderheit gesetzt wird. Auf dieses Ziel muss jeder Einzelne verpflichtet werden. Zur Verfolgung des Ziels braucht es einen Plan, der von einer zentralen Behörde umgesetzt wird. Die unüberwindbaren Probleme in der sozialistischen Ordnung sind zum einen, dass es keine einheitliche Moral gibt, mit der die Gesellschaftsmitglieder auf die Verfolgung des gemeinsamen Ziels verpflichtet werden könnten. Zum anderen mangelt es der zentralen Planungsbehörde an wesentlichen Informationen, die zu einer zielgerechten Umsetzung des Plans notwendig wären.

Der Versuch, sich dennoch auf demokratische Weise auf ein gemeinsames Ziel zu verständigen, ähnelt laut Hayek dem Entschluss einer Gesellschaft, eine gemeinsame Reise zu unternehmen, ohne sich über das Reiseziel einig zu sein. Am wirkmächtigsten sind bei diesem Unterfangen kleine Minderheiten, die gut organisiert sind, weil sie ein ihnen wichtiges einheitliches Ziel vor Augen haben. Doch im Verlauf der Reise kommt es zu Unstimmigkeiten unter den Reisenden. Das Parlament, in dem diese Unstimmigkeiten sichtbar werden, findet keine Lösung und wird als „Schwatzbude“ abgetan. Der Entschluss reift in Gesellschaft und Politik, die Entscheidungsgewalt auf „Experten“ zu übertragen

Es kommt zur „Bürokratenherrschaft“

Die Experten, vor allem aus der akademischen Wissenschaft, sind Feuer und Flamme für eine „wissenschaftsbasierte Organisation“ der Gesellschaft. Sie sehen nicht ein, dass kein einzelner Mensch die Koordinierung der Handlungen vieler in einer komplexen Gesellschaft verstehen und organisieren kann. Die „unsichtbare Hand des Marktes“ (Adam Smith) ist ihnen suspekt. Damit sind sie aber nicht allein. Während die religiöse Gesellschaft früher höhere Mächte außerhalb ihrer Kontrolle anerkannte, will ihre säkulare Nachfolgerin ihre Geschicke mit wissenschaftlicher Rationalität selbst bestimmen. Es fällt ihr schwer, einzusehen, dass nicht alle Prozesse rational steuerbar sind.

Damit der Plan der Experten dann auch stringent umgesetzt werden kann, müssen die „Fesseln der Demokratie“ abgestreift werden. Es kommt zur „Bürokratenherrschaft“, die sich aber bald als unzulänglich erweist. Schließlich muss ein starker Mann her, der die Sache in die Hand nimmt. Das politische System mutiert zu einer plebiszitären Diktatur, in der die Regierung allenfalls von Zeit zu Zeit durch Volksabstimmung bestätigt wird. Aufgrund von Widersprüchen in der Gesellschaft und Fehlleistungen der Planungsbehörde wird der Griff des Diktators immer fester. Die Leute werden mit „Neusprech“ (George Orwell) gleichgeschaltet. Die Herrschaft wird totalitär, das Individuum ist nur noch Mittel zu einem „höheren Zweck“.

 

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Das Explosive an Hayeks Analyse in den Kriegsjahren war, dass nach ihr der Nationalsozialismus, mit dem die angelsächsische Welt gerade rang, kein eigentümlich deutsches Phänomen, sondern die konsequente Fortschreibung des Sozialismus war. Gleiches galt für den italienischen Faschismus und den sowjetischen Stalinismus, die Gesellschaftsordnung eines Verbündeten. Der spezifisch deutsche Beitrag zur Entwicklung des Totalitarismus bestand vor allem in dem Bemühen, seine Organisation zu perfektionieren. Die Wurzeln dafür sind in der Militarisierung der Gesellschaft im deutschen Kaiserreich zu finden. 

Gegenwärtig sind Mechanismen am Werk, die der Beschreibung Hayeks ähneln

Hayek verweist auf den Ökonomen Werner Sombart, der vom marxistischen Sozialisten zum Unterstützer Hitlers wurde. In seinem 1915 erschienenen Buch „Händler und Helden“ stellte Sombart die heldenhafte deutsche Volksgemeinschaft der individualistischen, kleingeistigen „Krämerseele“ der Briten gegenüber. Und sein Zeitgenosse Johann Plenge proklamierte die „Ideen von 1914“ als das Ideal der Organisation, die im Gegensatz zu den „Ideen von 1789“, dem Ideal der Freiheit, stünden. Die Kriegswirtschaft von 1914 ist nach Plenge die erste Verwirklichung einer sozialistischen Gesellschaft, und die Idee von 1914 ist die Idee der Organisation der Volksgemeinschaft, des nationalen Sozialismus. Knapp zwei Jahrzehnte später gab Adolf Hitler der schwachen Weimarer Republik mit der Forderung „Gebt mir vier Jahre Zeit“ den Todesstoß und überführte die Demokratie nach ihrem kurzen Leben in die nationalsozialistische Diktatur.

Die Zeiten, über die und in denen Hayek sein Buch verfasste, waren schlimm. Heute sind wir weit davon entfernt. Und doch sind gegenwärtig Mechanismen am Werk, die der Beschreibung Hayeks ähneln. Rote und grüne Minderheiten treiben in der Ampelregierung ihre Pläne für die Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft voran. Zu deren Umsetzung wächst ein undurchschaubares und undurchdringliches bürokratisches Dickicht. Die regierenden Minderheiten kommen in Konflikt mit anderen gut organisierten Minderheiten wie den Bauern – und verlieren den Rückhalt bei der Mehrheit der Bevölkerung. Politische Moralisierung („Kampf gegen rechts“) und Legitimierung durch Experten („Hört auf die Wissenschaft!“) nutzen sich ab und werden wirkungslos. Die Leute rebellieren gegen den „Gender-Neusprech“. Eine politische Gegenbewegung entsteht, die den Weg in den Sozialismus konsequent fortsetzen will, aber als „Sozialismus in einem Land“ (Josef Stalin). Starke Männer und ein paar Frauen (in und außerhalb der AfD) laufen sich warm, um die gesellschaftliche Blockade schließlich kraftvoll zu durchschlagen. 

Die Politik muss sich wieder darauf beschränken, Regeln durchzusetzen, auf die sich alle einigen können

Das Deutschland von heute ist jedoch sehr verschieden vom Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach der erfolgreichen Läuterung vom Nationalsozialismus wurde seinen Bewohnern von den 1968ern (mit Verweis auf die Ambivalenz der „Sekundärtugenden“) auch das „Ideal der Organisation“ ausgetrieben. Die Gefahr, von einem starken Mann in die Diktatur geführt zu werden, ist daher gering. Stattdessen wächst die ganze Dysfunktionalität links-grüner Planwirtschaft zu einem Riesenkrake auf. 

Nichts geht mehr in Deutschland, zumindest gefühlt. Bei der Bahn, mit der man wegen brüchiger Anlagen oder dem Wetter nur auf gut Glück unterwegs ist – wenn sie nicht von einem Gewerkschaftsboss völlig lahmgelegt wird, der sich aufführt wie ein Napoleon aus der Westentasche. Auf den Straßen, die von maroden Brücken unterbrochen sind oder von Klimaklebern oder wütenden Bauern blockiert werden. In der Wirtschaft, wo ein Dschungel an Vorschriften, Regulierungen und Berichtspflichten zum Kolbenfresser führt. Und in der Politik, wo die Europäischen Union der nationalen Regierung, diese den Regionalregierungen und diese wiederum den Gemeinden Knüppel zwischen die Beine werfen. Das Prinzip der Subsidiarität kommt nur noch gelegentlich in Sonntagsreden vor, wird aber jeden Werktag mit Füßen getreten. Das Bruttoinlandsprodukt stagniert, das Sozialsystem ächzt unter der unkontrollierten Zuwanderung gering qualifizierter Wirtschaftsflüchtlinge, die Stimmung ist mies, und hochqualifizierte deutsche Staatsbürger wandern aus.

Zur Brechung der Blockade (und Abwehr von Schlimmerem) wäre es nötig, dass sich die Politik wieder darauf beschränkt, Regeln durchzusetzen, auf die sich alle einigen können. Naturgemäß ist der Bereich gemeinsamer Ziele eng begrenzt und wird durch die von den Gesellschaftsmitgliedern geteilten Werte des liberalen Rechtsstaats definiert. Daher ist der Sinn dieser Regeln, die Freiheit des einen nur dort einzuschränken, wo sie die Freiheit des anderen berührt. Folglich sind die Regeln abstrakt und haben den Charakter von Verboten, so dass alles, was nicht verboten ist, möglich werden kann. Nach Hayek ist der liberale Rechtsstaat im Wesentlichen ein Mittel, den inneren gesellschaftlichen Frieden und die individuelle Freiheit zu sichern. Schön wäre es, wenn unser politisches Spitzenpersonal davon wüsste.

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Norbert Heyer | Do., 25. Januar 2024 - 08:18

Tatsächlich weisen die derzeitige politische Situation und das III.Reich einige Parallelen auf: Wirtschaftliche Probleme, Migration, Inflation, mangelhafte Infrastruktur und Energieprobleme. Diese Probleme waren vor Hitler und jetzt gleich - nur damals war noch ein verlorener Krieg zu verarbeiten. Aber die Massen-Hysterie, die Hitler und Goebbels („wollt ihr den totalen Krieg?“) entfachen konnten - davon sind wir heute dank den regierungsfreundlichen Medien nicht weit entfernt. Die Kunst der verführten Politik besteht ja darin, lebenswichtige Probleme auszublenden und auf Nebenkriegs-Schauplätze zu verlagern. Die Bauern-Proteste, Migration, Inflation oder Energie - alles unwichtig, aber Menschen, die nicht grün-links denken, dass sind Nazis. Die Union muss ihren Schmusekurs mit der Ampel beenden, sie werden die nächsten Nazis sein, die am Pranger stehen werden. Hexenkult und Klima-Religion steuern dieses Land der Gutgläubigen in die nächste, die dritte Verirrung dieser Unbelehrbaren.

Wie wahr, Hr. Heyer, der Volksmund bringt lange philosophische Abhandlungen in Kurzprosa auf den Punkt.
Hier noch ein Beispiel:
"Wenn die Mäuse satt sind schmeckt das Mehl bitter."

Das lernen aus den Fehlern der langen menschlichen Geschichte fällt schwer.
Jede Generation fängt wieder von vorn an, daß der Ofen heiß ist wird dann doch erst geglaubt wenn man sich die Finger selbst verbrannt hat.
Darin liegt auch die Tragik der menschlichen Existenz, man wird nicht mit den Erfahrungen und Kenntnissen (die Weisheit) aus der langen Kette unserer Vorfahren geboren! Alles muß erst wieder neu erfahren/erlitten werden, um es zu begreifen.
Trotz aller technischen Weiterentwicklung, hier bleibt der Mensch in seiner Entwicklung einfach stehen.

Urban Will | Do., 25. Januar 2024 - 08:29

einem schmierigen Theaterstück.
Jeder hat es schon erlebt: wer keine Ahnung von etwas hat, wird „bürokratisch“, pocht auf noch so stupide Regeln, nur um „im Recht“ zu sein, auch wenn das Ergebnis allen schadet. Und wenn der andere noch immer nicht zieht, kommt die Keule.
Noch nie, seit ich politisch denken kann, hatte ich das Gefühl, von solch inkompetenten Menschen regiert zu werden. Bei einigen, denke ich, ist es pure Absicht, dieses Land und dessen Bevölkerung an die Wand zu fahren, da herrscht blanker Hass auf alles, was mit D zu tun hat. Trittin war so ein Typ. Und auch bei Habeck und anderen Grünen bin ich mir recht sicher. In der SPD jedoch, einer Partei mit Tradition, ist es die blanke Dummheit, gepaart mit Unfähigkeit, die überwiegen.
Oder eben Gier, bzw. Opportunismus. Wer in der freien Wirtschaft nie zu etwas kommen könnte (Kühnert, Esken, Lang...), geht in die Politik.
Neu-, bzw. Gutsprech haben wir längst und die Gesellschaft versinkt in moralischer Dekadenz.

Martin Janoschka | Do., 25. Januar 2024 - 08:45

Des hervorragenden Ökonomen Thomas Mayer über einen herausragenden Ökonomen ( und Philosophen) der Freiheit. Ich selbst besitze das Buch "die Anmaßung von Wissen " von von Hayek. Ähnlich auch die Ausführungen Karl Schillers, hier zum Beispiel "der schwierige Weg in die offene Gesellschaft ", also das Gegenteil von dem, was die Grünen wollen. Alle 3 echte Experten auf ihrem Gebiet.

Erlaubt mir eine spitze: Schiller, Hayek, Mayer sind großartige Experten auf ihrem Gebiet. Die haben über Ökonomie, Marktwirtschaft und Freiheit mehr vergessen, als Robert habeck und unser "Frühling " je lernen werden. Ist aber auch nicht schwierig.

Danke an die Redaktion für den Artikel.

Axel Sauer | Do., 25. Januar 2024 - 08:46

der Fehlschluss ist doch dieser, dass die einzige Oppositionspartei dann den "sozialistischen" Part übernehmen soll/will. Grade das Gegenteil ist doch der Fall. Ganz im Geiste Hayeks zieht diese Partei mit dem Slogan "Freieheit oder Sozialismus" in den Wahlkampf. Auch alle anderen Forderung finden sich im Wahlprogamm dieser Partei. Man sollte sich schon ehrlich machen.

wer das Wahlprogramm der AfD mal komplet durchliest sollte den liberalen Geist doch wahrnehmen. Ich verstehe nicht warum die liberalen Medien und auch der von mir geschätzte Autor, auch wenn wir was den Klimawandel angeht verschiedener Ansicht sind, immer gegen die AfD ist. Ost-West-Konflikt?

Gerhard Lenz | Do., 25. Januar 2024 - 09:16

und für eine libertäre Gesellschaft, zu beobachten in regelmäßigen Abständen hier im Cicero, nimmt langsam groteske Züge an. Das beginnt damit, dass er im" Nationalsozialismus die konsequente Fortschreibung nicht nur des Sozialismus" sieht, sondern im Grunde alle totalitären Herrschaftsformen (Faschismus usw.) darauf zurückführt. Dazu bemüht er u.a. als Zeugen einen zu den Nazis übergelaufenen Marxisten, der in typischem Nazi-Jargon von der Volksgemeinschaft schwärmt. Damit übernimmt er die Abwehrreflexe aus dem Umfeld der AfD, die trotz immer wieder bekanntwerdender Sympathien für die Nazis diese alleine schon wegen des Begriffs "Sozialisten" als links und damit nicht mit der AfD vereinbar darstellen. Dass in Spanien Faschisten und Kommunisten Krieg führten, dass zuerst Sozis und Kommunisten in den KZs landeten, passt zu Herrn Meyers Erkenntnis so wenig wie der marxistische Internationalismus. Oder, auf der anderen Seite, der Manchester-Kapitalismus mit seinem Elend. Trotz Hayek!

@Herr Lenz, warum sind die Umfragewerte für die AfD gerade in den neuen Bundesländern so hoch ? Weil deren Bewohner jahrzehntelange Erfahrungen mit einer ideologiegetriebenen, realitätsverweigernden Regierung haben. Deshalb ist die ständige "Nazi-Keule" zur pauschalen Verurteilung von Protestwählern unangebracht.

Kann es sein, dass die Armut im 19. Jahrhundert noch vom Feudalismus herrührte und der Kapitalismus (Marktwirtschaft) diese Armut dann abgeschafft hat? Der Kommunismus hat aber so getan, als sei der Kapitalismus an der ererbten Armut des Feudalismus schuld gewesen.

ist ihnen zu komplex? Oder fühlen sie sich entlarvt? Kämpfe innerhalb der totalitären Gruppen sprechen doch nicht dafür, dass die einen gut und die anderen böse sind, wie sie es gern glauben mögen. Totalitarismus ist das Problem.

Ihre Seite auf den Straßen skandiert, wir hätten gerade „1933“.
Sie haben den Text mal wieder nicht kapiert. Mayer, der in der Tat wohl kein Vertreter des links – grünen Mainstreams ist, spricht hier über unsere Gesellschaft an sich und die Farce namens Politik, die nun mal seit Jahrzehnten Links – Grün dominiert ist.
Was er an Beschreibungen der Gegenwart (Bürokratie, Transformation der Gesellschaft in ein grünes Modell, etc.) schreibt, sieht jedes Kind. Und dass große Teile der Ampel – Politik sozialistische Züge tragen, sollten Sie als Sozialist ja wohl bestätigen. Nicht umsonst verteidigen Sie diese Ampel und die einzige Partei, über die Sie wettern, sind die Gelben, die Ihnen nicht sozialistisch genug sind.
Und wo Mayer die Gegenreaktionen bis hin zum „starken Mann“ aufführt, erwähnt er auch die AfD, sprich, das hier ist kein „Feldzug gegen alles Linke“, das ist ein Vergleich der Realität, die wir gerade erleben mit dem, was Hayek geschrieben hat.

daß es mir eine besondere Freude ist, Ihre Kommentare zu "sezieren". Natürlich trifft, was ich jetzt schreibe, grundsätzlich auf alle Ihre Kommentare zu - höchstens der Ton unterscheidet sich zuweilen, liegt wahrscheinlich an Ihrer "Tagesform". Was also haben Sie dieses Mal Wichtiges zu erzählen?
Die Politik ist eine Farce, jedes Kind merkt die grüne "Transformation" (wohin?), die Ampel-Politik trägt sozialistische Züge (Sie meinen sicher die zahlreichen Verstaatlichungen), überhaupt ist das ein "Vergleich der Realität (sic, mit was noch mal schnell?), und überhaupt - da sind wir wieder beim bekannten Will, wer da nicht zustimmt, versteht mal wieder was nicht - in sonst üblichem Will-Speech: Ist zu doof!
Das war es schon? Jene Menge Ramba-Zamba, wie man es am Stammtisch, beim Skinheadtreffen oder AfD-Nachwuchsseminar verbreitet, ein wenig schlecht versteckte Pöbelei.
Argumente, wirklich Relevantes zur Sache?
Doch nicht bei Ihnen. Nie und nimmer, schon aus Prinzip nicht! Woher auch.

Vlad Putin, als Geheimdienstler, Mitglied der KPdSU war, ansonsten dürfte er nicht bei NKWD/KGB tätig werden. Er war u ist 1 überzeugter Tschekist, aktuell in imperialer Montur.

Das Schießen der Klassenfeinde war der Vorläufer vom Moorhühnerschiessen - in PC Game transformiert. Bei KGB waren die roten Massenmörder - die Guten. Oder?

Wo gehobelt wird, da fallen die Späne.
Und wer hat das gesagt...?
Sepp Wissarionowitsch.
😈

die Antwort auf den Elends-Kapitalismus ist die soziale Marktwirtschaft und nicht der Sozialismus. Im Sozialismus ist es Firmen nicht erlaubt auch mal zu sterben, Firmenzombies die alles neue verhindern sind die Folge. Auch Firmen können oder müssen mal sterben dürfen. Dafür gibt es das Insolvenzrecht und soziale Sicherungssysteme. Planwirtschaft gibt Ziele vor die von der Realität einfach zu weit entfernt sind und auf dem sozialistischen Menschen aufbauen. Menschen sind aber egoistisch und handeln nicht, wenn sie nicht davon profitieren, mag sie verwundern, ist trotzdem so!

Lieber Herr Lenz, ich empfehle Ihnen eine Reise zur "Gedenkstätte Bautzen"
Ein tolles Gefängnis, begonnen im Kaiserreich, weitergeführt über die Diktaturen
Nazizeit, sowjetische Besatzungszeit (SBZ) und schließlich DDR-Diktatur. Da haben Sie alle Fassetten des Totalitarismus... Wenn Sie ein Mindestmaß an Sensibilität für die gegenwärtige Stimmung hätten, würden Sie die Probleme sehen, die Menschen in unserem Land mit dem eingeengten Meinungskorridor haben. Wenn die sogenannte Mehrheit mit Linksextremisten und vom Verfassungsschutz als gesichert linksextrem eingestuften Organisationen gegen rechts marschieren, dann stellt es jemanden, der in der DDR aufgewachsen ist, die Nackenhaare auf. Da fehlt mir auch jegliches Verständnis...

Thema mitreden zu können, muß man schon ein paar Kenntnisse haben. Klassik, Ordoliberalismus, die Theorien von Keynes, Schumpeter, die neoklassische Synthese, Adam Smith, die Arbeitswertlehre von Marx undundund. Viel Mathematik, spieltheoretische Grundlagen, Zins und Zinseszins.
Da fehlt es ihnen einfach an den Grundlagen. 2x AFD in einem Artikel schreiben reicht nicht aus, um bei solchen Fragen mitdiskutieren zu können. Sie sollten aber mal wieder ein Buch lesen. Fahren Sie doch mal nach Würselen in eine Buchhandlung zum Martin. Ich empfehle Ihnen "kleiner Mann, was nun".

Karl-Heinz Weiß | Do., 25. Januar 2024 - 09:41

Eine sehr lohnende Lektüre. Idealtypisch verkörpert Karl Lauterbach mit seinem Werdegang, Talkshow-Aufstieg und gegenwärtigen chaotischen Wirken in einem gesellschaftlich sehr sensiblen Bereich die Problemlage.

Maria Arenz | Do., 25. Januar 2024 - 09:57

"Das Sein verstimmt das Bewußtsein" hab ich heute morgen irgendwo gelesen. In Deutschland hat inzwischen eine ganz unheilige Allianz die Regie übernommen Die sog. deutschen Tugenden-Gründlichkeit, Perfektionismus, Zuverlässigkeit etc.- funktionieren nur noch im Kleinteiligen und werden dort mittels einer immer stärker aufgeblähten Bürokratie zur immer unerträglicher werdenden Alltagsschikane für den Bürger. Auf der oberen Ebene, wo Verstand, Fachkompetenz und zu Ende denken angesagt wären, um das Schiff in die richtge Richtung zu lenken und auf Kurs zu halten, hat sich eine entsetzliche Mischung aus Ignoranz, wohlfeiler Mitfühligkeit und einer letztlich aus dem Wissen um die eigene kognitive Überforderung resultierende Aggressivität breit gemacht, die in ihrem postmodernen Furor taub ist für alles was Vernunft, die Regeln einer funktionierenden Demokratie und die Einsicht in die Bedingtheit all der "Wissenschaft" fordern, die sie wie eine Monstranz vor sich her tragen.

Georg Chiste | Do., 25. Januar 2024 - 10:22

Es gibt einfach systematische Gründe, dass der Sozialismus in all seinen Formen, wie z.B. Nationalsozialismus usw. stets totalitäre Züge annahm.
Individuelle Freiheit und Sozialismus passen einfach nicht zusammen.
Da aber für viele noch immer der Sozialismus nie an sich schuld sein kann, kommt es zu Hexenjagden auf angebliche "Saboteure".
Man fragt sich: wie viele sozialistische Experimente (z.B. Ökosozialismus) will man noch durchlaufen?

Chris Groll | Do., 25. Januar 2024 - 10:31

Danke Herr Mayer für diesen guten Artikel über Herrn Hayek.
Die Hayek Gesellschaftsordnung:
"Klassischer Liberalismus. Für die Freiheit."
„Eine Gesellschaftsordnung, die individuelle Freiheit schützt und der Kraft der Ideen Raum gibt – dafür steht die 1998 gegründete Friedrich August von Hayek-Gesellschaft.„
Auch Herr Max Mannhardt /Air Türkis und andere Mitlieder der „Apollo News“ Redaktion waren zunächst in der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und haben dort in der „Akademie der Freiheit“ Seminare absolviert.
Alles, was ich von diesen jungen Leuten bisher gelesen habe, ist guter Journalismus und hat absolut nichts mit dem zu tun, was sich heute Journalismus nennt.
Im zweiten Teil Ihres Artikels nehmen Sie Bezug zu heute.
Da finde ich allerdings, daß wir uns wieder sehr stark auf dem Weg in in den Totalitarismus/Sozialismus befinden. Heute ist es der Ökosozialismus mit allen seinen Auswüchsen. Mit Bürokratie und Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Werner Peters | Do., 25. Januar 2024 - 10:34

"Denn als die Leute wohlhabend wurden, nahmen sie den Wohlstand für gegeben und wurden empfänglich für sozialistische Utopien, die ihnen völlige Freiheit von allen ökonomischen Zwängen versprachen. Der Sozialismus wäre dann die Vollendung des Liberalismus."
Meine These schon immer. Hoher Wohlstand ist der Untergang der liberalen Demokratie und Wirtschaft. Korreliert bei uns mit dem Aufstieg der Grünen.

Hans Meiser | Do., 25. Januar 2024 - 11:21

"Die Zeiten, über die und in denen Hayek sein Buch verfasste, waren schlimm. Heute sind wir weit davon entfernt."
Leider sind wir nicht weit entfernt, sondern fast schon einen Schritt weiter.
Heute wird niemand mehr geteert und gefedert, ebenso gibt es keine Inquisition mehr - aber nicht, weil man die damit verbundenen Ziele heute nicht mehr anstrebt.
Im Gegenteil; man hat einfach erkannt, dass solche Methoden nicht mehr in die Zeit passen und sich feinsinnigere ausgedacht.
Der Schaden für das Individuum und die Gesellschaft ist damit um so größer - und ob die Folgen diesmal auch so "harmlos" wie ein 2. Weltkrieg ausfallen werden, wage ich zu bezweifeln ...

S. Kaiser | Do., 25. Januar 2024 - 11:36

„Der spezf dtsch Beitrag zur Entwcklg des Totalitarismus bestand vor allem in dem Bemühen, seine Organisation zu perfektionieren“ – da ist er wieder, der 'Gründlichkeitswahn'. Aber was wurde unterm Strich nun das Austreiben vom „Ideal der Organisation“ durch die 68er nun gewonnen? Die Organisationen sind zerrüttet, aber der dringend benötigte liberale Geist hat trotzdem nicht Fuß gefasst. „Die liberale Ordnung trägt der Verschiedenheit der Menschen Rechnung“ – darin liegt mE hierzulande die Wurzel des Problems. Erfolg und damit einhergehender Wohlstand wird eher geneidet als anerkannt, man muss das Geld „den Reichen“ wegnehmen und umverteilen. Ja, der Sozialstaat ist eine wichtige Errungenschaft einer entwickelten Gesellschaft, u. er sorgt für soz Frieden. ABER er muss eingehegt und ausbalanciert sein. Ist er das nicht, verabschieden sich die Leute aus der Solidargemeinschaft, am oberen Ende durch Auswanderung, am unteren Ende ins Bürgergeld - und zum Schluß kollabiert die Mitte ...

Markus Michaelis | Do., 25. Januar 2024 - 12:37

Ich sehe vieles wie Herr Mayer, aber Sozialismus gegen Liberalismus nicht als die einzigen Gegenspieler. Gesellschaften sind generell wackelige Konstrukte, die keiner versteht und die immer Tendenzen zur Auflösung haben. Stärkephasen halten zusammen, gemeinsame Gegner auch, aber es gibt immer auch viele Fliehkräfte.

Ich selber würde dieses ganze Denken, dass man für höchste Menschheitswerte steht und alle möglichen Änderungen zu deren Erreichen braucht, zurückfahren (nicht auf Null, aber nicht so dominant). Auch die letzten Lehren aus der Geschichte und alle anderen letzten Gewissheiten würde ich etwas runterdimmen - das läuft aus dem Ruder.

Ich würde mich mehr zu evolutionären Änderungen, Trial and Error und der Gemeinschaft, die wir hier nunmal haben bekennen. Nicht weil das die beste, oder einzige ist, sondern weil die eben eingeschwungen und gewohnt ist (ok, eher war) und es schwierig genug ist Gemeinschaften am Laufen zu halten. Veränderungen braucht es von alleine schon genug.

Romuald Veselic | Do., 25. Januar 2024 - 13:47

Regeln, die Freiheit des einen nur dort einzuschränken, wo sie die Freiheit des anderen berührt. Folglich sind die Regeln abstrakt und haben den Charakter von Verboten, so dass alles, was nicht verboten ist, möglich werden kann."

Sehr schön. 😈
Was sagen dazu die Scharia-Experten oder der oberste Staatsanwalt in N-Korea?

Nur, wie wird die Freiheit des Anderen definiert?

Deshalb empfinde ich emotional (Grüner Slogan), dass B90/Die Grünen - die Ökonazis sind, wobei die arme Sonnenblume, nur gestreamte Swastika ist.

Die Grünen meinen, dass divers angestrichene Wärmepumpe, der Beweis für Freiheit, Pluralität u Individualismus sei. Hauptsache, die Wärmepumpe bleibt. Besitzt gewisse Ähnlichkeit mit den heiligen Kühen im Hinduismus.

Die Demokratie u Freiheit enden dort, wo Demonstranten/Protestler, durch Aktivisten ersetzt/genannt werden. Es ist grundsätzlich falsch, wenn das Wort Aktivist ausschließlich positiv konnotiert wird. Denn so gesehen, waren auch die SA-Kreaturen - Aktivisten.

Henri Lassalle | Do., 25. Januar 2024 - 15:05

Das klingt hübsch, ist aber utopisch. Eine Ausnahme: Die relativ kurze Periode des Wirtschaftswunders. Aber so etwas kommt nicht wieder. Die jetzige Gesellschaft (obwohl: M.Thatcher behauptete, "so etwas wie Gesellschaft gibt es nicht") kann nicht anders als konfliktbeladen sein. Und vieles wird vom internationalen ökonomischen Geschehen beeinflusst oder aufgebürdet; selbst die nationale Politik ist oft machtlos dem gegenüber. Die Pläne der Faschisten und Nazis bestand ja auch darin, ihr Land so autark wie möglich zu machen, ausländische Einflüsse restriktiv zu kontrollieren. Peu à peu, spätestens ab 1929 wurde die Globalisierung als Bedrohung empfunden, das Symbol des Juden als zerstörerische Macht des Geldes konnte gedeihen.
Eine Pazifizierung der Gesellschaft kann nur erfolgen, wenn die Rangordnungen innerhalb der Gesellschaft von allen akzeptiert werden: Wohlhabende, gegenüber Durchschnittseinkommen, die gegenüber Prekariat und Arme - deren Zahl zunehmen wird.
Aber will man das?

Maria Arenz | Do., 25. Januar 2024 - 16:49

Sagen Sie doch gleich, wenn Sie die Kommentarfunktion nur 2 Stunden offen halten wollen. Dann kann man sich die Arbeit sparen, wenn es beim Frühstück mal etwas länger gedauert hat.

Tomas Poth | Do., 25. Januar 2024 - 17:47

Antwort auf von Maria Arenz

... mir erscheint die Nutzung der Kommentarfunktion auch etwas intransparent, gerade was die Zeit/Dauer angeht!!
Jeder Artikel sollte auch mit einer Startzeit und Schlußzeit der Kommentarfunktion versehen werden.