Unter den Augen des chinesischen Außenministers Qin Gang: Eine gemeinsame Erklärung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien / picture alliance

Eurasische Zäsuren - Peking als Mittler zwischen Teheran und Riad

Nahöstliche Friedensschlüsse wurden in den letzten Jahrzehnten in aller Regel in Washington gefeiert. Nun reichen sich die Außenminister Saudi-Arabiens und Irans ausgerechnet in Chinas Hauptstadt Peking die Hand. Welche Auswirkungen hat dies auf die geopolitische Tektonik?

Autoreninfo

Hans-Ulrich Seidt war deutscher Botschafter in Afghanistan (2006–2008) und in Südkorea (2009–2012). Er war von 2014 bis 2017 Chefinspekteur des Auswärtigen Amts und leitete von 2012 bis 2014 die Abteilung für Auswärtige Kulturpolitik und Kommunikation des AA in Berlin. Aktuell ist er Fellow des Liechtenstein Institute on Self-Determination der Princeton University und Stiftungsbeirat des Schweizer Afghanistan Instituts/Bibliotheca Afghanica.

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Im August 2021 endete die von den USA geführte Afghanistan-Intervention des Westens mit einem Desaster. Dabei hatte schon 1912 der amerikanische Geopolitiker Homer Lea auf zwei Städte hingewiesen, die über Sieg oder Niederlage großer Reiche entscheiden: „Herat ist ein solcher Ort, Kabul ein anderer. In der ganzen Welt gibt es nicht zwei Orte, die ihnen an Bedeutung gleichkommen.“ 

Kurz nach dem Fall Kabuls stellte die New York Times ernüchtert fest, die „indispensable nation“ müsse von ihren Träumen Abschied nehmen. Die amerikanische Wunschvorstellung, nach eigenem Vorbild weltweit Bürgerrechte und religiöse Toleranz durchsetzen zu können, sei am Hindukusch gescheitert. 

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Karl-Heinz Weiß | Do., 20. April 2023 - 16:02

Aussöhnung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran - wegen der militärischen Stärke des Schiitenstaats wohl eher in weiter Ferne. Und die Zukunftsvisionen des Kronprinzen lassen sich nur mit den USA verwirklichen, sofern er die noch nicht beendeten Machtkämpfe übersteht.

Tomas Poth | Do., 20. April 2023 - 16:19

Es bahnt sich etwas an, daß vielleicht die weltweiten Konflikte, durch die US-Politik als „indispensable nation“verursacht, zukünftig weniger werden.

Die Strategie der Konfrontation, des Festkrallens an diesem Anspruch, wird nur dessen Verfall beschleunigen.

Wenn die USA glauben, durch den Ukrainekrieg Russland gegen die Wand zu fahren, um sich dann China widmen zu können, werden sie damit ein ähnliches Debakel erleben wie Russland mit seiner Invasion in die Ukraine.
China und die anderen BRIC-Staaten werden Russland stützen, um die eigene Position nicht zu schwächen, dieser Wille ist dort zu erkennen, nämlich das Freischwimmen vom US-Imperialismus.

Die USA und ihre Nato-Buddies haben sich bezüglich der Ukraine auch verkalkuliert.
Verhandlungen sind der einzig sinnvolle Ausweg aus dieser Bredouille. Wenn die US-Nato das nicht schafft, wird sich China diese Lorbeeren holen.

Die derzeitige Unterwerfung der deutschen Außenpolitik unter den US-Willen, schadet uns nur.

Christoph Kuhlmann | Do., 20. April 2023 - 16:56

Deutschland hat ca. eine halbe Billion durch Abrüstung als Friedensdividende gespart. Dafür haben wir die Wiedervereinigung und große Teile Mittel- und Osteuropas als EU-Mitglieder bekommen. Die Nachfrage nach der EU reicht weit in den russischen Machtbereich und zwingt Moskau zu extremer Repression. Das Ganze funktionierte nur, solange die USA den bösen Cop mit der rauchenden Pump Gun spielten. Genau so läuft das mit China auch, wenn die USA das Spiel mitmachen. Ihnen bleibt ja nicht viel anderes übrig. Allerdings muss sich Europa selbst um Russland kümmern. Ohne eine wirksame nukleare Abschreckung funktioniert das nicht. Andererseits könnte ein neuer Rüstungswettlauf das System Putin stabilisieren. Die realistische Option für Deutschland ist, die Bundeswehr innerhalb von zehn Jahren einsatzfähig zu machen und Unsummen in einen europäischen Raketenschild zu investieren, weil sich eine atomare Streitmacht mit 5000 nuklearen Sprengköpfen politisch einfach nicht durchsetzbar ist.

Hans Süßenguth-Großmann | Do., 20. April 2023 - 17:42

Einfach unvorstellbar, da muss Robert aushelfen.

Albert Schultheis | Do., 20. April 2023 - 22:04

Diese völlig verblödete, gehässige und gierige Gesellschaft in den USA, unter Obama/Clinton und Biden, sie glaubte mit dem genialen Schachzug des Putsches in Kiew, dem anschließenden Bürgerkrieg im Donbas und zuletzt dem perfiden Krieg mit Russland die Ziele des Kalten Krieges endlich zu realisieren - Russland zu zerschlagen, sich die reichen Bodenschätze Asiens unter den Nagel zu reißen, Deutschland als wirtschaftlichen Konkurrenten fertig zu machen und sich den geostrategischen Zugriff auf Eurasien zu sichern. Das alles, ohne dass auch nur 1 GI geopfert würde. Wie haben sie sich verrechnet! Asien wird sich neu ordnen mit einem erstarkenden Russland, China wird unweigerlich die neue Führungsrolle übernehmen, sie werden die gesamte muslimische Welt an sich binden. Und die USA werden die dritte oder vierte Geige spielen, während Europa zur quantité negligeable zerfällt.

Hier stehe ich und kann nicht anders: Ich wünsche denen allen erdenklichen Erfolg! Nichts anderes haben wir verdient

Ernst-Günther Konrad | Fr., 21. April 2023 - 08:24

Die plappern nicht ständig über Medien und in Talk-Shows über ihre Diplomatie, sie tun das, was Diplomaten eigentlich tun. Zunächst hinter verschlossenen Türen verhandeln und erst wenn es etwas zu berichten gibt, dann werden die "Erfolge" präsentiert. Die USA hat sich inzwischen in vielen Staaten dieser Erde unbeliebt gemacht. Wenn man glaubt, mittels Moral und sog. "westl. Werten", was immer darunter verstanden wird, andere Staaten mit anderer Kultur und Religion, die historisch einen völlig anderen Hintergrund haben umerziehen zu wollen, gerne auch mal den ein oder anderen Putsch inszenieren, muss man damit rechnen, dass die anderen eben nicht mitmachen oder nur so lange, wie es ihnen dienlich erscheint. Und egal welches System irgendwo herrscht, wenn Staaten sich soweit einigen, Konflikte beizulegen, Kriege zu beenden oder zu verhindern, müsste sich die Weltgemeinschaft doch freuen. Natürlich verändern sich die geopolitischen Verhältnisse, wie das Klima eben auch.