Szene vor dem Pariser Club Bataclan beim Terroranschlag von 2015
Konzertierter Terror: Am 13. November 2015 fanden in Paris 130 Menschen den Tod. 89 davon allein im Pariser Club „Bataclan“ / dpa

Urteil zu Terroranschlag auf Pariser Club Bataclan - Der Prozess ist abgeschlossen - aber die wichtigste Frage noch offen

Mit dem Urteil im Verfahren um den Terroranschlag im Pariser Club „Bataclan“ ist ein Mammutprozess beendet worden. Der größte und umfangreichste der französischen Geschichte. Der Hauptangeklagte Salah Abdeslam ist zur Höchststrafe verurteilt, lebenslänglich ohne Option einer frühzeitigen Haftentlassung. Und doch bleibt eine zentrale Frage ungeklärt.

Kay Walter

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Kay Walter arbeitet als freier Journalist in Frankreich

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Gut sechseinhalb Jahre nach den Anschlägen in Paris sind im sogenannten Bataclan-Prozess die Urteile gegen die 20 Angeklagten gefallen. Für jeden wird ein Einzelurteil gesprochen, das die individuelle Beteiligung an den Anschlägen und ihrer Vorbereitung widerspiegelt. 19 Angeklagte werden dabei in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen, ein Mann, Farid Kharkhach, freigesprochen. Sechs Angeklagten wurde der Prozess in Abwesenheit gemacht. Fünf sollen in Syrien oder im Irak gestorben sein, einer sitzt in der Türkei in Haft. Der Hauptangeklagte Salah Abdeslam wird zu lebenslanger Haft verurteilt und erhält damit die Höchststrafe.

Einziger Überlebender des Netzwerks

Der 32-jährige Abdeslam gilt als der einzige Überlebende des Terror-Netzwerks, das für die Anschläge vom 13. November 2015 verantwortlich war. Die anderen Haupttäter waren bei den Selbstmordattentaten gestorben oder von der Polizei erschossen worden. Abdeslam wird wegen Mordes und versuchten Mordes schuldig gesprochen. Zu Beginn des Prozesses hatte er sich als Kämpfer für den IS bezeichnet, um am Ende unter Tränen zu beteuern, er sei kein Mörder, denn er habe seinen Sprengstoffgürtel absichtlich nicht gezündet, um so Menschenleben zu retten. Die Richter glaubten dieser Äußerung nicht, wiesen sie als wohlfeile Entschuldigung zurück. Das Verdikt: lebenslänglich.

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Markus Michaelis | Do., 30. Juni 2022 - 12:43

Ich habe dazu gestern länger France-Info gehört. Ich glaube auch, dass im Rahmen des Möglichen das Beste getan wurde das aufzuarbeiten. Die gesellschaftspolitische Arbeit gehört vielleicht nicht zum Kern der Jurisprudenz, ist aber bei Taten dieser Dimension wichtig.

Es ist natürlich auch wichtig gerade hier die eigenen Rechtsprinzipien hochzuhalten. Aber die Gerechtigkeit gegen Opfer und Täter eng in Bezug auf die Tat, steht bei diesen Dimensionen auch in Konkurrenz dazu, die Gesellschaft ein Stück zu befrieden und nicht in gegenseitiges Misstrauen absinken zu lassen.

Über die Justiz hinaus kämpft hier die Gesellschaft darum, ob ihre Prinzipien tragen.

Karl-Heinz Weiß | Do., 30. Juni 2022 - 16:01

Bezüglich der Hintermänner handelt es sich nicht nur um ein französisches Problem. Anstrengungen zur umfassenden Aufklärung desTerroranschlags am Breitscheidplatz oder zu den Morden des NSU-Fehlanzeige. Aber nicht ohne Grund ist Deutschland bevorzugtes Rückzugsgebiet der Mafia. Und bei der Bekämpfung der Clankriminalität muss sich die Polizei in der Bundeshauptstadt vor allem vor Ermittlungen wegen Diskrimierung fürchten.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 1. Juli 2022 - 08:54

Die franz. Justiz hat sich alles getan, um das was juristisch nachweisbar war zu ahnden. Die Fragen, die sich immer stellen ist. Gab es Versäumnisse der Behörden, diese Anschläge zu erkennen und zu verhindern. Ist und war der Staat selbst darin verwickelt? Stehen höhere Interessen gegen eine Hintergrundaufklärung? Durfte alles ermittelt werden bzw. in die Akten einfließen? War am Ende des Tages die Verwicklung anderer Staaten oder krimineller Organisationen politisch gewünscht aufzuklären bzw. tatsächlich eben nicht aufzuklären? Es gibt auch viele andere Straftaten deren Hintermänner und geheime Zirkel, die solche Anschläge finanzieren, beauftragen und logistisch und personell unterstützen, nicht erkannt werden oder nicht erkannt werden dürfen. Das ist alles Theorie. Das wichtigste ist, dass für die Überlebenden und Angehörigen endlich Ruhe zur persönlichen Verarbeitung und Trauer über den Verlust geliebter Menschen beginnen kann. Ich wünsche den noch allen Kraft und Genesung.