- Sterbehilfe: Suizid darf nicht "normal" werden
Heute debattiert der Deutsche Bundestag in Erster Lesung drei Vorlagen zum Thema der so genannten Sterbehilfe. Seit vielen Jahren wird eine Regelung zum assistierten Suizid gesucht. Doch manche Argumentationslinien offenbaren eine fast skandalös elitäre Sicht. Die Gefahr des Drucks von außen wird zu klein bemessen.
Der Weg zu einer neuen gesetzlichen Regelung der Sterbehilfe ist schwer. Er ist auch deshalb schwer, weil das Bundesverfassungsgericht, eine Türe, deren Öffnung ohne jeden Zweifel überfällig war, nach der Meinung vieler Beobachter sehr weit aufgerissen hat.
Man kann es den Damen und Herren Abgeordneten des Deutschen Bundestages, die über die vorliegenden Vorschläge zu befinden haben, kaum verdenken, dass sie sich die Entscheidungen nicht leicht machen. So wie man dem Deutschen Bundestag fast schon pauschal bescheinigen darf, dass solche Debatten, wenn es um den Lebensanfang und das Lebensende geht – ganz unabhängig davon, ob man mit dem Ergebnis einverstanden sein mag – stets mit großem Verantwortungsgefühl und mit großer Ernsthaftigkeit geführt worden sind und geführt werden.
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So schwer sich die Abgeordneten des Bundestages mit der Entscheidung am Ende des Lebens tun, so leicht machen sie es sich - ebenfalls heute!- mit der Entscheidung am Anfang des Lebens (vor der Geburt).
Da hebt man das Werbeverbot für eine Abtreibung ohne Beschränkungen auf.
Wovon reden Sie?
Meinen Sie den Zugang zu freier Information für jene Frauen, die sich zunächst nur über die Möglichkeit einer Abtreibung informieren wollen?
Information ist also dann "Werbung" - die ja immer tendenziell ist - wenn sie über Dinge berichtet, die man besser verschweigen sollte? Die nach Ansicht derer, die noch dazu ja gar nicht betroffen sind, verboten sein sollten?
Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet jene, die sich ständig über (angeblich moralinsäure) Bevormundung mokieren, nichts dagegen haben, ungewollt schwangeren Frauen vorschreiben zu wollen, wie sie sich gefälligst verhalten sollen.
Dass alte, weisse Männer sich derart um die Bäuche junger Frauen "sorgen", auch wenn sie das weniger als nichts angeht.
Die Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung sollte man den Betroffenen überlassen. Die Entscheidung über assistierten Suizid ebenfalls.
Die Kirche sollte, wenn sie sich gesellschaftlich engagiert, darauf beschränken, Hilfsbedürftigen beizustehen.
Herr Lenz, warum beissen Sie sich an diesem feststehenden Begriff i.d. Sache fest, (eben in der Tagesschau auch so benannt) und verunglimpfen alte weiße Männer? (wüßte zu gern ob Sie nicht etwa auch dazu gehören). Der Artikel wendet sich vor Allem gegen die Jubelposen von Abgeordneten, wenn es um eine ernste Sache geht. Schon im Vorfeld der Debatte, vor einigen Wochen, "tanzten FDP-Politiker auf dem Weg in den Plenarsaal zu Getto-Blaster und Kopf-ab-Geste". (stern) Das Video wurde inzwischen gelöscht. Sollte man nicht vorher überlegen, was angemessen ist? Immerhin gibt es Eltern, die sich vergeblich sehnlichst ein Kind wünschen. Etwas mehr Respekt könnte hier nicht schaden.
"... menschliche Qualität unserer Gesellschaft gerade auch danach bemisst, wie sehr wir den schwächeren unserer Mitmenschen ein menschenwürdiges Leben bieten können – im Alltag ebenso wie in Not und Bedrängnis. "
Wenn ich mich zurückerinnere war währen der Corona-Zeit, die "Not und Bedrängnis" rapide .
Das man(n)/frau alte Menschen (ohne ihre geliebten Angehörigen hat sterben lassen, kann ich noch heute nicht fassen.
Sterben ist doch ein Abschied, der Begleitung leichter macht...für beide Seiten.
Und aus dieser ganzen Isolierung ist der Suizid-Gedanke bei Kindern-und Jugendlichen rapide ausgeprägt.
So wie angelegt nur bei unheilbarer körperlicher Krankheit. Ist der Diskussion auf jeden Fall Wert.
Gibt es aber nicht auch anderer Nöte, die Menschen in den Suizid treiben können?
Ich habe mich in der vergangenen Woche nach einem Pflegeplatz f. meine 94 Jährige Mutter erkundigt, da sich meine eigenen Möglichkeiten mit fast 79 Jahren langsam erschöpfen. Zuzahlung des Eigenanteils lag bei 2038 € und mit einer kräftigen Erhöhung sei ab August 22 zu rechnen. Dabei sei darauf hingewiesen dass bis auf einen Selbstbehalt von ein paar € erst alles Vermögen aufzubrauchen ist. Und nun?
Abgesehen davon das ich als pflegender Angehöriger noch nicht einmal 40% eines Pflegedienstes als Pflegebetrag bekomme. Und meine Mutter wird über 48 Std./ Woche von mir betreut. Ist nicht wund, bekommt Essen, saubere Wäsche hochwertige Windelhosen usw usw.
Gott sei Dank ist meine Mutter Dement und bekommt von ihrer Situation nichts mit! Aber davon will in diesem Land niemand etwas wissen. Furchtbar!
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik
Ich muss zugeben, ich bin in einigen Punkten noch nicht festgelegt. Dieser Artikel mit der Privatmeinung des Autors mag mich unterstützen in meinen Überlegungen, so ich hoffe auch viele Kommentare der Mitforisten. Ich gebe zu, ich habe dazu noch keine belastbare Meinung. Bin daher für jedes Argument pro und contra offen. Das sollten auch die Politiker sein, denn von ihrer Entscheidung könnten sie selbst eines Tages betroffen sein. Der Tod auf welchem Wege er sich anschleicht, ist jedem von uns gewiss.
Wäre mir nicht so sicher dass eine Behörde Vertrauen schafft. Erstens weiß man nie wer in dieser Behörde sitzt und was er/sie für einen ideologischen Hintergrund hat. Der Arzt des Vertrauen kann man sich selber aussuchen oder empfehlen lassen, der/sie ist allemal besser als irgendein Behördenvertreter vor allem wenn man weiß wie derartige Stellen besetzt werden.
Abgesehen davon ist es wahrscheinlich das Behördenkontakte gespeichert werden und anderen Behörden zur Verfügung stehen.
ist aus meiner Sicht ganz klar ein Menschenrecht.
Wenn jemand über x-Jahre sein Leben als Qual/Folter empfindet und keine Hoffnung auf Besserung besteht, dann kommt halt der Moment wo man nicht mehr mag/kann.
Es ist ja nicht so, dass man einfach so zu einer Sterbehilfe kann und sagt: He, ich fühle mich momentan ein bisschen mies, bitte lasst mich sterben. So einfach ist es natürlich nicht, denn es wird natürlich akribisch abgeklärt wie die jeweilige Lage eines Menschen ist.
Natürlich ist Selbstmord ein ganz tragisches Kapitel, aber ich finde es gut, dass es diese Option mit den Sterbehilfen gibt.
Oder soll sich z.B. jemand der nach einem Unfall vom Hals an abwärts gelähmt ist sich nicht umbringen dürfen...?
Ich wundere mich immer wieder, warum nur immer "Überdruss am Leben", schwer(st)e Krankheit, Behinderung oder Verstümmelung ein Grund sein "dürfen", sein Leben beenden zu wollen. Ich kann mir so einen Schritt durchaus auch aus reiner Lebensfreude heraus vorstellen, nicht wollend, dass man/frau mit hoher Wahrscheinlichkeit ab einem bestimmten Punkt definitiv nicht mehr so leben kann, wie es jemand als lebenswert erachtet. Und dieses "Warten auf den Tod" gehört für mich definitiv nicht per se zum Menschsein, zumal, wenn ich nicht an Gott und das ewige Leben glaube, und das wird man ja wohl noch dürfen.
Die Frage nach dem "richtigen Zeitpunkt" wird in unsrer Welt natürlich - wie bei allen anderen Gelegenheiten auch - meist nach dem Prinzip der maximalen Ausbeute behandelt. Das birgt die Tücke, dass "es" beim Streben danach eines Tages zu spät für diese Eigeninitiative sein kann. Man muss, salopp gesagt, auch hier "jönne könne" und ein Quantum noch gute Zeit für seinen Willen "herschenken".
Ein Beitrag, der verallgemeinernd auf der Oberfläche dahinplätschert. Meine Mutter ist 88 Jahre alt, mein Vater von 20 Jahren verstorben. Seit ca. einem Jahr fragt sie mich immer wieder, wieso sie Gott nicht gehen lässt. Sie merkt ihre Demenz, sie lebt in den Tag, sie hat ihr Leben gelebt, sie muss sich um nichts mehr kümmern, pfeift aus der Lunge bei sieben Stufen, stellt fest, sie fühle sich manchmal nicht zu Hause, wünscht sich jeden Abend beim Zubettgehen, nicht mehr aufzuwachen und jüngere Generationen philosophieren über ältere wie meine Mutter, wie diese lebenswert noch das minutenschnell vergessene Dasein verbringen könnten.
Das Bundesverfassungsgericht räumt dem Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen einen hohen Stellenwert ein. Beratung ja, aber keine Bevormundung. Weder ein unheilbar Kranker noch ein Mensch, der nach einem erfüllten Leben mit dieser Welt abschließen will, muss zum Weiterleben überredet werden. Dies ist die Intention des BVG, und die halte ich für richtig.
Selbsttötung ist schon immer möglich gewesen und straffrei. Es geht um die assistierte Hilfe dazu, und da fangen meine Bedenken an. Es kann kann und wird soweit kommen wie jetzt schon bei Abtreibung, dass diejenigen (Mediziner, Pflegekräfte, Angehörige und andere), die dies nicht mitmachen wollen, ausgegrenzt werden bis hin zum Arbeitsplatz-
verlust. Wer stört oder Kosten verursacht,
wird dann eben aus dem Leben entfernt.