Proteste gegen Gewalt und Korruption – auch in Kolumbien gehen Menschen auf die Straße / picture Alliance

Protestbewegungen - Die Welt kämpft um ihre Freiheit, Deutschland redet vom Wetter

In aller Welt protestieren Menschen für mehr Freiheit und Demokratie, gegen Bevormundung, sinkende Lebensstandards und steigende Steuern. In Deutschland hingegen ist nicht der Mut zu Veränderung, sondern Angst und Panik das beliebteste Motiv politischer Proteste

Matthias Heitmann

Autoreninfo

Matthias Heitmann ist freier Publizist und schreibt für verschiedene Medien. Kürzlich hat er das Buch „Entcoronialisiert Euch! Befreiungsschläge aus dem mentalen Lockdown“ veröffentlicht. Seine Website findet sich unter www.zeitgeisterjagd.de.

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Vor etwas mehr als einem Jahr, am 17. November 2018, gingen in Frankreich knapp 300.000 Menschen in gelben Westen an mehr als 2.000 Orten auf die Straßen und blockierten Kreuzungen und Tankstellen. Auslöser der Proteste war die von Staatspräsident Emmanuel Macron zur Finanzierung der französischen Energiewende geplante höhere Besteuerung fossiler Kraftstoffe. Tatsächlich waren die Steuererhöhungen jedoch nur ein Symbol für die von vielen Franzosen persönlich empfundene Benachteiligung und Marginalisierung. Da in Paris lediglich 13 Prozent der Menschen mit dem Auto fahren, wurde die Benzinsteuererhöhung schnell als Sondersteuer für die Landbevölkerung interpretiert. Da zudem das Bruttosozialprodukt der wenigen französischen Metropolregionen um die Hälfte höher ist als im Rest des Landes, ist es kein Wunder, dass sich viele Franzosen auch fühlen wie „der Rest“ und so die Proteste gewaltsam nach Paris und in andere Großstädte getragen wurden.

Aufstand der Marginalisierten

Nicht umsonst skandierten die Demonstranten immer wieder den Slogan: „Die Regierung redet vom Ende der Welt, wir vom Ende des Monats!“ Auch wenn heute im Vergleich zum November 2018 nur noch wenige zu den Demonstrationen der Gelbwesten kommen: Weder die Lage noch die Stimmung der Menschen haben sich nicht verändert. Weiterhin halten zwei Drittel aller Franzosen die Forderungen der Gelbwesten für richtig – allen Bemühungen der französischen Regierung zum Trotz, die Bewegung zu diffamieren, zu kriminalisieren und blutig niederzuschlagen. Die Menschen fühlen sich auch weiterhin als die Ignorierten, die Marginalisierten und Übergangenen in einer hauptsächlich auf die urbanen Eliten fokussierten politischen Landschaft. Die Proteste mögen abflauen, nicht aber die Unzufriedenheit und die Wut – und auch nicht das flaue Gefühl im Magen der französischen Politik.

30 Jahre nach 1989: Deutschlands politische Amnesie

Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die Dinge in Frankreich weiterentwickeln werden. Interessant ist aber auch, wie diese und andere Proteste in Deutschland aufgenommen und diskutiert werden. Zum Jahrestag der Gelbwestenproteste wurde jedenfalls hierzulande hauptsächlich über deren Abebben und darüber philosophiert, dass Demonstrationen in Frankreich immer radikaler und brutaler seien als bei uns. Was tatsächlich ein Jahr nach Beginn der Proteste in den französischen Provinzen geschieht, wie und ob sich die Menschen künftig anders organisieren und wie es insgesamt im Nachbarland weitergehen soll, findet hierzulande hingegen kaum Beachtung.

Die deutsche Gesellschaft hat grundsätzlich ein seltsames Verhältnis zu Protesten. Fragt man hierzulande nach den wichtigsten Protesten des Jahres 2019, so ist die Antwort eindeutig: An allererster Stelle kommen die „Fridays for Future“-Demonstrationen. Danach kommt erst einmal lange nichts – und dann eventuell die aktuellen drastischen Ereignisse in Honkong. Die Gelbwesten sind kein Thema. Wenn überhaupt, dann überwiegen inhaltsleere Erschütterung und Betroffenheit ob der Gewalt – auf beiden Seiten, wie immer betont werden muss –, verbunden mit der nicht minder inhaltsleeren Hoffnung, diese möge bald enden. Die Marschroute lautet: Bloß kein Statement abgeben, dass in irgendeiner Form Menschen dazu motivieren könnte, Proteste als etwas Sinnvolles und Gewinnbringendes anzusehen. Dass dieses Denken 30 Jahre nach dem Fall der Mauer in Deutschland den Zeitgeist prägt, ist nicht nur bedauerlich, sondern ein untrügliches Anzeichen von politischer Amnesie.

Proteste werden mit alten Stereotypen wegerklärt

Die in Deutschland medial präsentierte „Bewertung“ der verschiedenen Protestbewegungen wird beinahe ausschließlich an den äußeren Erscheinungsformen festgemacht. Und sie werden jede für sich dargestellt, ganz so, als hätten wir zwar eine vernetzte Welt, nur die Proteste hätten miteinander nichts zu tun – und auch nichts mit uns. In zahllosen Ländern der Welt demonstrieren Menschen für mehr politische Teilhabe und Freiheit, für mehr Demokratie, gegen Autoritarismus, gegen Preiserhöhungen und sinkende Lebensstandards. Aber deutsche Medien berichten darüber, als schauten sie durch ein Fernrohr auf eine Lichtjahre entfernte Welt, deren niedere Probleme (Lebensstandard, Konsum, Demokratie, Freiheit) mit unseren, also den wirklich wichtigen und zukunftsweisenden (Klimawandel, CO2, Energiewende etc.) gar nicht zu vergleichen sind. Man könnte launisch zusammenfassen: Die Welt kämpft um ihre Freiheit, und Deutschland redet vom Wetter.

Aufgrund dieser Oberflächenfixierung werden inhaltliche Nuancen und Entwicklungen innerhalb der Protestbewegungen kaum wahrgenommen, geschweige denn kommuniziert. Stattdessen ist die Diskussion geprägt von alten Stereotypen: Bei den Gelbwesten ist es die alte französische Liebe zur Revolte, bei den Brexit-Briten schlagen traditionelle Verrücktheit und imperialer Starrsinn durch, bei den Italienern ist es die angeborene Korruptheit, bei den Osteuropäern wiederum der historische Demokratiemangel. Im Iran hat eh alles keinen Sinn, und wenn in Chile Hunderttausende das Land lahmlegen, sodass die UN-Weltklimakonferenz verschoben werden muss, dann wird nur zögerlich darüber berichtet, dass sich die Proteste wie in Frankreich ursprünglich gegen die dortige Umweltpolitik richteten.

Wegschauen als Politikersatz

Auch der Blick auf innenpolitische Konflikte bleibt auffällig oberflächlich: Wenn die Bauern in Deutschland Straßen und Greenpeace-Büros blockieren, weil sie nicht länger zum Sündenbock gemacht werden wollen, dann ist dies selbstverständlich allein eine Machtdemonstration des rückständigen Bauernverbandes sowie korrupter Verteidiger des alten Systems. Auch die Frage, ob Ostdeutsche nicht eventuell gute Gründe haben, sich im westdeutsch dominierten Parteiensystem unwohl zu fühlen, darf natürlich auch nicht ernsthaft diskutiert werden, ohne schon vorher eine eindeutige Positionierung gegenüber „Dunkeldeutschland“ vorzunehmen. Und dass Wähler von Donald Trump per se unterbelichtet sind, wird wahrscheinlich ohnehin demnächst von „der Wissenschaft“ festgestellt.

Diese Rezeption des politischen Weltgeschehens, aber auch der Situation im eigenen Lande, ist dem eigentümlichen deutschen Zeitgeist geschuldet: Er vereint Ängstlichkeit vor der „zivilisatorischen Peripherie“ an den Rändern des Mainstreams mit einem auffälligen Mangel an Empathie für Menschen, die sich für eigentlich selbstverständliche Interessen und Rechte einsetzen. Während sich die Welt an vielen Stellen auf den Weg macht in Richtung Freiheit, schnallt die deutsche Seele aus Angst vor den Nebenwirkungen des Fortschritts die Scheuklappen enger und enger.

Ist Gewalt im Kampf um die Demokratie legitim? 

Eine kluge Strategie ist dies nicht. Denn die Menschen lassen sich nicht einmal von diktatorischen mörderischen Regimes davon abhalten, für ihre Freiheit zu kämpfen, geschweige denn von demokratisch gewählten, aber verängstigten Regierungen. In allen europäischen Staaten wächst der Unmut der Menschen. Diesem zu begegnen und sich nicht wegzuducken, müsste eigentlich die oberste politische Priorität sein, wenn es darum geht, sich dem Gefühl der zunehmenden Entfremdung und Marginalisierung entgegenzustellen. Doch genau das geschieht nicht.

Stattdessen zuckt das deutsche Gemüt zusammen, wenn der Hongkonger Demokratie-Aktivist Joshua Wong angesichts der zunehmenden Polizeigewalt die Frage stellt, ob der Einsatz von Gewalt im Kampf um die Demokratie nicht legitim sein könne. Irgendwann könnte sich auch hierzulande der Unmut der Menschen in Mut verwandeln. Wann und in welche Richtung es dann geht? Das werden die kommenden Jahre zeigen.

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Chris Groll | So., 24. November 2019 - 10:01

Hallo Herr Heitmann, ein ausgezeichneter Artikel
der Beschreibung der Mentalität der Deutschen.
Ihr Satz: "Die Welt kämpft um ihre Freiheit, und Deutschland redet vom Wetter." trifft den Nagel auf den Kopf.

Juliana Keppelen | So., 24. November 2019 - 10:35

Hallo, gehts nicht eine Nummer kleiner. Ich denke der größte Teil der Menschheit in dieser Welt kämpft ums nackte überleben und denen ist die "Freiheit" was wir darunter verstehen erstens fremd und zweitens egal. Die meisten Menschen wollen zunächst Arbeit damit sie in Frieden ihre Familie ernähren können ihre Kinder gefahrlos in die Schule schicken können und eine gewisse Sicherheit für ihre Zukunft und eingebettet in die gewohnte Kultur. Dabei ist es für die meisten egal unter was für einer Regierungsform sie relativ gut leben können.

Liebe Frau Keppelen, so ganz egal ist die Regierungsform, unter der die Menschen leben, für ihr Wohlbefinden nicht. Wenn sie zum Beispiel- wie insbesondere von der jungen Generation in Deutschland derzeit vermehrt gewünscht- wieder im Sozialismus leben, ist es Asche mit der von Ihnen und mir präferierten Lebensweise: ausreichend Arbeit, friedliches Zusammenleben (statt Klassenkampf),Sicherheit, „gewohnte Kultur“: Alles perdu. Und ohne die Freiheit, diese Lebensform selbst zu bestimmen (was unter alt- und neusozialistischen Verhältnissen ausgeschlossen ist) kriegen Sie dies schon gar nicht hin.

mit frischen Wasser versorgten (einschließlich Toilettenspülung) im warmen Stuben hockenden durch diverse Versicherungen abgesichert, funktionierende Gewerkschaften andere Prioritäten haben, alls die weltweit meisten Menschen die all diese Errungenschaften nicht haben und im Dreck und Elend, von der Hand in den Mund leben deren Kinder nicht in Frieden und kindgerecht aufwachsen können usw., usw. Schauen sie sich doch um überall wo wir im Verbund mit den USA im Namen der Freiheit und Demokratie gebombt haben fliehen die Menschen zuhauf aber nicht wegen der Pressefreiheit oder künstlerischer Selbsverwirklichung sondern eher um ihre Familien in Ruhe und Frieden ernähren und ihre Kinder sicher in die Schule schicken können.

erinnern Sie sich noch an 2011? In Tunesien Entstand genau aus den Gründen die Sie für nicht relevant halten der" Arabische Frühling" .Es waren unter Anderem auch fehlende Presse- und Berufsfreiheit die Menschen auf die Straße trieb(der berühmte tunesische Obsthändler, der seinen Stand nicht aufstellen durfte).Die Ägypter und andere Nordafrikaner folgten. Das Eingreifen des Westens erfolgte auf die z.T. gewaltsamen Reaktionen der jeweiligen Machthaber.

Nach meiner Wahrnehmung ging es nicht um Pressefreiheit sondern der Obsthändler fühlte sich so wie es sich darstellte ungerecht behandelt und schickaniert und hat mit einem Wutausbruch sichtbar gemacht und anderen "Leidensgenossen" gezeigt, dass es viele sind die dieser behördlichen Willkür ausgesetzt sind. Also ungerechte Behandlung und Willkür waren der Auslöser. Nun zu Ägypten, nach dem Aufstand gegen Mubarak gab es eine freie und geheime Wahl und siehe da es wurden mit Mehrheit die Muslimbrüder gewählt also scheint bei der Mehrheit der Bevölkerung Demokratie und Pressefreiheit nicht der große Renner gewesen zu sein und nach dieser Muslimbrüder Episode die durch eine Putsch beendet wurde herrscht jetzt eine Diktatur schlimmer als unter Mubarak wenn man den Berichten glauben darf. (Und der Westen ist seltsamerweise irgendwie mit der neuen Diktatur zufrieden).

@Frau Keppelen und Herrn Schramm: „Neoliberalismus“?Wußte gar nicht, daß dieser Begriff aus der Mottenkiste Lafontainscher Klassenkampf- Propaganda bei den Linken noch gebräuchlich ist. Wie dem auch sei: Die Welt, die Sie hier beschreiben, ist eine Welt wie sie in den Köpfen der Sozialisten spukt. Mit der Realität hat sie nichts zu tun. Und im im übrigen auch nichts mit meinem Kommentar. Wenn ich - Ex-DDR-Bürger - auch von nur irgendetwas überzeugt bin, dann davon, daß es nicht die Klassen- und Klimakämpfer, die Enteigner und die Träumer von der „Vergesellschaftung der Produktionsmittel“ (aktuelles Juso-Programm) sind, die uns Freiheit, Frieden und Wohlstand bringen.

Juliana Keppelen | Di., 26. November 2019 - 14:43

Antwort auf von Dr. Roland Mock

ich finde es irritierent, dass die versuchen mich in irgendeine nach ihren Vorstellungen Ecke zu stellen. Was ich beschreibe hat mit den Dingen zu tun die jeder Mensch unerlässlich braucht zum überleben und da spielt es keine Rolle unter welcher Regierungsform ihm das zukommt oder gewährt wird das ist ein Naturgesetz. Einfach mal in der Welt umschauen z, Bsp. Bangladesh oder in der Sahel-Zone oder die Indios in den Dörfern hoch oben in den Anden glauben sie diese Menschen könnten was anfangen mit unserem Gendergedöns oder Rauchverbot oder Christopher-Street-Day oder überzwerchen zeitgenössischen Theaterstücken wo man glaubt halbnackt mit Mehl bestäubt und mit roter Farbe beschmiert der Menschheit (bildlich gesprochen) was mitteilen zu müssen? Nein diese Menschen wollen zunächst gut über die Runden kommen.

Juliana Keppelen | Di., 26. November 2019 - 15:20

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Vielleicht zum besseren Verständnis, ich habe mich bei meinen Einlassungen vorwiegend auf den Titel fixiert "Die Welt kämpft um Freheit........" und zweitens sehe ich die vielen Flüchtlinge die an den Stränden der EU täglich ankommen was glauben sie was diese Menschen antreibt Pressefreiheit, Demokratie, Freiheit? Oder einfach die Hoffnung auf eine besseres Leben egal wie?

Hans Jürgen Wienroth | So., 24. November 2019 - 11:47

Sie haben eine hervorragende Analyse der Proteste auf diesem Globus abgegeben. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob Freiheit, Demokratie und „soziale Gerechtigkeit“ in der heutigen Welt so stark abgenommen haben. Rühren die Massenproteste, die gerade jetzt in so vielen Ländern aufblühen und die nie ganz friedlich bleiben, vielleicht auch daher, dass sie von irgendeiner Seite „angestachelt“ werden? Es gibt so viele „Globalisten“ auf dieser Welt, die sie verändern wollen und die von all den Unruhen profitieren können (sei es durch Waffenverkäufe, durch humanitäre Hilfsmaßnahmen nach Unruhen etc.).
Warum stellen sich die Politiker dieser Welt und speziell die UNO nicht die entscheidende Frage: Qui bono? Wem nützen all diese Proteste gegen die unterschiedlichsten Regierungen?

Markus Michaelis | So., 24. November 2019 - 12:34

Allgemein menschlich, aber in D besonders ausgeprägt, finde ich den Hang die eigene Weltsicht als universell zu erklären und alles Weltgeschehen möglichst nur noch durch diese Brille zu sehen.

Dass die Welt viele verschiedene Weltsichten hat, die ich gar nicht alle verstehen kann und die schon in sich jede Menge Widersprüche und Zielkonflikte aufweisen, dem weicht man lieber aus.

Eine Welt, in der man sagt "Wir machen das Hier nach unseren Regeln und andere machen es woanders nach anderen Regeln" ist kaum möglich oder wird als sehr negativ gesehen. Natürlich muss man um das "Wir" und "unsere Regeln" ständig ringen - aber das muss man (mit allen Widersprüchen) immer und um alles. Sieht man in D einen Widerspruch, scheint einem das ein Beleg für die Falschheit des Jetzigen und man stürzt sich in eine als universell geträumte ideale Welt - die am Ende noch mehr Widersprüche hat und nur 5% weltweit überzeugt.

Hans Krüger | So., 24. November 2019 - 14:00

Der Artikel bringt es auf den Punkt mit der deutschen Schwerfälligkeit,aufzustehen und auf die Straße zu gehen.Die Unzufriedenheit hat noch nicht die Einfamilienhäuser erreicht mit den Menschen die hart für ihren kleinen Wohlstand arbeiten. Die Franzosen beneide ich für ihre Mut auf Straße zugehen.

Andreas Zimmermann | So., 24. November 2019 - 15:42

Wie das nun mal so ist mit "Dem Deutschen", erst macht er gar nix und dann übertreibt er. Ob das stimmt und in Zukunft auch so sein wird, wir werden es erleben. Ich bin in Bezug auf Veränderungen optimistisch, wenn man natürlich immer nur die Vorgeschichte der berüchtigten 12 Jahre heranzieht, dann fragt man sich warum unsere Eliten so etwas riskieren? Es gibt allerdings auch bessere Beispiele welche wesentlich jüngeren Datums sind, wie die friedliche Herbstrevolution 1989. Ob sich das hier und heute ebenso gestalten lässt? Nun die Bedingungen sind ähnlich, wenn die schweigende Mehrheit endlich die in der Tasche geballte Faust erhebt und echte Demokratie und Mitbestimmung einfordert, wird es eng für unsere Herrschaften. Mal sehen ob unserer ach so demokratisches System und unsere Eliten für Reformen genau so offen und Gesprächsbereit sind, wie es die Eliten der totalitären DDR waren. Wird es wieder so etwas wie runde Tische geben? Könnte sein...

Ronald Lehmann | Mo., 25. November 2019 - 12:50

Antwort auf von Andreas Zimmermann

Opptimismus & Hoffnung sind positive Katalysatoren. Aber bei der deutschen Mentalität habe ich Zweifel an einer grundlegende Wende in der Politik & derer Verhaltensmuster. Wir (auch Sie als O.)hatten bereits in der Schule gelernt, dass der die Macht hat, wer die Kontrolle über Säulen der Macht hat. Und wie in der CDU & der Merkelianer sieht man doch, wie alles funktioniert & Stück für Stück in die soz. Richtung geht. Selbst wenn die AFD über 40% bekäme, würde sich an der Politik nichts ändern, zumal 1/3 der Werktätigen ihren Erwerb über den Stast erhalten, was Sie mehr wie abhänig macht. Sie sollten bedenken, dass es heutzutage mehr Politiologen als Arbeiter gibt. Nein, wir sind im Monopoly bei den "roten Hotels" angekommen. Und selbst wenn die AFD größte Kraft würde, wieviele kleine & große Merkel haben schon in dieser Partei ihre Strippen gezogen. Solange keiner keinen verklagen kann, weil ein jefer Tag der 1.April ist, solange wird sich nichts gravierendes ändern. Sorry, aber MfG

Heidemarie Heim | So., 24. November 2019 - 16:42

In Deutschland haben wir es wohl eher mit einem Fall von Anästhesie zu tun werter Herr Heitmann!
Und zwar keine lokale mehr, sondern wo für das Entfernen einer lästigen Warze eine Vollnarkose das Mittel der Wahl darstellt. Denn nur so schaltet man das Schmerzempfinden aus und ebenso wichtig, störende Reflexe! Was der Einsatz von Amnesie betrifft wie im Fall Wong sind wir ansonsten besonders geschult. Wenn wir da an die Karriere eines einstigen Außenministers und Vizekanzlers denken oder an unsere Aktivisten im Kampf um die Demokratie, sei es bei Gipfelveranstaltungen mit Betonbrocken auf die Häupter der Polizisten oder Fäkalien aus dem Baumhaus. Sorry! Meine Amnesie lässt mich gerade im Stich. Auf nix mehr ist Verlass;-)! MfG

Sonja Schweinitz | Mo., 25. November 2019 - 18:39

Antwort auf von Heidemarie Heim

Liebe Frau Heim!
Ich pflichte Ihnen bei und gehe noch weiter, was die Diagnose der diversen Zu- und Missstände in unserer sog. Republik betrifft: in unserem Staate und Parteiensystem herrschen nicht nur Anästhesie und Amnesie, sondern multiples Organversagen auf fast allen Ebenen!
Die betrifft so manche Staatsorgane sowie vor allem auch die Parteiorgane (inkl. der sich in Parteibesitz oder - kontrolle befindlichen Medien).
Auf dem Funktionärsparteitag der CDU konnte man beobachten, wie eines der wichtigsten Parteiorgane, i.e. der Bundesparteitag unserer immer noch grössten, reichsten, mächtigsten und somit auch die grösste Verantwortung für unseren Staat tragende "Volkspartei" komplett versagt. Naja, zum Klatschen haben die Reflexe der meisten Delegierten immerhin noch gereicht. Geköpfte Hühner sollen manchmal ja auch noch eine Weile rumrennen, bevor sie schliesslich tot umfallen ... Was aber nichts dran ändert, dass sie schon hirntot waren.

Dennis Staudmann | So., 24. November 2019 - 17:29

Daher ist es nur konsequent, jemand wie Merkel immer und immer wieder zu wählen. Ihre Karriere ist schon bemerkenswert. Eine Pastorentochter in der DDR, die studieren durfte, musste wohl mehr als loyal gewesen sein gegenüber der SED. Entweder sie war eine echte Anhängerin des Systems oder eine Mitläuferin, wie sie im Buche steht. Das eine wie das andere hätte sicher die Wähler abgestossen, was aber nicht für die Mehrheit des hiesigen Wahlvolks gilt. Hier ist es wirklich keine Schande, Mitläufer, angepasst oder unterwürfig gewesen zu sein. Auch heute protestiert man nur hinter vorgehaltener Hand. Menschen, die selbstbewusst ihre (unbequeme) Meinung vertreten, werden so schnell zu Querulanten. Exemplarisch dafür ist die Rente. Menschen, die ihr Leben lang in der Pflege etc. gearbeitet haben, wissen zwei Dinge. Sie werden im Alter arm sein und wären das in den Niederlanden, der Schweiz oder Österreich nicht. Man nimmt es hin. Wer sich nicht wehrt, hat es eben so verdient.

Man nimmt es hin. Wer sich nicht wehrt, hat es eben so verdient. Genau das ist das Problem in Deutschland. Alle nehmen es hin bzw. denken und sagen, "uns geht es ja so gut", was willst du eigentlich.

Norbert Heyer | So., 24. November 2019 - 18:17

Es gehört zur großen Kunst der Kanzlerin, immer noch - trotz aller eklatanten Fehlentscheidungen - die Deutschen weiterhin in eine Art Dämmerschlaf versetzen kann. Migration, Target-Konten, verrottende Infrastruktur, aktive Beseitigung deutscher Schlüsselindustrien, Rettungsschirme, europäische Haftung für Banken und Sozialkassen? Völlig unwichtig - wir haben Klima und CO2 auf dem Schirm, die meisten möchten eine wesentlich höhere „Bepreisung“ dieser getarnten Steuer, die dann von Jahr zu Jahr weiter in die Höhe getrieben werden kann. Ist den Deutschen eigentlich bewusst, dass diese „Bepreisung“ alle Bereiche unseres Lebens berührt? Die Fracht auf spanische Tomaten, die Heizkosten holländischer Treibhäuser, die Kosten für Öl, Gas, Kohle, Fliegen, Fleischproduktion und auch den Strom, der bisher nur „eine Kugel Eis“ an Zusatzkosten verursachte? Können - oder wollen wir Deutschen wirklich nicht mehr erkennen, welche zusätzlichen Belastungen diese „Bepreisung“ im Endeffekt auslösen wird?

Christa Wallau | So., 24. November 2019 - 18:50

Viele Deutsche scheinen zu glauben, daß die Errungenschaften, die uns die Vorfahren unter großen Opfern erkämpft haben (Wohlstand, soziale Absicherung, Freiheit u. Kultur), für die Zukunft festgeschrieben seien. Daß diese vielmehr labil sind u. t ä g l i c h neu verteidigt und gefestigt werden müssen, vergessen sie total - jedenfalls auf gesellschaftlich-politischer Ebene.
P r i v a t handeln die meisten so, daß sie sehr wohl darauf achten, ihr Eigeninteresse zu wahren. Sie versuchen stets, das Beste für sich
herauszuschlagen. Die Mehrheit gibt immer noch nicht mehr aus, als sie hat und teilt Geld u. eigenes Kulturniveau keineswegs mit jedem beliebigen Nachbarn.
Was aber den Staat anbetrifft, so sehen sie diesen als eine Art von Schlaraffenland an, in dem das Geld so todsicher fließt, daß jede Menge fremder Hungerleider u. Welt-Probleme zusätzlich großzügig damit genährt bzw. gelöst werden können. Das ist schizophren! Kein vernünftiger Mensch im Ausland versteht eine solche Haltung.

Karla Vetter | So., 24. November 2019 - 20:05

die ganze Welt ? Nein, so ziemlich alle bis ein nicht ganz so kleines Land in Mitten Europas. Dort rennt man bei der Regierung offene Türen ein am "fff"-Tag. Wie bestellt wird man dann von den" Oberen" gelobt und mit Preisen überhäuft. Beteiligt man sich allerdings an unliebsamen Demonstrationen, dann drohen Beschimpfung und sozialer Gesichtsverlust.

Stefan Welzel | Mo., 25. November 2019 - 06:52

So richtig die Inhalte um den Klimaschutz sind, so falsch der Glaube, unsere Themen bestimmten die Tagesordnung der Welt. Wir glauben uns im Zentrum, kritisieren alle anderen, wissen alles besser.
Diese Arroganz fällt uns auf die Füße. Schon heute wenden sich vielen von uns ab: Briten Franzosen, Amis, ...
Etwas mehr Toleranz und Demut täte gut.

Dieter Erkelenz | Mo., 25. November 2019 - 07:27

Herr Heitmann, Ihr Pamphlet strotzt nur so von Verallgemeinerungen. Simplifikantes Beispiel (eines unter vielen) "bei den Italienern ist es die angeborene Korruptheit,"!

Christa Wallau | Mo., 25. November 2019 - 10:19

Antwort auf von Dieter Erkelenz

Die Tatsache, daß die Korruption in Italien überall seit langem verbreitet und offenbar akzeptiert ist, besteht zweifellos. Also kann man - etwas salopp - durchaus sagen: "Die Italiener sind korrupt."
"Angeboren" im Sinne von "genetisch angelegt" würde ich diese Korruptheit allerdings nicht nennen, sondern von einer "im Laufe einer langen Geschichte entwickelten und von Generation zu Generation weitergegebenen Korruptheit" sprechen.
Kleines Beispiel gefällig: Die sieben Milliarden Euro, die in Venedig für ein (schon bei der Planung als wirkungslos erkanntes Meereswasser-Stauwerk) in Venedig gezahlt wurden, wurden von korrupten Stadtvätern u. Baulöwen total in den Sand gesetzt; denn dieser teure, halbfertige Bau hat die Lage in der Lagunenstadt durch Verengung der Fahrrinne noch verschlimmert, statt sie zu verbessern, wie die momentane Lage gerade beweist. Die Ausbaggerung der Lagune für Kreuzfahrtschiffe (aus Geldgier!) war der entscheidende Fehler, der vorher gemacht wurde.

Romuald Veselic | Mo., 25. November 2019 - 07:31

hat grundsätzlich ein seltsames Verhältnis zu Protesten. Anders herum: Die Medien tun es. Der Normaldeutsche ist mit existenziellem Alltag voll beschäftigt, denn sein Einkommen systematisch entwertet ist.
Auch die Wahrnehmung der realen Abläufe gehört nicht zum Scharfsinn der Meinungsmacher oder selbstgefälligen Eliten, die alles genetisch bedingt, besser wissen müssen.
Klassisches Beispiel: Die Hochmoselbrücke, vor einigen Tagen in Betrieb genommen. Ein baulicher Glanzstück, vom infrastrukturellen Vorteil ganz zu schweigen. Schon der idiotischen Kommentar zum Schluss in TV-Nachrichten: Die Kritiker darin sehen die Entwertung der Landschaft. Dieser Satz darf nicht vergessen werden.
Und was sind dann die 10000-de an Hässlichkeit nicht zu überbietenden Windräder der sog. Energiewende? Es ist die ultimativste Schändung der Natur. Dagegen sind die Hochspannungsmasten zierliche, dekorative Komponente, die je nach Blickpunkt etwas von Eiffelturm in Paris, in sich tragen.

helmut armbruster | Mo., 25. November 2019 - 09:17

trotzdem gibt es in D freie Wahlen. Selbstverständlich um der Freiheit willen. Schließlich sind wir eine freie Nation. Dann aber, wenn eine neue Partei zweistellige Ergebnisse erzielt, dann will man sie verbieten. Das alles im Namen der Freiheit, die ja geschützt werden muss?!?
Die Deutschen reden viel von Freiheit, wissen aber nicht wirklich, was gemeint ist.
In deutschen Köpfen spukt vieles durcheinander und eine klare Ordnung und Struktur ist selten zu erkennen.
Wir sind das vielleicht seltsamste und widersprüchlichste Volk Europas.

stimme ich ausdrücklich zu, lieber Herr Armbruster.
Ich kenne persönlich Menschen aus den verschiedensten Ländern unseres Kontinents. Darunter ist niemand, der die unsere Politik noch versteht.

Die seltsame Art der Deutschen, die sich in einer sich dem gesunden Menschenverstand verschließenden Politik drastisch zeigt, kann nur dadurch entstanden sein, daß die Umerziehung nach dem Krieg zu einem Volk ohne gesundes Selbstbewußtsein bzw. einem Volk, das sich über Schuld und Buße-Tun definiert, pathologische Verformungen des Geistes und der Seele hervorgerufen hat.
Diese sind schwer wieder zu heilen - wenn überhaupt. Es sei denn, die Deutschen
werden durch ein dramatisches Zurückgeworfen-Werden in schwierige, entbehrungsreiche Zeiten dazu gezwungen, ihre natürlichen Instinkte und ihren Überlebens-Willen wieder zu entdecken und zu reaktivieren.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 25. November 2019 - 09:54

wenn Bürger auf die Straße gingen und gegen die Politik dieser Regierung lautstark demonstrieren würden? Würde die Regierung etwas ändern? Die Bürger protestieren bereits mit dem Stimmzettel und wenden sich von den atablierten Parteien ab. Hat es bislang was gebracht? Merken die das überhaupt? Auf dem CDU-Parteitag jedenfalls hat niemand etwas gemerkt. Egal, was jetzt die Medien alles da herauslesen wollen.
Wer hat die Zeit zu einer Demo zu gehen. Die Versorgung der Familie und das eigene Wohlergehen steht für die allermeisten im Vordergrund. Das sog. "Wir-Gefühl" wird nur noch im parteipolitischen Diskurs in der Form der Geschlossenheit zelebriert. Die meisten Bürger sind noch immer in ihrer Wohlfühlblase. Ja, einige wachen auf und weiter? Noch mehr AFD wählen und dann? Die brauchen 50+, sonst können die nichts ändern. Protest auf der Straße würde unterwandert, wie in Frankreich. Druck kann nur über die örtlichen Parteipolitiker entstehen. Der Bürger muss diese unter Druck setzen.

Tomas Poth | Mo., 25. November 2019 - 13:08

nicht nur.
Aus der RotGrünen Ecke ruft es nach Enteignungen im Wohnungsbau, nach Verboten, nach Sozialismus. Also reden gegen die Freiheit, Freiheit die sich andere erst erkämpfen wollen.

Alfred Werner | Mo., 25. November 2019 - 14:34

Unter dem oben auf dem Bild angezettelten Feuersturm der Verwüstung steht "Proteste gegen Gewalt und Korruption". Ich bin immer wieder völlig erstaunt, wie Proteste gegen Gewalt aussehen. Donnerwetter. Ich bin beeindruckt. Aber bitte: Auch das ist für Deutschland nicht mehr ganz untypisch. Wird hier offenbar als ganz normal hingenommen. Leider. Das kommt von dem ewigen "Aktivisten"-Gefasel ......