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Altkanzler-Enkel Paul Bauwens-Adenauer (2. v. links) mit anderen Adenauer-Enkeln und Bundeskanzlerin Angela Merkel 2009 / picture alliance/ picture alliance

Adenauer Enkel - „Die Partei ist gespalten“

Der Unternehmer Paul Bauwens-Adenauer ist der Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers und CDU-Mitglied. Er kritisiert die Wirtschaftspolitik der vergangenen 14 Regierungsjahre unter Angela Merkel und einen Mentalitätswandel

Michael Hirz

Autoreninfo

Michael Hirz arbeitet als freier- Journalist und wohnt in Köln. Zuvor war er Programmgeschäftsführer beim Informationkanal Phoenix.

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Herr Bauwens-Adenauer, Nordrhein-Westfalen war einmal der Motor für die Entwicklung Westdeutschlands nach dem Krieg. Hier schlug das wirtschaftliche Herz. Heute hat nicht nur das einstige Agrarland Bayern NRW überflügelt. Was ist da passiert?
Paul Bauwens-Adenauer: Der Fehler im Fall NRW war, dass man Altes retten wollte. Dabei war klar, dass die Zeit von Kohle und Stahl abgelaufen war. Das ist die falsche Strategie, verteidigen zu wollen, was nicht zu verteidigen ist. Bayerns CSU war da viel geschickter, die sicherten sich durch fast ständigen Sitz am Kabinettstisch Investitionen in zukunftsträchtigen Bereichen von Forschung und Industrie. Hinzu kam eine geschickte Besetzung von Schlüsselressorts, mit denen der Aufbau einer starken Infrastruktur vorangetrieben wurde. Auf die Weise kam der zweitgrößte Flughafen nach München und nicht nach NRW, wo er hingehört hätte.

Ging es NRW zu gut und hat deshalb die Energie für die Zukunftsgestaltung nicht aufgebracht?
Man hat zu lange und zu viel mit Subventionen versucht, Entwicklungen aufzuhalten. Anstatt Stärken zu stärken, hat man in Schwächen investiert.

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Henning Magirius | Di., 1. Oktober 2019 - 13:16

Zunächst dachte ich beim Lesen des Interviews: Das klingt ja alles recht überlegt. Aber dann: „Ziel ist es den europäischen Einigungsprozess voranzutreiben.“ Um wenige Sätze später festzustellen: „Der Euro ist mehr Sprengstoff als Kitt.“ Ja was denn jetzt? Der Euro war doch d a s große Friedens- und Einigungsprojekt der EU unter Helmut Kohl. Wenn schon der Versuch einer gemeinsamen Währung scheitert, wie soll denn dann ein noch tieferer EU-Zentralstaat funktionieren? Zumal schon 2009 zur damaligen Europawahl Hessens damaliger Europaminister Hahn (FDP) betonte, dass 70% der deutschen Gesetze auf EU-Entscheidungen basierten (FR vom 13.05.2009). Es scheint, dass die Aussagen von Herrn Bauwens-Adenauer inkohärent sind. Grüßt da schon der Kölner Karneval?

Henning Magirius | Do., 3. Oktober 2019 - 17:54

Antwort auf von Henning Magirius

Ich habe nochmal über die Inkohärenz der Aussagen von Herrn Bauwens-Adenauer nachgedacht und mich dabei an den ARD-Presseclub von letzten Sonntag (29.09.) und an das YouTube-Video über eine Podiumsdiskussion von Wolfgang Schäuble mit Helmut Schmidt in 2011 erinnert. Im Presseclub wurde - wenn auch recht vorsichtig - der Vorhang über die EZB und ihre desaströse - und jetzt ausweglose - Euro-Währungspolitik gehoben. Es wurde die Bargeldabschaffung angekündigt, damit die EZB einen massiven Negativzins (vielleicht 6-8%) durchsetzen kann. Alternativ - und darüber wurde nicht gesprochen - „crasht“ in 1-2 Jahren der Euro im Rahmen einer weltweiten Finanzkrise. Schäuble sprach 2011 davon, dass erst eine echte Krise die Menschen zwingen könne, zu akzeptieren, dass die letzte nationalstaatliche Restsouveränität an eine „internationale Regierung“ (z.B. EU-Kommission?) abgegeben werden muss. - Insofern sind dann die Aussagen von Bauwens-Adenauer doch recht kohärent.

Armin Latell | Di., 1. Oktober 2019 - 13:32

unterkomplex zu urteilen: Europa ist das Wichtigste, nicht Deutschland. Das ist der Stoff, an dem diese Partei ihre Wähler verlieren wird. Diese haben es nur noch nicht erkannt, dank öffentlich rechtlicher Lobpreisungen. Welch ein Unternehmen führt eigentlich Herr Bauwens-Adenauer? Wenn diese Region auf europäischem Gebiet dank CDU Politik auf dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Level von Kuba gelandet ist, der Finanzier damit pleite ist, hat sich das Thema (starke) EU sowieso erledigt. Sehr geehrter Herr Bauwens-Adenauer, der Kit, der die EU zusammenhält, ist die Erwartung deutscher Steuergelder, eigene, nationale Vorteile, keine imaginären gemeinsamen Werte. Europa = EU? Hauptsache der Kommissionspräsident hat Kompetenz? Und die soll die CDU Frau UvdL besitzen? Bei allem Respekt, offensichtlich sind Sie mehr CDU Parteimitglied denn Unternehmer. Politik würde von Profis betrieben? Die gesamte aktuelle Situation beweist doch, dass panische Amateure dort ihr Unwesen treiben.

Christa Wallau | Di., 1. Oktober 2019 - 13:44

...einigendes Band sein würde, war vielen Ökonomen u. vernünftigen Bürgern in D von Anfang an klar, aber auf sie wurde ja nicht gehört.
Ich habe v o r der Euro-Einführung eindringlich auf die wahrscheinlich zu erwartenden negativen Folgen hingewiesen u. Unterschriften gesammelt, um eine Volksabstimmung zu erreichen. Das einzige, was ich von vielen Zeitgenossen zu hören bekam, war der Vorwurf, ich sei "anti-europäisch". In Wirklichkeit war und bin ich gern in Europa unterwegs, habe in den verschiedensten Ländern Bekannte und lerne gerne von ihnen. Die Förderung enger wirtschaftlicher u. kultureller Beziehungen innerhalb Europas war mir immer ein Herzensanliegen.

Heute muß ich mir anhören, ich sei "unchristlich", weil ich die Migrationspolitik von Regierung u. Kirchen ablehne. Dabei bin ich gläubige Christin.

Manchmal gebe ich meiner Mutter recht, die im Alter die Bemerkung machte: "Ich wünschte mir, ich wäre dümmer gewesen. Dann hätte ich mehr Freunde u. Freude im Leben gehabt."

...aber Sie haben ja Ihre „Freunde“ hier bei CICERO. Ich lese jedenfalls alle Ihre Kommentare und kann mich denen meist anschließen. Über den Euro wird demnächst die Finanzwelt entscheiden, deren Gesetze unerbittlich sind. Ich habe gegen meine frühere Meinung mein Geld in Betongold, richtiges Gold und ETF‘s angelegt. Ich hätte nie gedacht, daß ich mal so umdenken muss. Negative Zinsen waren 60 Jahre in meiner Vorstellung so weit weg, wie schwarze Löcher im Universum.

Norbert Heyer | Di., 1. Oktober 2019 - 15:19

Die Kritik vom Adenauer-Enkel ist dezent vorgetragen, aber dennoch eindeutig: Wer auf Naturkatastrophen in Japan ein vereinbartes, vernünftiges Konzept über Nacht auf den Kopf stellt, handelt ohne Weitblick und will nur die Meinungshoheit bedienen. Wer die Totgeburt Euro mit dem Scheitern Europas verknüpft, verengt die Bedeutung dieses Kontinentes. Politik von oben herab, keine innerparteiliche Diskussion, Führung ohne Widerspruch, Kritiker wurden weggelobt, verrentet, befördert oder abgesägt. Schein-Kritiker wie die Herrn Bosbach und Seehofer haben sich immer wieder im Kreis der stummen Ja-Sager eingereiht, peinliches minutenlanges Klatschen für die Frau, die der Union sämtliche politischen Grundsätze genommen hat. Kein anderer Politiker nach dem Krieg hat mehr Schaden angerichtet als Frau Merkel. Aber solange Kritik nur aus einer Ecke kommt, wo keine beruflichen Nachteile entstehen können, wird sich nichts ändern und die ganzen angepassten Abgeordneten der Union werden viel verlieren

Ernst-Günther Konrad | Di., 1. Oktober 2019 - 18:15

Aha, die Partei ist gespalten. Das ist ja mal eine Feststellung, da sind wir Wähler aber bislang gar nicht darauf gekommen. Gut das Sie uns das sagen. Und jetzt?
Nette persönliche Analyse, man liest zwischen den Zeilen, wer das Problem ist, aber wieder wird kein Name genannt. Was Sie da beschreiben ist ein gesamtdeutsches Problem und nicht nur das von NRW. Da hat Bundespolitk versagt und nicht nur die Landesregierungen unterschiedlich gefärbt, die dort zugange waren.
Die Verursacherin hat einen Namen, das ist der, den Sie sich auch nicht getrauen zu nennen. Nicht Voldemort. Ich helfe Ihnen mal. Dr. Angela Merkel, noch immer Bundeskanzlerin ist seit 2015 für diese Republik als Kanzlerin verantwortlich. Schon mal gehört? Was geht in Euch CDUlern eigentlich vor, dass Ihr alle nicht den A.... in der Hose habt, diejenigen namentlich zu benennen, die in der Hauptsache für diesen wirtschaftlichen Niedergang verantwortlich ist. Sie haben doch kein Parteiamt, wo vor haben Sie Angst?

Bernd Muhlack | Di., 1. Oktober 2019 - 18:53

"Ein Problem ist die ausgeprägte Respektlosigkeit gegenüber politischen Amtsträgern. Das fördert die Instabilität unseres demokratischen Systems."
würde ich 100 von 100 Punkten vergeben.
Einem jeden gebührt nur so viel Respekt, wie er in der Tat auch verdient ist.
Und da sieht es meiner Meinung nach bei den meisten Politikern eher suboptimal aus, nicht wahr?
Ansonsten ein hervorragendes Interview. Keine (kaum) Plattitüden, Luftnummern, sondern Tacheles; einige Bonmots.
Schade, dass dieser Zeitgenosse nicht "politisch aktiv" ist; allerdings ist fraglich, ob "Realisten" überhaupt eine reelle Chance haben. Wir sind ja nicht in Österreich!
Bei der Lektüre des Interviews fiel mir das etwas ältere Werk von Helmut Schmidt ein: Menschen und Mächte. Eine Pflichtlektüre, insbesondere für Politiker.
Er hatte nicht immer Recht, aber zu über 90 %; wie auch Peter Scholl-Latour.
Herr Bauwens-Adenauer nähert sich deren Niveau sehr stark!

["Ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht habe!"]

Wolfgang Schuckmann | Mi., 2. Oktober 2019 - 01:50

Seltsam, seltsam wie spät sich manche aus der deckung wagen. Die Angst vor negativen wirtschaftlichen Folgen muss demnach nicht so klein gewesen sein, dass solche Namen plötzlich wissen, dass die letzten 14 Jahre doch nicht so positiv zu verbuchen sind wie das manche glaubten tun zu müssen. Es sagt etwas aus, wenn sich das Ende der Ära Merkel abzeichnet und die Opposition in der Kanzlerpartei sich anfängt zu trauen etwas zu den tollen Erfolgen dieser Frau zu sagen. Dies aber, so glaube ich, wäre schon viel eher eine absolute Pflicht Jener gewesen, die schon viel länger wissen was diese unselige Politik einer Kanzlerin ohne einen positiven Hintergrund gegen das eigene Volk zu haben, für den Staat BRD hat.
Der völlig ohne jede Not geführte Anschlag gegen die Souveränität unseres Landes über sein Hoheitsgebiet ist eines jener Politikfelder, auf denen die Kritisierte total versagte. Es wird nichts helfen, die CDU wird geschichtlich an diesem Versagen gemessen werden und muss korrigieren.

Dieter Hegger | Mi., 2. Oktober 2019 - 08:02

Sollte es in Deutschland wirklich noch Spuren von Intelligenz und klarem Menschenverstand geben ?

Wolfgang Schuckmann | Mi., 2. Oktober 2019 - 10:38

Bedaure, eines verstehe ich bei den Einlassungen des Adenauerenkels keinesfalls: Wieso weiß man mittlerweile genau wo die Probleme herkommen, die unser Land und nicht nur die CDU spalten? Wenn ich das Gesamtergebnis auf die Waagschale lege, die Erfolg von Misserfolg differenziert, dann komme ich nicht umhin die Frage zu stellen wieso es so lange dauerte, bis ein ziemlich hochkarätiges Mitglied der CDU die Frage nach Sinn und Zweck der Politik der letzten 14 Jahre stellte. Mit Verlaub:
Für jeden etwas