Kamala Harris und Sängerin Beyoncé bei einer Wahlkampfveranstaltung / dpa

US-Wahlkampfnachlese - Eine Präsidentenwahl ist keine Spotify-Liste

Trotz Unterstützung von Promis wie Taylor Swift oder Beyoncé hat Kamala Harris haushoch verloren. Oder gerade deswegen. Das zeugt von demokratischer Reife bei den Wählern, die eben nicht wie Lemminge irgendwelchen Pop-Idolen hinterherlaufen.

Autoreninfo

Gideon Böss ist Roman- und Sachbuchautor und hat unter anderem über Religionen in Deutschland und Glücksversprechen im Kapitalismus geschrieben.

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In der Liste der Filme, die viel bekannter sein müssten, steht die Politsatire „Team America“ weit oben. Es ist eine Parodie auf Hollywood-Promis, die in ihrem grenzenlosen Narzissmus bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit konsequent allen Feinden des Westens helfen. An einer Stelle sieht man Michael Moore, wie er sich mit einem Sprengstoffgürtel bewaffnet in die Luft sprengt, um ein amerikanisches Geheimversteck zur Terrorbekämpfung zu zerstören. 

Der Film ist sehr witzig – seine Macher sind Matt Stone und Trey Parker und damit die Köpfe hinter „South Park“ und dem ebenfalls grandiosen Broadway-Hit „Book of Mormon“ – und zugleich klug. Denn die Botschaft dahinter ist: Ignoriere die Meinung von Promis, da ihr Leben in keiner Weise dem von normalen Menschen entspricht. Was sie zu sagen haben, ist einfältig bis dumm, da sie keine Ahnung vom Alltag haben, der außerhalb teurer Villen und separierte Wohngegenden stattfindet.

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Urban Wil | Mo., 11. November 2024 - 16:41

den Amerikanern Naivität, Dummheit, etc. zu unterstellen, weil sie eben Trump gewählt haben. Gerade die Deutschen, deren Wahlverhalten seit Jahrzehnten dem Gehverhalten von Lemmingen weltweit am meisten gleicht.
In keinem Land wäre eine Merkel nach dem, was sie 2015 diesem Volk antat, je wieder gewählt, geschweige denn geehrt worden. In keinem Land der Welt hätte sich ein inkompetenter, dieses Land hassender und die Wirtschaft vernichtender Sauhaufen wie die Ampel länger als ein paar Monate halten können
Es mögen weniger die Promis sein, denen die Deutschen nachrennen (wohl mangels echter Promis in diesem Lande), es sind die Medien.
Daher war es – zum Leidwesen dieses Landes – der größte Coup der LinksGrünen, die Medien besetzt und sich diese unterworfen zu haben.
Anders kann man es nicht nennen, zumal wenn man vor einigen Jahren noch einen SPIEGEL oder eine ZEIT mit Genuss gelesen hat.
Alles verkommen zu linksgrün hofberichterstattenden Käseblättern. Braucht niemand mehr.

eher sind diese, wie ich es sehe, zu Wellness-Objekten mutiert. Als ich die ZEIT abonniert hatte, gab es auf der Titelseite Karikaturen, Zeichnungen von Louis Murschetz und auch von Paul Flora, jeweils zu einem aktuellen Thema, mal bissig, mal auf die Schippe genommen – aber immer das Geld für eine Ausgabe wert.

S. Kaiser | Mo., 11. November 2024 - 17:08

Hier ist die Kritik mMn genau so wenig differenziert, wie die angeprangerte Werbestrategie selbst. Es wäre falsch die Anzahl der Follower von Popgrößen 1:1 gleichzusetzen mit der Anzahl oder dem Potential der Wählerstimmen. Internationale Popgrößen haben weltweit Follower, nicht nur in den USA. Zum einen. Zum anderen spielt das Alter auch eine große Rolle. Denn wenn die Stars gerade mal selbst wahlberechtigt sind, sind viele ihrer Follower häufig noch minderjährig.
Schlussendlich ist die Demographie entscheidend. Möglicherweise erreicht ein 53-jähriger Kid Rock mit einer nationalen Fanbase und seinen nur 1.2 Mio Followern auf social media dennoch mehr wahlberechtigte US-Bürger, als eine 22-jährige Billy Ellish mit 10-facher Anhängerschaft weltweit, deren Fans aber mehrheitlich in den USA nicht mal wahlberechtigt ist.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 11. November 2024 - 17:35

Das sind alles interessante Aspekte über eine sich spätestens seit den Obama-Jahren maßlos überschätzende Show-Prominenz. Genauso unverständlich ist aber die plötzliche Begeisterung Elon Musks für das Rhetoriktalent Trump, dessen eigene berufliche Laufbahn kein Ruhmesblatt ist. Wenn Elon Musk seine Ansprüche an sich und seine Mitarbeiter auf die zu erwartende Trump-Administration anwendet, dürfte sein staatliches Engagement nur von kurzer Dauer sein.

Jens Böhme | Mo., 11. November 2024 - 20:06

Ich denke nicht, dass wer einen US-Präsidentschaftskandidaten wählt, weil dieser von Popsängerinnen hofiert wird. Solch Wahl unterliegen andere weitaus nähere Gründe, wie sichert der Kandidat als Präsident das Land, die Arbeitsplätze, das Dach über den Kopf, bezahlbare Lebensmittelpreise, die allgemeine Sicherheit, Energie u.ä. Was Wähler weniger interessiert sind, Weltklimapanikmache, 78 verschiedene Geschlechter, kulturelle Aneignungsblödeleien, permanente Beleidigungsgefühle u.ä. Zudem sind die Wahlempfehlungen solcher Künstler in den meisten Fällen vom Präsidentschaftskandidaten gut dotiert und keineswegs ein Grundbedürfnis, es in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Ich bin mir sicher, dass viele Rep-Wähler weiterhin Taylor Swifts oder Beyonces Musik weiter gern hören. Kamala Harris ist als Schwarze öffentlich zu blass und unbekannt gewesen.

Volker Naumann | Mo., 11. November 2024 - 23:59

Wahrscheinlich gilt ganz einfach:
"It's the economy, stupid!".

Die beiden "Schlitzohren" Trump und Musk hatten einfach den richtigen Riecher und der eine gewinnt eine Wahl und zwei Kammern und der andere soll wohl eine Menge Dollars gewonnen haben.

Von den Künstlern haben sich die Wähler keine Verbesserung ihrer Situation versprochen, aber von den Machern. Ob es so kommt, ist doch eine andere Frage. Aber bei der Wahl: Option Null oder Option Vielleicht, nimmt man nicht die"0".

Vielleicht sollten bei uns mehr Promis für die Grünen und Roten Wahlempfehlungen abgeben, denn auch hier gilt: "It's the economy, stupid!".

MfG

Albert Schultheis | Di., 12. November 2024 - 09:50

Es ist der Gegensatz von unerbittlicher evolutionärer Realität gegenüber dem Bullschitt, der Letzteren immer wieder zum gnadenlosen Scheitern verurteilt, seine idolsüchtigen Anhänger zum Heulen bringt, wenn die Realität an die Türe klopft. Deshalb ist die dem banalen Ernährungsdruck weitestgehend enthobene Pseudo-Elite der "Experten", der Soziologen, Philosophen und Politilogen, der Journalisten und Faktenchecker auch der kongeniale Verfechter des Bullschitts - ganz im Gegenteil zu den Heizungsmonteuren, Fliesenlegern und Bauern sowie all denen aus dem "basket of deplorables"! So kommt es allein aus Mehrheitsgründen immer wieder zu stilleren oder lauteren Revolutionen - wie gerade der jüngsten in den USA. Sie sind tiefgreifende Korrekturen von Verirrungen und Fehlentwicklungen verursacht durch die Pseudo-Eliten, die man ganz einfach zum Teufel jagt und zum Arbeiten verdonnert. Aber manchesmal kommt das Erwachen aus der somnambulen Wokeness zu spät, dann geht eine Zivilisation Flöten!

Gotthard Steimer | Di., 12. November 2024 - 10:30

Bundestagswahl jetzt dringend und - sicher wahlentscheidend - die Unterstützung der 'Amigos' für die Ampelparteien.. die beiden Gnome aus dem Westen TH aus D und HG aus BO haben sich ja dazu schon positioniert

Gerhard Lenz | Di., 12. November 2024 - 10:46

Unterstützung mancher Promis ging die Wahl am Ende zugunsten von Trump aus. Die gleichen Stars unterstützten übrigens auch Biden, der bekanntlich die Wahl gewann.

Wahrscheinlicher ist, dass alle diese Wahlempfehlungen und Warnungen in ihrer Wirkung überschätzt wurden. Noch dazu wird ein Trump-Wähler, der sich am liebsten mit Country-Music zudröhnt, wohl kaum hellhörig, wenn eine Jennifer Lopez vor einer "falschen Wahl" warnt.
Der Versuch, jetzt bei den Promis einen Teil der Schuld an der Niederlage abzuladen, zeigt viel eher die Hilflosigkeit, mit der man nach Gründen für die Wahlschlappe Harris' sucht.
Tatsächlich gibt es Parallelen zu Hillary Clinton. In der Parteihierarchie war Harris als Vizepräsidentin an der Reihe, in der Gunst des Wählers eben nicht. Biden klebte zu lange an seinem Stuhl. Es fehlte der Kandidat, der in den Swing-States in bestimmten Wählergruppen mehr Akzeptanz erfahren hätte, als eine Harris, die man dort als Teil der "liberalen Elite" ablehnte.