Anhänger von Yoon Suk-yeol protestieren gegen dessen Amtsenthebung / dpa

Südkoreas Staatspräsident verhaftet - Die Staatskrise geht weiter

Nach wochenlangem Widerstand konnten südkoreanische Behörden am Mittwoch den amtsenthobenen Präsidenten Yoon Suk-yeol festnehmen. Unterdessen geraten weitere Details ans Tageslicht, die offenbaren: Dieser Mann hätte vor wenig zurückgeschreckt.

Autoreninfo

Felix Lill ist als Journalist und Autor spezialisiert auf Ostasien.

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Viele Menschen in Südkorea verbrachten die Nacht von Dienstag auf Mittwoch schlaflos. Das Land fragte sich: Wie würde es diesmal ausgehen? Schreckt die Polizei erneut zurück, zieht unvollendeter Dinge ab? Oder würde sie den Mann, der mit dem Kriegsrecht gespielt hat, aus dem Gebäude ziehen, wo er sich über Wochen verschanzt hatte? Kurz nach halb elf Uhr herrschte in Seoul Klarheit: Ein Konvoi schwarzer SUVs verließ mit Polizeigeleit die Anlage. Und in einem der Autos saß Yoon Suk-yeol.

In der noch jungen Demokratiegeschichte Südkoreas – bis 1987 stand das Land unter der Macht des Militärs – ist es das erste Mal, dass ein formell noch amtierender Präsident verhaftet wurde. Der erste Versuch war es aber nicht. Schon am 3. Januar hatte Yoons Sicherheitsdienst, der die Präsidentenresidenz beaufsichtigt, Polizisten und Beamte der Anti-Korruptionsbehörde daran gehindert, einen Haftbefehl gegen Yoon durchzuführen. Am Mittwoch dann ließ sich Yoon letztlich doch ausliefern.  

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 15. Januar 2025 - 13:58

beim Gericht und dann wird man sehen.
Rühmlich wirkt dieses Verhalten eines Präsidenten jedenfalls nicht auf mich.
ABER es ist so wichtig, auf höchster juristischer Ebene festzustellen, ob ein Übergriff gegen das Südkoreanische Demokratiesystem vorlag.
Wenn nicht, wären evtl. doch Neuwahlen ein sauberer Weg mit dann vielleicht einem anderen Kandidaten der "Rechten"?
Rechts oder populistisch ist für mich noch kein Argument, wenn sich der Präsident verfassungskonform verhielt.
Auf der Strasse sollte man evtl. besser keine grundsätzliche und langfristige Entscheidung herbeiführen?
Alles Gute für Südkorea.
Die Menschen dort wollen doch bestimmt auch nach diesen schwierigen Zeiten wieder friedlich zusammenleben?
Auch wenn ich südkoreanische Filme und Serien, sowie BTS liebe und wertschätze und um die Bedeutung der Demokratie in Südkorea weiss, so kann ich die Lage von aussen dennoch nicht beurteilen als Laie.
Danke für hoffentlich weitere Berichte.

Keppelen Juliana | Mi., 15. Januar 2025 - 14:31

der Südkoreaner nicht so gut aus aber so als aufmüpfiges Völkchen sind sie immer mal in Erscheinung getreten. Ich denke schon, dass dieser abgetakelte Präsident seine Strafe verdient. Aber da fällt mir gerade ein war da nicht auch was in Georgien wollte (will) da eine Präsidentin nicht aus dem Amt scheiden weil ihr das Wahlergebnis nicht gefällt? Also sie leistet Wiederstand gegen die Staatsgewalt was ist diese Dame nun?

Albert Josef Schultheis | Mi., 15. Januar 2025 - 15:05

Südkorea ist ja offenbar auch eine Demokratie von Big Brother's Gnaden, ganz ähnlich wie Deutschland, d.h. die Südkoreaner haben ähnlich wie wir nur bedingt über ihr Schicksal zu befinden - zu viele ziemlich beste Freunde befinden sich hochgerüstet im Land. Man muss daher davon ausgehen, dass dort keine einschneidenden Entscheidungen fallen, ohne dass Uncle Sam vorher gefragt wurde bzw. seine Finger im Spiel hatte.
Daher vermute ich, dass der verhaftete Präsident derzeit sehr gefährlich lebt: Sein Putsch ist gescheitert! Warum, das ist derzeit nicht klar zu erkennen. Das Militär hat ihn zwar zunächst vor einer Verhaftung geschützt, ist aber wohl umgefallen, weil die demokratischen Kräfte auf der Straße zu stark waren bzw weil wohl andere Militärs zurückgezogen haben.
Man wird sehen, ob der Verhaftete jetzt dazu kommt, die Karten auf den Tisch zu legen, oder ob man ihm vorher den Garaus macht. Dass er auf eigene Kappe agierte, ist jedenfalls hochgradig unwahrscheinlich.

Ernst-Günther Konrad | Do., 16. Januar 2025 - 09:58

Ich kann nicht beurteilen, ob die Vorwürfe gegen Yoon zurecht bestehen und ob dieser ein diktatorische Mittel angewandt hat, um ins Amt zu kommen/zu bleiben. Nur eines lese ich naschvollziehbar aus dem Artikel. Die Bevölkerung hat wieder die Qual der Wahl, aufgrund wahrer Informationen bis hin zu größten Lügen herausfiltern zu müssen, was und wem sie glauben. Und ob das Verfassungsgericht neutral bleibt/urteilt ist auch fraglich. Man sieht es ja bei uns, wie schnell staatliche Posten politisch gelenkt besetzt/beeinflusst sind. Und wir sollten natürlich nicht vergessen, dass alles was da passiert unter den Augen der Schutzmacht und der eigentlichen Bestimmer in dieser Region passiert. Es bleibt also abzuwarten, was die USA offen und/oder verdeckt über die CIA dort noch alles anstellt und entscheidet. Und wie immer werden es Medien sein, die natürlich nicht neutral, sondern politisch beeinflusst das Volk versuchen in die ein oder andere Richtung zu lenken. Kommt einem alles bekannt vor.