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… und Ulrike Meinhof jubelte

Was wusste die RAF vom Olympia-Attentat in München 1972? Cicero veröffentlicht erstmals das Solidaritätsschreiben von Ulrike Meinhof. Und rezensiert Steven Spielbergs Kinofilm "München".

Während der Olympischen Spiele 1972 in München drangen am frühen Morgen des 5. Septembers, dem elften Wettkampftag, fünf palästinensische Terroristen der Aktion „Schwarzer September“ in das israelische Mannschaftsquartier im Haus Connollystraße 21 im Olympischen Dorf ein, erschossen den Ringertrainer Mosche Weinberg und den Gewichtheber Josef Romano und nahmen neun israelische Sportler als Geiseln. Sie verlangten die Freilassung von 232 in Israel inhaftierten Landsleuten und erhoben die Forderung, die in Deutschland einsitzenden RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof auf freien Fuß zu setzen. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit verhandelten deutsche Politiker und Sicherheitsexperten mit den vermummten Terroristen. Die Verhandlungen zogen sich über den ganzen Tag hin. In den Abendstunden wurden die Terroristen und die Geiseln zum Flugplatz Fürstenfeldbruck gebracht, in dem Glauben, ausgeflogen zu werden. Dort missglückte der Versuch der bundesrepublikanischen Behörden, die Geiseln mit Gewalt zu befreien. Die Palästinenser ermordeten sie. Fünf Palästinenser und ein deutscher Polizist kamen bei dem Befreiungsversuch zu Tode. Die drei Geiselnehmer, die überlebt hatten, wurden festgenommen. Es dauerte nicht lange, da reagierte diejenige deutsche Terroristin, die von den Palästinensern freigepresst werden sollte: Ulrike Meinhof. Die frühere Journalistin saß zu diesem Zeitpunkt – vier Monate nach ihrer Verhaftung – im Gefängnis Köln-Ossendorf und erklärte sich von ihrer einsamen Zelle aus mit der Aktion des „Schwarzen September“ solidarisch und trat in den Hungerstreik. Ihre Hungerstreikerklärung, die hier erstmalig veröffentlicht wird – damals verhinderte ihr Anwalt, dass dieses Schreiben zur Verwendung kam –, zeigt auf erschütternde Weise, wie Ulrike Meinhof den Mord an den israelischen Sportlern als revolutionäre Tat bejubelt. Meinhof stand mit ihrer erbarmungslos extremistischen Meinung, die sie hier auf den Punkt bringt, jedoch nicht allein da. Ihr Pamphlet gab durchaus die Meinung weiter linksradikaler Kreise in Deutschland wieder, die damals von dem Gedanken beseelt waren, den revolutionären Kampf der Dritten, unterdrückten, Welt gegen die Erste Welt zu unterstützen und zwar egal, ob es sich um Vietnam, Kuba oder Palästina handelte. Israel war für die radikale Linke damals die imperialistisch-kapitalistisch unterstützte Erste Welt und daher ein Feind, auf dessen besondere Geschichte zu Deutschland nicht die mindeste Rücksicht genommen wurde. Ulrike Meinhof schrieb: „Presseerklärung Mittwoch 13. September 1972 Ulrike Meinhof ist heute in der Justiz-Vollzugsanstalt Köln-Ossendorf aus Solidarität mit den arabischen Genossen, die das Massaker der deutschen Polizei in München überlebt haben, und aus Protest gegen die Sonderbehandlung der Sozialisten in den Gefängnissen in Hungerstreik getreten. Eine Erklärung dazu liegt der Frankfurter Rundschau vor. Sie wird ihren Hungerstreik erst beenden, wenn 1) die Rundschau die Erklärung, die ihr vorliegt, vollständig im redaktionellen Teil abgedruckt hat; 2) wenn die Anwälte der arabischen Genossen in der FR bestätigt haben, dass diese wenigstens Zeitungen bekommen und Besuch von Personen, die sie verlangen.(…) Genossen! Solidarisiert Euch mit dem Schwarzen September.“ Ulrike Meinhof war, wie die hier veröffentlichten Dokumente zeigen, zu dieser Zeit, wohl auch durch die Wirkung ihrer eigenen Taten auf sie selbst – nur fünf Monate zuvor in der Zeit vom 11. bis 24. Mai 1972 hatte die RAF sechs Sprengstoffanschläge in Heidelberg, Frankfurt, Augsburg, München, Karlsruhe und Hamburg verübt, wobei fünf Menschen getötet und viele Menschen verletzt wurden – durch und durch Terroristin geworden, die Klassenkampf und Weltrevolution auch über israelische Leichen auf deutschem Boden verfolgte. Bereits im Vorfeld konnte man über Spielbergs Film, der am 26. Januar in Deutschland startete und der in den USA bereits einen Tag vor Weihnachten angelaufen war, jede Menge Kritik hören; dass Spielberg palästinensischen Terrorismus relativiere, indem er diesen und die substaatliche, israelische Liquidation der palästinensischen Attentäter von München in eine Korrelation setze; dass Spielberg den nicht sehr seriösen Bestseller „Vengeance – The true Story of an Israeli Counter-Terrorist Team“ von George Jonas, der sich auf die Erzählungen des israelischen Sicherheitsmannes Juval Aviv berufen habe, filmisch in Szene gesetzt hätte. Spielberg habe kein Herz für Israel, schrieb die New York Times. „Spielberg weiß zu überwältigen, aber ich bin es leid, überwältigt zu werden“, ließ der Kritiker Leon Wieseltier die Leser der Zeitschrift The New Republic wissen. Die ehemaligen Mossad-Agenten und heutigen Journalisten Jossi Melman und Steven Hartov warfen Spielberg vor, eine fiktive Geschichte zu erzählen, die sich auf die Aussagen eines Hochstaplers gründe. Ein Anruf bei der damals zuständigen Mossad-Führung hätte genügt, Avivs Märchen zu dekuvrieren. Die Ex-Mossad-Agenten erzählen jedoch nicht, wie es denn tatsächlich gewesen ist, sondern nur, dass es sich so, wie Spielberg es erzählt, nicht zugetragen habe. Sie behaupten: „Wenn Spielberg sich die Mühe gemacht hätte, an das Büro des israelischen Ministerpräsidenten heranzutreten, wäre ihm wahrscheinlich ein roter Teppich ausgerollt worden. Dort hätte man dem Mossad-Chef befohlen, den an der Operation beteiligten oder damit vertrauten Agenten die Anweisung zu erteilen, mit Spielberg zusammenzuarbeiten und ihn innerhalb gewisser Grenzen mit Auskünften, Anekdoten und Ratschlägen zu versorgen.“ Man erfährt jedoch zugleich, dass Spielberg Ariel Scharons Berater Ejal Arad zum Berater seines Filmprojektes gemacht hat. Selbst Mohammed Daoud, ein weiterer ehemaliger Chef des „Schwarzen September“, der gemeinhin als führender Kopf bei der Planung der Münchner Geiselnahme gilt und lange Zeit in Ostberlin am Prenzlauer Berg residierte, sei äußerst erstaunt gewesen, so die israelischen Journalisten, dass niemand mit ihm habe sprechen wollen. Klar scheint jedenfalls zu sein, dass der israelische Geheimdienst von Spielbergs Film nicht besonders begeistert ist. Im Film selber wird darauf hingewiesen, dass er von wahren Ereignissen inspiriert sei und keinen Anspruch auf eine exakte Rekonstruktion erhebe. Wenn es so einfach gewesen wäre und ein Anruf beim Mossad und Mohammed Daoud genügt hätte, um die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit in Erfahrung zu bringen, dann in der Tat müsste man weniger Spielberg als wohl eher den journalistischen Kritikern des Filmes den durch nichts zu entschuldigenden Vorwurf machen, 30 Jahre lang nichts für die Aufklärung getan zu haben. Avner, die Hauptfigur, gespielt von Eric Bana, ist in der Filmgeschichte allerdings kein offizieller Mossad-Agent, vielmehr wird ihm ausdrücklich gesagt, dass keinerlei Beziehungen zwischen ihm und dem Mossad bestünden, dass man von ihm nichts wisse, dass die Mission, für die er eingesetzt wird, unabhängig parallel zum Mossad laufe. Die bemühten Nachweise, dass Aviv, das Vorbild Avners im Film, keinen offiziellen Auftrag gehabt habe und niemals für den Mossad tätig gewesen sei und also auch kein Insiderwissen haben könne, greifen kurz. Es ist immerhin denkbar, dass Spielberg eine richtige Spur gefunden hat, und dass ein Geheimdienst aus guten Gründen nicht selber in Erscheinung treten wollte, durfte oder konnte. Es ist also im Zweifel eine nicht ganz so simple Angelegenheit, wie die Kritik es erscheinen lässt, in Wahrheit und Unwahrheit vom journalistischen Schreibtisch aus zu unterscheiden. Dass der Protagonist des Films, Avner, nicht mit High-Tech- Waffen des Mossad agierte, sondern seine Mission im Film von der Waffenbeschaffung über die Waffenauswahl bis hin zur Aufenthaltsermittlung seiner Todeskandidaten sozusagen auf dem freien Agentenmarkt privat ausführte, könnte auch genauso gut die Tarnung gewesen sein, die notwendig war, um die israelische Reaktion auf das Münchner Attentat zu verdecken. Das Unterbrechen der Befehlskette durch eine Art Outsourcing der geheimen Operation, die im Film bis zur israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir reicht, wäre politisch immerhin denkbar gewesen. Der israelisch-palästinensische Konflikt fand mitten im Kalten Krieg statt. Israel wurde vom Westen und vor allem von den USA gestützt, und die palästinensische Seite bezog ihre Unterstützung im Wesentlichen vom damaligen Ostblock. Das Runterfahren einer Mission wie der von Avner im Film wäre also eine durchaus denkbare, auf Eskalationsvermeidung bedachte Maßnahme gewesen. Spielberg hat mit seinem oskarpreisgekrönten Film „Schindlers Liste“, mit dem er die Deutschen, die den Holocaust zu verantworten haben, durchaus schonte, bewiesen, dass er geschichtliche Zusammenhänge und historische Fakten hollywoodmäßig aufbereiten kann. Die Cineasten unter den Kritikern sind von Spielbergs Film als Actionthriller begeistert und in der Tat, filmkünstlerisch ist „München“ ein Meisterstück und vielleicht der erste wirklich gelungene große Film über Terrorismus. Insofern ist der Film das, was er sein will, ein Gebet für den Frieden. „München“ ist für alle Opfer von Terrorismus eine Erlösung, weil in besonderer Weise im Vordergrund steht, was oft durch Relativierung verwässert wird: die absolute und unbedingte Verurteilung von Terrorismus. Spielberg zeigt den Terrorismus bis ins Detail, er macht ihn fühlbar und dies, anders als eigentlich alle Filme über Terror und Gewalt, ohne Terrorismus zu verherrlichen und ohne dem kranken Faszinosum des Terrors auch nur im Mindesten zu erliegen. Die palästinensischen Attentäter werden nicht glorifiziert, aber sie werden als Menschen gezeigt, die sie waren, als Menschen, die sich verrannt haben. Spielberg verurteilt den palästinensischen Terrorismus und anerkennt zugleich die Berechtigung der Sehnsucht der Palästinenser nach ihrem eigenen Staat. Wer Spielbergs grandiose Anfangsszene des Attentats auf die israelischen Sportler gesehen hat, macht sich erstmalig einen Begriff des Horrors, der in diesen Stunden und Tagen in dem Quartier der Israelis selbst herrschte, aber auch von den Ängsten und Hoffnungen der Angehörigen, die Spielberg in einer Weise einfängt, die atemberaubend ist: Die Tränen, die Trauer, der Hass und die sehr unterschiedlichen Gefühle auf beiden Seiten – das ist realistisch, das ist die Wirkung von Terrorismus. Den israelischen Sportlern, die auf deutschem Boden starben und in Deutschland eigentlich nie als Individuen ins Bewusstsein gelangten, wird ein persönliches Denkmal gesetzt. Anders als in einem Bondfilm, in dem die Lizenz zum Töten aus der guten Sache heraus voll in Ordnung geht und Bond mitsamt den Zuschauern mit bestem Gewissen die Bösen hinter sich lässt, ist Avner ein Mensch, der letzten Endes durch die historische Gewalt des Holocaust und die unerreichbare friedliche Koexistenz der Juden und der Palästinenser vor eine Schicksalsentscheidung gestellt wird, die sich der „normalen“ moralischen Kategorisierung entzieht. Avner ist auch ein israelisches Schicksal. Von seinem Staat in die Situation gestellt, innerhalb einer Nacht einen Vollstreckungsauftrag anzunehmen – im Film von der Ministerpräsidentin und den höchsten Generälen auf diese ihn isolierende Schicksalsprobe gestellt –, der nicht einmal die formelle Deckung und Legitimation des Staates, für den er etwas tun soll, bekommt, kann man wirklich nur als die Situation einer griechischen Tragödie bezeichnen. Avner muss nicht nur über sein eigenes Leben entscheiden, sondern auch über die Zukunft seiner schwangeren Frau und seines ungeborenen Kindes. Er weiß, dass er schuldig wird, egal, wie er sich entscheidet, ohne dass er selber etwas dazu beigetragen hat, in diese Situation der Entscheidung gestellt worden zu sein. Der Film zeigt, dass Avner während der Erfüllung seiner Tötungsmission reift. Am Ende stellt er die Frage an sein Land, das sich im Film von ihm zurückzieht: Warum wurde den Tätern des Münchner Attentats nicht ein ordentlicher Prozess gemacht, wozu auch die Unschuldsvermutung zu Gunsten der wirklichen oder der mutmaßlichen Hintermänner gehört hätte, wie Israel es im Fall des Nazitäters Adolf Eichmann Anfang der sechziger Jahre gehandhabt hatte? Der Film erzählt nicht nur von der Gewalt zwischen Palästinensern und Israelis, sondern auch von der Gewalt der Geschichte. Die ältere Generation, Golda Meir, die Generäle und auch die Eltern Avners, die den Holocaust zu verkraften hatten, überträgt diese Last auf die jüngere Generation. Damit zeigt der Film zugleich auch, dass Geschichte eben nicht nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen ist, entlang der Zeitgeraden, und dass nicht nur persönliche und gedankliche Kontinuitäten einen Einfluss von gestern auf das Heute haben, sondern dass überpersönliche Kategorien das Sein bestimmen. In diesem Sinne ist der Holocaust, den die Palästinenser ja gerade nicht zu vertreten haben, aber von dem sie mittelbar getroffen werden, eben bis heute, und erst recht in den siebziger Jahren, als der Holocaust in Deutschland hinter einer traumatisierten Vergangenheitswahrnehmung noch viel verdeckter war als heute, immer noch kein abgeschlossenes Kapitel, und das macht sich auch in der Kritik an Spielberg bemerkbar. Die deutschen Kritiker von Spielberg tun so, als hätte man heute mit der Sache nichts mehr zu tun, und als könnte man die historischen Ereignisse aus einer unbeteiligten Draufsicht be- und verurteilen und Spielbergs Film aus der politisch korrekten Warte heraus als unsinnigen Spielfilm abtun, nach der Devise, Spielberg beschädige -Israel. Gerade das tut Spielberg nicht. Aber er zeigt eine Momentaufnahme Israels in einer bestimmten Situation, in der jüdische Menschen entscheiden mussten, wie sie auf die Münchner Ereignisse, also auf einen Terrorakt, der ihre vitalen Interessen tangierte, reagieren. Der Film zeigt mit einer unglaublichen Sensibilität und dies spannend und wirklichkeitsnah, die Gefühle, in die ein zivilisierter Mensch gerät, der mit Mord in Berührung kommt, eben mit Terrorismus. Er zeigt, nicht anders als Dostojewski es in seiner Romanfigur Raskolnikow beschrieben hat, der freilich aus einem gänzlich anderen Motiv mordete, dass ein Mensch, der einen anderen Menschen ermordet, vor sich selbst oder vor Gott nicht mehr derselbe Mensch ist, der er einmal war. Mit diesem Phänomen kämpft Avner, der zwischen Rache und Rechtfertigung zerrissen ist. Der Film stellt die brutale Frage des Terrorismus: Wie viele unschuldige Opfer sind „erlaubt“? Er zeigt das miese und monotone Handwerk, das Basteln der Bomben, die Explosionen, die Angst, die Einsamkeit, die Toten und die Zerstörungen. Spielberg wirft ja gerade die Frage auf: Was durfte ohne förmlichen Prozess geschehen? Diese Frage ist letztendlich nicht absolut zu beantworten. Das ist die Tragödie, in die Terroristen ihre Umwelt stürzen, die mit dem Terror umgehen muss. „München“ ist der politischste Film, den Spielberg je gemacht hat, und er bringt nach viel Seichtem der vergangenen Jahre, politischen und moralischen Anspruch nach Hollywood zurück. Auch die Frankfurter Sympathisantenszene der siebziger Jahre, sehr authentisch und angenehm lässig dargestellt von Meret Becker und Moritz Bleibtreu, wird in ein paar kurzen Sequenzen in Spielbergs Film zitiert. Die Frankfurter werden gefragt, ob sie zur Baader-Meinhof-Truppe gehören und sie antworten: „At least“. Es ist kein Zufall, dass Avner in Frankfurt mit der Recherche und der Suche nach den palästinensischen Terroristen beginnt. Auch wenn Spielberg die Deutschen wieder einmal gnädig davonkommen lässt, ist es lange bekannt, dass die palästinensischen Terroristen ohne eine deutsche Infrastruktur, ohne eine deutsche Logistik ihr Attentat in München nicht hätten durchführen können. Schon 1969, lange vor dem Olympia-Attentat, waren immer wieder linksradikale Gruppen aus Berlin und Frankfurt in den Nahen Osten gefahren. Mal besichtigte man die Palästinensercamps, mal übte man selbst an der Kalaschnikow ein bisschen Krieg. Im Jahr 1969 war auch der junge Joschka Fischer im Zuge dieses linken Revolutionstourismus in den Nahen Osten gereist, hatte dort Jassir Arafat getroffen und eine Resolution gegen Israel unterschrieben. In Frankfurt gab es auch nach den Münchner Ereignissen deutsch-palästinensische Kooperationen, zum Beispiel die Zusammenarbeit von Top-Terrorist Carlos und den Revolutionären Zellen, die in den siebziger Jahren gemeinsam das Opec-Attentat in Wien durchführten. Auch die deutsch-palästinensische Flugzeugentführung, die Anfang 1976 in Entebbe endete und zur Freipressung deutscher und palästinensischer Terroristen unternommen worden war, ist hier zu nennen. Während der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer 1977 arbeiteten deutsche und palästinensische Terroristen erneut bei der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ zusammen, die in Mogadischu von der GSG9 beendet wurde. Im Sommer 1970 war es die entstehende RAF gewesen, dabei Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler und Ulrike Meinhof, die sich in der Nähe von Amman in Jordanien in einem Ausbildungslager einer Guerillaausbildung unterziehen wollte. Chef der Ausbildungslager war der berühmte „Rote Prinz“, Ali Hassan Salameh, eine Art Ziehsohn von Jassir Arafat. Sicher ist, dass Ali Hassan Salameh so etwas wie der Chef des Geheimdienstes der El Fatah, des militärischen Arms der PLO von Arafat war und mit mehreren Anschlägen und Attentaten auf israelische Einrichtungen weltweit in Verbindung gebracht wird. Der „Rote Prinz“ hatte ein großes Interesse daran, westliche Unterstützer für den Kampf der Palästinenser zu gewinnen. Er zeigte der Baader-Meinhof-Gruppe das Elend in den Lagern der Palästinenser. Ulrike Meinhof kannte also, als sie ihre Hungerstreikerklärung anlässlich des Olympia-Attentats schrieb, einige Hintermänner persönlich. Der Kontakt der RAF zur El Fatah, die ihre Leute in Frankfurt ebenso hatte wie in Ostberlin, war nicht abgebrochen. Der „Rote Prinz“ Salameh ist einer der Köpfe in Spielbergs neuem Film „München“, der auf der Todesliste des Filmprotagonisten Avner steht, eines israelischen Geheimdienstagenten, der mit der Mission beauftragt wird, die Drahtzieher des Attentats von München zu liquidieren. Ali Hassan Salameh wird in der Realität 1979 bei einer anderen Mossad-Aktion getötet. Die Israelis hielten ihn für den Hauptdrahtzieher des Münchner Attentats, was erst in jüngster Zeit in Zweifel gezogen wird. Steven Spielberg behandelt in seinem Film „München“ ein Thema, das nicht nur Israelis und Palästinenser angeht, sondern auch in Deutschland und Europa spielt. Er behandelt das Thema des Terrorismus der siebziger Jahre.

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