- Flossenterror in Friedrichshagen
„Hai-Alarm am Müggelsee“ von Leander Haußmann und Sven Regener ist genau so widersprüchlich wie sein Titel. Mit Katharina Thalbach, Detlev Buck und Henry Hübchen stellen sich immerhin Deutschlands A-Schauspieler als Fischfutter zur Verfügung
Erinnern Sie sich an die Titelmelodie in Spielbergs „Weißem Hai“? Sie geht etwa so:
Dum. Dum. Dum. Dum-Dum. Dum-Dum. Dum-Dum-Dum. Dum-Dum-Dum-Dum-Dum-Dum …
Perlt Ihnen schon der Angstschweiß im Nacken? Sehen Sie eine Schwanzflosse den rabenschwarzen Spiegel der See aufschlitzen?
Wenn ja, sind Sie hier goldrichtig. Im Folgenden geht es nämlich um einen Haifischfilm, einen Vertreter dieses glitschigsten aller Subgenres des Horrorfilms.
Seit Spielbergs Fischgericht (1975) erfährt der geneigte Genre-Fan alle paar Jahre aufs Neue, was Haien so schmeckt. Typischerweise sind das die folgenden Speisen:
• Bikinimädchen
• Bikinimädchen
• Bikinimädchen
Zwischen 1975 und 2012 („2-Headed Shark Attack“) haben sich nämlich die Bikinis und die Brustimplantate verändert, nicht aber die Speisegewohnheiten des schuppigen Schurken.
Aber jetzt wird alles anders.
In „Hai-Alarm am Müggelsee“, dem neuen gemeinsamen Film von Leander Haußmann und Sven Regener, wird kein Bikinimädchen attackiert. Nicht ein einziges.
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Das ist ein krasser Verstoß gegen die Genrekonventionen. Wie ein Fußballspiel, bei dem keiner auf den Rasen rotzt. Wie eine Abiparty ohne „Wonderwall“ von Oasis. Ein Ding der Unmöglichkeit. Eigentlich.
Aber Haußmann und Regener haben schon immer auf Genrekonventionen gepfiffen.
So holen sie den geschuppten Schrecken aller Strandparties an einen Ort, den niemand freiwillig aufsucht: an den Müggelsee in Berlin-Friedrichshagen.
Der Müggelsee sieht genau so aus, wie er klingt. Mit den exotischen Kulissen von „Der Weiße Hai“ oder „Deep Blue Sea“ hat er so viel zu tun wie ein wochenaltes Fischstäbchen in der Sofa-Ritze mit einem Glas Beluga-Kaviar.
Zum Inhalt. Haifischjäger Snake Müller (Uwe Dag Berlin) segelt nach Jahren auf Hawaii mit seinem Hausboot in heimische Gefilde. Als dem örtlichen Bademeister im Müggelsee die Hand abgebissen wird, ist es aber ganz schnell vorbei mit Snakes ersehnter Ruhe. Nachdem sämtliche Vertuschungsversuche der Gemeindeverwaltung gescheitert sind, herrscht bald der titelgebende Hai-Alarm.
Jetzt ein bisschen Kritik. „Hai-Alarm am Müggelsee“ ist eine anarchische, rabenschwarze Komödie, die eine Pointe an die andere reiht. Dass die Hälfte der Witze nicht zündet, fällt deshalb kaum ins Gewicht. Irgendwann gibt man einfach auf und lacht.
Jetzt die Blumen. Kompliment an Katharina Thalbach. Sie spielt eine verrückte Alte, die vor dem Rathaus steht mit einem Schild, auf dem abwechselnd „Günter Jauch“ und „Ficken“ steht. So geht witzig, Mario Barth! Kompliment auch an Uwe Dag Berlin. Sein Snake Müller ist cooler als fünf Pfund gefrorener Pinguin.
Und schließlich: Kompliment an Berlin! Willkommen im exklusiven Club der Weltstädte, die (vermeintlich) von Monsterhaien heimgesucht werden!
„Hai-Alarm am Müggelsee“ läuft seit Donnerstag im Kino.
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