- „Eine Zeit der mentalen Sklaverei“
Für die Menschen im Baltikum ist Freiheit das höchste Gut. Warum denken Esten, Letten und Litauer so anders als Ostdeutsche, die ähnliche Erfahrungen mit dem sowjetischen Imperialismus gemacht haben?
Wir mussten leiden, um den Wert der Freiheit zu erkennen“, sagt Roberta Lipeikaite und zieht an ihrer selbst gedrehten Zigarette. Die 36-Jährige stammt aus Vilnius, wo sie als Finanzanalystin für eine internationale Bank tätig ist. Abends und am Wochenende arbeitet sie an ihrem Traum, nämlich als Sängerin mit ihrer Jazz-Band groß rauszukommen. Sie hält kurz inne und bläst den blaugrauen Rauch in die herbstliche Mittagssonne, die die Altstadt der litauischen Hauptstadt durchflutet.
Es gebe große Unterschiede im Denken der Menschen im Baltikum, sagt sie schließlich, zwischen verschiedenen Nationalitäten und Ethnien, zwischen Jung und Alt, zwischen Stadt und Land. Doch eines halte die Menschen hier zusammen: „Durch die russische Besatzung haben wir eine lange Zeit der mentalen Sklaverei erlebt, die nie wieder zurückkehren darf. Koste es, was es wolle.“
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