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Verhütung - Die „Pille danach“ endlich ohne Rezept!

Die „Pille danach“ müsste eigentlich in jeder Apotheke rezeptfrei zu erwerben sein. Das aber wird nicht passieren solange zölibatär lebende alte Herren und patriarchalisch anmutende Altherrenriegen in der Ärzteschaft darüber entscheiden

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Marie Amrhein ist freie Journalistin und lebt mit Töchtern und Mann in der Lüneburger Heide.

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Die weibliche Eizelle, fruchtbare Tage, der Geschlechtsakt, mit oder ohne Kondom – das waren Themen, mit denen sich am vergangenen Donnerstag 66 ältere, alleinstehende, katholische Herren beschäftigen mussten. Es waren Fragen, die der Lebenswelt der Bischöfe fremder nicht hätten sein können: Und doch haben sie eine Entscheidung getroffen, die knapp 25 Millionen gläubige Katholiken in Deutschland betrifft und die einem Erdbeben gleich kommt: Nach einer Vergewaltigung dürfen auch katholische Ärzte die sogenannte Pille danach verschreiben. Damit erlaubt die katholische Kirche zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Verhütungsmaßnahme – wenn auch nur im Notfall.

Während die Kirchenoberen in den vergangenen Tagen über riesenhafte Schatten gesprungen sind, tut sich die Altherrenriege der gewöhnlichen Ärzteschaft weiter schwer. Sie nämlich ist mitverantwortlich für den Fall einer vergewaltigten Frau, die im Dezember an zwei katholischen Krankenhäusern abgelehnt wurde als sie um die „Pille danach“ bat. Wäre nämlich erlaubt, was viele Ärzte und auch die SPD-Fraktion im Bundestag seit längerem fordern, hätte diese Frau einfach in einer Apotheke die schwangerschaftsverhindernde Tablette erhalten –  und sich damit nach ihrem Missbrauch eine weitere demütigende Situation erspart.

In keinem anderen westeuropäischen Land kennen Frauen dieses Problem. Überall sonst ist die „Pille danach“ legal in Apotheken ohne Rezept zu erhalten. Hierzulande aber wehrt man sich dagegen. Der Berufsverband der Frauenärzte, die Berliner und auch die Deutsche Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie wollen partout nicht erlauben, das Präparat frei in Apotheken zu verkaufen.

In der Diskussion geht es um zwei verschiedene Pillen: Die ältere Pidana und das neue und wirksamere Präparat EllaOne, das den Eisprung schneller hemmen soll. Hier aber fehlen weitreichende Untersuchungen zu den Nebenwirkungen. Außerdem – und das ist ein Problem, mit dem sich auch die Bischöfe in der vergangenen Woche herumgeschlagen haben – werden die enthaltenen Antigestagene auch bei Abtreibungen eingesetzt. Damit könnte EllaOne einen bereits eingenisteten Embryo töten. Die Einnahme käme einer Abtreibung gleich. So haben die Bischöfe bewusst ihre Zustimmung nur der Pille gegeben, bei der die schwangerschaftsabbrechende Wirkung ausgeschlossen werden kann.

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Jene Ärzte, die sich weiter für eine Rezeptpflicht aussprechen, führen gerne an, dass nur ein Arzt einschätzen könne, ob die Frau die Pille bräuchte. Hier entfaltet sich die gesamte Arroganz einer antiquiert altschulmeisterlich regierenden Ärzteschaft, die Frauen raten will, was richtig und gut für sie sei. Das ist eine Anmaßung sondergleichen in einer Frage, die sich fern von medizinischer Kompetenz abspielt. Dafür ist sie umso mehr mit ideologischer Verbrämung aufgeladen und mit einem uralt und vertrocknetem Geschlechterbild.

Wahr ist vielmehr, dass die Ärzte davon abhängig sind, dass Patientinnen ihnen vom Zeitpunkt des ungeschützten Geschlechtsverkehrs berichten und dazu noch ihre fruchtbaren Tage kennen. Diese Angaben aber erweisen sich häufig als ungenau, wenn nicht gar falsch. Und dann ist all das medizinische Wissen der größten Kapazität unter den Ärzten nichts mehr wert. Umso wichtiger ist dann aber auch aus medizinischer Sicht, dass die Frauen das Präparat schnell bekommen, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Ein Gang in die Apotheke ohne vorher in Notfallpraxen herumzusitzen, wäre da am sichersten.

Dort ist die „Pille danach“ mit etwa 17 Euro nicht gerade billig. Es besteht kaum die Gefahr, dass sich Mädchen im jugendlichen Leichtsinn die Taschen damit füllen, um ein sexuell ausschweifendes Partywoche anzusteuern, wie Befürworter der gestrengen Kontrolle suggerieren. So verrückt das klingt.

Bis sich aber in Deutschland etwas in dieser Hinsicht ändert, wird Zeit ins Land gehen. So lange können sich Frauen bei Bedarf auch an die britische Internetpraxis Dr.Ed.com wenden. Weil in Deutschland die freie Arztwahl besteht, kann nach einem schriftlichen Online-Beratungsgespräch die Verschreibung des Mittels angefragt werden. Die Ärzte der digitalen Praxis prüfen dann den Bedarf und schicken im Idealfall binnen ein paar Stunden den Patientinnen ein Rezept nach Hause.

Dass sich Patientinnen in ihrer Not allein gelassen fühlen, abwenden und nach Heilung und Hilfe im Internet suchen: Das dürfte mit Sicherheit nicht der Fall sein, den sich Ärzteverbände herbei gewünscht haben.

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