- Zwischen Loyalität und Rebellion
Christian von Stetten und Andreas Nick sind zwei Bundestagsabgeordnete der CDU und repräsentieren die beiden entgegengesetzten Pole der Partei. Ihre Wahlkämpfe spiegeln wieder, wie die Partei um Identität ringt
Ding, dong! Im rheinland-pfälzischen Heiligenroth öffnet im Sommer 2017 eine Dame im Morgenrock die Haustür. „Ach, du meine Güte!“, ruft sie erschrocken. Vor ihr steht der Bundestagsabgeordnete Andreas Nick. Hinter ihm der Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, diverse Funktionäre, der Bürgermeister und ein TV-Team. „So, schönen guten Tag“, sagt Nick. „Ich weiß nicht, ob Sie mich kennen, Nick ist mein Name, am 24. ist wieder Wahl, und ich werbe um Vertrauen für mich und Frau Merkel. Ich hoffe, wir haben Sie nicht erschreckt!“ „… Äh, doch!?“, sagt die Frau. „Sie haben hier einen guten Mann in Berlin“, versichert Peter Tauber, „den wollen wir da wieder hinschicken, dass er auf die Kanzlerin aufpasst“.
Im baden-württembergischen Bühlertann bestreitet derweil der Abgeordnete Christian von Stetten einen Diskussionsabend im Gasthof zum Bären. Männer mit Hosenträgern und Frauen im Dirndl sitzen beim Bier zusammen. Als das Thema Flüchtlinge aufkommt, wird es laut. „Man guckt nach den Flüchtlingen, aber wenn es um die Deutschen geht, fehlt das Geld!“, ruft ein Mann. „Den Krieg in Syrien führen der Russ und der Ami, und Deutschland wird destabilisiert. Die Welt lacht uns aus!“, ruft ein anderer. Von Stetten hebt die Handflächen in demonstrativer Unschuld. „Leute“, sagt er, „das braucht ihr mir nicht zu sagen. Was 2015 passiert ist, das hat keiner lauter kritisiert als ich. Die Medien haben mich als ‚Merkels schärfsten Kritiker‘ und ‚Revolutionsführer‘ bezeichnet.“
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