Illustration Kolumne Der Flaneur
Die Bahn beweist eine Noblesse, wie es sie in diesem Land sonst gar nicht mehr gibt

Der Flaneur - Jedes Land hat die Bahn, die es verdient

Deutsche Passagiere echauffieren sich lustvoll über die Verspätungen der Bahn. Die Bahn hingegen bleibt stets höflich, entschuldigt sich und übernimmt Verantwortung, auch wenn sie mal nicht die Schuld trifft. Vielleicht ist die Bahn besser als wir

Stefan aus dem Siepen

Autoreninfo

Stefan aus dem Siepen ist Diplomat und Schriftsteller. Von ihm erschien zuletzt im Verlag zu Klampen „Wie man schlecht schreibt. Die Kunst des stilistischen Missgriffs“. (Foto: © Susanne Schleyer / autorenarchiv.de)

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Letztens auf dem Bahnhof in Potsdam, morgens um halb acht. Der Regionalzug nach Berlin steht abfahrtbereit am Bahnsteig, die Pendler sind bereits eingestiegen, gleich werden sich die Türen schließen – da stürzt ein letzter Fahrgast herbei und drängt sich mit knapper Not in den Zug. Der Lokführer, der die Szene beobachtet hat, sagt mit vorwurfsvoller Stimme über Lautsprecher, sodass es in allen Waggons zu hören ist: „Pünktlich kommen ist für Sie am Morgen wohl auch schwer, wa?“

Aus diesem Rüffel spricht Genugtuung: Ausnahmsweise ist nicht der Zug unpünktlich, sondern ein Passagier! Die gequälte Seele des Lokführers verschafft sich Luft, endlich einmal kann er zurückschlagen, und in seinem Eifer tut er’s über Lautsprecher! Wer hätte nicht Verständnis dafür? Jeder von uns kennt die 15-köpfige Rentnergruppe mit Fahrrädern, die seelenruhig, mit maximaler Umständlichkeit einen Zug besteigt.

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Ernst-Günther Konrad | Do., 2. Mai 2019 - 13:27

doch empfinden es die Vielbahnfahrer anders. Ich fahre selten mit der Bahn, habe auch schon mal Zugverspätung erlebt und auch Ausfall, nach nachvollziehbaren Gründen. Und das Bahnsprecher nicht durchsagen, dass der Streckenabschnitt wegen eines Suizids gesperrt ist, sondern technische Probleme "vorschieben" ist auch ein Teilbereich, wo die Bahn eher den Buhmann auf sich vereint und eben nicht andere "schuldig" spricht. Das es Mängel gibt, sei unbestritten. Nur habe ich in den letzten Jahren auch viel Renovierung, Instandsetzung und positive Veränderungen wahrgenommen.
Gerade die vielen Securitymitarbeiter sorgen durchaus für Sicherheit. Man sollte nur mal schauen, wer da optisch manchmal die Sicherheits repräsentiert. Nein, ich meine nicht ausländische Securtiy, sondern der Kleidung und Gesamtaussehen. Da sieht mancher nicht besser aus, wie das Klientel, vor dem geschützt werden soll. Die Bahn sollte deshalb damit proaktiv werden, den Menschen auch die "guten" Seiten zu zeigen.