Gedenkkundgebung zum 1000. Tag des russischen Einmarsches auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz / dpa

Ukraine-Krieg - Die letzten 1000 Tage

Der Krieg gegen die Ukraine begann nicht 2022, sondern 2014 mit der Annexion der Krim. Erst mit der Eskalation durch den russischen Einmarsch vor 1000 Tagen setzte sich im politischen Berlin die Erkenntnis durch, dass man ungewollt den imperialistischen Ambitionen Putins Vorschub geleistet hat.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

So erreichen Sie Thomas Urban:

„1000 Tage Krieg”. So hieß es in fast allen Nachrichtensendungen und Kommentarspalten. Es ist eine schlicht falsche Zahl. Denn der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begann Ende Februar 2014 mit dem Aufmarsch der „grünen Männchen” auf der Halbinsel Krim wenige Tage nach dem Ende der Olympischen Winterspiele in Sotschi, die wegen der dreisten Betrügereien auf russischer Seite in die Sportgeschichte eingegangen sind. Der Krieg erreichte erste Höhepunkte wenig später mit den allerdings gescheiterten Versuchen der russischen Geheimdienste FSB und GRU, die Kontrolle über die Metropolen Charkiw und Odessa zu übernehmen, und vor allem mit dem Einmarsch russischer Einheiten in das Industriegebiet Donbass.

Doch die meisten deutschen Medien haben unkritisch die Saga von den „Separatisten” übernommen, angeblichen Selbstverteidigungskräften der angeblich von Kiew unterdrückten russischsprachigen Bevölkerung im Donbass. Kaum ein Echo fanden in Deutschland die Dokumentationen der während des ersten Tschetschenien-Krieges 1994 entstandenen Komitees der Soldatenmütter. Sie konnten nachweisen, dass bis Mitte 2015 im Donbass mindestens 15.000 Soldaten der russischen Streitkräfte unter falscher Flagge im Einsatz waren. Prompt erklärte der Kreml die Soldatenmütter zu „ausländischen Agenten“. Ebenso wurden fast alle Schlüsselpositionen in den Armeen und Geheimdiensten der „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk mit Staatsbürgern der Russischen Föderation besetzt, von denen die meisten Geheimdiensthintergrund hatten.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Tomas Poth | Mi., 20. November 2024 - 15:32

Der Krieg begann mit dem Maidan-Putsch und der Vertreibung des damaligen, demokratisch gewählten Präsidenten, durch eine vom "Westen" unterstützte Gruppe von Bandera-Ukrainern, quasi die Westukraine gegen die Ostukraine.
Die Spaltung der Ukraine in westlich orientierte Westukrainer und russisch orientierte Ostukrainer ist in vielen Umfragen, vor 2014, des Razumkov-Zentrums in Kiew dokumentiert.
Infolgedessen entwickelte sich der Bruderkrieg nach dem Maidan-Putsch im Donbas seit 2014.
Der Versuch der Minsker Friedensvereinbarungen war seitens des Westens nur ein Täuschungsmanöver, wie Merkel später bekundete. Die Ukraine sollte für einen Krieg mit Russland fit gemacht werden.
Der Einmarsch der RF Februar 2022 ist natürlich eine Völkerrechtsverletzung. Und was ist der vorher 8 Jahre tobende Krieg der Bandera-Ukraine gegen die Ostukraine?
Urban setzt hier seine Desinformationen als Troll der Banderaristen und der US-Nato/Imperialisten kontinuierlich fort. Shit Happens.

Albert Schultheis | Mi., 20. November 2024 - 18:32

Antwort auf von Tomas Poth

Mit Verlaub, liebe Ciceronen, es ist schon beschämend, dass ihr in eurem geschätzten Magazin das gängige Lügen-Narrativ der Mainstreamer durch das fadenscheinige Narrativ eines "Experten" Urban ersetzt. Natürlich war der Angriff der Russen auf die Ukraine völkerrechtswidrig, so wie die Übernahme der Krim damals ein Bruch internationalen Rechts war! Aber was gilt ein Völkerrecht in einem Raum und mit Rechts-Partnern, in dem das Völkerrecht immer nur die Pflicht der anderen beschreibt, an das man sich selber, als die USA und der "Wertewesten", eben nicht zu halten hat? Denn auch mit der Besetzung der Krim hat der Krieg in der Ukraine nicht begonnen. Die eigentliche und ausschlaggebende Verletzung internationalen Rechts und der Missachtung sämtlicher Sicherheitsinteressen der Russen begann spätestens mit dem Maidan-Putsch, den die amerikan. Geheimdienste auf Geheiß des Friedensfürsten Obama mit den Bandera-Nazis als willige Vasallen und Mörder geplant, finanziert und durchgeführt haben.

Detlef Beck | Mi., 20. November 2024 - 18:40

Antwort auf von Tomas Poth

der Unterzeichnung des Vertrages mit der EU, weil dieser die ukr. Weizenlieferungen dorthin auf 200.000 Mill. t begrenzte und die RF viel mehr abnahm. Er befürchtete eine "Moskauer Reaktion" in Form von Einfuhrdrosselung.
Zum "Maidan-Putsch" detailliert und mMn glaubwürdig: Ivan Katchanovski (ukr.-kan. Politologe) auf YT.

A Otto | Mi., 20. November 2024 - 18:48

Antwort auf von Tomas Poth

Eine interessante Hintergrund Information die wahrscheinlich nicht viele kennen: zur Demographie der Ukraine hatte Wikipedia.de Anfang 2022 (also vor dem russischen Angriff) die Information, daß zwischen 2014 (Maidan) bis 2022 gut 4 Millionen die Ukraine verlassen von denen 3 Millionen nach Russland gegangen wären. Wenn 3 mal soviel Menschen einer kleineren Bevölkerungsgruppe das Land verlassen haben, muß die Unterdrückung der russischen Kultur und Sprache schon sehr massiv gewesen sein. Und ehrlicherweise, wenn in Belgien z.B französisch verboten würde, hätten wir auch in Westeuropa einen Bürgerkrieg ganz davon abgesehen, daß dies absolut der Toleranz gegenüber Minderheiten widerspricht, die bei uns immer so hoch gehalten wird.

Bernhard Kaiser | Mi., 20. November 2024 - 21:29

Antwort auf von Tomas Poth

... man muss sich nur mal die Dokumentation "Leben und Sterben im Donbass" von dem ostdeutschen Filmemacher Domke-Schulz anschauen um zu erfahren, was 2014 auf dem Maidan tatsächlich passiert ist, wie die Faschisten mit Molotow-Cocktails gegen Polizisten vorgegangen sind, wie Demonstranten durch georgische Scharfschützen (vom CIA engagiert) durch Schüsse in den Rücken ermordet wurden, wie Teilnehmer des Anti-Maidan auf ihrer Rückfahrt in die Ostukraine durch Faschisten angehalten wurden, die Busse in Brand gesteckt wurden und die Menschen bei lebendigem Leib verbrannt sind oder durch die Neonazis mit Eisenstangen totgeschlagen wurden, mit über 50 Toten oder was im Gewerkschaftshaus von Odessa am 02. Mai 2014 passiert ist mit 48 Toten, die meisten ebenfalls bei lebendigem Leib verbrannt und über 250 Verletzten, durch Ukrainische Neonazis begangene Verbrechen, die bis heute nicht aufgeklärt sind und letztendlich der Auslöser für den vom Westen befeuerten Bürgerkrieg im Donbass !!

Ernst-Günther Konrad | Do., 21. November 2024 - 10:05

Antwort auf von Tomas Poth

Ich stimme Ihnen absolut zu. Sehen Sie es Herrn Urban nach. Ein Pferd mit Scheuklappen läuft auch nur immer geradeaus und sieht nicht, was links und rechts des Weges ist. Sollte es zum Kriegsende in UA kommen, die Waffen schweigen und Selenskij ist gezwungen zu verhandeln und das mit Putin, dürften möglicherweise auch seine Tage gezählt sein. Nicht alle und jeder in der UA ist mit dem Schauspieler einverstanden (gewesen). Und das man natürlich die tatsächlichen Anfänge dieses Konfliktes ausblendet, liegt für deren Verfechter auf der Hand. So sehr der Einmarsch der Russen nicht entschuldbar ist, so sehr ist es aber auch nicht entschuldbar, wie die Vorgeschichte, die zu diesem Einmarsch geführt hat ihren Anfang nahm. Und da hatten viele Köche ihre Kochlöffel im UA - Kochtopf. Das gute ist. Das Netz vergisst auch nichts, selbst wenn man krampfhaft versucht zu löschen, zu verstecken oder zu verbieten. Alles Gute und viel Gesundheit für Sie Herr Poth.

Jens Böhme | Mi., 20. November 2024 - 15:54

Die Liste der Angriffe ist unvollständig. 1939/40 der Angriff der Sowjetunion auf Finnland mit Teilbesetzung Kareliens, die Besetzung Ostpolens und Bessarabiens 1939 infolge des Hitler-Stalin-Zusatzprotokoll. Desweiteren die imperiale Aufteilung des militärisch schutzlosen Polen mit russischer Beteiligung 1772, 1793 und 1795 unter Katharina II. Nicht vergessen sei auch die Russländisch-Amerikanische Kompagnie, die Alaska und Teile Kaliforniens für Russland im 19.Jahrhundert kolonialisierten.

Detlef Beck | Mi., 20. November 2024 - 18:31

Antwort auf von Jens Böhme

Stalin forderte von Finnl. ultimativ einen Gebietsaustausch zur "Sicherung Leningrads vom Norden (ARTE: Aktion Barbarossa; Aushungerung (Vernichtungskrieg)) u. des eisfreien Hafen Murmansk (später Anlandung von US-Waffen). Nach Ablehnung Winterkrieg 39/40 mit Ergebnis Gebietsaustausch (strat. Geb. an UdSSR; umfangreichere Gebiete an Finnl.).
Aug. 39 verzögerte GB Moskauer Parallelgespr. -> Zusatzprotokoll: Verlagerung der dtsch. Ausgangslinien für den Vernichtungskrieg gegen den jüd. Bolschewismus um zig km gen Westen (Kersonlinie); theoretisch hätte die Schlacht um Moskau im Dez. 41 sonst nicht vor, sondern in oder gar hinter M. stattgefunden (ARTE: Akt. Barb.). Nach 1. Wk versuchten "westl. Kreise" den erwartbaren dtsch. Revanchismus/Expansionismus gen Osten zu lenken (Problem u.a.: Rapollo+Lucarno), so wie man aktuell die UA zum antiruss. Frontstaat ausbaute (Breschinski, Friedman; US-Präsi. zu Bk Kohl, Camp Davis, Feb. 1990: Ich lass mich nicht um die Früchte des Sieges bringen).

Dr. Oliver Strebel | Mi., 20. November 2024 - 15:54

2004 hatte ich während der orangenen Revolution in der Ukraine eine denkwürdige Diskussion mit einem Kollegen. Der meinte, dass, wenn die Ukraine sich von Russland wirtschaftlich löst, Russland wirtschaftlich ruiniert wäre. Die Löslösung nach dem Maidan 2014 ergab einen Einbruch der russischen Wirtschaftsleistung von 2013 auf 2015 um 40%. Daher sehe ich den Westen als dunkelgrau an.

Russland ist für mich seit April 22 schwarzgrau, weil nach dem russ. Sieg sowie einer Filtration die Ukrainer entweder nach Sibirien kommen oder eine untergeordnete (!) Rolle in der Ukraine spielen sollen. Ausserdem verheizt Russland seine Soldaten in unglaublich dummer Manier. Ekelhaft!

Der Teufel hat fette Beute auf Erden eingefahren, denn so groß ist der Unterschied zwischen schwarzgrau und dunkelgrau ja nun auch nicht.

Walter Bühler | Mi., 20. November 2024 - 16:04

... ist nicht auf Russland, Weißrussland und Serbien begrenzt.

In der Ukraiine wird Bandera verehrt, und Präsident Selenski verlängert seine Amtszeit, ohne sich (echten) Wahlen zu stellen.

Dieser slawische Bürgerkrieg ist so überflüssig gewesen wie ein Kropf.

Die Auflösung von Imperien (Irland aus GB, Ukraine usw. Ukraine, Baltikum aus der UdSSR) ist historisch nur dort gut gegangen, wo man allseits so klug war, sich gegenseitig alss Nachbarn mit einer gemeinsamen Geschichte zu akzeptieren. Das kommunistische Imperium der UdSSR hat ja nicht nur Ukrainer, Balten, Georgier, Juden, Armenier usw. unterdrückt, sondern eben auch die Bevölkerungsmehrheit, die (Groß-) Russen.
---
Zum Erfolg von Propaganda: Es war doch ungeheuer, wie die Propaganda des Moskauer Komikers und Medienunternehmers Selenski von der NATO vollkommen kritiklos übernommen und von den "westgebundenen" Parteien ebenso kritiklos zu eigen gemacht worden ist.
---
Einsicht fehlt vor allem Ihnen selbst, Herr Urban.

Manfred Sonntag | Mi., 20. November 2024 - 16:15

Zu diesem Text hätte ich doch einige Fragen an Herrn Urban. Gehe ich richtig in meinem Verständnis Ihres Textes, dass nur Putin keine imperialistischen Ambitionen haben darf, alle anderen schon? So haben die USA, Frankreich und GB Libyen 2011 überfallen und ins Mittelalter gebombt ohne das dieses Land irgendwelche Annexionsansprüche gegen andere Länder hatte. Also typischer Imperialismus. Herr Urban, wo war damals Ihre Stimme? Oder der 2. Irakkrieg wo behauptet wurde, dass der Irak Massenvernichtungswaffen lagern würde. Alles Lügen, alles klassischer Imperialismus wie bei Putin. Herr Urban, wo war und ist Ihre Stellungnahme? Der Irak und Libyen sind tausende Kilometer von den USA entfernt, im Gegensatz zur direkten Nachbarschaft von Ukraine & Russland. Was war Anfang 60er Jahre für ein Theater los, als die UdSSR Raketen 100Km entfernt von den USA stationieren wollte? Oder, wer führte denn 1999 den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Serbien, Herr Urban? Imperialisten, wie Putin!

Walter Bühler | Mi., 20. November 2024 - 16:51

... ist so groß, dass er etwas weiß, was sonst keiner weiß.
Urban begreift die Sowjetunion (SU) nur als Nachfolgerin des imperialistischen Zarenreiches:
In der SU "hatten abgesehen von Chruschtschow und seinem ... ukrainischen Landsmann Witali Fedortschuk .... ausschließlich ethnische Russen die Spitzenposten in Partei, Regierung und Geheimdiensten bekleidet."

Dass Stalin und Beria ethnische Russen waren, hat m. W. außer Herrn Urban noch niemand behauptet.
----
Das Zarenreich war imperialistisch wie damals die anderen europäischen Mächte, zumalunter direkter Bedrohung von Polen/Litauen und Schweden. Das Baltikum, Erbe des deutschen Ordens, war von Litauen, von Preußen, von Polen bedroht, bevor es - unter Wahrung der kulturellen Autonomie - unter Herrschaft der Zaren kamen.

Indigene Völker hatten unter britischer, französischer und unter US-Herrschaft (Indianer!) Herrschaft kaum weniger gelitten als unter den Zaren.

Andreas Braun | Mi., 20. November 2024 - 17:12

Sie sollten den Georgier Stalin nicht vergessen. Die KPdSU war von 1924 bis zur Entmachtung Chruschtschows 1964 eben tatsächlich nicht von Russen dominiert.
Als die Krim 1954 der Ukraine zugeschlagen wurde, war Woroschilow Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets, somit formal Staatsoberhaupt und protokollarische Nr.1. Malenkow war als Vorsitzender des Ministerrates 1954 bereits kaltgestellt und wurde 1955 abgelöst. Ob Chruschtschow im Protokoll nur die Nr. 5 war, spielte für die Entscheidungsfindung keinerlei Rolle. Ebenso kann die Behauptung, es hätte den Wunsch nach Entbürokratisierung gegeben, ins Reich der Fabeln verwiesen werden. Jeder, der Staatswirtschaft sowjetischen Typs mal leibhaftig erfahren musste, kann darüber nur lachen. 2014: Die Ukraine hatte die Verträge zur Verlängerung der Stationierung der russ. Schwarzmeerflotte auf der Krim über 2017 hinaus aus Druck der Obama-Biden-Administration einseitig gekündigt. Das konnten die Russen natürlich nicht akzeptieren

Karl-Heinz Weiß | Mi., 20. November 2024 - 17:16

Die aktuelle Reaktion des Bundespräsidenten auf eine kritische Rede zeigt eines deutlich: trotz der Entschuldigung für Fehleinschätzungen ist nicht nur bei der SPD noch viel aufzuarbeiten. Und über die Merkel-Jahre legt die Union weiterhin den Mantel des Schweigens. Das verhängnisvolle Ignorieren der AfD zwischen 2013 und 2017 wurde mit dem Brandmauer-Beschluss fortgesetzt. Und beim Kanzlerkandidaten Merz ist weiterhin keine Strategie erkennbar, die gravierenden Fehleinschätzungen der Ex-Kanzlerin klar zu benennen und die notwendigen Schlüsse zu ziehen.

Jochen Rollwagen | Mi., 20. November 2024 - 17:53

"Novorossiya" oder "Neu-Rußland" ist in Rußland ein gängiger historischer (und romantischer) Topos, der nach der ersten Annexion der Krim (und Vertreibung der Krim-Tartaren) sowie den folgenden Kriegen mit dem Ottomanen-Imperium entstanden ist. zuerst urkundlich erwähnt 1764. "Novorossiya" umfaßt geographisch zufällig exakt die Gebiete in der Ukraine, die Putin heute wieder beansprucht: von Kharkiv im Norden über die Oblaste Donetzk/Luhansk, Mariupol und das Azovsche Meer, Zhaporischia und Kherson im Süden bis Odessa mit einem kleinen Schlenker nach Moldova (das ehemalige Besarabien). Die "Hauptstadt" war - und soll nach Putin's Vorstellungen wohl wieder werden - die (heute wieder ukrainische) Stadt Dnipro am gleichnamigen Fluß, die um 1800 kurz den Namen "Novorossiysk" trug.

In einer seiner choreographierten "Volks-Audienzen" am 17. April 2014 gab Vladimir Putin zu Protokoll, daß die beschriebenen Territorien Teil von "Novorossiya" seien. Die einzige westliche Publikation, in welcher dies berichtet wurde war die Washington Post.

Der Westen hat nicht nur gepennt, er hat willfährig beide Augen zugedrückt. Über die Rolle Deutschlands (Stichwort: Gas-Gerd) breitet man am besten den Mantel des Schweigens.

Walter Bühler | Do., 21. November 2024 - 13:20

Antwort auf von Jochen Rollwagen

was Sie über "Novorossiya" schreiben: Ab 1764 wurde es vom russischen Reich erobert und neu besiedelt, nicht nur von Russen, sondern u.a. auch von Deutschen.

Nehmen Sie aber dazu einen historischen Atlas zur Hand, Zeit um 1740.

Die USA gab es 1764 noch gar nicht.

In Amerika, in Afrika, in Indien, in Indonesien waren nur einige kleine Landstriche an den Küsten von den europäischen Kolonialmächten erobert worden. Sie begannen erst damals, diese Kolonien mit Kolonisten aus Europa (und teilweise mit Sklaven) zu besiedeln.

Auf dem Balkan herrschten die Osmanen bis an die Donau, 1684 war die letzte Belagerung von Wien. Polen umfasste große russisch besiedelte Gebiete in der heutigen Ukraine, aber die Küsten des Schwarzen Meers gehörten vor 1764 den Osmanen.

Wollen Sie ernsthaft diese historischen Fakten heute rückgängig machen? Alle "Weißen" aus Nord- und Südamerika wieder vertreiben? Das osmanische Reich wieder in seine Rechte einsetzen?

Erdogans graue Wölfe werden sich sicher beteiligen.

Ingbert Jüdt | Mi., 20. November 2024 - 17:58

Ausgeschlossen, in 1000 Zeichen alle Entstellungen von Herrn Urban zu resümieren, der im Gestus des »myth busting« einmal mehr die westlichen Propagandamärchen erneuert. Ich schlage daher vor, dass der Cicero Herrn Urban zu einem moderierten Gespräch mit Jacques Baud einlädt, oder mit Ivan Katchanovski, oder mit Kennern des Donbass wie Patrik Baab oder Mark Bartalmai. Oder deren Argumentationen dem Publikum zumindest einmal systematisch zur Kenntnis bringt.

Dass diese Namen entweder nicht bekannt oder reflexartig als »Putintrolle« verschrien sind, ist Teil der westlichen medialen Degeneration, die Fakten nur noch dann zur Kenntnis nimmt, wenn sie ins vorgefasste Feindbild passen. Leider ist Herr Urban ein markantes Beispiel für eben dies.

Und es ist auch nicht die Aufgabe der Leser und Kommentatoren, immer wieder die gröbsten Verzeichnungen richtigzustellen. Die Nüchternheit eines Herrn Thiele in Ehren, aber ein Herr Urban braucht als Kombattant im Informationskrieg klarere Ansagen.

Reinhold Schramm | Mi., 20. November 2024 - 18:29

Im Dezember 1991 stimmten 72 Prozent der Ukrainer für den Erhalt der Sowjetunion – bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 80 Prozent (vgl. mit der veröffentlichten Wahlstatistik in der Süddeutschen Zeitung).

Erst in Folge der zunehmenden westlichen Einmischung und der Aktivität westlich orientierten ukrainischer Geschäftemacher und Oligarchen, wie vormaliger Komsomolzen beiderlei Geschlechts, waren die medial angebotenen Verlockungen eines möglichen Konsumparadieses – nach EU-westeuropäischem und US-nordamerikanischem Vorbild – so groß, die vormaligen Bewusstseinshaltungen umzuwerfen. Zudem wurden die Exilorganisationen aktiviert und westliche Dienste und Regierungen sponserten die Umkehr, um die Bevölkerung für eine freiwillige westliche Übernahme der Wirtschaft und Gesellschaft zu aktivieren und zu motivieren.

PS: Die Reste der vormaligen sowjetisch-sozialistischen Gesinnung wurden von einer Mehrheit über Bord geworfen, so wie auch in allen Nachfolgestaaten.

Reinhold Schramm | Mi., 20. November 2024 - 19:01

{...}

Richtig ist: ► Bei der Völkerabstimmung, über den „Weiterbestand der UdSSR als Föderation gleichberechtigter und souveräner Staaten“, erklärten in der Ukraine, am 17. März 1991, bei einer Beteiligung von 83,52 Prozent, Ja: 22110899 (71.48 Prozent) ihre Zustimmung zum Fortbestand der UdSSR.

Reinhold Schramm | Mi., 20. November 2024 - 19:56

Frage: „Halten Sie den Erhalt der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken als erneuerte Föderation gleichberechtigter souveräner Republiken, in der die Rechte und Freiheiten des Menschen jeglicher Nationalität in vollem Umfang garantiert werden, für notwendig?“

► Ukrainische SSR
Registrierte Wähler: 37.732.178

Beteiligung: 83.52 %
Gesamte Stimmen: 31.514.244

Ja-Stimmen: 71,48 % (22.110.899)
Nein Stimmen: 28,52 % (8.820.089)

Vgl. Quelle: Referendum in der Sowjetunion 1991 – Wikipedia

Henri Lassalle | Mi., 20. November 2024 - 20:38

A. Merkel sehr naiv, fahrlässig naiv und bequem arglos, wobei Warnsignale nicht fehlten.
Und das ist es, was beunruhigend ist: Die Naivität, die Neigung zur Gefühlsduselei ("die armen Ukrainer...."), aber Verkennung der Realitäten.
Man faselt von "Verhandlungen", "Diplomatie" - das will Putin offensichtlich nicht, er will die Restitution des alten Sowjetreiches.
Waffenlieferungen haben nichts entschieden und werden nichts entscheiden, auch nicht weitreichende Raketen.
Der franz. Präs. Macron hat unbedacht den Ausdruck "Bodentruppen" gebraucht. Er hat eigentlich nicht unrecht, nur würde das einen totalen militärischen Konflikt mit der NATO verursachen. Dann würden wahrscheinlich auch russische Bomben auf Polen u Deutschland fallen. Die Ukraine käme dann auch nach Deutschland, so zu sagen.

im Dezember vor Kriegsbeginn hat der Kreml noch einen Brief ans Weiße Haus und an die Nato geschrieben in dem Verhandlungen evtl in Genf vorgeschlagen wurde, aus dem Weißen Haus kam keine Antwort und in der Nato gabs kein Interesse an Verhandlungen. Soviel zum Thema Putin will nicht verhandeln.

A.W..Mann | Mi., 20. November 2024 - 20:39

Ein ganz schrecklich einseitiger Artikel, könnte aus der Feder der Außenministrierenden entsprungen sein. Wissen scheint dem Autor fremd, aber Humor hat er bewiesen, er spricht von 1000 Tagen Krieg, ist wohl bei seinen profunden Kenntnissen zu sehr mit den berühmten 1000 Jahren verwachsen. Aber wie konnte ich es nur vergessen, schlimmer geht schließlich immer, denn Propaganda wurde zu allen Zeiten gut bezahlt und der Wahrheitsgehalt ist nicht zweitrangig, nein, der spielt überhaupt keine Rolle.

Urban Will | Do., 21. November 2024 - 07:03

ziemlich klar definieren, aber ein Krieg als solcher beginnt nicht erst da, er hat schon begonnen, wenn die politischen Entwicklungen so sind, dass es zu ihm kommen „musste“. Das aber kann nicht ein sich durch zahlreiche Beiträge klar einseitig positioniert habender Artikelschreiber machen. OK, er kann es so kommentieren und mehr ist dieser Beitrag auch nicht. Aber er kann es nicht so hinstellen als sei es historisch belegbar. Das können Historiker und die werden es im Falle dieses – auch hier habe ich eine klare Meinung, die ich gewiss nicht als „alternativlos“ betrachte – unnötigsten aller Kriege – sicherlich auch irgendwann tun.
Und dann, da bin ich sicher, auch eine große Mitschuld des Westens an den Entwicklungen feststellen.
Wäre man heute schon so weit, dies anzuerkennen, wäre das Tor für Verhandlungen weit offen. Die Ukraine wird Gebiete verlieren, das weiß auch Selenskyj. Ob sie sie in vielen Jahren zu anderen Zeiten wieder zurück erhält, steht in den Sternen.

Christoph Kuhlmann | Do., 21. November 2024 - 07:45

Gorbatschow hatte die russischen Armeen aus Mittel- und Osteuropa zurück gezogen. Russland hatte damit, zumindest in Deutschland, eine Menge Kredit erworben. Die eigentliche Katastrophe begann mit dem Abbau der demokratischen Rechte der Bevölkerung in Deutschland. Das machte den Krieg überhaupt erst möglich. Sanktionen wirken auf Diktaturen sehr viel langsamer. Die Betroffenen können sie ihrer Regierung nicht vorwerfen. In den Medien gibt es keine kritischen Berichte, sondern nur Propaganda. 2014 war die Ukraine ein korruptionsgeplagtes Land, der IWF musste Programme abbrechen, weil das Geld einfach verschwand. Die Armee der Ukraine hatte noch 3000 einsatzfähige Soldaten. Die Truppen auf der Krim hatten monatelang keinen Sold mehr gesehen. Die Waffen waren verrostet. Da Beste was die Ukraine erreichen konnte war ein Boykott der EU und der USA gegen Russland und das Einfrieren des Krieges. Der Fehler war, die Friedensdividende fortzusetzen, als Putin begann zu rüsten.

naumanna | Do., 21. November 2024 - 12:03

Warum bekommt Urban immer wieder eine Plattform im Cicero für seine Plattheiten? Vielleicht, damit wir was zum Lachen haben ... Der Krieg gegen die Ukraine begann 2014 - ja - aber nicht mit der Besetzung der Krim, sondern mit dem Putsch auf dem Maidan. Dann wettert der Urban gegen das imperialistische Russland, das während seiner Geschichte Länder erobert habe usw. - ja na und? Das haben alle europäischen Länder im 18. und 19. Jahrhundert - und auch schon vorher - getan. das ist mit Sicherheit keine russische Spezialität. Möchte mal wissen, wer den Urban für seine Artikel. bezahlt ... Der Krieg in der Ukraine ist ein Stellvertreterkrieg zwischen USA und Russland - weder in Russland noch in der Ukraine will wirklich jemand diesen Krieg. Einfach das Morden durch Diplomatie beenden.

Klaus Funke | Do., 21. November 2024 - 13:58

Viele Kommentatoren hier haben meine uneingeschränkte Zustimmung, Herr Poth, Herr Urban, Herr Bühler u.v.a. - aber ich beteilige mich an keiner Diskussioon mehr, die ihren Ausgang in einem Artikel des Hetzers und Kollaborateurs Urban haben. Dieser Herr ist weder satisfaktionsfähig noch diskussionswürdig. Dass er bei CICERO (und komisch, nirgends sonst liest man von ihm) sein Gnadenbrot frisst, macht ihn nicht seriöser. Also bitte, liebe Foristen verzeiht mir mein "Schweigen".