Jeremy Strong als Roy Cohn und Sebastian Stan als Donald Trump in „The Apprentice“ / Picture Alliance/Pief Weyman

Film der Woche: „The Apprentice – The Trump Story“ - Donald wer?

Das sehenswerte Biopic „The Apprentice“ nähert sich dem jungen Donald Trump und rekonstruiert dessen skrupellosen Aufstieg in der New Yorker Immobilienbranche. Der Wandel vom naiven Jungspund zum größenwahnsinnigen und brutalen Player weckt sogar Empathie.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

„Wie kann ich ein Rassist sein? Ich habe doch einen schwarzen Fahrer!“ Patriarch Fred C. Trump ist sichtlich aufgebracht, Gattin Mary Anne versucht, ihn zu beruhigen. Die Stimmung beim familiären Abendessen im bürgerlichen Anwesen im New Yorker Stadtteil Queens soll nicht kippen. Doch die Diskriminierungsklage, die der Bauunternehmer 1973 wegen rassistischer Vermietungspraxis am Hals hat, blockiert alle weiteren Geschäfte. Und vor allem den Ruf dieser schrecklich netten Familie. Die fünf erwachsenen Kinder kauen still und angespannt vor sich hin. Nur die Brüder Donald und Fred Junior lächeln sich diagonal über den Tisch amüsiert an. Sie durchschauen den Vater, sind jedoch von ihm abhängig – von seinem Geld, und noch mehr: von seiner Anerkennung.

Im aktuellen Endspurt der US-Präsidentschaftswahl vergeht naturgemäß kein Tag ohne üppige Berichterstattung über den republikanischen Kandidaten Donald Trump. Zentral ist dabei meist dessen politisches Wirken. Den Menschen hinter der selbstgebräunten Fassade kennen jedoch die wenigsten. In seinem biografischen Spielfilm „The Apprentice – The Trump Story“ geht der iranisch-dänische Regisseur Ali Abbasi der Frage nach, wie Trump der werden konnte, der er heute ist. „Donald Trump hat eine sehr komplizierte Psyche, die in Fragmenten betrachtet werden muss“, sagt Abbasi. Aspekte wie Narzissmus, Unsicherheiten und das Älterwerden spielten dabei eine wichtige Rolle. Dass der Politiker und Unternehmer das Erscheinen dieses Films juristisch verhindern wollte, liegt nahe. Doch er scheiterte. Trump nennt die Produktion „pure garbage“ – reinen Müll.

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Uli | Mi., 16. Oktober 2024 - 17:03

Herrscht beim Cicero neuerdings Angst verboten zu werden oder warum werden nun so oft linksgrüne Narrative kopiert?

Es ist nichts falsch daran, diese Filme anzuschauen und auch über die Probleme mit Trump zu reden. Aber diese Review ist 100% unkritisches Übernehmen des amerikanisch-demokratischen Framings.

Romuald Veselic | Mi., 16. Oktober 2024 - 19:36

präsentiert?

Donald ist zur Obsession der Donald-Gegner geworden. Wann werden die Woke-Germans endlich Voodoo Priester engagieren, um sich der Politgegnern u ihrer Spotter zu entledigen.

Je mehr Action, desto heftiger die Reaction. Schon vergessen? Physik pur. Wie bei Altgriechen.

Ich kann kaum erwarten, dass Donald eben deshalb gewinnt. Damit die selbsternannten "Guten" vor Wut platzen.

Die D-Wunschdenker solten's merken, dass Rest der Welt nicht Deutsch denkt u nicht dem Herbeiwünschen Kult frönt.

Kai Hügle | Do., 17. Oktober 2024 - 08:47

Was erlaube Cicero?! Sie zahlen doch kein Geld, um einen Artikel über einen Film zu lesen, in dem Trump - der sich kürzlich dafür aussprach, ABC zu sperren, weil die ihn in der TV-Debatte angeblich so hart angepackt haben, kritisch dargestellt wird!
Verlangen Sie doch eine "Gegendarstellung". Oder wie wäre es mit einem Artikel von Hanselle oder Grau über den "immer enger werdenden Meinungskorridor"? ;-)

Walter Bühler | Do., 17. Oktober 2024 - 11:59

Liebe Frau Kaehler, Sie erwähnen mit keinem Wort, wer den Film finanziert hat, welche Motive der Geldgeber hatte. und warum der Film gerade jetzt erscheint.

Sie gehen auch nicht darauf ein, auf welchem Wege Herr Abassi zur Erkenntnis der "Fakten" gekommen ist. War er etwa im Schlafzimmer des Ehepaars Trump persönlich dabei?. Kennt er jemand, der dabei war?

Der "demokratische" Wahlkampf gegen Trump, wird in den deutschen Medien (Ausnahme Cicero) praktisch 1:1 aus den USA übernommen.

Das und der Zeitpunkt des Erscheinens weckt in mir den Verdacht, dass es sich nur um einen primitiven Agit-Prop-Film am Ende des Wahlkampfes handelt.

Den Inhalten kann ich daher kein Vertrauen entgegenbringen.

Vielleicht werden wir ja erleben, wie alle die eifrigen Hexenjäger und Teufelsaustreiber, die heute auf Trump eindreschen, im November ihren Frieden mit ihm schließen werden. Vielleicht werden viele, die heute Gift und Galle speien, dann wieder mal seine Füße küssen.

Kunst als Hure der Politik??