'Roxelane und der Sultan' von Anton Hickel (Ausschnitt) / picture alliance

Man sieht nur, was man sucht - Die Lüsternheit des Sultans Süleyman des Prächtigen

Rokokomaler Anton Hickel sah im muslimischen Lebensstil ein Vorbild für galante Freizügigkeit – die im 19. Jahrhundert allerdings ihr Ende fand.

Autoreninfo

Beat Wyss hat an zahlreichen internationalen Universitäten gelehrt. Er hat kontinuierlich Schriften zur Kulturkritik, Mediengeschichte und Kunst veröffentlicht. Beat Wyss ist Professor an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

So erreichen Sie Beat Wyss:

Die in sinnlicher Schönheit strahlende Konkubine singt zum Spiel der Oud, mit hurtiger Könnerschaft umspinnen ihre Finger die Saiten des bauchigen Instruments, das zu Ende des ersten Jahrtausends christlicher Zeitrechnung, zusammen mit der Expansion des Islam, die Landstriche rund ums Mittelmeer mit vielstimmig zitterndem Klang eroberte. Anton Hickel, der böhmische Maler des ausgehenden 18. Jahrhunderts, verschwistert das orientalische Vorbild mit der abendländischen Laute, da er den Steg mit Bünden versieht, auf die das orientalische Vorbild verzichtet, um den angeschlagenen Saiten jauchzend klagende Glissandi zu entlocken.

Der Sultan steht hinter der Schönen, seine vor Verzückung halb geschlossenen Augen verraten nicht, ob ihn die Musik so verzaubert oder mehr noch jene leibhaft warme Nähe der Geliebten. Lange wird er ihrem Singen nicht mehr Raum gewähren, der Mann hat schon sanft, doch bestimmt den Schleier der Schönen, Zeichen züchtiger Zurückhaltung, vom Gesicht gezogen, seine von Lüsternheit feucht glänzenden Lippen werden sich bald dem Mund der Sängerin nähern.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Mehr lesen über

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Romuald Veselic | Sa., 23. März 2024 - 19:09

feministischen Politikerinnen zum Thema. Ob solche Bilder nicht frauenverächtlich sind, die überhaupt nicht ins Woke Portfolio passen, sowie nach toxischer Männlichkeit scheußlich riechen. Und warum 1 Muslim damals (wie heute) mehrere Frauen/Konkubinen haben kann. Dagegen 1er Muslima werden mehrere Männer/Konkubinatoren untersagt, wenn man von den Sanktionen absieht.
Ich vermisse darin den Gleichberechtigungsaspekt.
Was sagen "unsere" Bundes-Ministerinnen dazu?
😈