Andreas Rödder
Andreas Rödder / J. Marguier

Andreas Rödder im Gespräch mit Alexander Marguier - Cicero Podcast Politik: „Die CDU ist eine Partei der Bequemlichkeit“

Wer Zweifel hat an den Segnungen der Energiepolitik der Ampel oder grünen Verbots-Fetischismus ablehnt, wird schnell als „rechts“ abgestempelt. Der Historiker Andreas Rödder plädiert auch deshalb für einen modernen, selbstbewussten Konservatismus.

Alexander Marguier

Autoreninfo

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Historiker Andreas Rödder die Leitung der CDU-Grundwertekommission niederlegt. Er begründet diesen Schritt laut nius.de mit einer bewussten Missinterpretation eines Interviews im Stern vom 18. September durch Repräsentanten der CDU. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier hat Anfang Juli ausführlich mit Rödder gesprochen. Aus gegebenem Anlass veröffentlichen wir diesen Podcast erneut. 

Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendjemand als „rechts“ gebrandmarkt wird. Aber ist diese Zuordnung zu einem bestimmten politischen Lager überhaupt ernst zu nehmen, wenn es beispielsweise um Klimapolitik, Geschlechterfragen oder – wie während der Corona-Zeit vielfach erlebt – um vom Mainstream abweichende Meinungen zu Eindämmungsmaßnahmen geht? Und überhaupt: Wo endet im rechten Spektrum der Bereich einer zu tolerierenden Grundhaltung? Warum müssen sich vermeintlich „Rechte“ viel öfter für ihre Positionen rechtfertigen als selbsterklärte „Linke“? Um solche Fragen ist ein regelrechter Kulturkampf entbrannt, der die gesellschaftliche Stimmung im Land vergiftet hat und konstruktive Debatten kaum noch zulässt.

Alexander Marguier und Andreas Rödder
Alexander Marguier (li.) und Andreas Rödder in der Cicero-Redaktion

Vor diesem Hintergrund fand vor wenigen Tagen eine vom liberal-konservativen Thinktank „Republik 21“ organisierte Podiumsdiskussion statt mit dem Titel „Rechts? Zur Abgrenzung des politisch Legitimen“. Organisiert hatte sie Andreas Rödder, Professor für Neueste Geschichte an der Universität Mainz. Man kann Rödder, den Mitbegründer von „Republik 21“ und Autor des 2019 erschienenen Buches „Konservativ 21.0 – eine Agenda für Deutschland“ mit Fug und Recht als einen modernen Konservativen bezeichnen. Denn er plädiert vehement für Meinungsvielfalt, solange sie innerhalb jener „roten Linien“ stattfindet, die auch in einer liberalen Demokratie unverzichtbar sind. Gleichzeitig wendet sich Rödder aber gegen die „permanente Moralisierung“ und das gewohnheitsmäßige Skandalisieren bestimmter Äußerungen zu „Shitstorms“ in den Sozialen Medien, im Fernsehen und in der Presse. Wie erfolgreich diese Methode funktioniert, lässt sich derzeit nicht zuletzt an der Person des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz beobachten, der beim Versuch, seine Partei wieder auf einen gemäßigt konservativen Kurs zu bringen, vielfach als „rechts“ und „populistisch“ beschimpft wird.

Der Populismus der anderen

Was „rechts“ im politischen Kontext eigentlich bedeutet, wie fließend die Übergänge zum konservativen Lager sind, und ob zahlreiche Linke nicht mindestens genauso „populistisch“ auftreten wie jene, denen sie Populismus vorwerfen: Darüber spricht Andreas Rödder in diesem Podcast Politik mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. „Ich glaube, dass die ursprüngliche Strategie, die Friedrich Merz angekündigt hatte, die völlig richtige ist“, sagt er. Man müsse nämlich jene Themen, die derzeit der AfD immer mehr potentielle Wähler in die Arme treiben, aufgreifen und eigene Positionen dazu verfassen – anstatt ständig darauf zu schielen, „was jetzt die Grünen oder die AfD zu dem sagen, was ich jetzt gerade so mache“. Rödders Formel für eine moderne, bürgerliche Politik: selbstbewusst aus den eigenen Werten heraus politische Standpunkte formulieren, entsprechende politische Angebote machen – und konsequent für sie werben.
 

Das Gespräch wurde am 3. Juli 2023 aufgezeichnet. 

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Ronald Lehmann | Fr., 7. Juli 2023 - 18:18

Wenn es so wäre, wäre aber die Politik der CDU/CSU spätestens nach der Corona-Politik anders verlaufen & man wäre auch mit Maaßen & seine Wertepolitik ganz anders umgegangen.

So - aber NEIN, in dieser Partei wird sich nichts nur um 1 mm was ändern.
Alles Betonköpfe wie Erich Honecker, an der Macht festklebend ? & die Wahrheit ignorierend

Und die AFD als einzige Oppositions-Partei?
Was kann diese bei einer Bestandsaufnahme noch retten?

Und Hilfe von CDU??!

Lese gerade von Stefan Aust das Buch Heimatschutz.
Ich bin einiges gewöhnt, was Horch & Guck wie der momentane Verfassungsschutz so treibt & meine Fantasie war bereits zu DDR-Zeiten in punkto Staat-Stasi & ihr handeln sehr stark ausgeprägt.

Aber egal welche politische Themen & Gedanken in meinem Leben mich begleiteten. Die Wirklichkeit wie in den vielen Filmen & Büchern überholte mich stets & jedesmal von neuen, obwohl ich mich oft & sehr weit aus dem Fenster gelegt habe, weil ich gelernt hatte, mit der eigenen Angst umzugehen

Ich habe manchmal das Gefühl, einige von der UNION würden ja gerne die Brandmauer einreißen, aber sie trauen es sich nicht so richtig. Obgleich in vielen Kommunen bereits mit der AFD recht lautlos zusammen gearbeitet wird. Die Basis in den Gemeinden und kleineren Städten ist da pragmatischer. Merz hat sich verfahren und ist zu feige, nach dem Weg zu fragen. Dabei zeigen es ihm die ehem. Wähler der UNION doch. In vielen Kommentaren beim Focus und hier und durch ihr Abstimmungsverhalten, welchen Weg er gehen müsste. Aber den Weg zum Volk hat die UNION derzeit verbaut mit einer "Brandmauer". Sie einzureißen würde nämlich auch bedeuten, die Ära Merkel aufzuarbeiten, eigene Fehler einzugestehen, vor allem aber den GRÜNEN zu entsagen und genau das kann und will er nicht. Selbstkritik bei UNION und bei Merz? Fehlanzeige. Und der Wende-Söder lauert schon. Er will das GEG komplett weg haben. Betonköpfe, wie Sie zurecht lieber Herr Lehmann sagen. Sie kennen sich ja mit dieser Spezies aus.

Maria Fischer | Sa., 8. Juli 2023 - 11:22

Sehr gutes Interview, vielen Dank.
Es gibt nur einen Weg die steigenden AfD Werte noch rechtzeitig zu stoppen:
Ende der Ampel Koalition.
Eine Übergangsregierung aus CDU und SPD mit einer robusten Migrationspolitik und einer sinnergebende Energie, Wirtschaft- und Klimapolitik.
Absolut nüchterne Politik um die Kernwähler dieser Parteien auf Landesebene zurückholen .
Dann wäre die AfD im Bund auf 13- 15% zu stoppen.
Passiert das nicht, werden sich die Ergebnisse auf Landesebene verfestigen und Deutschland wird mehr oder weniger unregierbar. Die CDU und die SPD werden dafür die Hauptquittung erhalten.