Mario Draghi
Winkt zum Abschied: Mario Draghi / dpa

Rücktritt von Mario Draghi - Das Ende des Superhelden

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi ist heute zurückgetreten. Damit ist seine Regierung der nationalen Einheit Geschichte. Die Europäische Union, die USA und viele Italiener bedauern den Abgang des vermeintlichen Stabilitätsankers. Jedoch war der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige EZB-Chef Draghi von Anfang an als Zwischenlösung gedacht. Italien und die EU sind zurück in der Realität.

Autoreninfo

Julius Müller-Meiningen arbeitet seit 2008 als freier Journalist in Rom. Er berichtet auf seiner Homepage 
www.italienreporter.de

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Den Messias gibt es in der Bibel. In den vergangenen 17 Monaten konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, dass auch in Rom ein übermenschlicher Heilsbringer am Werke war. Die Hochachtung, mit der vor allem die etablierten Medien in der Republik vom ehemaligen Chef der Europäischen Zentralbank und Ministerpräsidenten Mario Draghi sprachen, („Supermario“) war zuweilen verwunderlich. Man hatte sich offenbar schon zu sehr gewöhnt an die Fehlbarkeit der politischen Klasse. Wenn dann einer herausragt, wird er schnell vergöttert.

Draghi, so war sich die öffentliche Meinung beinahe einig, war das Beste, was Italien passieren konnte. Darüber lässt sich streiten. Ein Vordenker der politischen Avantgarde war der 74-jährige Banker gewiss nicht. Doch sicher ist auch: Italien profitierte anderthalb Jahre von Draghis Solidität, von seinem Ansehen und seiner Expertise als Personifikation des herrschenden Systems. Das war im volatilen italienischen Politikbetrieb schon die halbe Miete.

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Tomas Poth | Do., 21. Juli 2022 - 17:41

Na, die Geschichtsbücher werden anderes schreiben, ist er doch derjenige der mit "What Ever It Takes" nur einen weiteren Sargnagel für Euro und EU geliefert hat, auch wenn vorübergehend die Beerdigung damit aufgeschoben wurde.
Zurück zur EWG, alles andere endet nur im Abgrund.
Es hat keinen Sinn diese unterschiedlichen Polit-, Wirtschafts- und Rechtskulturen unter einen Hut zu zwingen. Das endet nur in Dauersubvention und Zerstörung der letzten noch leistungsfähigen Strukturen, als
auch in der Zerstörung von Demokratie und Freiheit durch eine supranationale Ver(ge)waltigungsmaschinerie die alles Niedermacht und sich dafür die nötigen Berater und Gutachten kauft!!

Alexander Brand | Fr., 22. Juli 2022 - 10:58

Antwort auf von Tomas Poth

aber der Zug ist abgefahren, es gibt kein Zurück mehr, es gilt mit Vollgas in den Untergang - koste es was es wolle!

Statt einem Zurück bekommen wir eine immer höhere Dosis des Giftes das alle bisherigen Probleme in der EU verursacht hat, dazu noch eine propagandistische Intensivkur gepaart mit einer sehr ordentlichen Portion Zensur (Digital Services Act etc.). Die Eurokraten lassen sich niemals entmachten!

Das ist der Unterschied zur VSA, die haben erkannt was bei ihnen schiefgelaufen ist und versuchen jetzt (auch auf unsere Kosten) gegenzusteuern.

Die Ukrainekrise beschleunigt alles auch noch, denn unsere Politiker können wenig, aber Krise können sie am wenigsten. Es sind alles selbstverliebte, wohlstandverwöhnte Taugenichtse, die gar nicht wissen was eine wirkliche Krise bedeutet geschweige denn wie man dagegen vorgeht.

Es geht beängstigend schnell bergab und unsere Linksregierung wird ihr Bestes tun, um den Niedergang möglichst zu beschleunigen!

Alexander Brand | Do., 21. Juli 2022 - 20:07

Von wegen! Draghi ist einer der schlimmsten Verbrecher dieses Systems das sich Europa nennt! Es ist ein Unding das solch einer überhaupt öffentliche Führungspositionen innehaben darf!

Ich weine ihm keine Träne nach, im Gegenteil, seine „Politik“ wird den deutschen Steuerzahler, also auch mich, noch sehr, sehr viele Milliarden kosten!

Good riddance to bad r......!

Joachim Kopic | Fr., 22. Juli 2022 - 15:22

Antwort auf von Alexander Brand

... die TRAGIsche Gestalt des italienischen Polithimmels: Sieht düster aus, den die "Sterne" sind ja weg ... auch ich wein ihm keine Träne nach - keiner zuvor hatte nach dem 2. Weltkrieg soviele "deutsche Milliarden" von den "Sparbüchern des kleinen Mannes" wegschmelzen lassen, wie er ... oder nicht?

Christa Wallau | Do., 21. Juli 2022 - 20:12

daß sich in Italien Kommödianten u. Zauberer in der Politik finden lassen wie in keinem anderen Land Europas. Die Italiener lieben das Spiel mit Unernst u. Verkleidungen. Viele haben sich längst von dem Glauben verabschiedet, daß es so etwas wie e h r l i c h e Politiker überhaupt gibt!
Auch Draghi - als italienischer Wirtschaftswissenschaftler u. Banker - ist mit allen Wassern der Trickserei gewaschen, die auf diesem Gebiete existieren. Machen wir uns nichts vor: E R war lange genug in der Zentralbank, um zu wissen, was er dort mit dem laufenden Gelddrucken anrichtet. Aber er hat nichts dagegen unternommen.
Warum denn auch? Italien u. andere total überschuldeten Ländern hat er doch dadurch
jahrelang ein gutes Leben ermöglicht. Was gehen ihn Deutschland und etwa die Niederlande (Netto-Zahler) an, wenn die nach einem Euro-Crash mit abstürzen?

Nein, Draghi ist kein Superheld, sondern ein Trickser u. Betrüger - wie die meisten, die sich in der Politik u. im Finanzwesen tummeln.

Gerhard Lenz | Fr., 22. Juli 2022 - 10:25

europahassenden D-Exit-Befürworter vor lauter Freude in ihrem üblichem Gekeife über die EU kaum bremsen können. Und schon lese ich, Draghi wär auch nur ein Verbrecher, die Italiener hätten sich auf Kosten anderer bereichert, und die EU sei eine supranationale Vergewaltigungsmachine - siehe oben. Nun, da hält sich jemand für besonders ausdrucksstark, und verteilt doch nur primitive rechtsextreme Hetze.
Peinlich, aber leider Foren-Alltag.

Mit der tatsächlichen Situation in Italien hat der ganze Nationalisten-Quatsch natürlich nichts zu tun.
Draghi war in der Tat nur als technokratischer Übergangskandidat gedacht. Die Italiener leiden besonders unter der Zerstrittenheit der politischen Parteien und dem Narzissmus bestimmter politischer Führer. Wo sonst in Westeuropa könnte ein populistischer Haufen (5-Sterne) stärkste Partei werden, ein Migrantenhasser (Salvini) seine Aggression im Amt öffentlich ausleben, eine Neofaschistin zur beliebten Politikerin aufsteigen können?