Blumen und Kerzen in Chemnitz / picture alliance
Blumen und Kerzen für den getöteten Daniel H. in Chemnitz / picture alliance

Chemnitz - Mit zweierlei Maß auf Facebook

Auf Facebook haben Menschen, die um den getöteten Daniel H. in Chemnitz trauen, zugleich mit Freude über den Unfalltod eines syrischen Jungen in Dresden reagiert. Mit dieser Art von Doppelmoral konfrontiert, reagieren die meisten nicht

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Das Newsportal t-online.de hat über Facebook ingesamt zehn Nutzer angeschrieben und fragte: „Warum trauern Sie um Daniel H. und haben 'Haha' nach dem Tod des zehnjährigen Kindes geklickt? War das ein Versehen?“ Die angeschriebenen Nutzer hatten Trauerbilder für den getöteten Chemnitzer Daniel H.gepostet und zugleich mit „Haha“-Smileys reagiert, als eine Boulevardzeitung im Juli dieses Jahres einen Post absetzte, der von einem syrischen Jungen handelte, der in Dresden bei einem Badeunfall ertrunken war.

Den angeschriebenen Nutzern soll von t-online.de zugesichert worden sein, dass ihre Namen in der Berichterstattung nicht genannt und dass auch ihre Antworten unverändert erscheinen würden. Sechs von ihnen haben die Frage der Journalisten gelesen. Einer von ihnen hat daraufhin sein „Haha“ entfernt und einer setzte sein Profil auf privat. Beantwortet hat die Frage der Redaktion bislang allerdings keiner. Hier lesen Sie die ganze Recherche.

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Ursula Horvath | Fr., 31. August 2018 - 18:25

dies eine Tatsache sein, dann ist solch ein Verhalten absolut kopfkrank und sollte lange in der Psychatrie behandelt werden. Tot ist tot, da spielt es keine Rolle woher ein Mensch kommt und ein Kind gleich gar nicht. Beschämend was inzwischen alles möglich ist! Eine Verrohung der Seelen inzwischen zum gruseln!

Michaela Diederichs | Fr., 31. August 2018 - 19:21

Antwort auf von Ursula Horvath

Auch wenn man es nicht glauben möchte: Das wird schon stimmen. Soweit sind wir nun also gekommen. Ein Abgrund tut sich auf.

Klaus Gerster | Fr., 31. August 2018 - 22:48

Antwort auf von Ursula Horvath

Wir sollten lieber zunächst einmal anerkennen, wie Menschen eben sind, weit weg von den Idealen, die wir aufstellen, andere daran messen und uns selbst so oft nicht daran halten. So mokieren sich darüber, dass es beschämend sei, was inzwischen alles möglich ist. Ich meine, dass durch die sogenannten sozialen Medien nur offenbar wird, was schon immer verborgen vorhanden war und vorher vielleicht allenfalls an einer Bahnhofstoilette als Gekritzel sichtbar wude. Wenn wir wieder ein etwas realistischeren Blick haben, können wir uns Strategien überlegen, wie wir damit umgehen, dass es so ist, wie es ist und versuchen, das zweifellos vorhandene zerstörerische Potential der Menschen auszubalancieren.

Hans Page | Sa., 1. September 2018 - 10:02

Antwort auf von Ursula Horvath

mit Ihnen einverstanden.

wolfgang spremberg | So., 2. September 2018 - 15:14

Antwort auf von Ursula Horvath

Sie haben vollkommen recht Frau Horvath. Ich fürchte nur es war schon immer so oder so ähnlich. Eher neu ist ein Bundespräsident der "Feine Sahne, Fischfilet" mag,
jedenfalls Konzerte empfiehlt.

David Warncke | Mo., 3. September 2018 - 10:37

Antwort auf von Ursula Horvath

Ich stimme Ihnen in Ihrer Bewertung 100% zu. Nur wird es seitens der Justiz täglich vorgelebt. Wenn der sogenannte "Dresdenbomber" der einen Brandsatz auf eine Moschee warf zu 9 Jahren und 8 Monaten verurteilt wird und der Mörder von Kandel zu 8 Jahren und 6 Monaten dann muss man sich doch nicht wundern. Zumal durch den Brandsatz Sachschaden entstand und in Kandel ein junges Mädchen auf grausame Weise ermordet wurde.

Klaus Reichert | Fr., 31. August 2018 - 18:55

10 (in Worten Zehn) Nutzer des m.W. größten deutschen Onlineportals (mit wieviel Millionen Nutzern?) haben sich diese Geschmacklosigkeit geleistet. Und das ist jetzt eine Nachricht?

Mohammed Bari | Fr., 31. August 2018 - 19:07

"Wenn ein Deutscher eine Deutsche totschlägt, kommt es selten zu Demonstrationen. Die meisten halten es nämlich zu Recht für die Tat eines Individuums, nicht eines Merkmalsträgers. Wenn ein Deutscher einen Nichtdeutschen totschlägt, ist es ebenso nicht normal, dass die Leute ausrasten"
(Jürgen Kaube, FAZ)
Es geht nicht um Trauer, sondern Feindmarkierung. Der Kampf wird von Rechts seit der Flüchtingskrise geführt und sie haben unter Mithilfe linker Hysteriker jede ernste Debatte zerstört.

Piotr Mordel | Fr., 31. August 2018 - 20:52

Jegliche Schussfolgerungen zu machen, aus einer kommischen Aktion (10 Menschen die auf FB etwas hekritzelt haben) ist so absurd, dass ich meiner Augen nicht trauen kann. InCicero!!!
Sachsen bahing sonst nicht.

Mathias Trostdorf | Fr., 31. August 2018 - 22:33

Ich denke, es gibt wenig Kommentatoren, die auf den Tod eines Menschen mit einem Smiley reagieren, egal, welcher Herkunft ist oder politischen Ausrichtung der angehört.
Gerne würde ich mir aber vorstellen, daß die taz oder t-online sowas auch mal mit entsprechenden Profilen von "linken" Usern durchführt, denn dort gibt es ja ähnliche Reaktionen gegen den politischen Gegner (oder hier auch in der Nachbarschaft gesprüht: "Schlagt Nazis tot").
Verrohung ist also keinesfalls eine- wie hier wieder suggeriert werden soll- "rechte" Erfindung.
Eine Kommentatorin bei Welt online schrieb (zum Messen mit zweierlei Maß) in etwa, daß die Presse doch eigentlich, wenn sie objektiv wäre und mit dem selben Maß messen würde, man Hamburg doch nach dem G20 Gipfel auch drei Tage lange von morgens bis abend als Stadt der Linksextremisten hätte beschimpfen müssen und fragen, warum die Hamburger "Zivilgesellschaft" sich nicht gegen den "linken Mob" gewehrt hätte.
Einfach mal die Perspektive wechseln.

Jürgen Waldmann | Sa., 1. September 2018 - 09:08

Nach ersten Informationen in TV und Medien waren 3 Menschen vom Attentäter nieder gestochen worden ,
wo sind die beiden anderen Messeropfer ?
Auch diese Männer sind zu berücksichtigen , so schlimm der Verlust eines Familienvaters auch ist .
Warum besuchen die Politiker diese Opfer in der Klinik nicht und warum erfährt die Öffentlichkeit nichts über ihr weiteres Schicksal ?

Wolfram Wiesel | Sa., 1. September 2018 - 09:42

Richtig: tot ist tot. Und ein schmerzliches Ereignis. Wie kann man sich da freuen? Fragen muss man sich allerdings: wie konnte es zu diesem Tod kommen und wäre er zu verhindern gewesen. Und im Fall des Erstochenen stellt sich diese Frage ja ganz besonders.

Felix Fischer | Sa., 1. September 2018 - 10:50

Ich finde es zutiefst bedauernswert, wie hasserfüllte Menschen die aktuellen Geschehnisse missbrauchen um ihren Trieben freien Lauf zu lassen.
Dem ganzen steht eine Hilf- und Fassungslogik der Mehrheit gegenüber, die ethisch und moralisch zunehmend gelähmt scheint.
Ich hab keine Idee oder Hoffnung darin, wie sich das in Zukunft verbessern soll.
Es löst in mir tiefe Scham aus, wie wir als Gesellschaft versagen und wir sollten alle unseren Teil dazu beitragen die Situation zu deeskalieren, indem wir unmenschliches Verhalten verurteilen, aber jenen ein Ohr gereichen, die sich im Stich gelassen fühlen und mit Ihnen den Diskurs um der eigentlichen Ursache suchen um der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken.
Just my 2 cents

Per L. Johansson | Sa., 1. September 2018 - 12:03

Was soll uns das lehren?
Daß es herzlose Irre gibt? Das wissen wir alle.
Gerne können Journalisten hier recherchieren, aber man soll nicht so tun, als gäbe es dies nur in der rechten Hälfte des politischen Spektrums.
Diese Meldung im Zuge der Chemnitzproteste dient doch nur dem Zweck, den politischen Gegner zu dämonisieren. In der Hoffnung, daß erschreckte Bürger bei anstehenden Wahlen nicht die AfD ankreuzen.
Gleiches gilt für die allgegenwärtige Bilderauswahl, die bewußt keinen Querschnitt der Demonstranten zeigt, sondern suggeriert, es wären alles gewalttätige, rechtsradikale Hooligans.
Die Macht der Bilder...
Und wer meint, Bürger dürften nicht mit „solchen Leuten“ gemeinsam demonstrieren, der irrt. Soll man denen etwa den Protest überlassen? Im Gegenteil wäre es wichtig, wenn noch mehr Bürger sich anschlössen und die Führung übernehmen.
Nebenbei. Bei Anti-AfD-Kundgebungen ist auch regelmäßig gewalttätiger, linksextremistischer „Mob“ dabei. Das interessiert aber keinen.

Sven Bergmann | Sa., 1. September 2018 - 14:25

Sich über den Tod eines Menschen zu amüsieren, ist ein Zugehörigkeitsnachweis zu einem widerwärtigen, ethischen Prekariat.

Es bleibt allerdings die Frage nach dem Framing der Meldung.
Hier zehn der widerwiderwärtigsten Figuren deutscher Staatsangehörigkeit die Berechtigung zur Trauer um Daniel H. abzusprechen, ist nachvollziehbar.

Im aktuellen Kontext aber stehen solche Meldungen sehr nah am Subtext klammheimlicher Freude darüber, anhand 10 Vollpfosten die Trauer um Daniel H. generell in die rechte Ecke stellen zu wollen.

Wäre die Recherche ohne eine solche Hinterhältigkeit gelaufen, wäre die berechtigte Empörung über das Lachen bei einer Todesmeldung zentral gewesen.
So aber dient sie wohl einem anderen Zweck.

Es gilt als legitim, eine Thematik wie des Mordes an Daniel H. durch Betonung solcher Widerwärtigkeiten zu entwerten.
Seltsamerweise wird ein analoges Vergehen bei anderen Themen (G20, Flüchtlingskriminalität) als völlig unakzeptabel gesehen.
Einzelfälle.

Justin Theim | Sa., 1. September 2018 - 15:03

Abgesehen davon, dass der Tod des ertrunkenen syrischen Jungen tragisch und zu bedauern ist:

Wollen Sie ernsthaft diesen Unfall mit einem Messermord vergleichen? Wie verdreht muss man sein, beides auf eine Stufe stellen zu wollen?

Zwei Menschen sind tot, das eine so traurig wie das andere. Aber hinsichtlich des toten Jungen bleibt auch der Grund traurig, bei Daniel Hillig macht der Grund hingegen wütend! Und das zu Recht!

Die meisten Migrationskritiker haben nichts gegen dunkle Haut, dunkle Haare und dunkle Augen! Aber sie haben etwas gegen dunkle Gesinnung und dunkle Taten. Leider ist dies viel zu oft mit den obigen Merkmalen vergesellschaftet!

Birgit Rilling | Sa., 1. September 2018 - 16:01

Wenn ein kleiner Junge durch einen Unfall zu Tode kommt, dann leidet mein Herz mit der armen Familie! Wer haha unter einen solch traurigen Beitrag schreibt, zeigt sehr deutlich, wes Geistes Kind er ist!

Isabelle d'Aguerre | Sa., 1. September 2018 - 17:20

Ich schätze den Cicero sehr. Aber ich bin entsetzt, dass man sich auf so eine Quelle wie T-Online stützt.
In Facebook & Co. sind Millionen Menschen unterwegs, auch mit schlimmen Leuten. Wie kommt man auf die kranke Idee, 10 (als ob diese winzige Zahl in irgendeiner Weise relevant oder aussagend wäre) mit den Posts der Anteilnahme für Daniel H.????? Um so nötiger, da es weder die Stadt-, noch Landes- geschweige denn die Bundesregierung eine einzige Silbe der Anteilnahme oder irgendein Mitgefühlt mit dem Ermorderten oder Schwerverletzten ausgesprochen hat!!!!! Von den Verletzten spricht man seit Tagen gar nicht mehr. Erkundigt sich jemand der Offiziellen nach deren Zustand oder hat sie gar besucht?
Und dann mit 10 (zehn) Posts aufzurechnen, wie krank ist das? Und auf so etwas geht Cicero ein? Ich kann es nicht glauben, es tut mir weh!

laurenz manfred | Sa., 1. September 2018 - 17:36

will uns dieser Artikel vermitteln? Das beschriebene Verhalten im Netz ist indiskutabel und unterste Schublade. Gerade deshalb hat dieser Beitrag ein Geschmäckle. Hier soll ja ganz offensichtlich ein Bild gezeichnet werden, dass in den letzten Tagen in den Mainstream-Medien durchweg zu erkennen war. Die Diskreditierung der Regierungs- und Migrationskritiker als zynische rechtsradikale Dumpfbacken. Besorgniserregend und darum auch bemerkenswert ist die "Beobachtung" der Facebooknutzer seitens t-online, was mich bei der politischen Ausrichtung dieses Portals nicht weiter erstaunt. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu erfahren, ob t-online auch die Linken beobachtet? Da kann man nämlich ähnliches, nur anders eingefärbt, lesen!

Stine Bading | Sa., 1. September 2018 - 22:15

Es ist erschreckend, aber es war absehbar. Wenn der Tod eines Kindes Freude auslöst, nur weil er Syrer war, dann zeigt das für mich auf eine tiefe moralische Inhumanität der 10 Nutzer hin. Da ist jedes Augenmaß verloren gegangen. Wo soll das enden?