Emmanuel Macron
Warum provoziert der französische Präsident Emmanuel Macron seine Landsleute, die EU und Nato ständig? / picture alliance

Emmanuel Macron - Die Nervensäge

Emmanuel Macron eckt derzeit überall an: in Europa, bei der Nato und in seinem eigenen Land zuletzt wegen seiner Rentenreform. Aber der französische Präsident tut das ganz bewusst und schont sich selbst nicht

Kay Walter

Autoreninfo

Kay Walter arbeitet als freier Journalist in Frankreich

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Vom Hoffnungsträger zur Nervensäge: Es scheint, als hätte Emmanuel Macron seit seinem Amtsantritt eine ziemliche Talfahrt hingelegt. Tatsächlich nervt er derzeit so ziemlich jeden – in Frankreich, in Europa, bei der Nato. Zwar muss sich der französische Präsident deshalb keine Sorgen um seine Autorität machen, denn im hierarchisch organisierten Frankreich ist das Staatsoberhaupt so etwas wie die alles entscheidende Instanz. Aber zufrieden kann Macron mit dieser Situation natürlich trotzdem nicht sein.

In Frankreich muss er die Wirtschaft in Schwung bringen, ohne zu viele Menschen zu verprellen. Die Daten sind gut, inzwischen herrscht dort höheres Wachstum als in Deutschland, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Doch jetzt steht eine Rentenreform an: 42 Sonderrentensysteme für einzelne Berufsgruppen sollen abgeschafft, die Lebensarbeitszeit verlängert werden. Ein dickes Brett. Zumal Frankreich über keine Kultur des Dialogs zum Interessenausgleich verfügt, weder Sozialpartnerschaft noch Mitbestimmung kennt. Hier steht man schnell auf den Barrikaden; die Gelbwesten-Bewegung war Menetekel genug. Ein französischer Präsident braucht zwar keine parlamentarische Opposition zu fürchten, die Macht der Straße hingegen sehr wohl. Macrons Vorgänger, rechte wie linke, haben das bislang allesamt zu spüren bekommen.

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Dorothee Sehrt-Irrek | So., 29. Dezember 2019 - 22:16

Ich gehe mal davon aus, dass er als französischer Stratege mehrere Optionen für Frankreich aufbauen wird.
Das sieht dann so aus, als würde Deutschland nicht antworten?
Vielleicht ist das aber auch gar nicht immer miteingeplant?
Nach den evtl. "Desastern" der letzten Jahre braucht es vielleicht Zeit, bis die EU wieder etwas mehr wird als eine Interessengemeinschaft.
Aber gemeinsame Interessen gibt es sowieso Hülle die Fülle.
Verstehen sicher auch.
Wird schon werden.
"Ich" reagiere im Allgemeinen auf Intelligenz.
Schön, wenn man den Deutschen erklärt, dass Politik in Frankreich auch nach anderen Regeln abläuft.
Deutsche Medien vergessen es evtl. anzumerken?
Die Berichterstattung wirkt dann leicht apokalyptisch?
Oder irre ich?
Für die EU möchte ich Augenhöhe und Gemeinsamkeit in Freiheit und Selbstbestimmung, Eigenarten im Bewusstsein des Gemeinsamen und Kommunizierfähigen.
Wie konnten diese Weltkriege unsere gemeinsame Kultur fast zerstören?
Wir müssen sie schon auch wollen.

einen solchen Politiker könnten wir in Deutschland gebrauchen. Gleich wohl muss man differenzieren: Da ist zum einen sein vorbildlicher Einsatz für Europa, und damit verbunden die Erkenntnis, dass die Europäer sich nicht mehr auf die Länder wie die USA verlassen können und schleunigst die europäische Integration vorantreiben sollten.
Da ist aber zum anderen Macrons Reformpolitik, die die zum großen Teil von Le Pens Rechten unterwanderte Gelbwestenbewegung begünstigte, und die weitgehend auf neoliberalen Ideen beruht. Der Markt wird es schon richten, jeder muss halt mehr arbeiten...Konzepte, die bewiesenermassen wenig bis nicht viel taugen.

Brigitte Simon | Di., 31. Dezember 2019 - 13:08

Antwort auf von Gerhard Lenz

Hallo Herr Lenz,

phasenweise muß ich Ihnen sogar Recht. Dennoch frage mich, was
verstehen Sie unter "Europäischer Integration"? Wer oder Was?
Ein Land wie Frankreich läßt mit Streiks, Meinungsäußerungen - ohne Represallien - zu. In Deutschland immer weniger Freiheit zu? Extremis-
tische Gedankenwelt interessiert mich. Diese zu hinterfragen ist unab-
dingbar.
P.S. Ihre "Meetings"-Einladung nehme ich gerne an. Unter einer Auflage:
Diese muß im ehemaligen Königreich Bayern erfolgen! Aus diesem
sende ich herzliche Grüße, Brigitte Simon

Petra Horn | Mo., 30. Dezember 2019 - 00:45

Auf Kosten Deutschlands
Ich wünsche mir endlich eine Regierung, bei der Deutschlands Bürger zuerst kommen!

helmut armbruster | Mo., 30. Dezember 2019 - 09:21

aber bezahlen soll Deutschland (in Umkehrung des Prinzips "wer bestellt bezahlt").
Ich finde so kann es nicht gehen.
Politisches Gewicht und politischer Einfluss müssen -auch in der EU - gekoppelt sein an Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl.

Norbert Heyer | Mo., 30. Dezember 2019 - 12:20

Herr Macron will nur zweierlei: Europa beherrschen und Deutschland bezahlen lassen. Was wir für Rettungsschirme, Euro-Stützung, Darlehen und Target-Konten finanziell gestemmt haben, kann uns in Verbindung mit immensen Migrationskosten und nachlassender Konjunktur das Genick brechen. Jetzt arbeitet Herr Macron an einer gemeinsamen Sozialpolitik, die auch wieder einseitig Deutschland über Gebühr belastet. Die EU ist mit dem jetzt erfolgenden Austritt von GB für uns zu einem Fass ohne Boden geworden. Höhere EU-Beiträge sind die Folge, wurde von unseren Akteuren auch schon vorsorglich zugesagt. Bei Abstimmungen hat Luxemburgs Stimme das gleiche Gewicht wie die deutsche Stimme. Nicht politisch legitimierte Kommissare bestimmen mehr die politischen Vorgaben als die in den Ländern gewählten Parlamente. Mit der Benennung der ehemaligen Verteidigungsministerin als Präsidentin der EU hat Herr Macron gleichzeitig die finanzielle Hoheit für Frankreich gesichert. Wir werden Zahlmeister bleiben ...

Liebe Frau Wallau,

ich meine, daß Deutschland noch den Kopf darstellt.
Und Macrons Frankreich den Hals. Das hört sich harm-
loser an, als das ist. Denn:
Der H a l s dreht den Kopf, wie er will, nämlich ALLES.

Ein wunderbares und viel Lachen könnendes Jahr 2020.
Wir lesen uns wieder im neuen Jahr!
Liebe Grüße Brigitte Simon

Joachim Kopic | Mo., 30. Dezember 2019 - 20:01

Antwort auf von Norbert Heyer

... nix mehr mit großer Freundschaft! Aber nicht wegen "Zahlmeister-Status" (...das man das eigene Volk "melken" kann, weiß sie aus Erfahrung), sondern wegen der offensichtlichen Verdrängung als "EU-Führerin" - sowas geht ja gar nicht!
Erst in der eigenen Partei das "Zepter" an AKK* weiterreichen müssen und dann kommt auch noch dieser junge Schn...
*) warum denk ich bei Macron immer an Merz - an der Initiale "M" liegt's nicht ;)

sollte man zu den (vergangenen) Märchen ablegen – schon unter Mitterand war die Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung an das Ja zum Euro gebunden. Was hatte das mit Freundschaft zu tun? Weg mit dieser Glorifizierung, die niemals eine war.

Brigitte Simon | Di., 31. Dezember 2019 - 13:58

Antwort auf von Norbert Heyer

Recht haben Sie Herr Heyer,
Großbritanniens Brexit erhöht für Macron die europäische Dominanz. Deutschland
gibt diese an Frankreich ab. Im Gegenzug bleibt "Deutschland first" in der Geldge-bermonarchie. Großbritanniens fehlende Milliarden in der EU-Kasse wird
Deutschland zu einem Drittel übernehmen. "Germany first"?

helmut armbruster | Mo., 30. Dezember 2019 - 15:45

wir haben keine Politiker, die auch mal sagen, wir haben auch eigene Interessen und eine eigene Bevölkerung, an welche wir zuerst denken müssen.
Warum das so ist, ist mir ein Rätsel.
Sogar jeder Einzeller verfolgt Eigeninteressen, nur die deutsche Politik nicht.
Wir müssen die EU, den Euro, die Nato, Afghanistan, das Weltklima, den Planeten und die französischen Sozialkassen und noch einiges mehr retten...
Aber wer rettet uns vor dieser unverantwortlichen deutschen Politik?