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(picture alliance) Die Hauptursachen für private Verschuldung: teure Anschaffungen, Scheidungen oder Krankheit

Konjunktur - Wie geht es der deutschen Wirtschaft wirklich?

Die USA steuern auf ein Finanzdesaster zu, die EU steckt in der Rezession– und auch deutsche Unternehmen melden Verluste. Doch die Zahlen bestätigen die Befürchtungen nicht immer.

Milliardenverlust bei der Telekom, Sparprogramm bei Siemens, Sorge um die Autoindustrie – die Nachrichten aus der Wirtschaft klingen momentan nicht wirklich ermutigend.

Wie läuft die Wirtschaft wirklich?
Eine bedrückende Zahl hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform ermittelt: 6,6 Millionen Menschen sind hierzulande überschuldet, 190 000 mehr als vor einem Jahr. Fast jeder zehnte Bürger über 18 Jahren kann seine Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen.

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Die Hauptursachen für die Zunahme sind allerdings teure Anschaffungen, Scheidungen oder Krankheit – und eben nicht die Konjunktur, wie Creditreform betont. Arbeitslosigkeit und gescheiterte Versuche der Selbständigkeit haben wegen der „stabilen Konjunkturentwicklung zumindest vorläufig an Bedeutung verloren“.

Europa kämpft mit der Rezession, die deutsche Wirtschaft wächst dagegen in diesem und im nächsten Jahr um 0,8 Prozent, das erwarten jedenfalls die EU-Kommission und die Wirtschaftsweisen. Das Handwerk zum Beispiel, einer der größten Arbeitgeber, erwartet 2013 „Kontinuität auf hohem Niveau“. Für die kommenden Monate rechnen 86 Prozent der Betriebe mit guten oder zumindest zufriedenstellenden Geschäften. Das ist nicht schlecht und kann ebenso als Beleg für eine robuste Binnenkonjunktur gewertet werden wie die Zuwächse im Handel. Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist und bleibt aber die Exportindustrie.

Um rund vier Prozent steigen vermutlich die deutschen Exporte im Gesamtjahr, „wir werden unseren Anteil am Welthandel weiter ausbauen“, freut sich der BDI. Allerdings sackten die Ausfuhren zuletzt kräftig ab. Noch schlägt dies nicht auf die wichtigsten Industrien durchschlägt. Der Maschinenbau, in dem fast eine Million Menschen arbeiten, produziert in diesem Jahr zwei Prozent mehr und erwartet auch 2013 ein Plus um zwei Prozent.

Die Autoindustrie
Nach Angaben des Verbandes der Autoindustrie (VDA) arbeiten in Europa 2,3 Millionen Menschen in der Fahrzeugbranche, in Deutschland rund 750 000. Und viele davon sind in Sorge um ihren Arbeitsplatz. Denn der Absatz in Westeuropa wird mit 12,5 Millionen Autos in diesem Jahr um fast fünf Millionen Stück unter dem Rekordniveau von 2007 liegen. Ford und Peugeot haben Werksschließungen angekündigt, bei Opel ringen Management, Betriebsrat und IG Metall seit Monaten um ein Sanierungsprogramm. Nach einer Analyse der Beratungsgesellschaft PwC sind in Europa 15 Autowerke so schwach ausgelastet, dass sie womöglich nicht zu halten sind. Das Bochumer Opel-Werk dürfte dazu gehören.

Doch alles in allem geht es VW, BMW, Mercedes und Porsche noch ziemlich gut – weil diese Marken sich sehr gut auf den Weltmärkten (China, Brasilien, Russland, Osteuropa) verkaufen lassen. „Die deutschen Autowerke stehen mit einer Auslastung von durchschnittlich 85 Prozent gut da“, heißt es bei PwC. Entsprechend gut fielen zuletzt die Geschäftszahlen aus – trotzdem verpasst sich Daimler ein Sparprogramm.

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Die Banken
Die Commerzbank tut sich schwer und will Stellen streichen. „Ich glaube, dass vier weitere anstrengende Jahre vor uns liegen“, sagte Konzernchef Martin Blessing am Donnerstag. Spekuliert wird über den Abbau von bis zu 6000 der 56 000 Arbeitsplätze. Im dritten Quartal stand unterm Strich ein Gewinn von 78 Millionen Euro, das war noch weniger als in den beiden schwachen Vorquartalen. Für 2012 und 2013 bekommen die Aktionäre, darunter der Bund, der ein Viertel der Anteile hält, voraussichtlich keine Dividende. Zinsen auf die verbliebenen Rettungsmilliarden des Bundes (Stille Einlage) wird das Institut dagegen wohl erstmals zahlen. Davon haben die Aktionäre nichts: Am Donnerstag war die Commerzbank-Aktie mit einem Minus von mehr als fünf Prozent der schwächste Wert im Deutschen Aktienindex.

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Bis 2016 will die Bank mehr als zwei Milliarden Euro in die Neuausrichtung stecken, davon etwa eine Milliarde in modernere Commerzbank-Filialen und einfachere Produkte, in Beratungsangebote und die Qualifizierung der Mitarbeiter. Die Kundenzahl soll von elf Millionen auf zwölf Millionen gesteigert werden. Und dann hofft Blessing auf einen Gewinn im Privatkundengeschäft von mehr als 500 Millionen Euro – allerdings erst in vier Jahren. Viel besser geht es dagegen der bundeseigenen KfW. Mit einem Konzerngewinn von 1,73 Milliarden Euro war die Förderbank in den ersten neun Monaten nach der Deutschen Bank (Gewinn 2,8 Milliarden Euro) das zweitrentabelste Geldhaus in Deutschland.

Telekom und Adidas
Sieben Milliarden Euro Verlust in einem Quartal – mit dieser Nachricht schockierte am Donnerstag die Telekom. Allerdings nicht die Märkte, die T-Aktie legte am Donnerstag sogar zu, denn der Verlust ist eher bilanztechnischer Natur und hat zu tun mit Wertberichtigungen in den USA. Im operativen Geschäft bleibt die Telekom auf Kurs und peilt in diesem Jahr weiter einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn von 18 Milliarden Euro an. Und die Dividende soll wie vorgesehen bei 70 Cent je Aktie liegen – das freute die Anlegen und ließ den Kurs steigen. Positiv registriert wurde auch, dass die Telekom 550 000 neue Mobilfunk-Vertragskunden gewinnen konnte.

Zwar wächst auch Adidas, aber nicht mehr ganz so stark, wie eigentlich für dieses Jahr erwartet. Die weltweite Nummer zwei hinter Nike rechnet aber immerhin noch mit einem Umsatzplus im einstelligen Prozentbereich. Der Gewinn soll sogar um mindestens 15 Prozent auf 770 Millionen Euro steigen. Die Börsianer hatten mit mehr gerechnet, die Aktie geriet leicht unter Druck. Adidas-Chef Herb Hainer freut sich trotzdem über die „erneuten Rekordergebnisse“, die er für das Gesamtjahr erwartet.Mitarbeit: Rolf Obertreis

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