Cannabis-Blüten / dpa

Cannabisgesetz - Liberalismus in Tüten

In der Debatte um die Cannabislegalisierung offenbaren viele Konservative exakt jenen Paternalismus, den sie den Grünen gerne vorwerfen. Und der Liberale weiß plötzlich wieder, wo die Grenze zwischen liberal und konservativ verläuft.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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„Cannabis ist kein Genussmittel, sondern eine hochgefährliche Droge“, schrieb jüngst der Rechtsanwalt Gernot Fritz auf Cicero Online. Fritz begründet dies mit den zweifellos vorhandenen Gefahren für Jugendliche, wenn die es mit dem eigenen Cannabiskonsum übertreiben; was etwa zu der alles andere als vergnügungssteuerpflichtigen Diagnose der cannabisinduzierten Schizophrenie führen kann. 

Alarmismus ist das trotzdem. Denn schon die Vorsilbe hoch- vor gefährlich suggeriert einen Risikofaktor, der viel größer ist als es der Realität der Cannabiskonsumenten wirklich entspricht. Zwar kommt eine jüngere Langzeitstudie der Universität Kopenhagen zu dem Ergebnis, dass sich bei jungen Männern in Dänemark bis zu 30 Prozent aller Schizophreniefälle auf einen problematischen Cannabiskonsum zurückführen lassen. Und es ist auch richtig, dass weitere Studien davor schon gezeigt haben, dass Cannabiskonsumstörungen mit schweren psychischen Erkrankungen einhergehen können, beispielsweise eben mit einer Schizophrenie. 

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Christoph Kuhlmann | Fr., 15. März 2024 - 08:24

Ich schätze die des des staatlich kontrollierten Kiffens auf genossenschaftlicher Basis konnte nur einem Sozialdemokraten kommen. Was die Schizophrenie betrifft, so stelle ich die Arbeitshypothese auf, dass diese zu einem Gutteil aus normativen Konflikten aus der Lebenswelt der Kiffer herrührt, die einerseits die positive Bewertung des Cannabis in der Gemeinschaft und dessen Kriminalisierung in der Gesellschaft auszuhalten haben. Die Kiffer Alki Differenz ist nicht zu unterschätzen. Kiffer sind gut, alle Nichtkiffer sind Alkis und böse. Kommen sie damit mal im Berufsleben klar. Es ist einfach eine Frage der Ehrlichkeit. Bedenken sie das ganze Geschäft beruht auf gewaltfreiem Vertrauen ohne jede gesetzliche Regulierung in einem Ausmaß, wie es in der Gesellschaft nicht üblich ist. Das Ganze unter den Regeln der Konspiration. Medizinisch-psychologische Untersuchungen unter der Bedingung der Legalität liegen doch gar nicht vor. Der pathogene Faktor Kriminalisierung ist bisher unerforscht.

Peter Sommerhalder | Fr., 15. März 2024 - 09:16

ist und bleibt eine weiche Droge.

Wenn jemand es mit Cannabis übertreibt und dadurch Probleme bekommen sollte, dann hätte derjenige gerad so gut durch übertriebenenen
Alkoholkonsum Probleme bekommen. Vielfach nimmt man ja sowieso beides zu sich...

Aber die Cannabislegalisierung fördert natürlich den Drogentourismus, das ist ja wohl klar...

Lisa Werle | Fr., 15. März 2024 - 09:22

Das Geschäft mit Drogen weniger lukrativ zu machen, ist einfach nur naiv. Dealer werden sich andere Einkommensquellen mit stärkeren Drogen suchen, zB auch Fentanyl. Vermittels eines leichteren Zugangs zu Drogen werden mehr und jüngere Menschen an Drogen herangeführt. Und ob die alle die Kraft haben, diese Sucht zu kontrollieren, darf erwiesen bezweifelt werden. Der Weg in stärkere Drogen ist geebnet. Und wer Geld und noch mehr Geld braucht für stärkere Drogen, macht noch üblere Sachen als einen Faustschlag. Das ist schon heute so, und wir brauchen auf keinen Fall mehr davon. Die Polizei wird also beschäftigt bleiben. Das Gesetz ist ein vermeintlich liberaler, unnötiger Murks. Wie vieles dieser profilierungssüchtigen Regierung.

S. Kaiser | Fr., 15. März 2024 - 09:47

LOL .... was bin ich froh, Herr Krischke, dass Sie nicht Autor der Kolumne "Genuß ist Notwehr" sind... Ja, Paternalismus, egal von welcher Seite, macht jeden rappelig, der sich als erwachsener und mündiger Bürger einer freiheitlichen Gesellschaft versteht. Deren Leitplanken sollten immer sein, den Einzelnen in seiner Freiheit nicht zu beschneiden, solange kein Dritter Schaden nimmt. Soweit, so richtig. Trotzdem, die Ampel wäre nicht die Ampel, wenn sie es nicht auch hier wieder vermurksen würde. Abgesehen von den rechtl. Problemen (s. Artikel von RA Fritz gestern), berichtet die LTO, dass aufgrund des rückwirkenden(!) Straferlasses, tausende Akten händisch(!) noch einmal überprüft werden müssen. Angesichts einer völlig überlasteten Justiz ist es mMn komplett daneben eine solche Regelung in einem für die Mehrheit irrelevanten Gesetz von niedriger Priorität einzubringen, und zeigt mal wieder die Realitätsferne der Ampelprotagonisten vom Arbeitsalltag "normaler" Leute. My two cents.

Gerhard Lenz | Fr., 15. März 2024 - 10:32

let's make peace, not war? Würden die Russen nicht so viel saufen, sondern mehr kiffen, hätten sie (möglicherweise) nicht die Ukraine überfallen. Würden es ihnen die Bros und Sisters in China, den USA und Europa gleich tun, hätten sie vielleicht alle bei ein paar Tütchen im sibirische Outback Woodstock 2.0 gefeiert, statt ständig mit Atomwaffen zu drohen.
So aber regieren Suff und Wahnsinn! Diese Woche konnte man es im Rahmen der ständigen Diskussionen mal wieder hören: Die meisten Suchtopfer sind Tabaksüchtige (ok, everybody is the boss of his own lungs), gefolgt von Säufern. Erst dann, weit abgeschlagen, folgen andere Drogen.
Wähend Tabak ja nur den Raucher selbst direkt schädigt, ist das bei Alk allerdings anders, da sind die sozialen und finanziellen Kosten (für das Gesundheitswesen) erheblich. Logischerweise sollte man also zunächst Alk verbieten (oder besser kontrollieren). Ich höre schon: Bevormundung!
Schon die alten Germanen konnten nicht viel, außer Raufen und Saufen...

Jens Wolterink | Fr., 15. März 2024 - 11:03

Endlich mal ein Artikel über die Cannabis-Legalisierung im Cicero, der das Thema jenseits der bekannten Klischees auf eine grundsätzlichere Eben hebt. Meiner Meinung nach gehört das Recht auf Rausch genauso zu den Persönlichkeitsrechten wie z.B. das Recht auf freie Meinungsaüßerung und dementsprechend sollte sich der Staat nicht anmaßen, dieses Recht unnötig ein zu schränken. Der einzige Rahmen sollte das pharmakologische Risiko (z.B. Organschädigung) einer Droge sein. Hier ist zu konstatieren, dass Fetanyl oder eben auch Alkohol um ein vielfaches schädlicher sind als THC, das ja bekanntlich sogar medizinisch verwendbar ist. Das engstirnige Gezeter von Söder & Co., die das Kiffen verteufeln und dabei gerade ihre vierte Mass ziehen ist einfach nur populistisch, da der Alkohol dieser Gesellschaft viel mehr schadet.
Daher ist es schade, dass die komplette Freigabe inkl. freiem Verkauf (an Erwachsene) aus europarechtlichen Gründen nicht umgesetzt werden konnte, aber das kann ja noch kommen

Günter Johannsen | Fr., 15. März 2024 - 12:16

"hochgefährlich" ... Alarmismus ist das trotzdem".
Das ist richtig, aber wenn es um Gesundheit und Gefahren für unsere Jugendlichen geht, sehe ich Alarmismus als notwendig an! Ich glaube nicht, dass alle Grün-Roten Cannabis-Fans sind. Es soll aber deutlich werden: man ist modern ... und wer nicht modern ist, ist dumm bzw. konservativ.
Zwei Fliegen mit einer Klappe: 1. man bekommt seine ideologischen Ziele durchgesetzt und
2. zieht man Konservative als dumm und rückständig in den Schmutz, wie es die Kommunisten in der DDR schon praktizierten!
Keiner - vor allem Jugendliche - sollen den wahren Sinn von Konservativismus verstehen:
Linke diffamierten immer wieder die Konservativen als mittelalterlich-rückständig … auch heute noch. Wer aber das Bewahrenswerte nicht nicht achtet, kann auch nicht mit Verstand gestalten. Wirklicher Konservatismus ist Weitsicht mit Verstand. „Löscht den Geist nicht aus. Verachtet prophetisches Reden nicht. Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Tess. 5)

Ernst-Günther Konrad | Fr., 15. März 2024 - 13:02

Ich habe einige Suchtkranke während meiner Dienstzeit faktisch bis zu heutigen erlebt. Sie wurden mir alt, wie man sagen könnte. Ja, nicht alle haben psychische Schäden davon getragen, ja nicht alle haben berichtet, das sie körperlichen Zerfall erleben. Aber das brauchte es auch nicht. Vielen war der jahrzehntelange Missbrauch anzusehen und nicht wenige wirkten geistig eingeschränkt und ebenfalls nicht wenigen war sehr wohl der körperliche Zerfall anzusehen. Und was das für die Angehörigen bedeutete, zusehen zu müssen, wie nicht wenige arbeitsunfähig und arbeitsunwillig sich ihrem Konsum hingaben, darüber kriminell wurden und soziale Bindungen verloren. Nein, wir reden nicht vom High Society Kiffer, wir reden von gescheiterten Existenzen der Suchtverhalten sich erst über die Jahre auch für andere nachteilig zeigt. Und der ein oder andere hat auch deshalb vorzeitig den Löffel abgegeben und ich meine nicht den Kokslöffel. Ein Volk von Kiffern läßt sich gut lenken und abhängig machen.