- Der Davongekommene
Alkohol, Schläge, zerplatzte Träume: Der Schriftsteller Christian Baron schreibt in wuchtiger Direktheit in seinem neuen Roman „Schön ist die Nacht“ über das proletarische Milieu der 1960er Jahre in seiner Heimatstadt Kaiserslautern.
Er wirkt kompakt, Typ austrainierter Mittelgewichtler im schwarzen Existenzialisten-Look. Sein offenes freundliches Gesicht erscheint jünger als auf den Fotos, die von ihm im Internet kursieren. Dazu die ruhigen, sicheren Bewegungen eines Mannes, der früh gelernt hat, sich in dem Dschungel, als welchen er seine Familie als Kind erleben musste, durchzuschlagen.
Dieser Tage hat Christian Baron gut lachen. Denn gerade erlebt sein zweiter Roman einen regelrechten Boom. Elke Heidenreich feierte „Schön ist die Nacht“, in welchem er die Geschichte seiner beiden Großväter erzählt, als „fulminante Proletariergeschichte“; ein anderer Kritiker stellte das Buch gar an die Seite seines Lieblingsromans: Döblins „Berlin Alexanderplatz“.
Nicht schlecht für einen, der buchstäblich von ganz unten kommt, nämlich aus den prekären Verhältnissen einer Pfälzer Unterschichtsfamilie, in der Begriffe wie Halt und Geborgenheit aufgrund der alles bestimmenden Sauferei des Vaters Fremdwörter waren.
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Kann das stimmen? Der Mann ist 37 Jahre alt, sieht auch so auf dem Bild aus, ist also 1985 geboren und schreibt über selbsterlebtes aus den 1960er Jahren? Wurde da versehentlich was verwechselt oder ist dieses Buch von einem älteren Ghostwriter oder gar ein Fake?
Er mag ja bei Eltern und Großeltern, Verwandten und Nachbarn und wem auch immer recherchiert haben und durch persönliche Erinnerungsstücke motiviert sein.
Wenn er aber eigens Erleben eines "saufenden Vaters" schildert, dann stammt das sicher aus den Anfang 1990er Jahren als Kindheitserlebnisse oder verstehe ich da was nicht?
Lieber Herr Konrad,
in seinem Vorgängerbuch "Ein Mann seiner Klasse" schreibt Baron über seinen Vater und seine Kindheit in den 90ern. Der neue Roman "Schön ist die Nacht" verarbeitet die Lebensgeschichten seiner Großväter, sozusagen eine historisch verbürgte Fiktion.
Herzlich,
Ulrich Thiele
Da habe ich wohl was gründlich missverstanden. Jetzt ist der Groschen gefallen. Danke nochmals.