Eva Weber-Guskar / Marlena Waldthausen

Eva Weber-Guskar im Porträt - Denkerin der künstlichen Gefühle

Wenn Maschinen nicht nur sprechen, sondern dereinst vielleicht fühlen können, brauchen wir für sie eine Ethik. Die Philosophin Eva Weber-Guskar sucht danach.

Ferdinand Knauß

Autoreninfo

Ferdinand Knauß ist Cicero-Redakteur. Sein Buch „Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“ ist 2018 im FinanzBuch Verlag erschienen.

 

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Die Wiege der deutschen Philosophie oder jedenfalls vieler deutscher Philosophen stand bekanntlich im Pfarrhaus. Da kann sich auch Eva Weber-Guskar einreihen. Ihre erste Begegnung mit dem philosophischen Denken, so berichtet die Professorin an der Ruhr-Universität Bochum, war ihre Großmutter, die wiederum die Tochter eines Pfarrers war. Und wie so viele deutsche Philosophen begegnet auch sie im Lateinunterricht im Gymnasium den Denkern der Antike.

Die Autorin, die heute über „Die Gefühle der Zukunft“ (Untertitel: „Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern“) schreibt, hat als Gymnasiastin mit philosophischer Lektüre aus sehr ferner Vergangenheit begonnen. Sie las Seneca im lateinischen Original, den großen stoischen Lebensratgeber der frühen Kaiserzeit. 

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René Maçon | Fr., 18. Oktober 2024 - 13:09

...in Deutschland gibt es Ethik bis zum Erbrechen.

Dabei zählt es zu einer der wichtigsten Erkenntnisse der Philosophie, dass es keine Einheitsethik gibt, die für alle Menschen Geltung beanspruchen könnte.

Deshalb gewähren die freiheitlich-demokratischen Verfassungen westlicher Länder ihren Bürgern weltanschauliche und religiöse Freiheit.

Dass wir in Deutschland damit noch immer fremdeln, zeigt, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ein Fremdkörper in unserem tatsächlichen Selbstverständnis ist.

Des Weiteren ist mir noch aufgefallen, dass die Themen Ethik und Moral sehr oft von "weiblich gelesenen" Akteur-innen*ens vertreten werden (vgl. BMA). Ob es da einen Zusammenhang zu dem Knirschen und Knacken in "Deutschlands Getriebe" gibt?

Thorwald Franke | Fr., 18. Oktober 2024 - 14:49

Es ist völlig klar: Wir werden bald dahin kommen, dass wir Maschinen haben, die zwar eindeutig Maschinen sind, aber Menschen zum Verwechseln ähnlich kommunizieren können.

Die große Gefahr dabei ist weniger, dass wir Maschinen für menschlich halten. Die große Gefahr ist der Umkehrschluss: Dass wir Menschen auch nur für Maschinen halten. Dass wir den Menschen abwerten, statt Maschinen aufzuwerten.

Und dann sind wir mittendrin in der ideologischen Falle, denn Maschinen darf man natürlich auch abschalten. Und zum alten Eisen geben. Stalin hatte das reihenweise praktiziert, er war ja auch eiskalter Materialist, und Menschen für ihn nur Material.

Ein gutes Buch dazu ist "Digitaler Humanismus" von Julian Nida-Rümelin und Nathalie Weidenfeld. Im Grunde brauchen wir keine "neue" Ethik. Das Problem ist vielmehr, dass uns die "alte" Ethik abhanden gekommen ist. Der gute, alte Humanismus muss wieder aufpoliert werden.

Markus Michaelis | Fr., 18. Oktober 2024 - 14:50

Mindestens so spannend wie die Frage, welcher Platz und welche Rechte fühlenden Maschinen zustehen würden, ist die Frage, was das für den Platz des Menschen bedeutet.

Bei den bisherigen Angriffen auf die Position des Menschen im Kosmos durch etwa ein heliozentrisches Sonnensystem (Mensch nicht im Mittelpunkt) oder Darwin, haben wir uns jeweils auf eine höhere Stufe geoben und lachen dann über die "Dummheit der Alten". Auch zur KI werden viele solche Beispiele gebracht (Maschinenstürmer) und wie letztlich dumm und unnötig sowas sei.

Ich bin mir da nicht so sicher: dieser "Angriff" auf den Platz des Menschen ist schon sehr fundamental. Und die Probleme mit den Gefühlen der Roboter kommen dann auch noch dazu.

Aber das eigentliche ist der Angriff auf den Platz des Menschen: etwas fortgedacht lösen sich im menschlichsten aller Gedanken "Ich will nicht sterben" bis auf das "nicht" alle Begriffe in Richtung "nicht definiert", "nicht mehr anwendbar" auf. Das ist schon interessant.