Neue Fächer, neue Bücher: Wenn Schulreformen gefordert werden, verbergen sich dahinter auch wirtschaftliche Interessen / dpa

Merkwürdige Umfrage - Schulen im Studienwahn

Seit der berühmten Pisa-Studie im Jahr 2000 wird das deutsche Schulsystem mit wissenschaftlichen Untersuchungen geradezu überschüttet. Es wird gezählt und vermessen, was das Zeug hält. Dabei könnte man auf so manche Studie getrost verzichten – durch einfaches Nachdenken.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

So erreichen Sie Mathias Brodkorb:


Nicht wenigen Bildungsreformern gelten die Lehrer als größte Bremse bei der Modernisierung des Systems Schule. Man hat sich meist über Jahrzehnte in seinen Routinen eingerichtet, während sich die Welt rund um die Schule herum ständig wandelt – so heißt es nicht selten.

Eine vom Cornelsen-Schulbuchverlag in Auftrag gegebene Umfrage unter Deutschlands Schulleitungen liefert ein ganz anderes Bild. Mehr als 1.000 von ihnen wurden zu den Herausforderungen des Schulsystems befragt. Die Kernbotschaften aus Sicht des Auftraggebers: Die Schulleitungen wünschten sich einen „neuen Fächerkanon“, mehr Ganztagsschulen und mehr Digitalisierung.

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ingo Frank | So., 3. April 2022 - 21:37

der „Durchschnittsbildung für alle“ wie ein goldenes Kalb Land auf, Land ab propagiert wird, wird sich an der Qualität des Bildungssystems nichts, aber auch gar nichts ändern.
Und noch eins obendrauf: auffällig, dass in Ländern mit Grün od. Linker Regierung z.B. in BW ,Thüringen ein kausaler Zusammenhang zwischen Zeitraum des Regierens und Absinken des Bildungsniveaus zu erkennen ist. Berlin auch ein Superbeispiel für diesen Fakt.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 3. April 2022 - 22:48

bekannte Argumentation eine andere, nach der die Vorteile für Kinder aus "bildungsfernen" Familien auf Gesamtschulen steigen, während bildungsnahe Familien ihre Sprösslinge eher im althergebrachten 3-klassigen Schulmodell unterbringen, wenn nicht gar auf Privatschulen.
Dass Kinder aus bildungsnahen Familien auf jeder Schule besser sein könnten als diejenigen aus bildungsfernen muss überhaupt nichts mit mangelnder Intelligenz zutun haben, sondern eher mit mangelnder Unterstützung von zuhause und einem geringeren und weniger gezielten Interesse an der sogenannten höheren Bildung.
Ich weiss, dass Berlin gerne negativ gesetzt wird zu z.B. Bayern und Sachsen.
Ich bewerte die gesellschaftliche "Schulung" in Berlin ungleich höher, egal auf welcher Schulform man sie erfahren kann und damit zuletzt die Schulform als nicht so relevant.

und was folgt daraus?
Aber bitte nur als soziologische Laienüberlegungen zu verstehen.
Wenn man als Einzelkind aufwächst, vielleicht sogar in der "Pampa", dann mag die elterliche Bildungsfürsorge nicht nur wunderbar, sondern auch nötig sein, aufgrund mangelnder sonstiger Stimuli für das Gehirn.
Will sagen, solche Kinder schaffen das Lernen auch nur im dreigliedrigen Bildungssystem, das ähnlich abgeschottete Lernbedingungen bereithält?
Kinder aus Großfamilien sind dagegen möglicherweise schon viel zu weit für das isolierte Lernen. Sie gehen ein wie die Primeln ohne Sonne oder werden zu ADHS-Fällen?
Komplett ausgleichen kann ein Schulsystem die jeweilig unterschiedlichen Mängel wohl nicht, aber man sollte viele Möglichkeiten bereithalten und je nach Kind entscheiden, wohin man eine Empfehlung ausspricht.
Nach einem Elitegymnasium wechselte ich an eine moderne Gymnasiale Oberstufe und blühte auf, während ich die Elitebildung empfunden habe wie Pamina die Lehr"(In diesen)Hallen" Sarastros.

Erklären Sie mir bitte den Unterschied von einem „Elite“ zu einem „Modernem“ Gymnasium.
In meiner Schulzeit erfolgte der Wechsel zum Gymnasium ab der 8. klasse unter bestimmten Leistungsparametern. Z.B.Leistungsschnitt minimal 1,xx
Auch waren die Abbiprüfungen von Rostock bis Suhl gleich. Damit erfolgte auch eine vergleichbares Zugangsvoraussetzung für jedes x beliebige Studium. Natürlich war für Medizin ein anderer Notenschnitt als z.B. Ökonomie von Nöten ohne die Ökonomen abzuwerten.
Studienabbrecher gab es i.ü. Kaum. Die Anzahl meiner Mitstudenten die Stipendium (nicht zurückzuzahlen = Barfög i.w.S. ) bezogen, weil die Eltern eben ein geringes Einkommen hatten, betrug etwa 1/3)
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Ernst-Günther Konrad | Mo., 4. April 2022 - 08:30

Warum wird das nicht von den Ministerien angegangen unter fachlicher Begleitung? Sollten wir in D nicht erst einmal sicherstellen, dass alle die Grundfächer wie Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschen? Ja, man kann Schulen sodann nach der Grundschule spezifisch ausrichten mit Schwerpunkten versehen. Dazu braucht es auch ausgebildetes Personal und vor allem die Mitarbeit der Lehrer, Eltern und Schüler. Ja, es gehört über die Grundfächer hinaus sicher einiges neu gedacht. Umgang mit sozialen Medien, Umgang miteinander im Netz und persönlicher Umgang.
Wo Elternhäuser in der Erziehung versagen, kann die Schule allenfalls ergänzen, aber nicht ersetzen. Wenn Eltern ihre Kinder in Schulen klagen können und selten das Wort der Lehrer in Hinblick auf Empfehlungen gilt und die Lehrer permanentem politischem Druck durch Ministerien ausgesetzt sind, tritt schnell Motivationsmangel ein. Vor allem aber müssten die Lehrer im Schulbetrieb unpolitisch und neutral sein. Und da fängt das Problem an.,