Kevin Kühnert
„In irgend so ’nem Siebengeschosser gelebt“: Kevin Kühnert / dpa

SPD-Generalsekretär - Kevin Kühnerts nachträglicher Abstieg ins Prekariat

Bei vielen Politikern gehört es zum guten Ton, ihre Herkunft bescheidener darzustellen, als sie tatsächlich war. Das lässt den eigenen Aufstieg in umso strahlenderem Licht erscheinen. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat schon vier Jahre nach seinem Auftauchen auf der bundespolitischen Bühne seine Eltern gewechselt. Aus gut situierten Beamten wurden darbende Studenten.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Kevin Kühnert, der Kurzzeit-Parteirebell, hat eine Blitzkarriere hinter sich: mit 28 Juso-Vorsitzender, mit 30 stellvertretender Parteivorsitzender, mit 32 Bundestagsabgeordneter und Generalsekretär. Bei einem solchen politischen Aufstieg blieb natürlich keine Zeit, um ein Studium zu beenden oder eine Berufsausbildung anzufangen, geschweige denn abzuschließen. Dreieinhalb Jahre in einem Call-Center sind die einzige Begegnung des jungen Sozialisten mit der real existierenden Arbeitswelt.

Gleichwohl steht Kühnert finanziell heute besser da als Gleichaltrige, die brav studiert und vielleicht sogar promoviert haben und seitdem versuchen, sich in einem Unternehmen oder einer Kanzlei nach oben zu arbeiten. Der Jung-Parlamentarier bekommt monatlich mehr als 10.000 Euro an Diäten. Dazu kommt eine steuerfreie (!) Aufwandspauschale von 4600 Euro im Monat. Da die Position des Generalsekretärs kein Ehrenamt ist, wird er von der Partei zusätzlich einen vierstelligen Betrag bekommen. Kurzum: Kühnert dürfte es im Monat auf gut 20.000 bis 25.000 Euro bringen, macht im Jahr 240.000 bis 300.000. Damit spielt er gehaltsmäßig in der deutschen Champions League unter den oberen drei Prozent der Einkommensbezieher mit.

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Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 18. Februar 2022 - 11:18

Ich finde, dass Leute solch gehobenen öffentlichen interesses dadurch müssen, von Herrn Müller-Vogg und anderen unter die Lupe genommen zu werden.
Debatte und Respekt.

Fritz Elvers | Fr., 18. Februar 2022 - 15:15

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

aber was genau will M-V uns jetzt eigentlich sagen?
Außer, dass hier die üblichen Eimer Jauche über die linke Zielperson gegossen werden, nichts Neues.

Ich vermute einfach, dass Herr M.-V. kein "pretending to be" mag, kein politisches Operieren mit dann eben ideologischen Versatzstücken.
Der Punkt könnte nur sein, dass Herr K.K. sich dennoch ganz gut selbst, incl. Eltern, einordnet.
Ich war doch ein bisschen erstaunt, dass in Westberlin evtl. etwas andere Richtlinien galten, als im Rest der Republik, vielleicht auch in der DDR?
Zu verstehen evtl. auf dem Hintergrund, Westberlin und damit seine Bevölkerung zu erhalten.
Es ist aber ohnehin schwierig, jemanden aus seinen Eltern heraus zu verstehen.
Man schelte mich naiv, aber ich lasse Leute ersteinmal auf mich wirken, was bei mir zu einem Misstrauen gegenüber Frau Merkel führte, nicht aber jetzt in Bezug auf Kevin Kühnert.
Der schien mir so ziemlich authentisch in seinen Ansichten, in seinem Gehabe.
Die SPD war noch nie eine wirkliche Klassenkampfpartei, sonst hätte ich mich da nicht eingefunden, sondern eine linke Gesellschaftspartei mit dem Potenzial zur Volkspartei.
Da passt Kühnert

Christopher Jahn | Fr., 18. Februar 2022 - 12:08

Das grundsätzliche Problem scheint mir hier, dass die Entlohnung der Bundestagesabgeordeten eine fragwürdige Höhe erreicht hat. 10.000 Euro Diäten und fast 5000 Euro steuerfreie Aufwandspauschale sind auch für den durchaus stressigen Beruf eines MdB reichlich viel, besonders natürlich dann, wenn es um passive Hinterbänkler geht, die primär Zeit absitzen und einfach einer Fraktionsdisziplin hinterherschwimmen.

Das ist pervers, wenn man bedenkt, dass Rentner eine Nullrunde (aus Spargründen wegen Corona) hinnehmen mussten. Der inflationsartige Anstieg der Preise (ob Energie oder Lebensmittel und Miete) wird so manchen Rentner an die Grenze seiner Möglichkeiten bringen. Alternative? Flaschensammeln! Ich wüsste eine Bessere: Flüchtlingsstrom abschneiden und alle, die ohne Flucht-Gründe nur aus unseren Sozialkassen schöpfen wollen, endlich sofort verabschieden. Aber das passt Frau Ministerin Nancy Faeser (SPD) nicht, denn sie hat andere Pläne? Meine Meinung/meine Frage dazu: will sie Deutschland destabilisieren, damit endlich der Reale Sozialismus in Gesamtdeutschland wieder eingeführt werden kann?! Oder was sollen die offenen Scheunentore für jeder Art von Zuwanderung?

Wie viele dieser (gut bezahlten?) Abgeordneten hätten auch ein Interesse an diesem Job in der "Provinzhauptstadt" Bonn? Ist es da im hippen Berlin nicht viel schöner?

Christa Wallau | Fr., 18. Februar 2022 - 12:10

fast so schwer zu ertragen wie Claudia Roth.

So wie die Grüne in ihrer exaltierten, gefühlsduseligen Beschränktheit meine Nerven und meinen Geist strapaziert, gelingt dies Kühnert mit seiner arroganten, aufgesetzten Intellektualität eines Linken in der Art von Jürgen Trittin.

Ich spreche beiden - Roth und Kühnert - die Eignung für ein Amt in unserem höchsten Staatsgremium ab, aus welchem Elternhaus auch immer sie kommen mögen.

Allerdings sind sie leider Gottes nicht die Einzigen, die nicht in den Bundestag gehören, sondern es tummeln sich dort - verstärkt seit der letzten Wahl - Unzählige ihres
"Kalibers"!

...werte Frau Wallau.
Parteien die solchen "Spitzenpersonal" wie Roth und Kevin hat, ist für mich unwählbar geworden.
Es gibt eine Alternative.
Schönes Wochenende.

Da fehlt nach eine ohne Abschluss aber mit abgebrochenen Theologiestudium
auf gleicher Stufe wie die beiden von Ihnen genannten, Frau Wallau.
richtig KGE spielt in der gleichen Kreisklasse als Stürmer*in mit.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Alexander Brand | Fr., 18. Februar 2022 - 12:17

die restlichen linken Genossen. Es geht ihm wie den anderen nicht um das Wohl der Armen, der Unterdrückten, des Klimas oder sonstwas, es geht ihm ausschließlich um Macht und das eigene Wohl!

Er sitzt in einem Topf mit den anderen Jungsternen am linken Taugenichtsehimmel, Ricarda Lang, Luisa Neubauer und wie sie sonst noch heißen.

Es wird geschönt, gelogen, verschwiegen, verharmlost was das Zeug hergibt, Hauptsache man erreicht für sich und sein Überego das absolute Maximum bei minimaler Eigenleistung.

Es ist eine Schande, daß solche Menschen in diesem Land den Ton angeben dürfen und es ist ein absolutes Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.

Eines ist allerdings gewiß, der Zahltag kommt bald und die Quittung wird horrend sein!

Karl-Heinz Weiß | Fr., 18. Februar 2022 - 12:28

Ohne Framing wäre er vom Callcenter nicht in den Leitungskreis der SPD gekommen. Sein Verhalten ist deshalb folgerichtig, und seinen Eltern bleibt immer noch Zeit zum Fremdschämen.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 18. Februar 2022 - 12:44

Schön, dass wir mal darüber gelesen haben. Nur ändern wird das nichts. Seine etwas uminterpretierter Lebenslauf und ist für mich nichts Gravierendes, da sind einige Herrschaften seiner Partei doch wesentlich heftiger unterwegs gewesen. Ich erinnere nur an Frau Giffey. Es gehört doch schon fast zu einem Leistungsmerkmal, Biografien zu erfinden oder zu verschönern oder eben ideologisch anzupassen. Für jungen bildungsferne Menschen ist das doch geradezu ein "Vorbild". Man kann nichts, man taugt nichts, man geht in die Politik und zeigt den Leistungsträgern der Gesellschaft mal den Stinkefinger. Und damit man ihn nicht riecht, kreiert man sich eine Biografie, dem Wähler signalisieren soll, er sei einer aus dem Volk der Malocher. Außer zu N2 hört man von ihm was? Richtig. Die große Klappe scheint verhakt zu sein. Er befürwortet "plötzlich" N2 und will das Thema eigentlich nicht mehr weiter beackern. Ich warte mal ab, die Lagerkämpfe werden kommen und da wird es sich seine Gesinnung zeigen.

Tomas Poth | Fr., 18. Februar 2022 - 12:51

Wie heißt es doch so schön:
Ironie ist, wenn Berufspolitiker ohne Berufsabschluß einen Fachkräftemangel beklagen!

Alles fummelt am eigenen Lebenslauf, um sich einen besonderen Schein zu geben. Offensichtlich eine rotgrüne Seuche?!
Aber wenn man sein Geschlecht nach Wunsch bestimmen kann, warum nicht auch die Herkunft nach Bedürfnis schneidern. Die Realität wäre zu banal, das Märchen ist die neue Realität.
Herzliche Grüße an alle Einhörner bei den RotGrünen!

Karla Vetter | Fr., 18. Februar 2022 - 18:54

Antwort auf von Tomas Poth

Kevin. Wie heißt es so schön, kein Name sondern eine Diagnose. Nun kann er natürlich nichts für seinen Namen. Für sein Verhalten aber sehr wohl.

Günter Johannsen | Fr., 18. Februar 2022 - 15:54

Wer hat es schon nötig, seine Herkunft zu frisieren, um Karriere zu machen ... ?
Auch das ist mir aus DDR-Zeiten bekannt. Und ich sage das wohlwissend, dass gleich wieder ein gewisser Herr Anwalt der Geschassten SED-Funktionäre aufheulen wird!
"Söhne und Töchter der Arbeiterklasse wurden bevorzugt zum Studium zugelassen, während Christen mit Einser-Abitur nicht zum Medizinstudium zugelassen wurden. Das betraf auch einen meiner guten Freunde, der "Republikflucht" in den Westen begehen musste, um Medizin studieren zu können! Auf Republikflucht (pervers schon diese Bezeichnung!) stand 3 - 4 Jahre Haftstrafe bzw. Zuchthaus. Für manche Freiheitssuchende gab es leider die Todesstrafe durch einen Fangschuss! Wer seine Vergangenheit frisieren muss, ist ein armer Tropf.

Tonicek Schwamberger | Fr., 18. Februar 2022 - 15:54

. . . wieder einmal haben Sie es mit einem Ihrer treffsicheren Artikel geschafft, mir den Einstieg in's Wochenende zu versüßen - vielen Dank dafür.- Zur Kause K. Kühnert sage ich mal nix, es ist mir die Sache nicht wert, und, ja, am Einkommen von mehr als 20.000 € monatlich kann man sehen, in welch einem kranken System die Bundesrepublik angekommen ist.-
Ich dachte immer, die Einkommen der Fußballprofis sind irreparabel zugeschnitten - jetzt weiß ich, daß es das auch in anderen Kreisen gibt.
Traurige Grüße, verbunden mit dem Wunsch für ein schönes Wochenende . . .

Walter Bühler | Fr., 18. Februar 2022 - 16:25

... es ist vielleicht doch ein bisschen kleinlich, wenn ein Freund der CDU einem jungen Menschen wirtschaftlichen Erfolg vorwirft.

Kühnert kann nichts dafür, dass deutsche Abgeordnete im Geld förmlich ersaufen, ohne dafür besondere Leistungen erbringen zu müssen. Für diesen Übelstand haben zuvor andere gesorgt, nicht zuletzt die CDU/CSU. Kühnert ergreift einfach nur eine Gelegenheit, die ihm andere bieten.

Ach, die Biographie ein wenig in (vermeintlich) günstigeres Licht rücken - wer macht es nicht?

Ich finde es schon mal ganz gut, dass er keinen Titel-Schwindel betrieben hat, und dass er nicht wie Laschet mit akademischen Posten Fußball gespielt hat.

Entscheidend wird sein, ob der junge Mann es schaffen wird, sich aus den Abhängigkeiten und Verbindlichkeiten seiner Netzwerke zu befreien, obwohl er diesen seine schnelle Karriere verdankt.

Wenn es ihm gelingt, für unser Land ALS GANZES etwas gutes zu schaffen, dann bin ich bereit, ihn & seine Biographie zu akzeptieren.

helmut armbruster | So., 20. Februar 2022 - 08:11

der das sagte kam aus einem Wiener Armenhaus und auch sein Vater war als österreichischer Zolloffizial Beamter.
Mir graut vor solchen Leuten immer dann, wenn sie eine steile politische Karriere machen und sonst aber nichts vorweisen können