- „Wir waren seine Rettung”
Er kam an ihre Schule, nachdem er zweimal sitzen geblieben war. Christel Braun, 88, war Peer Steinbrücks Lehrerin in Politik und Englisch an der Handelsschule am Lämmermarkt in Hamburg. 1968 schaffte der SPD-Kandidat dort den Abschluss
„Steinbrück kam damals nach einer katastrophalen Unter- und Mittelstufe, für die er fünf oder sechs Jahre gebraucht hatte, zu uns auf das Wirtschaftsgymnasium. Wir waren angeblich die leichtere Schule, die Hälfte der Schüler waren vorher schlechte Gymnasiasten, die andere waren fleißige Realschüler. Bei uns wagten sie alle einen Neuanfang. Steinbrück hat sich das erst einmal angeguckt.
In Englisch war er nicht so erfolgreich. Aber heute zeigt er ja in vielen finanzpolitischen Auseinandersetzungen, dass er das inzwischen kann. Reden konnte er damals tatsächlich schon gut. Das hat die Klasse teils beeindruckt, teils fanden sie ihn auch arrogant. Im Politikunterricht sollte sich jeder Schüler ein Printmedium heraussuchen und das besprechen. Steinbrück hat sich die Bild-Zeitung ausgesucht und sie ätzend kommentiert, wir haben also schon damals seine schrägen Bemerkungen erlebt. Ich habe im Unterricht damals auch Iring Fetschers Buch über Marx eingeführt. Steinbrück fand das im Gegensatz zu anderen Schülern gut, glaube ich. Natürlich ist Steinbrück auch aufbrausend. Aber in der Schule hat er keine Schwierigkeiten gemacht. Erst hinterher habe ich erfahren, dass unsere Schule für ihn die Rettung war.
Wir sind in Kontakt. Er schickte mir einen Brief und sagte, seine Frau würde heute einen ganz ähnlichen Unterricht machen wie ich damals. Das finde ich witzig,
denn er kennt den Unterricht seiner Frau doch gar nicht. Sie setzt sich aber jedenfalls in der Ehe ordentlich durch, das erzählt er ja auch. Ich schicke ihm gerade ein Fontane-Gedicht.
Was jetzt aus ihm geworden ist, ist mir eine große Befriedigung. Ich würde auch sagen, er ist ein guter Kanzlerkandidat. Wie gut er allerdings ein Kabinett leiten kann, ist die zweite Frage. Denn die Erfahrung in Nordrhein-Westfalen haben die Grünen noch nicht vergessen.”
Aufgezeichnet von Constantin Magnis.
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Zu der Zeit, als das Foto entstand, habe ich selbst am GUB unterrichtet. Die Schüler und ihr Lehrer (ganz links, oben bzw. Mitte), Herr Bente, sind mir noch gut in Erinnerung. Bei dem mit Kreis markierten Schüler handelt es sich jedoch nicht um Peer Steinbrück, sondern um dessen jüngeren Bruder Birger. Das musste einmal klargestellt werden.