Deutschland ist ein Land der Mieter, aber stimmt der Mythos vom armen Deutschland? / dpa

Vermögen in der EU - Armes Deutschland!

Mitten in der Corona-Krise macht eine alte Erzählung aus der Eurokrise die Runde. Sie handelt von reichen Italienern und armen Deutschen. Was daran stimmt und warum das zum Problem wird.

Bastian Brauns

Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

So erreichen Sie Bastian Brauns:

Mitten in der Eurokrise sei es gewesen, so will sich heute ein guter alter Bekannter des damaligen deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble erinnern: Während der schlimmsten Auseinandersetzungen zwischen der griechischen und der deutschen Regierung habe ihm ein offizieller Vertreter Deutschlands versucht auszureden, auf einem Schuldenerlass für Griechenland zu beharren. „Er tat das mit dem Argument, dass Deutschland zwar reich sein mag, aber eine Mehrheit der Bevölkerung arm sei. In diesem letzten Punkt hatte er recht.“

Der Name des guten alten Bekannten ist Yanis Varoufakis, und mitten in der Corona-Krise, die in seinem Land bislang zu bemerkenswert wenigen Todesopfern geführt hat, scheint der einstige griechische Finanzminister sein Mitleid für die armen Deutschen zu entdecken.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Mehr lesen über

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Bernd Muhlack | Mi., 2. September 2020 - 16:24

sondern nur ein Hinweis!

Bei der Überschrift oberhalb des dritten Absatzes fehlt wohl das Wort "Teil/Mitglied".

"Sind die Deutschen ... einer Schuldenunion?"

So und jetzt lese ich diesen umfangreichen Artikel - bis später!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 2. September 2020 - 17:01

Kommentarbereich des standard-online.at, dass das private Vermögen in Deutschland wohl nicht die Rentenanwartschaften mitzählt?
Es sollte doch wohl Ökonomen möglich sein, alle Faktoren mitzubedenken.
Übrigens sollten spätestens mit diesen gemeinsamen Anleihen ALLE Reparationsforderungen zum 2.Weltkrieg vom Tisch sein.

auch wenn die Kanzlerin und auch eine Frau Siems von Weltonline dies so sehen. Zum einen haben die Menschen dafür ihr Arbeitsleben lang eingezahlt und zweitens sind diese "Ansprüche" nicht vererbbar – Immobilien- oder Geldvermögen schon.

Wenn man die Rentenansprüche beim privaten Vermögen anrechnet, muss man auch beachten, dass dies Forderungen gegenüber dem Staat eher der Rentenkasse sind. Das Vermögen des Bürgers steigt zwar, dafür muss dann aber diese Zahlungsverpflichtung der Rentenkasse bei den Staatsschulden beachtet werden.
Dann sind wir auch nicht mehr bei 62 % des BIPs sondern eher bei über 130 % bis 170 % des BIPs.

Arbeits/zeit, in der das erweiterte Vermögen erwirtschaftet werden kann.
Wer in Deutschland mit 55 Jahren in Rente ginge, bekäme durchschnittlich wieviel ausbezahlt?
Ich hoffe, dass es viele Gesichtspunkte gibt, die man aufeinander beziehen sollte.
Sowenig ich des Öfteren mit dem Forum übereinstimme, aber immerhin manchmal, mit Frau Merkel hoffentlich nur aus Versehen.
Frau Siems ist schon eine andere Qualität.

Von Rentenansprüchen hat der wo einzahlt mehr oder weniger was davon, die Kinder schon nicht mehr. Ich erbte z.B. ein älteres Haus und baute ein neues größeres, das ist in etwa heute dreimal soviel Wert und ich muss auch noch sparen und abbezahlen. Mein Sohn wird das dann mal erben und wird damit mal weit über dem Medianvermögen liegen. Hat man nur eine Mietwohnung und nur Rentenansprüche starten die Nachkommen von Null.

Holger Jürges | Mi., 2. September 2020 - 17:19

Wie wird die Entwicklung Deuschlands in 10 Jahren gediehen sein?:
- Wird der gebeugte Rücken der Bürger die überbordende Steuer-und Abgabenlast noch tragen können ?
- In welche Höhen schnellt der Prozentsatz der "Flaschensammler" im Rentenalter ?
- Wird eine Muslim-Partei die 20 Prozent-Grenze überstiegen haben ?
- Wie hoch beläuft sich die EU-Steuerquote für die Bürger ?
- Wieviel islamischen Gebetsräume pro Schule werden verpflichtend eingerichtet ?
- Wird Mitleid das stärkste Gefühl der anderen Europäer für die Deutschen sein - oder Häme ?
usw. usw.
...ein Land in dem wir gut und gerne leben.

Man könnte noch viele weitere Fragen hinzufügen, z. B.
- Wie werden unsere Städte aussehen?
- Wird Türkisch als zweite Amtssprache eingeführt sein?
- Darf der Ruf des Muezzins von den überall gebauten Moscheen laut erschallen?

Was übrigens Ihre Frage anbetrifft, ob die Deutschen von den anderen Europäern
Mitleid oder Häme erfahren, so bin ich mir - nach vielen Gesprächen mit Bekannten im Ausland - absolut sicher, daß unsere Nachbarn in Europa ein eindeutiges Urteil
über uns Deutsche fällen werden: Selber schuld!

Und sie haben recht damit.

Wie sollen bei 95% Nichtmuslimen in der Wählerschaft die 20% für eine "Muslim-Partei" herkommen? Zumal Muslime wie die kurdischen Aleviten nicht sunnitisch gestrickt sind.

Den Rest der Fragenm kann man, glaube ich, getrost ebenso vergessen. Also, keine Sorge.

helmut armbruster | Mi., 2. September 2020 - 17:56

einzige Ausnahme war die Nazi Zeit.
Wir können nichts tun, es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass die Deutschen zahlen.
Wir sollten uns trotzdem nicht ärgern. Schließlich haben wir 2 Weltkriege geführt und krachend verloren. Und dafür hat D bezahlt und zahlt vermutlich immer noch.
Z,B bezahlte die BRD am 1.10.2010 die letzte Rate aus dem Versailler Vertrag.
Wir sollten froh sein, dass es uns überhaupt noch gibt und dass wir es trotz allem zu Wohlstand gebracht haben, auch wenn wir ein geringeres Medianvermögen und wesentlich weniger Wohnungseigentum haben als die Bewohner anderer EU Staaten.
Das Vae victis hat uns zwar getroffen - und wer weiß wie reich D heute wäre ohne diese beiden Kriege - aber wir leben doch in Wohlstand und können es uns leisten Jahr für Jahr in der ganzen Welt Urlaub zu machen.

Hans Jürgen Wienroth | Mi., 2. September 2020 - 19:39

Wir werden wohl nie erfahren, wie viel Geld uns Corona kostet. Dafür hat unsere Regierung in der Flüchtlingskrise zu gut gelernt, die Kosten auf viele Kassen zu verteilen. Welcher Politiker lässt sich schon freiwillig kontrollieren?
Unsere Regierung wird mit unserem Geld gut umgehen und der Wirtschaft wieder auf die Beine helfen. So wurde bei uns die E-Auto Prämie um 3000€ / Auto erhöht, obwohl kaum zusätzliche Autos deutscher Produktion geliefert werden können. Dafür sind Autos u. a. aus Japan und Korea verfügbar. Macron hat, nach Billigung der deutschen „Kurzarbeiterhilfe“ (500 Mrd.) seinen Autofirmen Geld als Soforthilfe gegeben, das bleibt im Land. Diese Mrd. sind inzwischen verplant, erscheinen in keiner Aufzählung mehr.
Dass eine Blasenbildung (durch die EZB gefördert) an der Börse oder im Wohnungsmarkt zu höherer Ungleichverteilung führt, ist klar. Was bleibt davon, wenn die Blase platzt? Eine Vermögenssteuer für Unternehmer führt wg. des geringen Wachstums zum Staatsbetrieb.

Ernst-Günther Konrad | Do., 3. September 2020 - 08:53

Wer soll denn da noch durchblicken? Gewollte Verwirrung und je nach politischem Standpunkt wohlfeile Zahlenauslegung, egal bei wem. Warum soll Meuthen also trotz fachlicher Expertise es nicht genau so machen, wie es alle anderen machen.
Entscheidend für mich, das mögen andere anders sehen, ob ein in DE tätiger deutscher Arbeitnehmer in der Lage ist, mit seinem Einkommen eine Familie zu ernähren, sich auf Sicht in vernünftiger Weise, wenn gewollt Wohneigentum zu schaffen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben und sicher hier leben zu können. Ich halte gar nichts davon, Italiener, Griechen und andere mit uns zu vergleichen und letztlich eine "Reichtums Debatte" zu führen. Wichtiger ist, wer zahlt welche Steuern? Ist die Höhe gerecht? Was passiert mit dem Geld? Erst finanzielle Sicherung im eigenen Land, bevor man anderen hilft. Keine Ausgaben, für das man das Geld nicht in Händen hält. Schulden zu machen, die noch nicht geborene Generationen zu tilgen haben, sind widerlich und pervers.

gabriele bondzio | Do., 3. September 2020 - 09:22

Ja, Yanis Varoufakis ist mir in einer Art auch zu sehr links, aber er hat doch einen starken Kampfgeist für sein Land. Durchaus ein Sympathiepunkt, wenn ich seine Anliegen auch nicht alle teile, weil sie meinen widersprechen. Und sichtbare Intelligenz besitzt er auch.
Ich teile jedoch die Ansicht, das deutsche Arbeitnehmer dauernde Zahlmeister einer Schuldenunion werden und dies wird ja nun schon einige Jahre praktiziert.
Der logische Schluss ergibt sich aus : „Wer kommt sonst in Frage in Europa?“ Wo in vielen Staaten der Pleitegeier lauert. Und bei uns gewiss auch schon seine Kreise zieht. Und bitte nicht wider, den Export vor das Loch schieben, einfach die Target-Salden betrachten!

Charlotte Basler | Do., 3. September 2020 - 10:58

Vielen Dank Herr Brauns, fúr diesen interessanten und sehr informativen Artikel. Was die Vergleichbarkeit betrifft, so sollte man nicht Einkünfte und Wohnungsausstattung (Größe, Bad usw.) vergleichen, wenn man nicht die Lebensverhältnisse ebenfalls einbezieht. Auch ist in einem preiswerteren Land das Geldvermögen hôher zu werten, weil der Euro dort mehr wert ist. Median bedeutet auch, dass Ausreißer nach oben (zB der Oligarch) und unten nicht mit einbezogen sind.

Norbert Heyer | Do., 3. September 2020 - 14:07

Wir haben den 1. Weltkrieg mit verursacht, waren am Ende die Verlierer. Der 2. Weltkrieg geht voll auf unsere Kappe, war er aber doch aufgrund der horrenden Reparationsleistungen für den 1. WK nur dessen Fortsetzung. Wer zwei WK nacheinander verliert, ist anschließend der Depp, der alles bezahlen muss. Aus diesem historischem Hintergrund ist unsere heutige Situation erklärbar. Wir sind die gemolkene Kuh der EU, die sämtliche finanziellen Differenzen übernimmt, die ihre Exporte großzügig vorfinanziert (Targetkonten), jetzt auch noch not leidende Mittelmeerstaaten mit geschenkten Geldern unterstützt, den EU-Beitrag von GB übernimmt, wohl auch die gewährten Rabatte für die „geizigen Vier“ausgleicht - habe ich noch etwas vergessen? So ein gutmütiger Partner ist beliebt, wegen seiner grenzenlosen Dummheit. Aber wenn „unsere Freunde“ die Schraubzwinge zu sehr anziehen, kann auch uns die Luft ausgehen, zumal wir noch andere gewaltige Kostenfaktoren langfristig bedienen müssen bis zum Knall.

Heidemarie Heim | Fr., 4. September 2020 - 14:39

Zunächst vielen Dank Herr Brauns! Ihr Bestreben trockenes Zahlen-Statistik-Gewerk mit dem Emotionalen und den Beteiligungen/Faktoren aus Politik, Wirtschaft usw. für uns sozusagen einmal "aufzubereiten" ist aller Ehren wert;). Denn oft habe ich wie z.B. auch beim unübersichtlichen Thema Globalisierung ein Gefühl der Unzulänglichkeit und scheue deshalb die Teilnahme an Diskussion bei m.E. essentiellen Themen. Viel mehr als "Bauchgefühl" ,die Beobachtung meiner näheren Umgebung, der Politik und eigene Erfahrungen kann ich daher leider nicht beitragen.
Daher ist es wohltuend Überlegungen zu solchen Beiträgen wie dem Ihrigen anstellen zu können, wo auch erwähnt wird, dass hinter jeder Zahl und jedem Fakt ein einzelner Mensch oder auch infolge eine ganze Gesellschaft steht, die ausbalanciert werden muss, da sich deren Status ständig und schnell zum Negativen hin verändern kann.
Check & Balance sind m.E. die Hauptzutaten, nicht
ideologisch aufbereitete Nebelkerzen vonseiten Weniger. MfG