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Frankfurter Buchmesse - Endlich wieder Lesen!

Auch in diesem Jahr ist die Frankfurter Buchmesse die größte der Welt. Mit unserem Dossier zur Messe bleiben auch Sie auf dem neuesten Stand der Lesekultur. Die spannendsten Buchbesprechungen, Kritiken und Rezensionen

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

So erreichen Sie Alexander Kissler:

Noch bis Sonntag treffen sich Bücher und Büchermenschen in Frankfurt am Main. Die größte Buchmesse der Welt führt über 7000 Aussteller aus rund 100 Ländern und voraussichtlich knapp 300.000 Besucher zusammen. Angesichts eines derart weitgespannten Programms von Trends zu sprechen, ist fast schon tollkühn. Reise- und Kochbücher sind ebenso vertreten wie Comics, Ratgeber und erotische Literatur. Die frisch gekürte Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk reist an, der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, setzt seine Fehde aus der Ferne mit Nobelpreisträger Peter Handke fort, Ehrengast Norwegen glänzt mit zahlreichen Erfolgsschriftstellern, etwa Erik Fosnes Hansen oder Jostein Gaarder.

Aus dem Meer der Neuerscheinungen ragen einige Bücher heraus, über die Literaturen, das literarische Ressort von Cicero, in einem eigenen Dossier berichtet.

Eine Menge guter Bücher

Ein stilles und in seiner Stille herausragendes Buch stammt von dem irischen Schriftsteller Mike McCormack. Es heißt „Ein ungewöhnlicher Roman über einen gewöhnlichen Mann“ (Steidl Verlag) und zeigt die Gedankenwelt eines Ingenieurs in der Midlife-Crisis derart plastisch, präzise und poetisch, dass man sehr viel über den Zustand unserer westlichen Welt erfährt.

Steffen Kopetzky schildert in seinem für den Bayerischen Buchpreis nominierten Roman „Propaganda“ (Rowohlt Berlin) packend ein vergessenes Kapitel aus der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, während die amerikanische Autorin Shobha Rao in „Mädchen brennen besser“ (Elster Verlag) eindrucksvoll das Schicksal zweier Frauen zwischen Indien und den USA nachzeichnet.

Bei den Sachbüchern brilliert Gilles Kepel mit einer fundierten Analyse der „Krisen in Nordafrika und im Nahen Osten“ unter dem Titel „Chaos“ (Verlag Antje Kunstmann). Ebenso kenntnisreich erinnert der österreichische Journalist Ewald König aus eigener Perspektive an die letzten Wochen einer verschwundenen Republik: „Die DDR und der Rest der Welt. Außenbeziehungen zur Wendezeit“ (Mitteldeutscher Verlag). Und das ist längst nicht alles.
 

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Klaus Funke | Fr., 18. Oktober 2019 - 11:39

Ich habe schon auf Äußerungen von CICERO zur Buchmesse gewartet. Nun kam sie, aber viel zu kurz. Zum einseitigen "Streit" Stanisic vs. Handke muss ich was sagen: Wenn ein Schriftsteller als Preisträger einen Berufskollegen, der ebenfalls Preisträger ist, kritisiert und ihm die Rechtmäßigkeit des Preises, aus welchen Gründen auch immer, abspricht. So hat das ein Geschmäckle. Ist er neidisch? Fakt ist, der Nobelpreis, wiewohl auch immer mit politischem Background, ist ein literarischer Preis. Der deutsche Buchpreis war schon immer eher ein politischer Preis. Mir scheint, man wollte Peter Handke, der, weil er serbische Wurzeln hat und deshalb seinem geschundenen und verpönten Volk die Treue hielt, einen Vertreter der von Serbien bekriegten Bosnier gegenüberstellen. Denn literarisch überragt Handke den Stanisic wie eine Marmorskulptur einen Gartenzwerg. Für mich ist Stanisic, was den Buchpreis betrifft, eine literarische Zangengeburt. Indes nun ein Fressen für die Presse...

..gingen leider in den Kriegen auf dem Balker die überwiegenden Aggressionen aus. Ich nehme an, Sie haben noch nie etwas von Srebenica gehört, wo 8000 Menschen von verbündeten Serben und serbisch-stämmigen Bosniern massakiert wurden.
Handkes Grabrede auf den Kriegsverbrecher Milosevic ist eine einzige Schande.

Gut, möglicherweise gehören Sie ja zu den Menschen, die im "politischen Westen" sowieso grundsätzlich die Schuldigen sehen.

Bewertet man die Person Handke, hätte er niemals ausgezeichnet werden - sieht man sich davon unabhängig sein literarisches Werk an, kann man natürlich streiten.

Mit Srebrenica, weiteren Kriegsverbrechen der Serben haben Sie vollkommen Recht! Ich erinnere sehr gut diese Bilder der Männer hinter Stacheldraht, diese traurigen Augen ob der Gewissheit, was sie erwartet!
Davor stand die UN-Blauhelmtruppe, Niederländer. Nein, sie durften nicht militärisch einschreiten, waren zum Zuschauen verdammt.
General Mladic höchstpersönlich vor Ort; grinsend seine Omnipotenz auskostend.
Und dann fuhren die LKWs vor; der Rest ist bekannt!
Ja Herr Lenz, die serbische Regierung, Armeeführung war erbarmungslos und grausam. Jedoch sind das Tatbestände eines jeden Krieges, nicht wahr?
Ich lese sehr viel, nenne mehrere gut bestückte Regale mein eigen.
Romane? Fast nur Sachbücher; nach Themen (nicht Autoren) geordnet.
"Balkankriege?"
"Die Geister des Balkan"/Robert Kaplan sowie Scholl-Latour: "Im Fadenkreuz der Mächte"
"Lesen bildet" sagt man, liest man --- "Huch ein Buch!"
Eines noch: 1389, Kosovo Polje. Die Schlacht auf dem Amselfeld.
You surely know!

Von Stanišić kenne ich nur das "Grammophon". Fand ich persönlich sehr sperrig. Von Handke habe ich noch nichts gelesen. Sein literarisches Werk und die Preisverleihung kann ich daher nicht beurteilen - das überlasse ich Experten wie Ihnen, die Ihre Kritik literaturwissenschaftlich fundiert formulieren: "Kläffer, Gartenzwerg, Kitsch, warum schreibt er nicht auf bosnisch?". Ich stimme Ihnen aber dahingehend zu, dass künstlerisches Schaffen grundsätzlich unabhängig vom politischen Standpunkt des Autors bewertet werden sollte. Nebenbei bemerkt: Handkes Vater war Deutscher, seine Mutter Slowenin. "Serbische Wurzeln": Fehlanzeige. Wollen Sie das Forum vielleicht dennoch mit Ihren Einsichten über die "wahren Ursachen" des Jugoslawien-Konflikts erleuchten?

Klaus Funke | Fr., 18. Oktober 2019 - 11:43

Da findet man jetzt "Dreck" an Handkes Schuhen. Er soll... er habe... oh, der böse Bube malträdierte seine Freundin. Und auch einen Preisträger fand man (offenbar gezielt wegen Handke ausgewählt: Ein Serbenfreund gegen einen Bosnier!!), der mit "Dreck" werfen kann... wie erbärmlich ist das alles. Die wahren Ursachen des schmutzigen Jugoslawienkrieges werden verschwiegen. Der Westen lebt noch heute von diesen Lügen. Wenn Putin damals schon an der Macht gewesen wäre, wäre dieser Krieg anders ausgegangen. Handke, der serbische Wurzeln hat, bezog Position. Welcher große Autor tut das heute noch? Im Übrigen geht es um Literatur. Haben das die Kläffer völlig vergessen? Lebte Thomas Bernhard noch, würde er seinem Landsmann beigesprungen sein. Wortgewaltig. Stanisic ist bloß ein Stichwortgeber in diesem Streit. Literarisch ohne nennenswerte Wirkung. Ein Kitschschreiber. Handke habe ihm seinen Preis vermiest. Tolle Botschaft eines Bosniers, der hier in Deutschland gut lebt...

Klaus Funke | Fr., 18. Oktober 2019 - 11:45

Warum schreibt Stanisic nicht auf Bosnisch, wenn es ihm um seine Heimat geht? Gut, dieser deutsche Buchpreis war noch nie sonderlich literarisch, sondern immer politisch tendenziell eingefärbt. Gerade wie die Stimmung war. Man muss ihn literarisch nicht ernst nehmen. Ebenso wie die Jury... Schwamm drüber. Peter Handke hat den Nobelpreis. Und das ist gut so!

Alexander Kisslers Artikel "an das Buch" erfreutmich sehr.
Aber, jetzt kommt mein aber, fehlt mir der Wert der Bücher im Allgemeinen. Mich freut es zu erfahren, daß eine Renaissance des gebundenen, oder überhaupt des Buches, festzustellen ist. Das Lesen eines, in der Hand gehaltenen Buches, kann oft Balsam sein. Das zu entdecken bedeutete für mich einmal, längere Zeit Zugang zum Inhalt, Zugang zum Verfasser (Oscar Wilde) zu finden. Für dessen Buch benötigte ich circa 8 Jahre, dieses lesen zu können. Diese Vertiefung reichte weit über die ge-druckte Seite hinaus. Ohne Übertragung sage ich, daß das Lesen und Schreiben von Büchern meine menschliche Wahrnehmung des Lebens verschärft hat.

"Die Virtuosität, mit der er es den neuen Literaten gelingt, Geschmack, Geruch oder Klänge in nichts anderes als Worte zu fassen, erfordert eine schärfere Beobach-tungsgabe und eine ganz bewußte Wahrnehmung von Sinneseindrücken, welche wiederum an den Leser weitergegeben wird", so Einstein.

reichte weit, daß das Lesen und Schreiben von Büchern meine Wahrnehmung des Le-bens verschärft hat.

"Die Virtuosität, mit der es den neuen Literaten gelingt, Geschmack, Geruch oder Klänge in nichts anderes als Worte zu fassen, erfordert eine schärfere Beobachtungsgabe und eine ganz bewußte Wahrnehmung von Sinneseindrücken, welche wiederum an den Leser weitergegeben wird".
So Albert Einstein.

Alexander Kissler schreibt über "Ein stilles und in seiner Stille herausragende Buch" stammt von dem irischen Schriftsteller Mike McCormack.

Kisslers Hinweis macht Geschmack auf mehr. Bald halte ich es in meinen Händen.

Das schrille und opportunistische Gebaren der "Kulturschaffenden" in Deutschland hat mich in den letzten Jahren dermaßen abgeschreckt und angewidert, dass mir - zumindest was zeitgenössische deutsche Literatur anbelangt - eine "Hommage an das Buch" völlig absurd erscheint, und mich der Rummel um die Frankfurter Buchmesse regelrecht abstößt. Bis auf wenige Ausnahmen haben sich die in den Gazetten gefeierten Literaten, Schauspieler und Künstler so penetrant und durchschaubar auf die Seite der Political Correctness geschlagen, dass mir der windige Berufsstand weitgehend suspekt geworden ist. Meine letzte Hoffnung das sind vielleicht ein paar wenige, die im stillen Kämmerlein ihre eigene trostlose Befindlichkeit darlegen angesichts der schreienden Verblödung in unserem Land und der tagtäglichen Übergriffe auf die anderen, die es noch wagen zu widersprechen. Wieder einmal "innere Emigration" in Deutschland, es ist zum verzweifeln. Aber vielleicht überrascht mit ja tatsächlich Mike McCormack

Brigitte Simon | Mo., 21. Oktober 2019 - 22:54

Antwort auf von Albert Schultheis

Lieber Herr Schultheis,
Sie sehen in meinem Betreff eine kleine Korrektur der Hommage. Ursprünglich war meine Absicht, diese nur meinen eigenen wunderbaren Büchern zukommen zu lassen.
Aber meine "Bescheidenheit "ließ nicht zu, nur an meine zu denken. Ist meine Ent-schuldigung von Ihnen hinnehmbar?

Die nur 300.000 Besucher dürften Ihrer und meiner Beurteiligung Recht geben. Die
Entwicklung widert mich ebenfalls an. Mit Political Correctness liegen Sie
total richtig. Im Nachhinein las ich die Prioritäten - wie Frauenpower, Streiterinnen,
Fenimismus ist Kampf - sind beschämend. Das stelle ich auch in der Musik fest.

Zu den Interpretationen obiger Kommentare sage ich: Nein, eine so geführte Debatte ist eines Buches nicht würdig.

Abschließend: Ich bin dabei, mich zu "entdecken". Mit dem.. Buch "Wer bin ich, wenn ich online bin"...und was macht mein Gehirn solange"? Von Nicholas Carr.
Platon und Sokrates tragen eine "Mitschuld". Vielleicht haben Sie auch eine Idee für mich?