- Leid durch Freud
Vor 80 Jahren starb der Erfinder der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Obwohl sich die Freud'schen Theorien überlebt haben, sind wir mehr denn je Freudianer: Nicht als Therapeut, sondern als Kritiker der Moderne ist er heute allgegenwärtig
Kennen Sie den? Das Ehepaar X lebt auf ziemlich großem Fuße. Nach der Ansicht der einen soll der Mann viel verdient und sich dabei etwas zurückgelegt haben, nach anderen wieder soll sich die Frau etwas zurückgelegt und dabei viel verdient haben.
Den Witz hat Sigmund Freud erzählt. Natürlich im Rahmen einer Analyse – von Witzen, nicht von Personen. Sein Text „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ ist wirklich komisch, auch deshalb, weil Freud einen Witz nach dem anderen reißt und dabei so vorgeht, als würde der Leser, von wissenschaftlichem Interesse getrieben, nicht lachen. So wie Freud, wenn er über Sexualität schreibt, so vorgeht, als würden dem Leser des angehenden 20. Jahrhunderts Begriffe wie „anal-sadistische Phase“, „inzestuöse Objektwahl“ oder „polymorph perverse Anlagen“ keine Schweißperlen auf die Stirn treiben. Wir denken an Freud ja meist als den weißbärtigen Herrn, dessen Foto noch heute überall rumhängt und von dem aus er so streng auf uns herabschaut, als wäre er das Über-Ich persönlich. Wir erinnern uns eher selten daran, dass er Humor hatte.
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Seit über 10 Jahren lese ich mit Genuss CICERO. Doch die Titelgeschichte über die Psychoanalyse hätte besser ein ausgewiesener Kenner und studierter Psychologe geschrieben. Jegliche Differenziertheit entbehrend wird aus der eigenen einmaligen Erfahrung unzulässig verallgemeinert und aus Kurzgesprächen mit angeblichen Experten zitiert. Dazu Banales: "Nach über 100 Jahren sind Freuds Theorien aber nicht mehr auf dem aktuellsten Stand." Das Urteil steht dabei bereits zu Beginn fest: Psychoanalyse nach Freud ist weitgehend überflüssig und nicht mehr zeitgemäß. Von späteren Deutungen Freuds ist überhaupt keine Rede! Was für eine unwissenschaftliche Anmaßung einer Schriftstellerin! Der Artikel wimmelt von sachlichen Unzulänglichkeiten und hätte lieber in einer Illustrierten veröffentlicht werden sollen. Ich bin entsetzt über eine solch oberflächlichen wie schlecht recherchierten Artikel. Es muss der Sommerpause geschuldet sein sich einem interessanten Thema so bäuchlings zu nähern! Schade!