Wolf Biermann
„Putin spielt Schach, der Westen Mensch-ärgere-dich-nicht“: Wolf Biermann / dpa

Russland und Ukraine - „Zum ersten Mal in meinem Leben eine tiefe Angst vor dem Krieg“

Der Liedermacher und Schriftsteller Wolf Biermann hat zusammen mit über 350 Intellektuellen einen Anti-Putin-Appell gestartet. Die „zynische Geschichtslüge“ Putins könne sich in eine Wahrheit verwandeln, wenn seine Aggression gegen die Ukraine in einen dritten Weltkrieg mündet, warnt Biermann im Interview mit Cicero. Entschiedener Widerstand sei nötig.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

So erreichen Sie Volker Resing:

Herr Biermann, Sie haben zusammen mit Ihrer Frau Pamela einen Aufruf gestartet. Mit inzwischen über 350 Persönlichkeiten appellieren Sie, der russischen „Aggression entschieden entgegenzutreten“. Was hat Sie zu dieser Aktion gebracht?
 
Wir haben diesen Anti-Putin-Appell zusammen mit dem Schauspieler Burghart Klaußner und dem Kulturmanager Ulrich Schreiber auf den Weg gebracht. Mich jedenfalls trieb Angst, die nackte Angst. Sie wissen wohl: Ich bin einer, der den Weltkrieg knapp überlebt hat. Anders gesagt: Biermann ist ein gebranntes Glückskind. In den Hamburger Bombennächten 1943 hatte ich, was Wunder, keine Angst vorm Krieg, denn wir waren ja schon mittendrin. Der riesige Feuerofen hatte den Code-Namen „Gomorrha“. Kein Kind kann im Inferno einer brennenden Stadt die Tragödie erfassen. Ich war sechs Jahre alt. Diese Hölle hat sich scharf eingebrannt in mein Gedächtnis. Ich krallte mich stumm an die Hand meiner Mutter Emma. Jetzt aber erlebe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine tiefe Angst vor dem Krieg. Treffender gesagt: Ich habe nicht die Ängste, sondern die Angst hat nun leider mich.

Zu welchen Schlussfolgerungen führt die Angst? Plädieren Sie für Waffenlieferungen an die Ukraine?
 
Mir muss keiner verklaren, dass Frieden schöner ist als Krieg. Dennoch passt zu mir nicht der Spruch: Gebranntes Kind scheut das Feuer. Für mich gilt: Gebranntes Kind sucht das Feuer. Ich hatte nie lähmende Angst vor dem Streit der Welt. Ich war immer dafür, dass man sich wehren muss, mit Worten, mit Wahrheiten, mit Geld, aber auch mit Waffen. Was aber ...  und wann, gegen wen  ... und wie ...  das ist verwirrend. Man muss immer wieder neu einschätzen und geduldig abwägen.
 
Wie sehen Sie es konkret?
 
Es ist ein echtes Dilemma! Um die Not zu wenden, wäre es notwendig, die Ukraine mit modernsten Waffen zu unterstützen.  Aber genau das wäre wahrscheinlich ein fataler Fehler. Es wäre der willkommene Anlass, den der neue Zar Putin im Propagandakrieg für seinen Krieg braucht. Russlands Überlegenheit mit Panzern und Kanonen, und zudem mit atomaren Raketen und Bomben, ist so erdrückend, dass es irrelevant ist, ob die Ukraine jetzt schnell noch mit paar Stahlhelmen und Panzerabwehrraketen gestärkt würde. Putin könnte alle Länder des ehemaligen Ostblocks mit seiner konventionellen Kriegsmaschinerie platt machen und per Knopfdruck sogar auslöschen mit seinen Atomraketen.
 
Sie verlangen eine entschiedene Haltung gegen Putin. Ist Ihnen das Agieren von Bundeskanzler Olaf Scholz entschieden genug?
 
Ich habe keine Hintergrundinformationen. Flott verurteilen ist leichter als Beurteilen. Das Schachspiel ist ja ein Gleichnis für Machtpolitik: Man opfert einen Springer, um eine Dame zu schlagen. Und man kann sich dabei verkalkulieren, weil der Gegner ja auch rechnen kann. In der aktuellen Lage aber scheint mir das uralte Gleichnis vom Schachspiel fast irreführend.  Wenn ich die weltpolitischen Strategien der Demokratien gegenüber den Diktaturen beobachte, denke ich oft: Macht-Canaillen wie Putin und Xi Jinping spielen Schach, aber der Westen würfelt und spielt Mensch-ärgere-dich-nicht. Zugleich ist die Freiheit in den Demokratien das überlegene Lebenselixier. Aber es funktioniert mühsamer als die Herrschaft in totalitären Diktaturen. Denken Sie nur an die brachialere Bekämpfung der Corona-Pandemie in China.
 
Der Politologe Herfried Münkler erinnert daran, dass die Akzeptanz von Einflusszonen im Kalten Krieg einen relativen Frieden der Blöcke garantiert habe. Muss man Russland Einflusszonen um des Friedens willen zugestehen?
 
Das atomare Gleichgewicht hat auf fast altmodische Weise im Kalten Krieg den Weltfrieden bewahrt. Doch die modern-hybriden Kriege, organisierte und improvisierte Terrorakte und global-digitale Cyberattacken, sind die neue Riesengefahr.  Sie können leicht in einen Atomkrieg überkippen. Wenn so ein banaler Diktator wie Putin panisch um seine Macht bangt,  wenn er Angst davor hat, dass sein Volk ihn vom Hof jagt, dann ist alles möglich. Es gibt, vermute ich, ein Schlüsselerlebnis in Putins Leben. Es war 1989 in Dresden, als er dort, nur mit einer Pistole bewaffnet, sich einer wütenden Menge Sachsen gegenüber sah, die seine KGB-Villa stürmen wollten. Nie will Putin wieder Leute vor sich haben, die ihn fortjagen oder lynchen wollen. Seine Todesängste vor dem eigenen Volk, vor dem lebenden Drachentöter Alexei Nawalny und vor den  ermordeten Oppositionellen wie Anna Politkowskaja und Boris Nemzow können wir ihm mit keinen Zugeständnissen austreiben.
 
Während des gesamten Kalten Krieges wurde Gas aus der Sowjetunion bezogen. Letztlich hat der Frieden gehalten. Es war doch eine Art Appeasement, die den Frieden bewahrt hat?
 
Ich verstehe den Wunsch, durch wirtschaftliche Beziehungen die Raubtiere zu besänftigen. In echten Konflikten gibt es nicht nur richtig und falsch. Es ist immer die Suche nach dem weniger falschen Weg. Man muss mit Putin verhandeln, und ich bin froh, dass nicht ich das tun muss. Der Erbe des Mao Tsetung, Xi Jinping, hat gerade vor Absolventen der Militärakademie in Peking eine Rede gehalten. Er sagte: Ihr Genossen, die ihr lernt, wie man Krieg führt, ihr seid die nächste Generation, die dazu da ist, für das Vaterland zu sterben. Er nennt das magische Datum 2048 für die Rückeroberung Taiwans und prophezeit: Ihr werdet sterben müssen, seid euch dessen bewusst. Die patriotischen Todeskandidaten waren begeistert. Die großen Verbrechen begehen die Menschen für scheinbar edle Ziele, die Wiederherstellung der Sowjetunion oder die vermeintliche Einheit des chinesischen Volkes.
 
Sie unterstellen Putin völlig irrationale Ziele und Beweggründe?
 
Putin hat eine so abscheuliche Geschichtslüge in die Welt gebracht, die so gewaltig ist, dass mir der Atem stockt. Er verkündet seit Jahren in diversen Variationen, dass der Zusammenbruch des totalitären Regimes in der Sowjetunion, dass also der Zusammenbruch dieser Diktatur das größte und tragischste Unglück der Menschheit im 20. Jahrhundert gewesen sei. Für ihn ist also der Untergang der UdSSR ein größeres Unglück als der 1. Weltkrieg, ein größeres Unglück als der 2. Weltkrieg und ein größeres Unglück als der Holocaust. Ich habe nun die Sorge, dass diese zynische Geschichtslüge sich in eine Wahrheit verwandeln könnte.
 
Inwiefern?
 
Putin könnte Recht behalten: Wenn nämlich die UdSSR nicht zusammengebrochen wäre, wenn Gorbatschow nicht Glasnost und Perestroika gewagt hätte, wenn dieser sowjetische Demokrat nicht vom versoffenen Boris Jelzin gestürzt worden wäre, wenn dieser korrupte Apparatschik in der Krise nicht den kleinen KGB-Offizier aus Dresden selbstherrlich als seinen Nachfolger eingesetzt hätte, dann wäre der Geheimdienstoffizier aus Leningrad nicht in diese Machtposition gekommen und könnte jetzt nicht Krieg spielen mit der Menschheit. Denn wenn ihm das gelingt und er uns alle mit in den Abgrund reißt, dann verwandelt er seine Geschichtslüge in eine Wahrheit, denn der dritte Weltkrieg wird ein Atomkrieg sein, schlimmer als alle Katastrophen des vorigen Jahrhunderts.
 
Ihr Vater ist als Widerstandskämpfer ermordet worden, Sie haben gelitten wegen Ihrer Widerständigkeit in einem diktatorischen System, was also müssen wir tun?
 
Wir Deutschen leben nur in einer Demokratie, weil die Armeen der Anti-Hitler-Koalition den Krieg geführt haben und unter großen Opfern gewannen. Diese Alliierten-Soldaten kämpften und starben auch für mich. Deshalb kann ich leider kein Pazifist sein. Und dass Nazi-Deutschland das Verbrechen beging, Krieg in der Ukraine zu führen, ist ein gutes Argument gegen Waffenlieferungen. Aber auch ein sehr gutes Argument für die Lieferungen von Waffen, mit denen sich die Ukrainer heute gegen Putins Russland verteidigen können.   
 
Warum gibt es mehr Verständnis für Russland in der ehemaligen DDR als im Westen und bei Ihnen?
 
Solche Deutschen haben kein Verständnis für Russland, sondern für dessen Diktator Putin und seine Mafia. Ich habe ein Gedicht geschrieben, „Angela Merkel ins Poesiealbum“ . Dieses Sonett hört auf  mit dem kaltherzlichen Couplet: „Der Wiedervereinigungsrausch ist passé / gelernten Sklaven tut Freiheit halt weh“. Wir müssen uns immer wieder entscheiden, so wie es in der Bibel steht: „Eure Rede sei: Ja! Ja! Nein! Nein!“ Und ich blutjunger Greis sage 85-mal „Nein!“ zu dieser Putin-Diktatur. Ich will auch deren Zusammenbruch noch erleben.

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Hans Meiser | Di., 22. Februar 2022 - 14:51

Es sollte mein Mitleid erwecken, dieses substanzlose Gerede von einem, der nicht merkt, das seine Zeit vorbei ist.
Tut es aber nicht!
"Ich habe keine Hintergrundinformationen." Ok, dass ist nicht schlimm - dann aber bitte nur zuhören und nicht den Mund aufreißen!
Und nein: die Mitleidstour zieht nicht ("Der riesige Feuerofen [...]" der arme Vater, etc.).
Biermann hat sich seit 40 Jahren keinen Zentimeter nach vorn bewegt.

Reinhardt Cornelius-Hahn | Di., 22. Februar 2022 - 15:04

Es ist die Ecke, in der immer ein kleines Feuerchen zum Aufwärmen brennt. Was und wie KGB und MfS Leute sind, darüber muss man mir nichts erzählen. Das weiß ich besser als Herr Biermann.
In diesem, unsere Land auf die Etablierten und "Entrüsteten" hören, da ist eine ostdeutsche Meinung unwichtig. Man hätte um Putin und andere schon längst Probleme positiv lösen können. Doch, dazwischen steht nicht nur der Petro-Dollar, da gibt es noch mehr. Diese unselige Gemeinheit der Politik im Westen (also im eigenen Land), die eigenen Leute zu kujonieren. Überall, wo es monetäre Vorteile gibt, ist der Westen da (Kapital bis auf 1.000%)und auf dem Vormarsch. Alle sozial-ethischen Brücken der Politik im Land hat es abgebrochen. Wir haben Pandemie, Migration, Armut, Rechts, Links u. Islam, keine Freude und sonst nix. Wir haben aber die große Fresse, das Besserwissen, die moralische Überlegenheit und die Hetze, sie ist unser Recht. Ein DDR-geprägter Diktatur-Westen regt sich auf. Das wärmt..

Martin Falter | Di., 22. Februar 2022 - 15:13

sind soviele Ostdeutsche ( nicht alle natürlich) für Putin und sein Verhalten. Diese kommen mir vor wie der Papagei vor der offenen Käfigtür.

Geschichte global zu verstehen und aus ihr lernen ist ihnen wohl zuviel.

Biermann hat mit jeder Zeile recht.

Putin ist eine Macht Canallie und der oberste Mafia Chef.

Romuald Veselic | Di., 22. Februar 2022 - 15:55

erlauben dürfen, eine D-Variante zu Vaclav Havel. Ich kenne Ihre Songs nicht, aber ich kenne die CS-Protestsongs, die wir als Studenten uns geheim anhörten u. wie meine Frau durch einen StB-Zuträger (in CSSR analog zu Stasi) denunziert wurde. Sie studierte damals Jura u. bekam Berufsverbot. Sie können sich vorstellen, welche "Sympathie" ich gegen jegliche Totalität empfinde.
Die Tragik, die wir jetzt erleben, ist Unfähigkeit des Westens so zu reagieren, wie man dies im 2WK getan hatte. Deshalb der große Zuspruch in D für Putin (auch eine D-Anomalie in Europa), denn er bietet bei jeder Repression die Sicherheit, die es nie zuließ, dass irgendwelche, fremd-kulturelle Clanstrukturen entstehen im Hl. Russland o. unkontrollierte Migration das Land überflutet. Nach dem Motto: Es ist unter Woldja immer besser zu leben, als in einem Gottesstaat.
Das können Menschen mit D-Mentalität vorerst nicht begreifen u. deshalb beschäftigen sich mit Gender & Co.

Gerhard Lenz | Di., 22. Februar 2022 - 16:22

und seine Clique sind?

Weil Sie lieber jemanden an der Spitze des Staates sehen wollen, der bei Andersdenkenden keine Fisimatenten kennt, der durchgreift, einen richtigen "Führer".
Ein solcher ist uns ja wegen unserer eindeutigen Vergangenheit offensichtlich nicht erlaubt. Eine Aussage, die beim dauerleidenden Dunkel-Ossi das nächste Gejammer vom ewigen "Schuldkult" auslösen würde.

Stattdessen haben wir Demokratie, und damit können jene Dunkeldeutschen, die einen "gestandenen Staatsmann" vom Typ Putin bewundern und fordern, ja nun überhaupt nichts anfangen. Demokraten quatschen doch nur.

Nein, diejenigen, die Biermann da kritisiert, die sind nie in der Demokratie angekommen.

Und diejenigen unter ihnen, die hier im Forum vertreten sind, werden sicher unverzüglich Herrn Biermann mit Stasi, MfS, der SED, den Linken oder Grünen und/oder der jüdisch-bolschewistischen Verschwörung in Verbindung bringen.

Aber vielleicht erreicht Putins Friedensmission ja irgendwann unsere Westgrenze.

...ich hatte Ihnen schon einmal empfohlen, sich bei jeglicher Beurteilung des Ostens und seiner Bürger in Stille zu halten, da Sie davon keine blasse Ahnung haben. Und Ihre Hassbezeichnungen in Ihrem Kommentar...
(...brauchen einen Führer, dauerleidender Dunkel-Ossi, Gejammer vom Schuld-Kult, Dunkeldeutschen) sind mittlerweile justiziabel. Ich glaube, um Ihre Hetze zu stoppen, wäre ein Anwalt langsam notwendig. Mäßigen Sie sich.

Gerhard Lenz | Mi., 23. Februar 2022 - 13:24

Antwort auf von Stefan Forbrig

Tun Sie sich bloss keinen Zwang an, Herr Forbig.

Scheinbar fühlen Sie sich von meinen Äußerungen be-/getroffen.

Sie dürfen allerdings sicher sein, dass ich auch weiterhin meine Meinung über jene Menschen, die mit der Demokratie nichts zu tun haben wollen, frank und freimütig mit Ihnen teilen werde.

Die Diktatur -& Orwell-Freunde, die bisher jede Entscheidung (wie heutzutage) des Staates/ der Macht nicht im geringsten hinterfragen(wie in der DDR) & alle Reden & Handlungen nicht nur bejubeln, sondern hofieren, huldigen & sich beweihräuchern, um sich selbst zu erhöhen & Gottgleich zu fühlen.

GUTER BUBI - der immer mit dem Schnabel auf die anderen zeigt, um diesen zu diskreditieren & diffamieren.

Und das z.B., was immer der AFD unterstellt wird wie z.B. Demokratieverlust oder das aushöhlen unseres d. GG, dass sind ihre Genossen, die in ihren Fanatismus gegen das denkende, widerspenstige Volk ausspielen.

Und warum liegt das Vertrauen an der Nullgrenze, egal ob Volk oder Putin?

Warum regt sich die westliche Welt über Putin auf, aber der gelben Macht wird der rote Teppich ausgelegt, obwohl diese auf wesentlich perfiderer Weise ganze Völker eliminieren? Da kommt nichts von den guten Bubis aus der westlichen Hemisphäre.

Und wer ist noch von der Macht Gottesfürchtig - NEIN-ICH BIN

Bernd Windisch | Di., 22. Februar 2022 - 16:34

noch Gitarre. Politik kann er offensichtlich auch nicht.

An wen ist der Anti Putin Appel gerichtet? Biden etwa? Wenn Biermann wirklich Angst vor Krieg hat sollte er den Ball flach halten.

Das Buch "Kriegstrommeln" hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüsst. „Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit.“ – ein berühmtes aber leider wahres Zitat. Dass Medien bei Kriegsberichterstattungen ihren Rezipienten nicht immer die volle Wahrheit liefern, oft gar nicht anders können, sollte jedem klar sein.

Gesang, Musik sowie Texte eher eine zufällige Aneinanderreihung Worten und Tönen für mich eher nichtssagend aber das ist halt Geschmacksache.
Anmerkung zu ihrem Satz "dass Medien bei Kriegsberichtserstattungen ihren Rezipienten nicht immer die volle Wahrheit liefern, oft gar nicht anders können....."
da wir uns rühmen im Land eine freie Presse und Meinungsfreiheit zu haben dürfte es die Einschränkung "oft nicht anders können" nicht gelten. Es sei denn aus technischen Gründen oder das Kriegsgeschehen also äußere Umstände verhindern eine Berichterstattung. Zum Bspl. warum wurde aus dem bedrängten Donbasgebiet so wenig bis gar nicht berichtet. Ein direkter Kontakt mit den Menschen dort und ihre Sorgen ihre Probleme wären doch auch berichtenswert gewesen. Wollte man nicht oder konnte man nicht und wenn ja warum wer verhinderte eine Berichterstattung.

Walter Bühler | Di., 22. Februar 2022 - 16:43

Die Sprachkunst in der Nachfolge Bertolt Brechts, mehr noch die Liedkunst in den Spuren Victor Jaras haben mich in meinen jungen Jahren an Biermann fasziniert. Neben Ernst Bloch gehört er zu den Leuten, die mich trotz Ulbricht und Honecker - allerdings innerhalb der SPD - für einen "menschlichen" Sozialismus begeistert haben. Damals hat er auch Stalins "harten Besen" besungen, wobei ich ihm jedoch schon als junger Mensch nicht mehr folgen konnte.

Auch heute gibt er die Verteidigung des Stalinismus nicht auf, obwohl er jetzt das "juste milieu" der BRD und nicht mehr so süß den Sozialismus besingt. Er kennt ein Opfer des DDR-Sozialismus, nämlich sich selbst (wobei es ihm doch letztlich gar nicht so schlecht ging).
Dass Deutsche in der DDR und viele Nationalitäten (darunter Russen) in der UdSSR unter Stalin gelitten haben, diese historische Wahrheit will WB nicht hören. Noch immer stalinistisch verschrammt die Seele ist, die vorher vollkommen stalinistisch-kommunistisch gewesen war.

Tomas Poth | Di., 22. Februar 2022 - 16:52

... schreit rum und sucht einen Schuldigen. Das ist normal und nur allzu menschlich.
Sogar aus der Bibel kann er zitieren.
Lese er mal Johannes Kapitel 8, Vers 7;
Wer unter euch ohne Sünde (Schuld) ist, werfe den ersten Stein auf sie!
Aber Gedanken zur Konfliktlösung kommen ihm nicht!
Es gibt leider nicht nur die eine Seite und wer für den Krieg brüllt macht sich für die Toten mitverantwortlich.

Albert Schultheis | Di., 22. Februar 2022 - 18:13

Frage keinen Liedermacher, Schauspieler oder Kulturmanager nach Krieg und Frieden! Der Scharfmacher Biermann schwadroniert von "Macht-Canaillen wie Putin", als hätten wir auf der Gegenseite keine Macht-Canaillen - sogar noch viel schlimmere, nach all dem Unheil in Vietnam, Afghanistan, Irak, Syrien und Libyen. Immerhin hat der Liedermacher erkannt, dass es keinen Sinn macht, Waffen in die Ukraine zu liefern. Und, nein, der Westen würfelt nicht und spielt nicht Mensch-ärgere-dich-nicht - das tun vielleicht unsere Annalenas, Roberts und Olafs - aber definitiv nicht die Amis, die spielen knallhartes Schach, auf Teufel komm raus. Der "banale Diktator Putin" ist nicht ganz so banal wie sein Gegenspieler sleepy Joe und Sohn Hunter. Putin und Lawrow haben sich in den Konflikten der letzten 15 Jahren durchaus berechenbar und zuverlässig verhalten. Wer am meisten befürchten muss von seinem Wahlvolk gechasst zu werden ist Biden - die schrägen Machenschaften in Kiew sind sein Damoklesschwert.

Günter Johannsen | Di., 22. Februar 2022 - 21:35

Wolf Biermann wie immer wortgewaltig und treffsicher – und er hat mich überzeugt: „Macht-Canaillen wie Putin und Xi Jinping spielen Schach, aber der Westen würfelt und spielt Mensch-ärgere-dich-nicht. Zugleich ist die Freiheit in den Demokratien das überlegene Lebenselixier.“
Es ist gefährlich, den Gegner zu unterschätzen … vor allem Kommunisten: Einmal KGB – immer KGB? Vor Wochen sagte Wolf Biermann im TV: „Wir stehen am Grab des Kommunismus … und die Leiche stinkt!“ Man kann das erweitern: Die Leiche stink, solange sie nicht begraben ist. Das „Begraben dieser Leiche“ hat man nach 1989 vergessen, weil man zu sehr mit den neuen Möglichkeiten beschäftigt war, die sich nun boten. Den „Leichengeruch“ kann man heute immer noch, und immer deutlicher nicht nur in Deutschland, sondern weltweit wahrnehmen. Das wird jetzt aktueller denn je … ?!

Vor allen Dingen, Herr Johannsen, hat man vergessen, die Leichen des Kommunismus hier bei uns in Deutschland endgültig zu beerdigen. Aus allen Ecken stinkt uns der Muff der SED und der beißende Gestank der Stasi entgegen. Es sind nicht nur die roten Zombies aus der kaputten DDR, es sind gleichermaßen deren Sympathisanten aus dem Westen, die die für DDR-finanzierte stalintreue Verlage wie Pahl-Rugenstein geschrieben haben und heute Bundespräsidenten sind, oder die die damals steinzeitharte Kommunisten im Stile Pol Pots waren wie manche Ministerpräsidenten, siehe den KBWler Kretschmann in BaWü.

Michael Bender | Di., 22. Februar 2022 - 21:43

hat mir der Bericht von B. Reitschuster geholfen. Natürlich muss man diesem auch erstmal vertrauen, aber ich dachte, ein erklärter Russlandfreund, 16 Jahre dort gelebt, überwiegend als Korrespondent für den Focus, der hat u. U. auch Informationen über den Menschen Putin , die Logik seines Handelns, denen man Gehör schenken könnte.

https://reitschuster.de/post/wer-betreibt-kriegstreiberei-putin-und-sei…

Wer ihm Glauben schenken mag, für den ist sein Youtube-Bericht noch hilfreicher, weil detaillierter. Er macht auch deutlich, dass er die amerik. oder westeuropäische Politik ebenfalls kritisch betrachtet.
https://youtu.be/88BAu6jOGTU

Yvonne Stange | Mi., 23. Februar 2022 - 00:34

.. gibt wieder mal den Mainstream-Groupie. Ich fand ihn in der DDR schon ätzend, konnte mit dieser Bohème, die ihre eigenen Vergünstigungen hatte und nicht das Leben des Otto Normal DDR-Bürgers leben mußte, noch nie etwas anfangen. Aber das Maul aufreißen und alle Vorteile abschöpfen. Igitt. Egal, vor Jahren trat er im Bundestag auf und machte den Merkel-Minnebarden, das war schon zum Fremdschämen und jetzt wieder... gibt der nie Ruhe?
Nun hat es "der Werte-Westen" geschafft, Putin gänzlich vergrämt und der Arbeits-Pöbel muß das Doppelte und Dreifache für Gas löhnen.... es interessiert Scholzen ja nicht, Verluste und Kollateralschäden sind geplant! Wie ödet mich diese Politik an!! Und die (größtenteils Wessie-) Groupies, die sie beklatschen! Ich will, daß das Land wieder geteilt wird, `89 war ein kolossaler Fehler!

Hans Süßenguth-Großmann | Mi., 23. Februar 2022 - 11:06

Als "Kind der DDR" Jg. 49 kenne ich Biermann und war auch Fan. Hat sich aber schon lange gegeben. Aus dem Artikel hat sich mir nicht erschlossen, was der Appell soll. Soll Putin aus dem Donbass wieder abrücken, weil 320 deutsche Kulturschaffende das wollen?
Die Anmerkung, dass das Dresden Erlebnis Putin geprägt hat teile ich. Ein Offizier einer Großmacht sieht sich außerstande ein Objekt zu schützen, das kann er nicht akzeptieren, dazu muss er auch nicht des Teufels Enkel sein.
Es ist schon sehr verwunderlich wie es zu der aktuelle Situation gekommen ist, Chrustschow überträgt die Krim aus dem russischen Teil der SU dem ukrainischen Teil und drei Genossen der KPdSU beschließen nach einen Besäufnis die Auflösung der Sowjetunion, da würde auch Hegel am Weltgeist zweifeln. Russland ist bleibt unser Nachbar und man wird mit ihm auskommen müssen.